Gedichte
Oh du Theaterluft
Nach Garderobe
Und Staub
Bisschen stickig
Aber versprichst einen Ausgang
Oder Durchgang
Ein Licht
Nach altem Teppich
Und Dunkelheit
Und irgendwie,
Seltsamerweise,
Nach Finanzamt
Nach dunklen hölzernen Möbeln
Schreibtischen
Nichtrauchen ohne Rauchverbot
Dem Egon Krenz sein Büro
Nach altem Papier
Das im Reißwolf gärt
Bisschen antiquarisch
Bisschen trüb
Noch
Und dann Leben,
Hinter den gläsernen Türen,
Das sich aufstaut,
In deinen Gängen
Verheißungsvoll
Und explodiert,
Wenn ich eintrete
Vielleicht weinen die Bäume
Wir weinten tränenlos
Weil das Salz ausgegangen
Sahen wir aussichtslos
Weil das Sichtfeld verschwommen
Schrien wir lautlos
Weil der Ton benommen
Sprachen wir sprachlos
Weil wir keine Worte fanden
Lachten wir hemmungslos
Weil der Schock uns überfiel
Schlugen wir
Herzlos
Um uns getrost
zu schützen, und
Wir lebten zeitlos
Weil die Birken noch dort standen
Und die Gedanken nicht verschwanden
Fühlten
Leere
Und dann atmeten wir tief
Weil unsere Herzen Luft brauchten
Und jetzt stehen wir wieder dort
Wo wir vorher standen
Und wir begreifen nichts
Überhaupt nichts
Vielleicht weinen die Bäume
Das Gedicht kommt zu früh
Atem wiederfinden, in dieser Beziehung.
Mein Körper kann’s noch nicht ganz fassen.
Dass das jetzt wirklich endlich war.
Umso besser, dass da Luft ist.
Ich ringe schon nach innen hin.
Seh dich auf dem roten Sofa,
liegend wie ein Embryo.
Auf dem Stuhl, mit freien Schenkeln.
Im Bett, dein Kopf, am Arm entlang,
dein schwarzes Haar am weißen Körper.
Hast dich eingeschrieben in die Möbel.
Dein Geruch im Kissen.
Ich könnt dran riechen, stundenlang.
Nummer löschen reicht nicht aus.
Brauch die Liste
Mit den Sperrmüllterminen.
Das Gedicht kommt zu früh.
Später, am Tag, soll was passiern.
Früh morgens durch die Stadt.
Heimkommen.
Menschen in der Bahn, wir sind anders. Irgendwie.
Feixen, schwelgen, teilen unseren Schock.
Schauen auf den Tag. Und die Nacht.
Leere Bürgersteige, bisschen Wind. Zum Glück, ich atme.
Lange her, so in der Früh.
Rentner holen Zeitung rein. Gelbe Lichter aus der Wohnung.
Ich bin verliebt, und ahn‘s noch nicht.
Später, am Tag, soll was passiern.
Müder Kopf bringt mich ins Bett.
Schaltet stumm, Gott sei Dank.
Grauer Himmel, Kaffee, Toastbrot.
Tag ist aus der Zeit gefallen.
Mein Herz fängt wieder an, zu schlagen.
Wegen dir? Oder des Koffeins?
Oben, am Balkon zum fünften Stock, da seh ich Sonnenlicht.
Schickt mir einen Abschiedsgruß.
Ich denk an dich.
Vögelchen vom Meer
Ein, zwei Wellen weitergehn
Wo Sonnen auf den Dünen stehn
Wolken über Himmelblau
Brise Salz, der Wind ist lau.
Hinter der Dune seh ich die Vögelchen vom Meer
Schleudern ihre Beinchen vor den Fluten her
„Strandläufer“ sinds, so der Maler zu mir.
Fliegen nicht, sondern sausen fort
Am Schaum entlang
Von Süd nach Nord.
tanzum, freisam
Wenn du wüsstest, was es mir gibt, zu tanzen.
Jene Freiheit auf der Welt, mit der ich etwas anzufangen weiß.
Die meine.
Die ich in vollen Zügen auskosten, in Gänze zu bewegen liebe.
Zwar mag ich mich schämen unter mancherlei Blicken.
Aber bin ich einmal bei mir, ist die Scham einmal fort, ist die Freiheit einmal da,
so tanz ich und tanz,
vermag ganze Gedankenstränge zu vergessen.
Denn es lässt sich nicht in Worten tanzen.
Nur auf sie hören. Und zuweilen auf ihnen atmen.
Zug von dannen
Weißer Himmel, zugezogen
So siehst du aus,
der weder Sonne noch Regen spüren lässt.
Hinterm Bahnhofsgelände
Da rauschen die Züge
Von ganz weit her nach ganz weit weg
Und ein jeder einzelner
Bringt einen um den Atem
Dabei weiß doch jeder Fahrgast
dass Züge ziehen müssen,
des freien Reiseherzens Willen.
Von Wein und Liebe, trotz allen Ernstes, Nüchternheit
Es ist einfach schön, Wein zu trinken und sich zu umarmen.
Sich lieb zu kosen.
Als hätte man das ganze Leben lang aufeinander gelegen.
Als gäbe es keine Konventionen.
Als seien alle Verbote ausgesprochen.
Und es ist schön, Worte ernst zu meinen.
Im nüchternen Zustand.
Ohne Wein.
Ohne Schock.
Als wäre man sein ganzes Leben lang alkoholisiert ins gleiche Bett gestiegen.
Nicht nackt.
Und am nächsten Morgen versöhnlich aufgestanden.
Ohne Schock.
Als wäre der Wein eben doch nur Wein gewesen.
Als bliebe die Liebe Liebe.
Als seien ernste Worte möglich.
Nicht verhängnisvoll.
Bedingungslos.
Frei.
Wie ein Gestern und ein Morgen.
Alles da
Fülle in meinem Herzen Sättigung Nach gesundem Appetit Alles maßvoll? Wie wär das Leben in genau dieser Atmung In genau diesem Sommerkleid Kein Ausrufezeichen Kein Ausruf Alles da
wie das Lied…