L’ange et le diable

Quand tu me demandes

Si ta pote elle me plaît plus –

Jeanne,

Aux lèvres rouges, aux cheveux noirs,

des yeux qui ignorent mon regard

Une dirigeante à lassitude

Un certain esprit sans motif

– j’ai peur

et je te dis :

C’est ta personnalité que je préfère,

en faisant des énumérations

pour gagner en raison

puisqu’il est raisonnable

de choisir l’ange au lieu du diable

Femme en manteau gris

Nachts am hüglig wäldern Kamm, sitzen wir und rauchen Eine

In den schwarzen Lichterschwamm, die da flackern überm Rheine

Drinnen sehen wir einander, von Tisch zu Tisch in vollem Raum

Und Mal zu Mal ist’s intensiver, seh dein Lächeln noch im Traum

Dieser warmherzig, forsch offene Blick

Auf unbekleidetem Gesicht

Dem ich alsdann verschämt ausweiche, aus Angst, mich nackt vor dir zu zeigen

In bedeutungsvollem Ernste, dir mein Begehren zu erweisen

Also wandere ich Grade, leg meine Hand in deine Nähe

Du tätschelst sie liebevoll, Erotik stehe außer Frage

Mein Mundwinkel entgleitet mir, ausgeliefert zeigt mein Herz sich dir

Ist alles gut? – ja, ja, hab mich in dich verirrt (wollt ich sagen, leicht verwirrt, wohl aber fehlte mir der Mut)

Drum klimpern meine Finger zu den deinen, plötzlich spürn sie deinen Leib,

Ich will fristlos so verweilen, verlieb mich in die Innigkeit

Als du den Rauch genüsslich ausatmest, dabei nasal von deinem Alter sprachest

Verbundenheit, mein Herz, das schweigt, schad, dass du vergeben seist

Zeit

Sowie ich es beinahe akzeptiert habe, ja fast mühelos aushalte, keinen Kontakt zu dir zu haben, erfasst mich bei den Probenbesuchen der letzten Tage eine kribbelnde Nähe zu dir, eine Vorstellung von was wäre, wenn, die dir erzählen möchte, wie es zu dieser verrückten Hospitanz kam, und dass ich glücklich bin. Und die die melancholische Frage stellt, wie viele Jahre vergangen sind, seitdem du das letzte Mal den Weg über diese Seitenbühne genommen hast, den ich jetzt täglich nehme. Diese langweilige Frage nach einer Zahl, die ich überall nachlesen könnte, aber die trotzdem gestellt werden muss, einfach um zu sagen, dass uns etwas verbindet. Und die, natürlich, den Brief an dich abschließt, mit dem Hinweis, ich würde dir in ein paar Tagen erzählen, wie die Sache ausgegangen ist, also das Sein im Theater. Die Sache, die natürlich eigentlich unsere Verbindung meint, die fortbestehen soll, so summt mein Herz, und ebenjene Vorstellung von was wäre, wenn ich dir schriebe, schnurstracks in den Himmel, und wenn du antwortetest. Du toter Greis.

Die Kraft der Angst

Die Kraft der Angst

Wenn ich keine Angst (vorm Tod) mehr hätte,
Würd ich sterben (paradoxerweise)
Ja, ich würd mit meinem Surfboard auf die raue See rauspaddeln, hyperventilierend und berauscht vom Anblick der Brandung, der Wassermasse, würde erregt weiter paddeln, bis mir bei einem Tauchgang irgendwann die Luft ausginge, ich unter Normalnull um Atem ringe, und stürbe.

Wenn ich keine Angst mehr hätte, hätt ich dann noch Adrenalin?
Würd ich dann überhaupt noch in die Wellen ziehn? Oder wär mir das alles viel zu schöde? Viel zu lahm?

Und Mut? Hätt ich dann noch Mut?
~ Mut heißt nicht keine Angst zu haben, singt Sarah Lesch, sim, sim, Mut heißt nur trotzdem zu springen. ~
Ohne Angst gäb es kein Trotzdem mehr.
Stolz wohldenn, den gäb es trotzdem noch. Auch ohne Trotzdem.

Ohne Verlustangst, wüsst ich da noch um den Wert der Dinge? Der Liebe?

Holz

Kindheitserinnerung reloaded. Wir sind im Wald, Mama, Papa und ich – eine der wenigen Erinnerungen, in denen wir alle zusammen sind, und die ich vermutlich habe, weil wir zusammen sind. Der silberne Ford Focus steht mit geöffnetem Kofferraum am Waldrand. Wir laufen über zerzaustem Waldboden, ein Schlachtfeld an wüst umherliegenden Ästen und gekappten Bäumen. Wie Arbeiterwespen schwärmen wir aus, um Brennholz für unser Nest zu suchen, für unsere Nestwärme. Wir machen das öfter. Mehrmals im Jahr fahren wir in den Wald, um Holz zu sammeln, das im Garten gesägt, dann gespalten und schließlich im Schuppen aufgeschichtet wird, um dort zwei Jahre lang zu trocknen. Meine Aufgabe ist es, kleine „Käsestücke“ einzusammeln, die Enden von dicken Stämmen, die ich (als vielleicht Zehnjährige?) tragen kann. Ich erinnere mich an das Gefühl, beschäftigt zu sein, schwer zugange zu sein. An einsetzenden Hunger. Ich rieche Waldluft, erdigen Boden, der unter meinen dicken Profilschuhen nachgibt, leicht sinke ich ein und drücke mich von dem organischen Material wieder ab; der federnde Boden und die sperrigen Schuhe geben mir das Gefühl von Trainingscamp, zum Aufbau von Kondition und Durchhaltevermögen. Wir machen eine Pause, setzen uns in den Kofferraum. Mama öffnet eine Thermosflasche, die heiße Wienerwürstchen enthält. Ich empfinde Belohnung, die haben wir uns verdient, diese superleckeren Wienerwürstchen. Dann später Sättigung, Geborgenheit.

Antoine Villoutreix

Es ist Frühjahr, permanent scheint Sonne, Menschen sind im Park unserer Wohngegend oder im Stadtzentrum. Die WG ist lichtdurchflutet, bis 12 Uhr dringt die Sonne an der Ostseite ins Wohnzimmer, ab 14 an der Westseite. Das färbt den Innenraum. Die Wandfarbe der Wände ist mattes Deckweiß, der Boden wirkt gelb gebleicht. Alle halbe Stunde robbe ich nach hinten, um weiter im Sonnenfleck zu baden. Wir verbringen die letzten Tage miteinander. Den Abenden haftet Melancholie und Genuss an, ein bisschen Bohème. Bei Sonnenuntergang sitzen wir auf dem Balkon und trinken Rum. Zwei Wochen später sind meine liebsten Mitbewohner ausgezogen. Ihre Zimmer sind leer. Nur einmal erlaube ich mir das Pathos, ihre ehemaligen Zimmer zu betreten, und die Leere zu begutachten, das Gewesene. Wir feiern Abschiede. Letztes gemeinsames Abendessen, vorletztes Auf Wiedersehen, Auszug Nummer eins, Auszug Nummer zwei. Vorletzter WG-Putz, letzter WG-Putz, letzte Verantwortlichkeiten. Alles hat Bedeutung. Ich erlebe einen Bewusstseinsmoment: hier ist ein Cut, hier ist das Ende unseres gemeinsamen Lebens. Ich weine, und umarme sie. In der leeren lichtdurchfluteten WG übermannt mich der schlimmste Liebeskummer aller Zeiten. Ich muss raus, muss tun, mich beschäftigen. Ich will meiner inneren Unruhe über äußere Reizüberflutungen entkommen. Eine Art Aufbruch. Auf, in die Welt. Und Bruch mit einer erlebten Geborgenheit, mit dem Schönen von Bordeaux, das mir jetzt schmerzlich, verdorben und belegt vorkommt. Zu den wenigen einsamen Momenten, die ich zuhause in der leeren WG verbringe, läuft Musik: Antoine Villoutreix, ganz im Vordergrund. Melancholisch dudelnder Folk. Ein bisschen übertönt er die innere Lautstärke. Die Zeilen sind sanft, fast belanglos.

Kultur-Familie

Papa und ich befinden uns auf der Bühne, das Stück ist vorbei. Wir erfahren, dass es keine Zugabe geben wird, trotz Premiere. Dann scheint es, als würdet ihr doch auf die Bühne kommen. Ich schäme mich ein bisschen für meinen Voyeurismus. Schnell verschwinden Papa und ich von der Bühne, suchen uns Plätze in der ersten Reihe, er setzt sich links vor die Bühne, ich mittig, zwischen uns ist ein Platz frei, kurzerhand setze ich mich doch neben ihn. Dann tauchst du auf. Nach der Zugabe versetzen sich die Menschen im Theatersaal in Bewegung. Im Aufstehen und Getümmel schaust du in meine Richtung, ohne dass sich unsere Blicke treffen. Du kommst zu uns. Wir reden über Papa (ich erinnere mich nicht über was genau). Papa benimmt sich wie ein pubertierender Junge, überdreht und findet sich cool. Ich sage: „Und genau das ist das Problem!“. Daraufhin formt er mit seinen Fingern ein Loch, drückt sein Becken nach vorne, tut als hielte er seinen Schwanz und pinkelte in meine Richtung. Du nimmst das alles zu Kenntnis, wertfrei. Dann fragst du: „Ein Teil deiner Familie war doch eine Kultur-Familie, oder?“. Im Aufwachen frage ich mich, worauf deine Frage reagierte. 

C’est un sentiment

C’est un sentiment. C’est pas facile à décrire. Je ressens la chaleur, je m’ouvre à ce sentiment. Mon cœur est touché, tellement touché que je pleure. Je ressens aussi une tristesse. (Je ne sais pas d’où elle vient, mais elle est là.) Et puis une partie de ce sentiment est un choc. J’ai la sensation que mon cœur tremble légèrement. Le choc suite à une nouvelle tragique et lumineuse. La mort d’un bébé et sa naissance en même temps. C’est comme si mon cœur avait compris quelque chose (que je ne sais pas exprimer par des mots). Je me débats contre moi-même, ressentant chaleur et tristesse en même temps. Il faut que je m’agrippe à la table pour ne pas perdre l’équilibre. Je suis émue, bouleversée. Des vagues de sensations et surtout d’illumination.

Démence

Je suis dans la salle de bain de mes grands-parents. Dans le rêve, c’est une salle de bain plus spacieuse, des murs en grès. Je remarque que l’eau coule hors de la baignoire. Apparemment ma grand-mère a oublié de fermer le robinet. Elle rentre et m’empêche de le fermer. Elle résiste fortement. On se bat. La ptite lutte se déplace vers la porte. J’ai peur. Avant que je puisse m’enfuir de la salle de bain, elle me pousse sous l’eau. Je vois l’agressivité dans son visage, la détermination. Elle me tuera, je pense. Sous l’eau, je ne bouge pas. Pour l’instant, j’ai suffisamment de réserves d’air. Je m’interroge sur comment m’arracher de sa prise. Je prétends être morte, les yeux figés. Mon plan, c’est de la surprendre pour me libérer. Avec ces pensées stratégiques je me réveille.