Disko

Das Wasser ist ganz weiß

Würd ich reingehn,

Ich Engelchen,

Man würds nicht sehn

Ein Surfer sagte mal

‚Unter den Wellen sein,

Das ist wie Disko

D-dum, d-dum, d-dum

Man muss bloß warten

Bis der Bass sich beruhigt‘

Oh du Theaterluft

Nach Garderobe

Und Staub

Bisschen stickig

Aber versprichst einen Ausgang

Oder Durchgang

Ein Licht

Nach altem Teppich

Und Dunkelheit

Und irgendwie,

Seltsamerweise,

Nach Finanzamt

Nach dunklen hölzernen Möbeln

Schreibtischen

Nichtrauchen ohne Rauchverbot

Dem Egon Krenz sein Büro

Nach altem Papier

Das im Reißwolf gärt

Bisschen antiquarisch

Bisschen trüb

Noch

Und dann Leben,

Hinter den gläsernen Türen,

Das sich aufstaut,

In deinen Gängen

Verheißungsvoll

Und explodiert,

Wenn ich eintrete

Nach unserem Zuhause

Du erzählst mir, du seist an Silvester in Berlin, und fragst mich, ob ich da auch in Town wäre. Verlockend, denke ich mir, du und Berlin. Ich könnte nicht sagen, wen ich mehr liebe, wer mich mehr an den jeweils anderen erinnert. Gibt es ein Berlin ohne dich? Gibt es dich ohne Berlin? Ich muss mir das Papier nochmal zu Hand nehmen, deine Schnörkelschrift, deine unverwechselbar hochgestochene, unaufdringliche Sprache, um dich mir in Erinnerung zu rufen. „Du […] von Zweifeln über die große Zukunft geplagt […] ich dagegen ebenfalls aufgeregt […], glücklich, weil ich das Gefühl hatte, dass nach langem Zögern mein Plan endlich aufgegangen war.“, schreibst du. Ich sehe dich neben mir, wie wir auf Fahrrädern durch die Münchener Sommernacht schlittern, damals liegt Berlin schon mehrere Monate hinter uns. Du versuchst mich davon zu überzeugen, dass München doch viel mehr ist, als die saubere, hygienische, schicke Spießerstadt, die als Berlinkontrast schon immer in meinem Kopf existiert hat. In den Münchener Nachthimmel rufe ich meine Zukunft, als hätte auch diese schon immer existiert.

Ich sehne mich nach dem Dielenboden. Nach dem penetranten Rauchgeruch im Treppenhaus. Nach  Lichtermeer, das die Gleise beleuchtet und Berlinreisende schon vor Ankunft im Hauptbahnhof empfängt. Nach versteckten, in dunklen Gassen liegenden Jazzkellern. Nach Winter, beißender Berlinerkälte. Nach unserem Zuhause