Atempause.

Hier folgt nun nicht wie angekündigt etwas mehr zu der wirklich schönen Stadt, in der ich jetzt sein fast drei Wochen lebe, sondern ein mit einem Lächeln auf den Lippen verfasster Bericht über einen der schönsten Tage, die ich bisher in Bolivien verbringen durfte. Ich muss dieses Erlebnis teilen!

Am Sonntag morgen machten meine Mitbewohnerin und ich uns gnadenlos früh auf den Weg, um an einem von ihrem Studiengang, ihrer Universität aus organisiertem „Ausflug“ teilzunehmen. Doch Ausflug ist hier ein absolut unpassendes Wort, es war mehr eine Lieferung. Und zwar wurde innerhalb der Universität meiner Mitbewohnerin fleißig gesammelt, alles, was an Kleidung, Spielzeug und Essen aufzutreiben war. Damit machten wir uns dann in einer kleinen Gruppe Student*innen auf den Weg Richtung Oruro, einer anderen großen Stadt Boliviens, die ungefähr 4 Stunden entfernt und um einiges höher liegt, um in einigen Dörfern, die an der vielbefahrenen Straße nach Oruro liegen, die Spenden zu verteilen.

Doch auf den Weg gemacht haben wir uns nicht – wie von mir angenommen – in einem kleinen Bus, sondern auf der Ladefläche eines Pick-Ups, eingekeilt zwischen Haufen gespendeter Kleidung, einem Sack mit Brot für Straßenhunde und einem riesigen Topf Kartoffelsuppe, unserem Mittagessen. Ich genoss unsäglich das Gefühl, für längere Zeit unter freiem Himmel zu sein, die frischer werdende Luft einsaugend und die sich um uns herum erhebenden Bergketten bewundernd.

In den Dörfern verteilten wir dann Spielzeug und Kleidung an die Familien. Scheinbar waren ihnen Lieferungen dieser Art schon bekannten, denn kaum hielten wir auf einem der größeren Plätze in den Dörfern, waren wir sogleich von Müttern und Vätern mit ihren wuselnden Kindern umgeben. Obwohl wir eine riesige Menge an Sachen mitgebracht hatten, glich das Verteilen einer Art Kampf. Alle Eltern wünschten sich für ihre Kinder nur die schönsten Spielsachen, die wärmste Kleidung. Doch egal welches Spielzeug wir einem der Kinder in die Hand drückten, die Freude und Faszination war groß.

Ich möchte eigentlich nur noch Bilder sprechen lassen. Aber lasst mich noch eines festhalten: Was diesen Tag für mich so besonders gemacht hat, was das Gefühl, dem Land so nah zu kommen, wie in meinem Kosmos aus Privatschule und europäisch geprägter Großstadt noch nie zuvor. Ein Tag, der mir lange im Gedächtnis bleiben wird. Vielleicht auch, weil ich einen herrlichen Sonnenbrand von meiner Fahrt unter der brennenden Bergsonne davongetragen habe…