El último: La lucha por Tariquía. – Der Kampf um Tariquía.

Wenn alles gut läuft, wird dieser Beitrag der erste von mehreren sein, in denen ich euch aktuelle Debatten, Themen, die die bolivianischen Medien in den letzten Wochen bestimmt haben, vorstelle. Das alles unter dem Titel „El último“, also das Neuste.

Beginnen möchte ich heute mit einem Beitrag über Tariquía, genauer gesagt über „La Reserva Nacional de Flora y Fauna Tariquía“, eine sogenannte „área protegida“, ein aufgrund seiner besonderen ökologischen Bedeutung durch diverse bolivianische Gesetze vor Eingriffen in seine Unversehrtheit geschütztes Gebiet. Den „pueblos indígenos“, welche innerhalb dieser geschützten Zonen leben, werden besondere Eigentums- und Mitbestimmungsrechte zugesprochen – eigentlich…

Tariquía liegt im Südwesten des im Süden Boliviens gelegenen „departamentos“ Tarija, mit gleichnamiger Hauptstadt. Das Schutzgebiet befindet sich in der Nähe der Grenzen des plurinationalen Staates zu Argentinien und Paraguay und trägt seit über dreißig Jahren diesen Titel, der sicherstellen soll, dass der Lebensraum, den Tariquía für mehr als 800 Spezien bietet, nicht verloren geht.

Dennoch hat die Regierung von Evo Morales die Extraktion von Kohlenwasserstoff innerhalb des Schutzgebietes erlaubt. Seit 2015 gibt es nämlich ein Dekret, welches den Abbau von Bodenschätzen auch in solchen, eigentlich geschützten, Regionen erlaubt. Auf dieses berief sich die Regierung, als sie vor einigen Wochen mit den Arbeiten in Tariquía beginnen wollte. Doch bis heute konnte dies nicht in die Tat umgesetzt werden: Die ansässigen Gemeinschaften verwehren den Autoritäten bis heute den Zugang zu ihrem Land. Inzwischen wird versucht, den Eingang gewaltsam freizumachen.

Ganz Bolivien wurde von einer Welle der Solidarität überrollt: Nicht nur in der Hauptstadt des „departamentos“, Tarija, wird fast täglich gegen diese Politik des Extraktivismus protestiert. Auch in allen anderen Landesteilen spricht man sich gegen die Arbeiten in Tariquía aus. Denn die Intaktheit dieses besonderen Ökosystems, welches das Gebiet darstellt, ist von großer Relevanz: Doch der Abbau von Kohlenstoff würde erhebliche negative Auswirkungen auf die Wasserqualität zweier die Region durchfließender Flüsse haben sowie die Abholzung weitläufiger Gebiete bedeuten.

Wie sich der Konflikt weiterhin entwickeln wird, ist nicht abzusehen. Als Referenz möchte ich hier einen ähnlichen Fall anführen, welcher sich in den Jahren 2010 und 2011 in einem anderen Schutzgebiet, Tipnis, im „departamento“ Cochabamba ereignete. Die Regierung wollte, um die Infrastruktur in diesem Teil des Landes zu verbessern, eine Autobahn quer durch dieses Gebiet errichten lassen, um die Landesteile nördlich davon besser anzubinden. Die dort ansässigen Gemeinden protestierten mit einem Fußmarsch bis zum Regierungssitz La Paz. Aufgrund der hohen Medienwirksamkeit war bis dato hoher Druck auf die Regierung entstanden, welche schlussendlich vom Bau der Autobahn absah. Vorbildhaft auch für den Kampf um Tariquía? Wir werden sehen, vamos a ver.

Für mich ist dieser Fall sinnbildlich für einen grundlegenden Konflikt, in dem sich Bolivien zu befinden scheint: Einerseits ist in der Verfassung der Schutz der Mutter Erde gesetzlich festgelegt, auch wegen der tiefen Verwurzelung des Pachamama-Kultes innerhalb der Gesellschaft. Die Anrechte der indigenen Gemeinschaften auf ihr Land und ihre Kultur wurden in den letzten Jahren deutlich gestärkt. Dennoch scheint dies alles unwirksam zu werden, wenn es darum geht, die Bodenschätze des Landes so lukrativ wie möglich zu nutzen. Bolivien erlebte in den letzten Jahrzehnten einen wirtschaftlichen Aufschwung; um dessen Fortbestand zu sichern, scheint Mutter Natur inzwischen des Öfteren das Nachsehen haben zu müssen.