Long time no sea

~08.04.2021-10.04.2021

Inzwischen weckt das Klingeln des frühen Weckers eine gewisse Abenteuerlust.

So auch, als Jojo und ich uns von Iași aus am Donnerstagmorgen noch vor dem Sonnenaufgang auf den Weg zum Busbahnhof machten. Zusammen mit einer bunten Mischung weiterer Mitfahrer aller Altersgruppen ging es los. Unser erstes Ziel: Brăila. Hier mussten wir in einen weiteren Microbus umsteigen, um Tulcea zu erreichen. Das Busfahren hat etwas total meditatives. Die wunderschöne Landschaft Rumäniens zieht draußen vorbei, dabei wird man von schnellen Überholmanövern und unebenen Straßenbedingungen in den Schlaf geschaukelt. Zum ersten Mal habe ich hier Windräder in Rumänien gesehen, die unsere Fahrt bis in die Hafenstadt Tulcea begleiteten. Dort angekommen legten wir eine entspannte Snackpause am Ufer der Donau ein, bekamen das Angebot beim Anstrich eines Brunnenbeckens mitzuhelfen, was wir dankend ablehnten und daraufhin in Richtung der Anleger liefen. Der Adrenalinspiegel stieg nochmal kurz, als wir um 13:30 feststellten, dass die Fähre nach Sulina gerade am ablegen war. Gnädigerweise wurde auf uns gewartet, als wir die letzten hundert Meter sprinteten und an Bord sprangen.

Weiter ging es einen Hauptarm der Donau entlang in Richtung schwarzem Meer, wo sich am Flussufer die unterschiedlichsten Wasservögel tummelten. Zwischen dem Schilf an Land tauchte immer wieder der Kopf eines grasenden Wildpferdes auf und in den vereinzelten Ansiedlungen spielte ein scheinbar alltägliches Dorfleben. Die Sonne wechselte sich mit bauschigen Haufenwolken ab, während der Fahrtwind über das Außendeck zog. Die dreistündige Fahrt, bei der sich die Anzahl der Passagiere an jedem Stop ausdünnte, bis praktisch nur noch wir, ein Vater mit Sohn und ein orthodoxer Priester übrig geblieben sind, verging wie im Flug. Letzten Endes kamen wir in Sulina an, einer ehemals historisch bedeutenden Hafenstadt, an einer Mündung des Deltas ins Meer.

Bevor wir den ersten Abstecher zum Meer machen konnten, trafen wir uns mit Cristi, dem Vermieter unseres AirBnB-Zimmers. Zusammen mit seiner Mutter lebt er als Künstler praktisch sein ganzes Leben in Sulina und bezieht einen Großteil der Inspiration für seine Aquarelle aus der Natur in der Gegend. Während eines Tees, um die Kälte der Fahrt wieder zu vertreiben, gab er uns einige nützliche Besichtigungstipps im Ort und half uns bei der Planung der nächsten Tage weiter. Sehr viel länger warteten wir dann auch nicht und machten uns auf den Weg zum Strand.  Von der untergehenden Sonne begleitet liefen wir durch das schöne Fischerörtchen, das größtenteils aus drei parallel zur Donau verlaufenden Straßen besteht, die numerisch benannt wurden. Vorbei an einer großen orthodoxen Kirche, einem alten, verfallenen Leuchtturm und jeder Menge kleiner baufälliger Häuschen, kamen wir zunächst zum großen Friedhof außerhalb des Dorfes.

Laut unserem Vermieter sollen hier neben Piraten, reichlich Deutschen auch eine Prinzessin beerdigt worden sein. Abgesehen vom sehr deutsch klingenden Heinrich fanden wir die übrigen aber leider nicht. Dafür begegnete uns ein neugieriges Wildpferd und Kühe als wir auf einem abenteuerlich morschen Holzsteg zum Strand weiter liefen.

Endlich am schwarzen Meer anzukommen war dann erstmal überwältigend. Das Meer war nahezu spiegelglatt und die vereinzelten Wolken am Himmel wurden vom Sonnenuntergang in einem sanften Lila gefärbt. Wir freuten uns wie kleine Kinder, den langen Sandstrand für uns zu haben und konnten kaum glauben, nach der langen Anreise angekommen zu sein.

Endlich am schwarzen Meer angekommen und überglücklich mal wieder Seeeluft zu schnuppern…

Auf dem Rückweg kauften wir noch ein, um dann in der Wohnung ein paar Nudeln kochen zu können. Die Mutter unseres Vermieters hatten wir nur flüchtig kennengelernt, doch die alte Dame hörte unheimlich schlecht, wodurch die Seifenopern, die sie in einem Fort schaute, durch die ganze Wohnung schallten und bestätigten, dass sie zuhause war. Im Wohnzimmer hingen ansonsten jede Menge Bilder von Christi, die Szenen vom Hafen Sulinas und des Deltas zeigten. Cristi selbst trafen wir erst wieder, als er mit seinem, von der Straße adoptierten Hund, Bobo, nach Hause kam und uns auf eine Runde Țuică einlud. Gemeinsam saßen wir dann noch bis spät in die Nacht im Wohnzimmer zusammen, haben Musik gehört und fast schon einen kleinen Kreativworkshop bekommen, da wir zusammen zeichneten und Eindrücke festhielten.

Bei seinem Selbstportrait hat Cristi sich tatsächlich ziemlich gut selbst getroffen, das obwohl kein SPiegel in der Nähe war.

Ein sehr inspirierender Abend, bei dem wir viel über sein Leben als Künstler und den Alltag im Delta erfahren haben. Ganz stereotypisch für seine Berufswahl hat er seinen Küchentisch nach dem Trommelklang ausgewählt, rauchte seine selbstgedrehten Zigaretten in Kette und zerstört gerne mal die eigene Kunst, um etwas genialeres daraus zu schaffen. Im Mai hat er eine Ausstellung in Bukarest, bei der wir nun mit Sicherheit mal vorbei schauen werden und am Ende des Abends hat er uns sogar zwei seiner traumhaft schönen Blumenaquarelle geschenkt.

Ziemlich geschafft schliefen wir dann auch ein und starteten am nächsten Morgen gleich mit unserem Strandtag durch. Von den frostigen Temperaturen ließen wir uns nicht abhalten suchten uns einen windgeschützten Ort in den Dünen, um Sonne zu tanken. Dabei wurden drei Hunde unsere Begleiter, die uns ab dem Ortsende begleitet hatten und nun immer wieder einforderten, gestreichelt zu werden. Nach unserem kleinen Picknick hatte die Sonne es schwer, durch die bauschigen Wolken zu kommen, weshalb wir uns auf den Weg zu einem Spaziergang machen. Der kilometerweite Strand hat mich ein bisschen an Vergleichbares der deutschen Ostseestrände erinnert, genauso wie die Temperaturen.

Unser ursprüngliches Vorhaben war es, schwimmen zu gehen, was in der Realität ganz schnell verworfen wurde. Statdessen zogen wir alles an, was wir mitgebracht hatten und liefen ähnlich gut ausgestatten, wie zu einer Marsxpedition, zur Mündung der Donau ins schwarze Meer.

Ich denke man kann erahnen, wie kalt es tatsächlich gewesen ist… Im Hintergrund einer unserer neuen Freunde.

Mit von der Partie, natürlich die drei Hunde, schnell zu Zeus, Hades und Poseidon getauft, begleiteten uns den ganzen Weg. Überall lagen große, gewundene Muscheln, teils noch mit Bewohner am Strand und eine Gruppe Wildpferde gallopierte vom Wasser in die Dünen, als sich unsere fünfer Truppe näherte. Wir hatten den kompletten Nachmittag Zeit zum genießen der menschenleeren Gegend. Erst am Abend kamen wir zurück in unser AirBnb, wo die Mutter von Cristi uns mit einem selbstgekochten, typischen Fischgericht überraschte und sich beim Essen zu uns gesellte.

Von so viel Gastfreundschaft überwälltigt, plauderten wir eine ganze Weile mit ihr, was vermutlich mehr gebracht hat, als unser anschließender Sprachkurs. Sie selbst hat sehr deutlich und laut gesprochen, nicht zuletzt, um sich selbst zu hören, wodurch wie sie gut verstehen konnten. Alles übrige erschlossen wir uns aus ihren wilden Gestiken, den tiefen Stirnfalten und empörten Ausrufen, als sie über internationale Politik sprach, immer wieder Namen wie Merkel oder Johannis einwerfend. Die sonst so gemächliche Dame sprang dann hin und wieder vom Sofa auf, um sich noch besser ausdrücken zu können, wurde aber auf der anderen Seite fast schon verträumt, als sie über ihre andere Tochter in Italien und Enkelkinder sprach. Aus Angst vor dem Fliegen berichtete sie uns, sei sie selbst auch immer sehr viel Zug gefahren und habe ähnlich wie wir gerne mal Tage mit Reisen verbracht.

Fast schon komisch, die Wohnung am nächsten Tag zu verlassen, um das Boot nach Tulcea zu erreichen. Ich hatte mich in der kurzen Zeit schon so sehr an Cristi und seine Mutter gewöhnt…

Umso schöner war es, dass wir am Morgen von einem ungetrübten Sonnenaufgang am Steg überrascht wurden und mit der steigenden, kräftigen Sonne im Nacken, per Speedboot losfuhren. In den letzten Tagen waren die Pelikane wieder ins Delta zurück gekehrt, weshalb wir einige der Tiere sehen konnten, die die frühen Morgenstunden genossen. Die Fahrt dauerte immerhin auch nicht mehr so ewig, wie die Fähre auf dem Hinweg, weshalb wir nach nur eineinhalb Stunden die große Hafenstadt erreichten.  Die obligatorischen und wahrscheinlich besten Covrigi Rumäniens gab es natürlich gleich wieder zum Frühstück.

Die aufgehende Sonne in Sulina. Cristis Hund Bobo begleitete uns noch bis wir im Boot saßen und los fuhren.

Covrigi bekommt man hier an fast jeder Ecke. Dabei handelt es sich um einen Hefe-Sesam-Ring, der zu jeder Tages- und Nachtzeit passend ist. Allerdings war uns die Verkaufweise an einer Schnur auch neu, aber sehr praktisch.

Die Botschaft dieses Mülleimers hat sich mir nicht so ganz erschlossen… Auf gehts, werfen wir dem freundlich lächelndem Delphin doch unseren Müll in den Rachen?

Jojo führte mich dann noch durch die Innenstadt Tulceas, da sie vor ein paar Monaten schonmal hier gewesen ist, und sich alles gut zu Fuß erlaufen lässt. Daraufhin trafen wir uns mit unserem BlablaCar-Fahrer Ionut und auf ging es nach Bukarest. Von hier aus hatten wir nur noch eine kurzweilige Zugfahrt vor uns, bis wir wohlbehalten abends, um einige Erlebnisse reicher, wieder in Brasov ankamen.

Die Stadt der tausend Kirchen und Mülleimer

~05.04.2021-07.04.2021

Am Abend erreichten wir nach einer sehr langen Fahrt mit dem hiesigen Regio, der an jeder Häuseransammlung der Gegend anhält, Iași (Jasch gesprochen, oder à la Jakob Lasi). Doch mit guten Gesprächen und einem Ausblick auf die Felder und Herden von Schafen ließ sich die Zeit gut vertreiben.

Zunächst begrüßten uns riesige Häuserfronten, als wir das alte Bahnhofsgebäude in Iași  verließen. Die Abendsonne legte alles in ein goldenes Licht, während der Großstadtverkehr sich durch die Straßen schob. Die Stimmung war ganz anders als in allen anderen Städten Rumäniens, die ich bisher besuch habe. Irgendwie größer, voller, lebendiger.

Am nächsten Morgen nutzen wir das gute Wetter für einen Abstecher in den botanischen Garten. Kommt man von unten durch den Park, kann man sich das Kassenhäuschen sparen und gelangt durch relativ unberührte Wald- und Wiesenabschnitte zum tatsächlichen Garten. Eine kleine Ausstellung von Infotafeln klärt einen darüber auf, welche Pflanzen welches Nervengift enthalten und somit nicht vom Strauch gesnackt werden sollten, woran sich ein regelrechtes Meer an Rosenstöcken anschloss.

Daraufhin schlenderten Jojo und ich durch die Altstadt Iașis, besuchten unzählige orthodoxe Kirchen und landeten zuletzt im Kulturpalast.

Der Kulturpalast wurde über die Jahrzehnte seiner Bebauung immer wieder erweitert und mit Verzierungen ergänzt. Heute beherbergt er einige Säle zur Geschichte des Gebäudes und verschiedene Museen.

Wir schauten uns die sehr expressive Kunstausstellung, voller bunter und abstrakter Werke eines Künstlers aus Iași an. Das technische Museum hat uns daraufhin nicht mehr so sehr begeistert, weshalb wir die Gramophone und alten Poststempel schnell hinter uns ließen und lieber das Gebäude bewunderten. Der Palast, von Außen schon monumental, wirkt im Inneren noch größer und prachtvoller. Die Räume sind reich verziert mit Holzverkleidungen und Stuck an den Decken. Das Treppenhaus zeichnet sich durch riesige Fensterfronten, die den Saal mit Licht durchfluten, aus.

Als uns die technische Ausstellung zu fade wurde, stellten wir einfach unsere eigene Kunst her und fügten uns perfekt in die Atmosphäre des Palastes ein.

Auf unserem Rückweg zur Wohnung von Jakob und Marie besuchten wir noch weitere Kirchen und Klöster, die sich zu Haufen im Zentrum der Stadt konzentrieren. Doch nicht nur diese. Gefühlt alle zwei Meter, tatsächlich nur an jedem stabilen Baum, befindet sich ein grüner Mülleimer. Sollte man sich in Iasi nicht entscheiden können, ob man seinen Abfall wegwerfen möchte, so wird man etwa jede zehn Meter erneut vor die Frage gestellt, alleine durch die schiere Menge an Tonnen und Eimern. Zugegebenermaßen ist mir auch an keiner Stelle im Stadtbild, Müll negativ ins Auge gefallen, da es wahrscheinlich auch abwegig ist, diesem Angebot von Mülleimern zu widerstehen und etwas auf den Boden fallen zu lassen.

Die Reihe der Mülleimer zieht sich scheinbar ins Unendliche weiter… Sobald wie diese Tatsache einmal bemerkt hatten, war es schwer sie zu ignorieren.

Beim weiteren Bummel durch die Stadt sind wir außerdem auf die wohl größte Katzengemeinde nördlich von Varna gestoßen, haben der schönsten Bibliothek Europas (laut BBC) einen Besuch abgestattet und wurden von Schildern vor dem Kulturpalast freundlich darauf hingewiesen, dass hier Schwimmen untersagt ist. Nur falls jemand auf die Idee kommen sollte…

Leider durften wir den Großteil der Bibliothek, pandemiebedingt nicht betreten, doch ein sehr engagierter Securetymann machte mit vollem Einsatz, inklusive Kniefall, Fotos von uns.

Es gab viele Gegensätze hier und noch so viel mehr neues zu entdecken und zu erkunden. Inzwischen wissen wir, dank Marie und Jakob, um die gesundheitsfördernde Wirkung von Bier und haben das erste Mal vegetarische Sarmale probiert. Die Krautwickel sind eigentlich das Nationalessen Rumäniens schlecht hin und doch haben wir sie die vergangenen sieben Monate immer umgangen. Ein großer Fehler! Die kleinen Rollen sind wirklich köstlich. Da wundert es mich nicht, dass man hier jeden noch so kleinen Anlass darauf verwendet, sie zu kochen.

Unsere Zeit hier haben wir zudem dafür genutzt, die Reisemittel des Landes zu reflektieren. In den vergangenen Wochen haben wir so ziemlich alle Möglichkeiten mindestens einmal genutzt und sehen uns in der Position nun qualitativ hochwertige Empfehlungen aussprechen zu können.

Falls sich also jemand unsicher sein sollte, was aus dem großen Pool der Angebote zu wählen ist, dem lege ich einen Blick auf die folgende Tabelle ans Herz (alle anderen sind womöglich mit den Verbindungen hier vertraut und erkennen das ein oder andere wieder…):

Das Leben ist eben manchmal doch ein Ponyhof

~02.04.2021-04.04.2021

In der Nacht vom ersten auf den zweiten April starteten unsere Osterferien mit einem kleinen Abenteuer. Wie ein verspäteter schlechter Aprilscherz musste ich um kurz nach drei Uhr nachts feststellen, dass unser BlablaCar-Fahrer die Fahrt mit uns storniert und vergebens versucht hatte mich zu erreichen. Kein Wunder, bei der Uhrzeit. Etwas in Panik rufe ich ihn zurück. Es stellt sich heraus, dass sein Auto leider nicht durch die historischen Straßen Brașovs fahren darf und es für ihn keine Chance gab zu uns zu gelangen. Kritisch. Zu dem Zeitpunkt herrschte noch die nächtliche Ausgangssperre, weshalb wir auch nicht zu ihm gehen konnten. Noch während des Telefonats mit Ionut, unserem Fahrer, schaltete sich die Polizei seinerseits ein und erklärte sich bereit ihn zu unserem Standort zu eskortieren.

Ein skurriles Bild, als dann plötzlich der Polizeiwagen samt zweier müder Polizisten und dem Kurierwagen von Ionut durch das Stadttor rollten, um Johanna und mich abzuholen. Immerhin verlief daraufhin alles reibungslos. Mit dauerhaft mindestens 50 km/h über der Geschwindigkeitsbeschränkung donnerten wir gen Norden. Auf dem Weg nach Suceava, der normalerweise nie in unter fünf Stunden zu bewältigen wäre, wollte unser BlablaCar-Fahrer wohl einen neuen, persönlichen Rekord aufstellen. Während der Fahrt konnten wir der Sonne beim Aufgehen zuschauen und sahen diverse kleine, bunte Ansiedlungen, mit rauchenden Kaminen. Ein Fahrradfahrer fuhr in schlingernden Linien an einer orthodoxen Kirche vorbei und verlor beinahe die Kontrolle über sein Rad, als er sich standardmäßig bekreuzigt. Klassiker.

In Vorbereitung auf das was uns in Suceava wohl erwarten würde, schauten wir in den Blogeintrag von Fynn zu seiner Reise in die Bukowina rein. (https://kulturweit.blog/notizenausderwalachei/2021/01/18/suceava-das-saarland-rumaeniens/) Dabei zieht er gleich zu Beginn den Vergleich von Suceava mit dem Saarland. Jojo und ich mussten beide herzlich lachen und versuchten daraufhin trotz der geschürten Vorurteile unvoreingenommen die Stadt kennenzulernen. Das Wetter hat immerhin mehr oder weniger mitgespielt und wir trafen uns gleich darauf mit Marie, die in der nächst kleineren Stadt hier in der Gegend ebenfalls von Kulturweit als Freiwillige eingesetzt ist. Mit ihr und einer Gruppe Schüler zusammen fuhren wir erstmal jede Menge Tierfutter und Medikamente einkaufen, um daraufhin ein Tierheim zu besuchen.

Wir stehen hier schön vor dem wunderschönen Stadtschild Suceavas.

Das Heim finanziert sich praktisch ausschließlich aus Spenden und über Freiwillige, weshalb die Leiterin extrem froh war, als unser bunter Trupp ankam. Genauso glücklich waren die mehrere Dutzend Hunde, die uns teils schwanzwedelnd, bellend, knurrend oder mit aufgestellten Ohren begrüßten. Ich finde es nach wie vor sehr stark, dass die Gruppe von Schülern sich regelmäßig dafür einsetzt und Geld zusammen trägt, um diese und ähnliche Auffangstationen zu unterstützen und zu besuchen. Dennoch war es auch eine traurige Situation zu sehen, wie viele teils abgemagerte und kranke Hunde hier existierten, die durch die mangelnde Hilfe nicht die Pflege bekommen können, die sie eigentlich benötigen würden.

Tierisch ging es dann noch weiter, als wir in Rădăuți (Maries Einsatzstelle) ankamen und von einer Überbevölkerung Raben und Krähen begrüßt wurden, die an jeder Ecke in den Baumkronen saßen. Dementsprechend laut war auch ihr Krähen zu hören. Langsam trudelte noch der Rest unserer kleinen Gruppe ein, die sich für Ostern gefunden hat als Marie und Jakob aus Iași ebenfalls ankamen. Wir machten es uns in Maries Wohnung mit selbstgemachten Burgern gemütlich und nutzten den Abend dazu, uns alle erstmal ein bisschen kennen zu lernen. Unser Samstagmorgen begann daraufhin mit einem Besuch des großen Marktes in Rădăuți, auf dem wir neben ganz viel Obst und Gemüse auch die traditionellen Ostereier der Bukowina fanden.

In ganz vielen bunten Farben verkleidet wurden uns die Eier stolz präsentiert. Die auf den ersten Blick wie mit Bügelperlen besetzten Eierschalen müssen wirklich unheimlich viel Arbeit gemacht haben.

Im Anschluss daran wollten wir das Pensum an Tierzeit weiter ausdehnen und fuhren in das rumänische Hinterland zu einem Bauernhof. Trotz grauer Wolkendecke und schlammigen Autopisten kamen wir hochmotiviert an und lernten sogleich unsere Pferde für den Ausritt kennen. Zugegebenermaßen handelte es sich bei unserem Vorhaben ein bisschen um ein Experiment. Jojo, Marie und ich saßen das letzte Mal vor sehr langer Zeit auf einem Pferderücken und Jakobs Erfahrungen beschränkten sich auf unsere kargen Erzählungen. Als einzige wusste die ortsansässige Marie so wirklich was zu tun war. Nichts desto trotz starteten wir mit Striegel und Sattel so professionell wie möglich. Nepal, mein Pferd, gab mir allerdings ziemlich bald darauf Bescheid, wie gering sein Interesse an einem Ausritt bei Nieselregen war, als er sich, nachdem er fertig gesattelt war, in die tiefste Ecke seiner Box verzog. Kein Wunder, dass er nach unseren ersten Runden auf der Koppel, auf direktem Weg mit mir zurück in den Stall trabte, wo er sich vermutlich frisches Heu und Ruhe erhoffte.

Aber nicht mit mir, dachte ich, denn so leicht wollte ich nicht aufgeben! Den Machtkampf zwischen uns beiden verlor ich jedoch spätestens, als er beschloss auf halber Strecke, als wir mit den anderen auf dem Feld waren, stiften zu gehen und zum Hof zurückkehren zu wollen. Ein bisschen nervös lachend meinte unser Reitlehrer, dass Nepal einfach einen sehr faulen und sturen Charakter habe und tauschte mein Pferd mit seinem. Mein neues Pferd war der Bruder von Nepal, der zumindest ein Bisschen besser folgte, aber sich spontan dem Ausbruch von Maries Pferd anschloss, als dieses ebenfalls in den Stall zurückkehren wollte. Am Ende des Tages konnten wir aber sehr darüber lachen und hatten trotz einiger Fauxpas eine gute Zeit und ein unvergessliches Erlebnis gehabt.

Den Ostersonntag starteten wir mit einer großen Runde Pfannkuchen (genau, keine Eierkuchen), sowie einer wilden Mischung an Belägen.

Daraufhin fuhren wir erstmal zum Kloster Arbore, das ca. 25 km von Suceava entfernt liegt. Es gehört gemeinsam mit den anderen bekannten Klöstern der Bukowina zur Hauptsehenswürdigkeit der Region und ist einen Besuch allemale wert!

Leider konnten wir das Innere des Klosters nicht besichtigen, doch schon von Außen gab es sehr viel zu entdecken.

Über die Außenfassade verteilt kann man wunderschöne Fresken aus dem frühen 16. Jahrhundert sehen, die sich mit biblischen Geschichten, wie der Schöpfung der Welt und den verschiedenen Heiligen beschäftigen.

Jeder von uns suchte sich daraufhin ein Lieblingsbild von den Malereien aus. Schnell stellten wir fest, dass wir alle die Ironie der Hinrichtungsdarstellungen sehr makaber fanden. Auf der einen Seite, wird in nahezu jedem Bild der gleiche Heilige, der total entspannt wirkt, exekutiert, wobei auf der anderen jedes Mal eine Gruppe weiterer Figuren steht und sich berät, wie sie ihm wahrscheinlich noch effektiver den Garaus machen können. Aber vor allem die schönen türkisen Farben und das rote Raster zur Abgrenzung, haben mir sehr gut gefallen.

Davon ausgehend ging es weiter zur Salzmine in Cacica. Anders als die Miene in Turda wurde diese hier nicht zu einem gigantischen Freizeitpark umgestaltet und wir konnten neben einer kleinen Kapelle, einem unterirdischen See auch jede Menge alter Schächte und Hallen besichtigen. Die Luft wurde, je tiefer wir in den Bau vordrangen, modriger und stickiger und die Gänge wurden mit jedem Meter in die Tiefe älter.

Die Gänge sehen hier wirklich so aus, als würden sie kein Ende nehmen.

Der unterirdische See der Miene wies lauter Salzkristalle auf der Oberfläche auf, die dort schwammen und das Licht der Scheinwerfer zurück warfen.

Irgendwie war ich da auch wieder ganz froh, als wir nach einer guten Stunde unbeschadet von unserem Rundgang aufstiegen und an der frischen Luft durchatmen konnten. Ich will mir garnicht vorstellen wie der Arbeitsalltag der Minenarbeiter ausgesehen haben muss, als hier noch Betrieb war und dass die Bedingungen heutzutage an anderen Orten der Welt nicht wirklich besser sind…

Um auf andere Gedanken zu kommen und das Osterwochenende noch entsprechend ausklingen zu lassen, bemalten wir gemeinsam mehrere Eier in bunten Farben. Außerdem wollte ich mal wieder Laufen gehen, wofür ich mich den rumänischen Gepflogenheiten anschloss und zu einem riesigen Stadion am Stadtrand ging. Das ist hier typisch und man sieht tatsächlich auch nur sehr wenige Menschen in den Parks joggen, sondern meistens in den dafür vorgesehenen Laufstrecken. Im Falle von Rădăuți wurde ich natürlich von lautem Krähengeschrei begleitet.

Daraufhin endete unsere Zeit in der Bukowina schon und wir brachen am nächsten Morgen mit Jakob und Marie in deren Stadt Iași auf.

Achso und warum das Leben doch ein Ponyhof ist? Vermutlich einfach nur, weil ich mich so sehr gefreut habe, nach all den Jahren mal wieder reiten zu können und wir somit eine richtig schöne Erfahrung und ein einmaliges Ostern hatten. Auch wenn die Pferde des Ponnyhofes nicht wirklich motiviert waren.

Auf den Spuren der Vergangenheit

~12.03.2021-21.03.2021

1986, meine Eltern beide in bunten Skianzügen auf der Piste von Poiana Brașov . Gleich daneben ein vergilbtes Bild von meinem Vater, mit Jeansjacke und sehr seltsamer Frisur vor der schwarzen Kirche in Brașov .

Auf diese Fotos sind wir gestoßen, als ich mit meinen Eltern alte Fotoalben durchkämmt habe, nachdem ich die Platzzusage für Rumänien von Kulturweit erhalten hatte. ,,Ob die Spuren von damals wohl immer noch im Schnee zu sehen sind?“, haben wir da noch gewitzelt. Zeit das heraus zu finden.

Nach einem ruhigen Officeday Anfang März, haben wir uns in Lichtgeschwindigkeit Zuhause in Skischale geworfen, Schuhe und Skier über die Schultern geworden und sind zum Busbahnhof gelaufen. In gerade mal 20 Minuten erreichten wir Poiana, wo wir uns auf die Skier schwangen und den Rest des Tages damit verbrachten, die Pisten herab zu fegen, um die letzten Fahrten der Lifte zu erreichen. Wir hatten einen riesigen Spaß und uns am Ende des Ausfluges jede ein großes Langos verdient.

Auch wenn die Sicht auf der Piste nicht optimal war, haben wir unseren Skinachmittag dennoch sehr genossen!

Passenderweise kam an diesem Abend mein Vater zu Besuch aus Deutschland angereist, nachdem er das letzte Mal vor über dreißig Jahren hier gewesen ist. Aufregend, jemandem aus der Heimat das neue Zuhause zeigen zu können! Wir ließen den ersten Abend ganz entspannt ausklingen und fuhren am darauffolgenden Morgen gleich los, um nach Târgu Mureș zu kommen. Die Stadt, nord-westlich von Brașov hatte mich schon seit langem mit den großen kulturellen Angebot gelockt. Umso schöner jetzt sogar mit meinem Vater und Johanna gemeinsam dorthin reisen zu können.

In Farbe und Form fügen sich die zahlreichen Kirchen Târgu Mureșs wirklich sehr harmonisch in den die Altstadt ein. Allerdings verläuft sich der Baustil mit jedem Meter, den man sich vom Zentrum entfernt.

Die Synagoge der Stadt war leider für Besucher geschlossen, als wir sie an diesem Tag besichtigen wollten, doch auch von außen gibt sie schon sehr viel her!

Târgu Mureș wirkt auf den ersten Blick gar nicht so besonders, wobei man auf den zweiten Blick ja bekanntlich erst die versteckten Details entdeckt. Die Hauptstraße im Stadtzentrum ist sehr hübsch hergerichtet und die orthodoxe Kathedrale unheimlich beeindruckend! Am ansprechendsten ist natürlich der gigantische Kulturpalast mit buntem, wie auch schon aus Sebeș bekanntem, typisch sächsischen Dach. Wir waren knapp zu spät, um das Bauwerk an diesem Tag noch zu besichtigen, weshalb wir uns das für den darauffolgenden Tag vornahmen und den Samstag noch dafür nutzten, die Stadt zu erkunden und die Sonne im Park zu genießen. Sehr empfehlenswert war gleich darauf unsere Bestellung (ganz untraditionell) in einem thailändischen Restaurant, aus der puren Begeisterung heraus, endlich mal eines gefunden zu haben! Gute asiatische Restaurants sind in Rumänien nämlich ähnlich schlecht zu finden, wie eine Stadt frei von dicken Tauben! Doch wir hatten Glück…

Der Kulturpalast mit seinem bunten Dach ist wirklich der Hingucker der Stadt. Von außen…

… wie auch von innen, wenn mit den Buntglasscheiben traditionelle Geschichten erzählt und gezeigt werden…

… wo es auch an einer sehr reichen Innenausstattung nicht mangelt.

Am nächsten Morgen liefen wir direkt zum Kulturpalast, wo wir vom begeisterten Lichtmechaniker des Gebäudes eine private Führung erhielten. Total glücklich, auf waschechte deutsche getroffen zu sein, hat er uns in allen Einzelheiten erklärt, dass die bunten Ziegeln auf dem Dach alleine pro Stück um die 36€ kosten und dass bis zu 30kg Gold im Palast verbaut wurden. Die Buntglasfront im oberen Stockwerk erzählt traditionelle Volksgeschichten des Landes und im Konzertsaal steht die Schwesterorgel zu der aus der schwarzen Kirche in Brașov, die sich über zwei Stockwerke nach oben erstreckt.

Aus einem riesigen Zufall heraus hat eine der Organistinnen gerade ihre Probe für ein Konzert am Abend begonnen, wofür uns unser Freund der Lichttechniker einlud im ersten Rang Platz zu nehmen, zuzuhören und die extra von ihm eingeschaltete Festbeleuchtung auf uns wirken zu lassen. Eine tolle Stimmung und besser als jedes volle Konzert aktuell, da wir zu dieser Zeit die einzigen Besucher waren.

Daraufhin fuhren wir weiter nach Turda, um die Salina zu besichtigen. Einige Freiwillige waren vor uns schon hier gewesen und hatten unheimlich von der Salzmiene geschwärmt, weshalb wir mit sehr hohen Erwartungen den Besuch starteten. Die Mine wurde so ausgebaut, dass es neben den alten Schächten einen riesigen unterirdischen Saal gibt, in dem ein indoor Freizeitpark errichtet wurde. Man kann Tischtennis spielen, Riesenrad fahren, nach Programm Theaterstücke sehen und auf einem Salzsee in kleinen Nusschalenbooten rudern gehen. Doch selbst die schönen Lichtinstallationen konnten nicht verdecken, dass die Höhle extrem voll war, weshalb wir uns ein bisschen unwohl fühlten, mit dem erhöhten Infektionsrisiko in geschlossenen Räumen.

Als wir wieder heil ans Tageslicht kamen, ging unsere Fahrt weiter nach Sibiu, vorbei an Alba Iulia und den Râpa Roșie, die gleich nochmal schöne Erinnerungen von der Woche zuvor weckten.

In Sibiu durfte natürlich ein Spaziergang durch die Altstadt nicht fehlen und mein Vater stellte fest, wie viel sich in den letzten Jahren verändert hatte, da er kaum noch etwas aus der Gegend wiedererkannte. Um weiter in der Geschichte zu kramen, fuhren wir am nächsten Morgen nach Cisnădie oder Heltau, wie der sächsische Name ist, wo Papa vor vielen vielen Jahren während eines Urlaubs rumänische Freunde gefunden hat und deren Gastfreundschaft noch sehr in Erinnerung hatte. Auf gut Glück wollten wir sehen, ob er etwas wiedererkennt oder wir sogar jemanden von damals wiederfinden können. Doch auch Heltau hatte sich ziemlich stark verändert. Gerade als wir die Suche aufgeben wollten, erreichten wir das Touristenbüro, in dem sich die sehr engagierte Mitarbeiterin unsere Suche zum Tagesprojekt erklärte und ihren Mann, den Dorfpolizisten, einschaltete. Über ganz viele Umwege gelangten wir an eine deutschstämmige Frau, die sich noch gut an das Ehepaar erinnerte, nach dem wir suchten. Sie konnte uns den Kontakt zu deren Neffen herstellen, der in Heltau geblieben ist und uns berichtete, dass die beiden schon vor vielen Jahren, nach der Wende nach Deutschland ausgewandert waren und seither dort leben.

Was für eine spannende Spurensuche! Ich glaube die Dame aus dem Büro war bei weitem noch aufgeregter als wir, als wir tatsächlich den Kontakt der alten Freunde erhielten.

Auf den ganzen Trubel erst mal eine Plăcintă! Das Haus der zwei konnten wir leider nicht mehr finden, doch unsere Detektivarbeit war schon zufriedenstellend genug gewesen und wir konnten guten Gewissens zurück nach Brașov fahren.

In der darauf folgenden Woche kramten wir noch weiter in der Geschichte, besichtigten das Schloss des Grafen Vlad Țepeș, der ja viel mehr unter dem Namen Dracula in die Erinnerung eingegangen ist und die Residenz des ersten Rumänischen Königs Carol (ein Namensvetter unseres Betreuers) in Sinaia. Außerdem erweiterte Luca nun unsere Gruppe, da er als weiterer Freiwilliger in Rumänien angekommen ist und mit uns zusammen in Brașov eingesetzt sein wird.

Beide sind wunderschön aber in grundsätzlich verschiedenen Stilen erbaut. Passend zum kalten, mittelalterlichen Flair in Schloss Bran hatten wir den Tag über einen plötzlichen Temperatureinsturz und sehr unangenehmen Schneeregen. Das hat die Gruselgeschichten, über Drachen, Werwölfe, Untote und den Sensenmann als personifizierten Tod besonders schön untermalt.

Ganz klares Gruselflair, wie das Schloss da im grauen Schneenebel auf dem kleinen Berg thront.

Von innen sieht es immerhin ein bisschen freundlicher aus, doch die hohen, dicken Mauern wirken dennoch ein wenig erdrückend.

Auf der anderen Seite hatten wir einen strahlend blauen Himmel und eine märchenhaft verschneite Landschaft, als wir das in den Karpaten versteckte Schloss Peleș besuchten. Jeder Raum sah hier verschieden aus und war in einem anderen Stil wundervoll dekoriert. An manchen Stellen womöglich etwas überladen und protzig, doch ich fand es immer noch traumhaft! Es gab so viele Details zu sehen und zu entdecken, dass der Rundgang über alle Räume und Etagen nicht langweilig wurde.

Von außen sieht das Schloss aus wie aus einem Märchen entsprungen.

Das Treppenhaus im Inneren. Mit Holz ausgekleidet, lauter Schnitzereien und Kunstwerken bestückt und von einem gläsernen Dach mit jeder Menge Tageslicht versorgt, zieht einen schon der erste Saal den man betritt in seinen Bann.

Leider neigte sich mit dem Ende der Woche der Besuch meines Vaters auch schon seinem Rückflug nach Deutschland entgegen und wir mussten uns sonntagmorgens schweren Herzens wieder voneinander verabschieden. Ausgeschlossen ist aber nicht, dass schon bald eine Rückkehr in das schöne Rumänien von ihm ausgehen wird.

Transilvanien, Siebenbürgen oder doch noch Szeklerland?

~ 02.03.2021-07.03.2021

Jetzt lebe ich schon fast ein halbes Jahr in Siebenbürgen und lerne dennoch ständig neues dazu. In unserem Vorbereitungsseminar haben wir das Eisbergmodell der Kulturen kennengelernt. Hier wird die Kultur eines Landes als Eisberg dargestellt, dessen Spitze man schon von Weitem gut erkennen kann. Allerdings bleibt der größere und noch viel wichtigere Teil unter der Wasseroberfläche verborgen. Um den erfassen zu können, muss man schonmal ins eisige Wasser abtauchen und dabei lange genug die Luft anhalten können. Irgendwie keine besonders berauschende Vorstellung…

Das Modell habe ich vor kurzem mit Karla wieder diskutiert und war eigentlich der Meinung, doch schon das ein oder andere Mal einen Blick auf den Kern der rumänischen Kultur geworfen zu haben. Jedoch haben mich die vergangenen drei Wochen eines besseren belehrt. Ich habe so viel neues kennengelernt und erfahren, was mich immer wieder überrascht hat. Einen Aspekt Siebenbürgens, den ich zum Beispiel noch gar nicht wirklich beachtet hatte, war der ungarische Einfluss auf die Region.

Bewusst ist mir dieser geworden, als ich mit Henning, einem Freiwilligen aus Sebeș, der in der Woche nach meinem Ausflug nach Cluj zu Besuch war, für einen Nachmittag nach Sfântu Gheorghe gefahren bin. Die Kleinstadt liegt etwa 30 Minuten mit dem Zug von Brașov entfernt und ist mit den Regios wirklich gut zu erreichen. Auch sehr erfreulich sind jedes Mal die günstigen Zugtickets. Für gerade mal 5 Lei, was grob einem Euro entspricht, sind wir direkt von Bahnhof zu Bahnhof gekommen. Für das gleiche Geld, würde mich in Deutschland kein öffentliches Verkehrsmittel auch nur hundert Meter weit fahren, geschweige denn mir so ein schickes Zugticket wie hier ausstellen.

In S.G. angekommen, war es wie der Eintritt in ein anderes Land. Die Corona-Warnhinweise an den Bustüren und unsere Tickets selbst, alles auf ungarisch. Kein Wunder, bei der ungarischen Minderheit, die mit drei Vierteln der Einwohner, die Mehrheit ausmacht. Das gleiche spiegelt sich an Straßenschildern und in der gesprochenen Sprache auf der Straße wieder. Im super schön gestalteten zentralen Elisabethpark haben wir in der Sonne mitgebrachte Brote mit Fasole und Hummus (vermutlich das Kulturweitfreiwilligenessen schlechthin) gepicknickt und sind nach einem Rundgang durch die Stadt ins Museum der Ostkarpaten gegangen.

Wir wurden völlig überrascht, als uns in dem unscheinbaren Gebäude eine vielfältige Ausstellung zu den ersten Siedlern der Region erwartete!

Der Altar, der gleich unter dem Fuchs aufgebaut ist, ehrt die Frauen der Siedlung und würdigt nochmal ihre gesellschaftliche Stellung.

Das Pferd schaut finde ich ein bisschen aggressiv… Kein Wunder, wenn Henning ihm auch direkt in die Nase greift. WIr vermuten mal, dass es sich beim Reiter wieder um Mihai handelt, der Rumänien vereinigt hat, da eine Statue von ihm in eigentlich jeder größeren Rumänischen Stadt zu finden ist.

Ich weiß, das Wort multimedial fällt im Zusammenhang mit den hiesigen Museen sehr oft bei mir, aber so habe ich das in dieser Form auch noch nie irgendwo anders erlebt… In der, über drei Räume ausgebreiteten Ausstellung wurden uns über einen animierten Film, originale Ausgrabungsstücke aus der Kupfer und Bronzezeit, sogar der Nachbau eines Siedlungshauses, für Blinde zum Anfassen geboten.

Sehr interessant fand ich den Gesellschaftsaufbau der damaligen Kultur der Daca, der als Matriarchat organisiert war und in jedem Haus einen eigenen kleinen Altar zu Ehren der Frauen aufgestellt hatten. Wirklich faszinierend waren zudem die Stempeldrucke auf der handgemachten Keramik und die präzise Ausarbeitung von Pfeilspitzen und anderen Handwerksgegenständen.

Eine weitere monumentale Statue mit Häusern im Hintergrund, die das Stadtbild S.G. stark prägen.

Daraufhin sind wir eine Weile durch die Stadt geschlendert, haben uns die hübschen Gebäude der Bibliothek und des Theaters angesehen und daraufhin zur Biserică Fortificată. Leider wird diese aktuell umgebaut, allerdings war die Eingangstür offen und wir ziemlich neugierig.

Der Ausblick aus dem Glockenturm bot eine super Sicht auf die Region und als uns der Hausmeister kurz darauf erwischte, als wir gehen wollten, nahm er es auch mit Humor und winkte noch freundlich zum Abschied.

Henning musste am Tag drauf schon wieder zurück nach Sebeș , wohin Jojo und ich am darauffolgenden Wochenende nachreisten. Via BlablaCar kamen wir in Windeseile von Brașov bis vor Hennings Haustür, ins Zentrum des typisch sächsischen Städtchens. Sebeș, oder zu deutsch auch Mühlbach, wurde geprägt durch eine große deutsche Minderheit, die ab dem 12. Jahrhundert hier sesshaft war. Zuvor lebten lange zeit die Szekler, eine ungarische Volksgruppe, ähnlich wie auch heute noch in S.G. in der Gegend um Mühlbach, bevor diese weiter in den Osten umgesiedelt wurden.

Besonders ist hier das bunt gemusterte Dach, das sich bei vielen Bauten der siebenbürger Sachsen wiederfinden lässt. Zum Beispiel in Brasov oder Sibiu sind wichtige Gebäude der Stadt mit ähnlichen Ziegeln gedeckt.

Das Zentrum des heute knapp 27 tausend Einwohner zählenden Ortes ist die große, evangelische Stadtpfarrkirche , die sich keine fünfzig Meter von Hennings Wohnung befindet. Als wir am Morgen vorbei gingen, hatten wir das Glück, den Verantwortlichen der Kirche zu treffen, der uns die Türen auf schloss, einen Blick ins innere gewährte und sogar die Tür zum Turm öffnete. Wieder eröffnete sich uns ein toller Blick über die Stadt und auf das Umland. In der Ferne konnte man auch schon die Râpa Roșie erahnen, eine unter Naturschutz stehende Felsformation, die wir später auch noch besuchen wollten. Zunächst stand aber noch ein bisschen mehr Kultur auf dem Programm und wir erkundeten Sebeș’s Kirchenvielfalt ausgiebig. Ganz im Sinne der Geschichte kann man neben der evangelischen auch eine katholische und natürlich mehrere orthodoxe Kirchen überall hier finden.

Überraschenderweise konnten wir die wohl bisher schönste orthodoxe Kirche in Sebeș finden. Zu dieser Einschätzung sind wir gekommen, da es hier anders als in all den anderen Kirchen tatsächlich lichtdurchlässige Fenster gab, die zugelassen haben, dass man die bunten Wandmalereien wirklich betrachten konnte.

Ist das etwa echtes, ungetrübtes Tageslicht?

Dadurch konnten wir auch das erste Mal erkennen, welche Geschichten die Wände zu erzählen versuchen, wobei wir schnell mit unserem Bibelvokabular am Ende waren und die Dame fragten, die gerade (wie man es aus all den orthodoxen Kirchen in bester Manier gewohnt war) das blitzsaubere Gebäude putzte. Erst noch etwas schüchtern, berichtete sie dann in großen, ausholenden Bewegungen und leuchtenden Augen, von Johannes, Petrus und Co. und war kaum noch in ihrem Schwelgen in den Geschichten zu stoppen. Wieder etwas gelernt und auch wenn immer noch nicht geklärt ist, wessen Kopf nun auf dem Silbertablett präsentiert wurde, so wissen wir immerhin sicher, dass ganz oben meistens Jesus auf die Gläubigen schaut.

Mit hauseigens fabrizierten Verschwörungstheorien und einer Retrospektive der Politik der letzten Jahre ging es weiter zu den berühmten Felsen, die wir unter gefühlter Windstärke 7 erklommen. Doch für den Blick auf die Gegend und die an eine Marslandschaft erinnernden roten Steine, war es diesen Adrenalinkick in jedem Fall wert.

Das war noch die Motivation vor dem Aufstieg, als ich die Klippen und Felsen noch nicht von Nahem gesehen hatte.

Am nächsten Tag stand ein längerer Ausflug nach Aiud auf unserer Tagesplanung. Via Rufbus kamen wir in die ungarisch geprägte Stadt. Erste Ernüchterung: So gut wie alle historischen Sehenswürdigkeiten waren gerade im Umbau und deshalb geschlossen. Vielleicht gibt es deshalb den Zweitnamen Straßburg am Mieresch? Doch in der ungarischen Schule hatten wir kurz darauf Glück: eine anatomische Sammlung an grotesk mutierten Tieren und mehrere ausgestopfte Vertreter von Igeln, Geiern und vielem mehr wurde uns präsentiert. Da hat es Spaß gemacht, sich durch die Ausstellung zu arbeiten, auf der Suche, nach der Eule, die ertappt die Augen aufgerissen hat und den Bären, der sich gerade auf leisen Pfoten davon schleichen will. Außerdem hatte Aiud noch einen netten Park voller Sportgeräte und einen großen Berg, über den man zum ungarischen Friedhof kommen kann. DIe ungarische Minderheit ist hier wieder in wirklich großen Zahlen vertreten und zeigt nochmal mehr, ihren auch heute noch großen Einfluss auf Transsilvanien.

Da sich kein Rufbus mehr rufen ließ, kehrten wir per Zug und einer Stunde voller Improspiele am Bahnhof, abends in Hennings Wohnung zurück. Ganz im Sinne des kulturellen Austausches gab es dort eine überdimensionale Portion Sauerkraut, schwäbische Spinatspätzle und vegane Lidl-Mici, getoppt mit einer großen Portion transilvanischer Knoblauchsauce.

Unsere Rückfahrt nach Brașov planten wir aus Alba Iulia, der Gründungsstadt Rumäniens, wohin wir uns am Sonntag, unter strahlend blauem Himmel auf den Weg machten. Alba Iulia bekommt vor allem eine so große Bedeutung zugeschrieben, da hier 1918 der Anschluss der unter ungarischer Herrschaft stehenden Gebiete, an Rumänien beschlossen wurde. Im Prinzip wurde die ganze Stadt dafür gebaut und neu arrangiert, weshalb sich heute das Stadtleben um die sternförmig angelegte Festung im Zentrum dreht. Hier findet sich auch die Krönungskathedrale der Königin Marie, der Sala Unirii, wo das Großreich Rumäniens festgelegt wurde und ein gigantisches Museum zur gesamten Geschichte Rumäniens. Ausnahmsweise mal nicht multimedial und ausschließlich auf rumänisch, was das tiefere Eintauchen in die Geschehnisse etwas erschwerte. Doch nach einem wenigstens zweistündigen Ritt durch die Vergangenheit des Landes und der anschließenden Besichtigung einer römischen Ausgrabungsstätte, mussten wir uns nach einer kurzen Stärkung auch schon wieder auf den Heimweg machen. Per zuverlässigem BlablaCar (ja, das ist kein Widerspruch), waren wir sogar schneller als auf der Hinfahrt wieder zurück zuhause, um eine volle Playlist mit rumänischen Liedern und einem tieferen Verständnis für die Identität der Region Siebenbürgens reicher. Einen einzigen richtigen Namen der Region kann es für die Fülle an Kultur auf jeden Fall nicht geben auch, da die Städte und Dörfter so verschieden geprägt sind!

Von der Krönungskathedrale aus kann man perfekt auf das Denkmal zur Einigung blicke. Ziemlich beeindruckende Dimensionen…

Ein Blick in den Einigungspalast, wo alle relevanten Verträge unterzeichnet wurden und RUmänien zu dem wurde, was es heute noch immer ist.

Rumänien wird gerade zum Sehensuchtsort

~27.03.2021

Sâmbătă. Ora cinci dimineața. Johanna und ich machen uns in aller Herrgottsfrühe auf den Weg zum Bahnhof. Eigentlich soll es heute richtig warm werden, fast schon sommerlich. Doch ohne die Strahlen der Sonne, die erst noch aufgehen muss, bleibt die Luft schneidend, die Pfützen am Boden gefroren und spiegelglatt.

Immerhin legen vereinzelte Vögel  los und zwischtschern zaghaft die ersten Töne des Tages, während wir durch die menschenleeren Straßen laufen. Langsam wechselt die Farbe des Himmels von einem dunklen grau zu blau. Am Bahnhof sind wir immerhin nicht mehr die einzigen. Einige Gruppen stehen zusammen. Männer und Frauen mit dicken Pelzmützen, große Taschen voller Angeln, Keschern und Ruten, rauchen ihre letzte Zigarette bevor sie in den Zug steigen.

Acesta este trenul până la Sighișoara? – Da, puteți intra deja!

Alles klar, wir sind richtig. Einen schönen Platz am Fenster gesucht und tief in die Jacke eingekuschelt erstmal wieder zur Ruhe kommen. Kurz vor sechs wird die Tür ein letztes Mal aufgerissen und ein altes Paar in dunkelgrünen Jacken und großen Taschen steigt außer Atem ein. Das muss knapp gewesen sein. Der Zug setzt sich ruckelnd in Bewegung, während die beiden freudig die anderen Angler auf den Plätzen weiter vorne begrüßen.

Wir fahren durch die Vororte von Brasov. Im Gegensatz zur verträumten Innenstadt mit all den sächsischen Häusern und Kirchen, reihen sich hier die Plattenbauten. Ein Anblick der mir lange sehr fremd gewesen ist, inzwischen aber fast so vertraut und lieb gewonnen, wie das Gurren, der dicken Tauben auf dem Marktplatz, oder die kurzen Unterhaltungen auf rumänisch in Geschäften und auf der Straße. Wir verlassen die Stadt und der Zug nimmt langsam an Geschwindigkeit auf. Was bedeutet Rumänien eigentlich für mich, frage ich mich. Bevor ich hierher gekommen bin waren meine Assoziationen auf Märchengeschichten und das made in Eticket in Kleidung beschränkt gewesen. Kaum zu glauben, wie viel knapp sechs Monate verändern können. Während ich der Sonne beim aufgehen zuschaue, wird mir bewusst, wie sehr ich dieses Land und meinen Alltag hier schon in mein Herz geschlossen habe. Ich liebe die scharfen Gegensätze, zwischen vollkommen wilder Natur, den kleinen Dörfern auf dem Land und einer modernen Stadt wie Brasov. Zwischen den gezackten Gipfeln der Karpaten und den weich geschwungenen Feldern.

Die Sonne erhebt sich inzwischen wie ein Feuerball über den Hügeln im Osten. Răsărit ist der rumänische Begriff für Sonnenaufgang. Auch die Namen der Dörfer durch die wir fahren haben einen ähnlichen Klang. Vânători. Paloş. Caţa. Das alles klingt nun schon vertraut. Draußen ziehen die Ortschaften an uns vorbei. An bunte Häuser reihen sich hözerne Ställe voller Hühner, Schafe und Pferde. Der Boden auf den Höfen ist schlammig und braun, die Tore häufig in vielen Farben angemalt. Vereinzelt sitzen die Grundstücksbesitzer auf Stühlen vor ihren Häusern und beobachten den Morgen. Ich kann mich kaum satt sehen.

Irgendwie besteht auch immernoch meine Hoffnung, zwischen den vom Wind krumm gebogenen, knorrigen Bäumen einen Bären zu entdecken, der gerade aus dem Winterschlaf erwacht ist.

EIn Bach schlängelt sich entlang der Zugstrecke. Es ist gerade eine einsame Gegend, vielleicht liegt deshalb so wenig Müll am Ufer. Hin und wieder ist ein Baum abgeknickt im Wasser. Ohne menschliche Eingriffe in die Natur, wirkt alles so viel rauer, authentischer, wilder, schöner und natürlicher. Die warmen Sonnenstrahlen vertreiben nun auch den letzten Rest Nebel und Müdigkeit. Gegen 10 Uhr fahren wir am Bahnhof in Sighișoara ein. Der Himmel strahlt so hell und blau, wie seit Wochen schon nicht mehr. Voller Energie verlassen wir den Zug. Die Bahnhofsgegend scheint erstmal etwas unbelebt und einsam. Zielstrebig gehen wir in Richtung Stadtzentrum. Unser erstes Ziel ist die große orthodoxe Kathedrale, die gleich neben dem breiten Fluss, dem Komitat liegt. Auf dem Weg dahin kommen wir an ein Kriegsdenkmal. Etwas holprig aber korrekt entziffern wir, wem da gedacht wird: Hier sind Gräber für gefallene sowjetische Soldaten im Kampf gegen die Faschisten, deklariert als die unbekannten Helden.


Wir gehen erstmal weiter, entlang einer grünen Parkanlage und erreichen den Fluss samt gigantischer Kathedrale. Von Außen errinnert sie mich ein wenig an die Kirche in Târgu Mureș und wir sind ganz euphorisch, als wir auf den Platz vor dem Portal ankommen. Wie verrückt, dass der Plan unseres Ausflugs bisher problemlos aufgegangen ist und wir nun tatsächlich in Sighișoara sind! Die letzten Monate haben uns neben all der Schönheit in Rumänien eben auch gelehrt, dass die meisten Pläne nicht so klappen, wie man sie sich vorstellt und dass wir dadurch immer eine riesige Portion Flexibilität mitbringen müssen.

Gespannt öffnen wir die massive Holztür der Biserica Sfânta Treime und treten ein. Ein lichtdurchflutetes Kirchenschiff erwartet uns, in dem die unzähligen, der für die orthodoxen Kirchen typischen Wandmalereien erkennbar sind. Wir schauen uns um, entdecken die Geschichte der Passionszeit ins Bildern und eine Ikone, die ein bisschen aussieht wie ein Bandmitglied aus Jojos lieblings KPop-Gruppe. Natürlich gibt es auch wieder eine Reinigungskraft, die die blitzblanke Kirche fegt und alle Besucher auf Schritt und tritt verfolgt, während sie sich die prunkvollen Wände anschauen. Schnell sind wir uns einig, dass wir bisher kaum eine schönere Kathedrale gesehen haben und probieren gleich auch noch die hölzernen Bänke aus, die vor dem Altar an der Wand aufgestellt sind.

Für kleine Personen könnte es schwierig werden hier noch einen Blick über die hohe Stuhllehne zu werfen. Dafür waren die Kissen, die auf jeder Sitznische auslagen, extrem bequem. Eigentlich ist in orthodoxen Kirchen vorgesehen, während der Gottesdienste zu stehen, weshalb die Bänke vor allem für Alte und schwache Menschen da sind.

Mir fällt auf, dass ich in keiner einzigen orthodoxen Kirche bisher eine Orgel oder etwaiges Instrument gesehen habe, im Gegensatz zu den katholischen und  protestantischen Kirchen, wo hin und wieder zwei oder mehr in einem Raum sind. Eine schnelle Befragung von Google erklärt, dass hier die menschliche Stimme als einzig würdiges Ausdrucksmittel, den Kontakt mit ihrem Gott suchen darf, weshalb alles andere streng untersagt ist.

Genug orthodoxe Kirche für den Tag. Wir verlassen die Kathedrale und betreten die von einem mittelalterlichen Schutzwall umgebene, auf einem Hügel gelegene Altstadt.

Die Häuser sind wunderschön. Über Treppen gelangen wir ins historische Zentrum, können das Museum am Stadttor besuchen und sogar auf den Stundturm steigen. Dieser ist wahrscheinlich das bekannteste Monument der Stadt, da er zum einen die typische transsilvanische Baukunst, die sich zum Beispiel durch das bunte Dach auszeichnet, mit einem hoch raffiniertem Uhrensystem kombiniert. Je nach Wochentag erscheinen unterschiedliche, aus Lindenholz geschnitzte, etwa hüfthohe Figuren an der kleinen Öffnung neben der großen Uhr. Außerdem gibt es noch die entsprechenden Äquivalente, um das Wetter darzustellen, damit die Bewohner der Stadt rundum informiert sind.

Die beiden FIguren im Vordergrund repräsentieren Montag und DIenstag. Luna, mit dem silbernen Metall, steht für den ersten Tag der Woche, während Ares, der Kriegsgott mit seinem Speer in der Hand, den Dienstag darstellt.

Über Pflastersteine schlendern wir durch den Ort. All die Häuser sind so schön bunt, klein, verwinkelt und irgendwie putzig. Ein Bisschen erinnert mich die Stadt an Marburg nur ohne das ganze Fachwerk. Im Umland erheben sich viele Hügel und scheinen die Stadt somit von der Außenwelt abzuschotten, während die Zeit hier im Inneren schier angehalten werden kann.

Es liegt fast schon ein Zauber zwischen den engen Gässchen und süßen Geschäften. In einer multimedialen Ausstellung, veranschaulicht ein weiteres Museum das Leben von Graf Dracula. Dieser hieß ursprünglich Vlad Țepeș und wurde etwa 1431 in Sighisoara geboren. Zum Tausch gegen Frieden in der Walachei und Siebenbürgen, gab Vlad II, der Vater von Vlad Țepeș ihn und seinen Bruder zu den Osmanen. die die Region zuvor konstant bedroht hatten. In dieser Zeit hat sich angeblich der Charakter des jungen Monarchen stark geformt, da er viel Unsicherheit, Leid und Gewalt erlebte. Kein Wunder eigentlich, dass er später in seinem Leben vor allem für seine Gräueltaten und Grausamkeit bekannt geworden ist…

Nach dem Tod seines Vaters durfte er in sein Land zurückkehren, um die Regierung zu übernehmen. Von diesem Zeitpunkt an plante er seinen Feldzug gegen die osmanischen Besatzer. Er wollte die Region von ihrem Einfluss befreien, verbündete sich mit dem ungarischen Herrscher und schaffte es, mehrere Erfolge im Kampf zu erzielen, bevor er vermutlich 1477 in einer Schlacht fiel.

Auf die Entscheidungsfrage hin, ob der Vlad, der Fürst der Walachei, nun ein Held oder Schurke (Hero or Villain) gewesen ist, sind Jojo und ich uns einig, dass wir ihn für all die Morde und Kämpfe, verurteilen würden und er somit eher als Villain für uns beide gilt. (Die Bilder stammen von der Website des Museums: https://www.draculainvestigation.ro/)

Mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck erkunden wir weiter die Stadt. Über eine überdachte Treppe gelangen wir nach mehr als 100 Stufen zur ersten deutschen Schule Rumäniens, die neben einer großen Kirche und einem sächsischen Friedhof über der Stadt thront.

Den Rest unserer Zeit, der uns noch bleibt, bevor wir den Zug zurück nach Brașov nehmen müssen, nutzen wir für ein Picknick in der Sonne im Park und dazu, noch mehr der schönen Straßen zu sehen. Ich würde sagen, Sighișoara hat sich für den Ausflug definitiv gelohnt.  Insbesondere, da durch die aktuelle Situation die ganzen ausländischen Touristen wegfallen und wir die Stadt fast für uns alleine hatten. Da rangiert sie sich schonmal auf eine Ebene mit Brașov und könnte durchaus zu einem meiner Lieblingsorte Rumäniens werden!

Etwas erschöpft, aber glücklich, so viel erlebt zu haben, sitzen wir viel zu schnell wieder im Zug und fahren zurück. Sehr passend rundet ein wunderschöner Sonnenuntergang unseren Tag während der Fahrt ab.

Die Karpaten im Schnee, Nebel und Sonnenschein

Der Februar in Siebenbürgen stand für mich unter dem Motto Wandern. 

Zusammen mit einem Freund von mir, der selbsternannter Wanderführer ist, bin ich gleich zu Beginn des Monats zum Königssteig, etwa 30 Minuten von Brasov gefahren.

An diesem Tag hat es geschneit wie verrückt und die Temperaturen sind nochmal auf fast schon zweistellige Minusgrade gesunken. Lebt man so zentral in den Karpaten, kommt man eigentlich nicht darum herum, regelmäßige Ausflüge in die Berge zu machen und die unberührte Natur zu genießen, selbst wenn das Wetter ungemütlich ist.

Der Schnee war so hoch, dass wir immer wieder bis zu den Knien eingesunken sind. Die kalten Temperaturen wurden hier auf dem Berg durch einen extrem frischen Wind verstärkt und am Anfang schneite es ununterbrochen. Kurz gesagt, es war die perfekte Winterwanderung!

Der Aufstieg zum Königsteig war nicht ganz einfach, vorallem, weil durch die niedrigen Temperaturen auch die Luft vergleichsweise dünn erschien. Ab einer bestimmten Höhe lichteten sich die Wolken und die ersten Sonnenstrahlen fielen auf den frisch gefallenen Schnee.

Unser Ziel war eine Hütte mitten im Parcul național Piatra Craiului, wo wir eine Pause mit selbstgemachten Erdnussbällchen und heißem Tee machten. Auch von hier war der Blick auf das weiße Panorama wieder überwältigend.


Der Abstieg ging wesentlich schneller, als der Aufstieg, auch weil wir ab einem gewissen Punkt ungebremst den Hang runter rannten und über spiegelglatte Eisflächen schlitterten . Natürlich durften bei all dem Schnee auch kreative Zeichnungen nicht fehlen. Nach den Gesichtsdrucken auf der Parkbank in Ruse, folgt hier nun ein Schneeengel mit Bergblick.

Daneben standen im Verlauf der folgenden Wochen auch noch einige Aufstiege zur Zinne an, die die Begegnungen mit einem Fuchs, flauschigen Raupen und etlichen Singvögeln bereit hielten und als Training für das letzte Februarwochenende dienten.

Mit drei weiteren Freiwilligen traf ich mich dafür in Cluj, um von hier aus im Apuseni-Nationalpark wandern zu gehen. Nach einer langen Zugfahrt voller spannender Gespräche mit Mitreisenden, erreichte ich am Freitag sehr spät Cluj-Napoca. Da blieb dann gerade noch Zeit, um mich über das Wiedersehen mit Nicole und Fynn zu freuen, bevor wir versuchten, etwas Schlaf für den folgenden Tag zu tanken.

Samstags ging es in aller Frühe per Auto, durch dichten Nebel in Richtung Nationalpark. Die Serpentinen der Straße führten uns zwischen all den Bäumen, vorbei an einem gigantischen Stausee, Schluchten, halblegalen Anglern und unberührten Dorfgemeinden.

Das Alter der Bäume lässt sich nur schwer erraten, aber durch die Größe der riesigen Nadelbäume bekommt man eine leise Vorahnung.

Der Nationalpark wurde in den 90er Jahren gegründet und Anfang der 2000er zum Naturschutzgebiet erklärt. Wir durchquerten den Park auf der Ostseite von Norden nach Süden, um nach Scărișoara zu gelangen. Bestimmt ginge die Fahrt auch schneller zu bewältigen, doch mit einigen Panoramastops und falschen Abstechern auf unbefestigten Wegen, kamen wir erst knappe fünf Stunden später an unserem Ausgangspunkt an. Die zerschlissene Kalksteinlandschaft der Karpaten, voller Flüsse und Bäche, die sich entlang steiler Klippen schlängeln ließen uns immer wieder innehalten und sie bewundern.

Je weiter und höher wir im Park kamen, umso mehr Schnee und Eis häufte sich an der Straße und in den Wäldern an.

Irgendwann hatte sich der Nebel auch restlos verzogen und die Sonne präsentierte den Park in seiner vollen Pracht.

Dann begann unsere eigentliche Wanderung, glücklicherweise im Sonnenschein. Gefrorene Quellen hatten bizarre Eisformen an den Felsen hinterlassen, die wir entdeckten, als wir entlang einer beeindruckenden Steinschlucht zur Fledermaushöhle liefen.

Das Eis erinnerte mich mit seiner glatten und vollkommenen Struktur an eine sehr große Milchglaskonstruktion. Auch wenn das Wasser wohl wesentlich schöner ist.

An der Decke kann man die Ansätze der großen Stalaktiten erkennen. Hier wurden wir ausdrücklich gewarnt, keinen unnötigen Lärm zu verursachen, um die Steine nicht in Schwingung zu versetzen.

Wir wurden gemeinsam mit einer rumänischen Großfamilie durch die hohen Steinhallen geführt. Höhlen wie diese, die man zahlreich im Apuseni findet, dienen verschiedenen seltenen Fledermausarten als Unterschlupf. Es gab sogar einen Teil mit unterirdischem See, dessen schwarzes Wasser auf uns keinen besonders warmen und einladenden EIndruck machte und nicht erkennen ließ, was sich unter der Oberfläche befindet.

Für den restlichen Nachmittag im Park genossen wir einfach nur noch die Natur und faszinierenden Bergkämme. Trotz der Abgeschiedenheit trafen wir immer wieder auf kleine Dörfer, deren Bewohner und natürlich Hunde. Das Leben kommt mir hier noch sehr traditionell vor, mit vielen eigenen Nutztieren und sehr sporadischen Häusern. Irgendwie idyllisch, zwischen all den Bergen.

Auf der Rückfahrt nach Cluj sahen wir sogar noch einen wunderschönen Sonnenuntergang zwischen den Tälern des Parks und schafften es letztlich das Auto unbeschadet wieder am Vermietungsbüro abzugeben.

Es war echt schön, so anders in die Naturlandschaft Rumäniens einzutauchen und der Ausflug fühlte sich an, wie ein kleines Abenteuer.

Am nächsten Tag blieben uns noch ein paar Stunden, bevor wir zurück in unsere Städte fahren mussten. Diese Zeit nutzten wir, um ins Muzeon zu gehen, einem recht zentralen Museum, das sich mit der Geschichte der Juden aus Cluj beschäftigt. Ich war schon lange nicht mehr so gefesselt von einem Museum. Wir wurden mit Audioguides durch die Ausstellung geführt, in denen die historischen Personen aus ihrer Perspektive berichtet haben und  anhand verschiedener Ausstellungsstücke, die Ausprägungen des Judentums erklärten.

Auf künstlerische Weise wurden mit einfachen Zeichen und Symbolen so starke Aussagen verbunden, dass die Geschichten unter die Haut gingen.

Anhand von Nachstellungen einer Synagoge, dem gedeckten Tisch am Sabbath oder VR-Brillen, die Bilder der Vergangenheit zum Greifen nah zeigten, wurde die Geschichte wieder Realität. Das Museum ist definitiv einen Besuch wert, wenn man nach Cluj kommt! https://muzeon.ro/ro/

Dann mussten wir uns leider schon trennen, weil Nicole und Fynn zum Bahnhof mussten, weshalb Lena, die in Cluj eingesetzt ist, mir nachmittags noch ein bisschen alleine ihre Stadt zeigte.

Cluj ist so eine moderne und schöne Stadt! Extrem studentisch und die meisten Häuser im Zentrum sind wieder ganz elegant im Jugendstil gebaut.

Vom kleinen Hausberg aus hat man auch einen wundervollen Blick auf die Stadt, wo sich bei gutem Wetter viele Gruppen zum Spazieren und Picknicken verabreden. Sehr cool war, dass ich von zwei Freundinnen aus Brasov am Abend wieder mit zurück genommen werden konnte, wodurch die lange Zugfahrt bis nach Hause ausfiel. Somit endete der Februar, ganz im Namen des Wanderns, abends wieder in Brasov.

Sophia in Sofia

Meine Pläne änderten sich nochmal recht spontan, als ich mich entschloss, im Anschluss an Shumen weiter in die Hauptstadt Bulgariens zu fahren.

Also hatten Karla und ich am Mittwoch Morgen noch einen ruhigen Vormittag, den wir mit Yoga und Porridge gestalteten. Dann ging es auch schon ziemlich schnell zum Bahnhof, von wo aus mein Zug nach Sofia abfuhr. Ganz bulgarisch sind wir über die Schienen zum Gleis gekommen, wobei die Zeit leider nicht mehr für einen Kaffee aus dem Automaten gereicht hat.

Inzwischen habe ich durch die Zugfahrten in Bulgarien einiges dazu gelernt und fühle mich, als könnte ich ein ganz passables Handbuch mit Tipps und Tricks verfassen. Hier mal die Top 3:

  1. Man muss sich in einem Abteil nur so großflächig ausbreiten, dass es so wirkt, als wären noch mindestens fünf andere Personen bei einem, die sich gerade die Beine vertreten sind. Eigentlich eine ziemlich alte Methode, aber dennoch sehr wirksam! Das hat auf meiner Fahrt so lange gut funktioniert, bis eine ältere Dame mich durchschaute und zielgerichtet bei mir Platz nahm.
  2. Die bulgarischen Züge stellen im Winter einen günstigen Ersatz für Saunabesuche dar. Deshalb sollte man sich dringend ein Abteil suchen, bei dem die Fenster zu öffnen sind…

    Sollte das Fenster nicht von selbst auf bleiben, nimmt man am besten seinen Rucksack und bindet ihn daran fest. EIn Trick, den ich von Karla gelernt habe.

  3. Wirklich praktisch ist, dass man sich sein Ticket auch erst im Zug kaufen kann. Dafür braucht man aber in jedem Fall Bargeld und eine gute Orientierung, da weder Zeiten noch genaue Orte für die Umstiege angegeben werden.

Die Fahrt bis nach Sofia (София im kyrillischen) dauerte knapp sechs Stunden. Zu Beginn hielten sich noch dichte Nebelfelder, die mich auch schon bei den letzten Fahrten begleitet hatten, bis plötzlich hinter einem Tunnel die Wolken aufrissen. Hier veränderte sich die Landschaft auch schlagartig. Im Gegensatz zu den flachen, geschwungenen Feldern aus der Gegend zwischen Ruse und Varna, erhoben sich nun lauter Steilklippen. Deren gezackten Einkerbungen warfen in der tiefstehenden Sonne lange Schatten.


Besonders schön war der Ausblick, als der Zug sich entlang des Flusses Iskars durch die Schluchten schlängelte. Reiher und andere Wasservögel tummelten sich hier im seichten Wasser und die Ortschaften, durch die wir fuhren, wurden immer überschaubarer und seltener.

Karla hat mal sehr treffend gesagt, dass das Rattern der bulgarischen Züge ihrem Herzschlag entspräche. So eine Verbundenheit zum Schienenverkehr in Bulgarien kann man aber auch verdammt schnell aufbauen, wenn man unberührte Landschaften, sehr traditionelle Dörfer und unzählige Bahnhöfe an sich verbei ziehen sieht. Unfassbar cool finde ich immernoch die Fenster, die einem erlauben, seinen Kopf in den Fahrtwind zu strecken, frische Luft zu schnappen und die Gedanken durchpusten zu lassen.

Bei meiner völligen Begeisterung über die Landschaft vor Sofia hatte die alte Dame in meinem Abteil nur ein ganz schwaches Lächeln übrig. Wer weiß, wie oft sie die Strecke schon gefahren ist, aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass das Staunen darüber irgendwann aufhört.

Der Sonnenuntergang, kurz vor der Ankunft in Sofia.

Als der Zug in Sofia einfuhr war ich erstmal ein wenig misstrauisch, da nirgends Schilder aushingen, die angaben, an welchem Bahnhof man sich befindet. Nachdem Karla und ich einmal falsch ausgestiegen sind, wollte ich den gleichen Fehler nicht nochmal machen. Da sich der Zug aber zusehends leerte, folgte ich den anderen auf den Bahnsteig.

Meine Verwirrung über die Ausschilderung des Bahnhofes war wohl gerechtfertigt, da Elias, der mich abholte und ich ziemlich lange brauchten, bis wir uns gefunden hatten. Dann aber konnten wir los und auf dem Weg durch die Stadt, habe ich direkt die erste Stadtführung bekommen.

In den letzten Tagen war ich schon ziemlich reizüberflutet gewesen, von dem Bulgarien, das ich kennenlernen durfte. Hier in der Hauptstadt wurde das umso mehr verstärkt. In den Parks tummelten sich Gruppen von jungen Leuten, überall spielte Musik. Lichtinstallationen an Häuserwänden, machen die Straßenbeleuchtung mit Kaffeeautomaten unnötig. Die Mannigfaltigkeit meiner geliebten Snackstores ist sehr zu meiner Freude exponentiell gesteigert und die Häuser im Zentrum der Hauptstadt sind wundervoll bunt gestaltet und reihen sich abwechselnd an historische Monumente und coole Graffitis.

In den nächsten Tagen lernte ich all die schönen Flecken Sofias kennen und lieben. Ob das nun ausschließlich an meiner Namensvetternschaft mit der Stadt oder am tatsächlichen Charme liegt, kann ich nur subjektiv beurteilen.

Das wortwörtlich blühende Leben in den Straßen hat mich einfach in seinen Bann genommen!

Es gibt so viele, verwinkelte, kleine Blumenläden, die sogar schon die ersten Bienen angezogen haben! Und das Anfang Februar!

Am Horizont kann man von fast jedem Punkt der Stadt den Vitosha-Berg sehen. Ich konnte es kaum glauben, das die verschneiten Gipfel so klar zu erkennen sind und sich das Panorama so schön in das Stadtbild einfügt. Allerdings führt die Lage der Großstadt auch dazu, dass alle Abgase wie in einem Kessel eingeschlossen, nicht gut zirkulieren können und die Smogbelastung dementsprechend hoch ist. Die Sterne kann man nachts trotzdem sehen, was ich schon mal als gutes Zeichen gedeutet habe.

Wahrscheinlich war ich nur zu kurz da, um die Nachteile einer Stadt dieser größe zu erleben, aber ich habe das Großstadtflair sehr genossen.

An einem Vormittag war das Wetter schon so frühlingshaft, dass wir eine Tour durch die großen Parks machten. Der große Boris kam mir an dieser Stelle fast schon vor, wie ein Volksfestplatz, mit so viel Leben und spielenden Kindern. Studenten haben Volleyball gespielt und ein Vater mit Sohn und deren Modellflugzeug, glaube ich Jagd auf uns gemacht. Ein leichter Sonnenstich am Ende des Tages konnte die gute Stimmung dann aber auch nicht abmindern.

Mein Lieblingspark ist allerdings keiner von den großen bekannten, sondern vielmehr der Platz vor der Kirche Sveti Sedmochislemits, in dem man sehr schön die Sonne und das bunte Treiben genießen kann.

Die Kirche etwas abseits vom direkten Zentrum sieht finde ich schon von Außern sehr ästhetisch und durch die runden Formen sehr glatt aus. Im Inneren sind wieder Unmengen Verzierungen und Ausschmückungen zu finden.

Viele bunte Bilder und Ornamente schmücken hier wieder die Wände aus. Auch wenn die meisten der orthodoxen Kirchen auf den ersten Blick ähnliche Geschichten in ihren Bildern erzählen, so sieht doch jede Kirche anders aus. Es ist jedes Mal wieder spannend, an den Wänden nach Besonderheiten zu suchen.

Auch schön fand ich, dass ich mich so schnell in Sofia zuhause gefühlt habe und mich ziemlich schnell zurecht finden konnte.

Die Alexander-Newski-Kathedrale im Zentrum der Stadt, sticht bei Tag mit den grünen Dächern besonders hervor. Nachts sieht sie unter dem Sternenhimmel, von lauter Flutlichtern angestrahlt, auch sehr beeindruckend aus.

Abschließend kann ich sagen, dass Sofia neben einer ziemlich coolen Boulderhalle, wunderschöne Orte hat, die sicherlich mehr als einen Besuch wert sind und mich ganz bestimmt nochmal zurück holen werden!

Meine Rückfahrt zog sich über den ganzen Sonntag hin und ich klapperte nochmal (fast) alle Stationen meiner Reise ab, als ich zunächst über Ruse, nach Bukarest, bis nach Brasov fuhr, wo das kleine Abenteuer zwei Wochen zuvor begonnen hatte.

Сбогом България!

Wenn das Echo von den Felsen wiederhallt

Nun war ich schon zwei Tage im schönen Shumen, ohne die Stadt bis dahin bei Tageslicht gesehen zu haben! Das musste sich also schleunigst ändern.

Nach einer schnellen Runde Boza-Porridge und Karlas Sprachkurs, wurden mir die schönsten Ecken Shumens gezeigt. Fynn hatte uns am Morgen schon wieder verlassen und sich zurück nach Rumänien verabschiedet, wodurch wir nun erstmal wieder zu zweit waren.

Als obligatorischen Einstieg in Karlas neue Heimat gab es ganz traditionell Baniza, als zweites Frühstück, auf unserem Weg durch die Altstadt. Sie ähneln im Prinzip den rumänischen Blätterteig-Placinta, die von Käse über Pilze und Kürbis, mit allem gefüllt sein können.

Shumen liegt sehr schön umringt von Bergen, was mich ein wenig an Brasov erinnert hat. Gemeinsam mit den Pflastersteinen und bunten Häuschen im Zentrum, habe ich mich direkt heimisch gefühlt.

Hier kann man im Hintergrund das inoffizielle Wahrzeichen Shumens erkennen, das durch seine Form und Größe von den Einheimischen einen ganz treffenden Spitznamen erhalten hat. EIn bisschen unheimlich sieht das verlassene Gebäude nur aus, wenn unzählige Vögel, aufgescheucht um die Spitze schwirren.

Der Turm ist von überall sichtbar. Hier nochmal im Panorama der Stadt, von Karlas Wohnblock, aus einer anderen Perspektive.

Am anderen Ende der Stadt erreichten wir, von Möwengeschrei und unserem Baniza-Dauerohrwurm begleitet, die Tombul Moschee.

Die Moschee ist gilt als größte Bulgariens und zweitgrößte der Balkanhalbinsel. Erbaut wurde sie Mitte des 18. Jahrhunderts, noch während der Zeit der osmanischen Herrschaft. Sofort ins Auge gefallen ist mir das Minarett, also der Gebetsturm, der mit seiner bestimmt an die 40m Höhe, alle umliegenden Gebäude bei weitem überragt. Als wir die Gebetshalle betreten haben, hat uns eine tiefe Stille umhüllte.

Die Decke hat es sowohl Karla, als auch mir, besonders angetan! Es ist fast schon meditativ, sie einfach nur  zu betrachten und den Raum auf sich wirken zu lassen.

Das Farbschema grün-gelb-rot, war besonders auffällig und ich fand sehr spannend zu beobachten, dass anders als in den vielen orthodoxen Kirchen, die ich in den letzten Monaten gesehen habe, hier keinerlei Bilder an den Wänden Geschichten erzählen. Vielmehr spielen Farben, Muster und kleine Ornamente eine Rolle. Neben der Mihrab, der Gebetsnische, gibt es einige wenige arabische Inschriften, die für uns allerdings ein Rätsel blieben.

Abgesehen vom Innenraum der Moschee, kann man draußen auch weiter gehen und im Innenhof die alte Bibliothek und den Brunnen sehen.

Ebenfalls beim Brunnen spiegelt sich das Farbschema von drinnen wieder.

Im Obergeschoss wurden jahrzehntelang wichtige Bücher und Schriften aufbewahrt. Inzwischen wurden diese aber an andere Bibliotheken im ganzen Land aufgeteilt.

Der Gebetsturm der Moschee, aus der Perspektive vom Brunnen.

Von hier aus sind wir quer durch die Stadt in die große Markthalle Shumens gegangen, um uns mit frischem Obst und Gemüse einzudecken. Schnell als Ausländer enttarnt, versuchte eine Verkäuferin mit uns die Zahlen auf Bulgarisch zu wiederholen, damit wir ihr das passende Rückgeld für die Rotebeete geben konnten. Der beste Sprachkurs bleibt wohl doch außerhalb von (online-)Klassenzimmern…

Nachmittags planten wir einen Spaziergang zum Monument Shumens ein. Die 1300 Stufen bis nach oben, symbolisiere die 1300 jährige Geschichte Bulgariens und haben es echt in sich. Doch erstmal an der Spitze angekommen, wird man damit belohnt, die vergangenen Herrscher der letzten Jahrhunderte im kubistischen Stil vorgestellt zu bekommen. Mit teils grimmiger Miene und überdimensionaler Größe sind die Zaren und ihre Nachfolger beeindruckend, das Monument im Ganzen fast ein bisschen bedrückend.

Ich habe mich zwischen den, auf einen zugeneigten Betonwänden ziemlich klein gefühlt, was durch die Aussicht auf die freie Fläche rund um Shumen nochmal verstärkt wurde.

1981 wurde das Monument, zum 1300 jährigen Jubiläum des ersten bulgarischen Reiches, erbaut.

Bei längerer Betrachtung der Wände hat es auf mich fast schon ein Bisschen so gewirkt, als würde die geneigte Mauer langsam auf einen zukommen.

Um uns nach dem Auf- und Abstieg wieder ein bisschen aufzuwärmen, machten wir zurück im Ort einen Abstecher in der Second-Hand-Kette Mania, eigentlich ohne besondere Vorstellungen. Doch in jedem Second Hand Laden versteckt sich das ein oder andere Schmuckstück und so kamen wir, um einige Kleidungsstücke reicher, wieder heraus. Der riesige, neue Pulli, eine Jacke und Bluse füllten dann aber auch gerade so, den noch verfügbaren Platz meines Rucksacks aus.

Unseren Abend ließen wir daraufhin noch mit Yoga und der Vorbereitung unseres Lunchpaketes für den kommenden Tag enden.

Am Dienstag hieß es nämlich gleich darauf, früh aufstehen und einen Sprint zum Bahnhof hinlegen, um den Zug in Richtung Ruse zu erreichen. Unser Ziel:

Die Felsenkirchen von Ivanovo zu besichtigen, die etwa 15 Minuten von der Grenzstadt an der Donau entfernt liegen. Also fuhren wir von Shumen die ca. vier Stunden bis nach Ivanovo, wobei Ivanovo zu viel gesagt ist, da wir eine Station zu früh ausstiegen und erst über Umwege zu unserem Ausgangspunkt gelangen. Die Fahrt nutzen wir für viele gute Gespräche, einen phantastischen Einblick in die Landschaft Bulgariens, sehr viele Snacks unseres professionell vorbereiteten Picknicks und Zeit zum Tagebuchschreiben und Gedanken sortieren.

Hier hat unser Abenteuer definitiv begonnen, wie Karlas Brotdose uns erinnert hat. Die Kicherebsenpatties mit Hummus könnten zwar als einseitige Ernährung angezweifelt werden, waren aber sehr gut!

Tagebuch schreiben hat mir unheimlich geholfen, all die neuen Eindrücke und Erlebnisse zu verarbeiten. Allerdings fällt es mir wirklich schwer, tatsächlich alles so festzuhalten, ohne wichtige Elemente auszusparen. Noch schöner ist es dann eigentlich, mit jemandem zu reisen und zu reden, der die gleichen Erfahrungen sammelt, haben Karla und ich beide festgestellt. Vieles lässt sich so schwer für andere in Worte fassen.

Im Dorf angekommen, war unsere Reise zu den Kirchen aber noch lange nicht zu Ende. Um diese zu erreichen, hatten wir noch eine einstündige Wanderung durch einen wunderschönen Nationalpark zu bewältigen. An einigen Stellen mussten wir stoppen, weil wir so beeindruckt von den vielen Farben der Natur waren, die von giftgrün, über ein tief orangenes braun, zu fast schwarzer Erde und blühtenweißem Schnee reichten. In anderen Momenten wurden wir von überprotektiven Tankstellenhunden und Dornbüschen gezwungen uns den Weg  freizukämpfen, was wir mit der ein oder anderen Blessuren überstanden.

Unfassbar war auf jeden Fall die Stille, die im ganzen Nationalpark herrschte. Als wir im Tal ankamen, stießen wir erstmal zu unserer Freude auf die UNESCO, die die Felsenkirche zum Weltkulturerbe erklärt haben. Etwas stutzig hat uns schon der geschlossene und verbarrikadierte Souvenirshop gemacht, wodurch wir uns nicht mehr all zu sehr wunderten, als wir nach dem Erklimmen der Treppen entlang der Steilwand, vor verschlossenen Türen standen. Immerhin konnte man durch die vergitterte Tür das ein oder andere Fesco der Kirchen entdecken und neben der (geschlossenen) Klosteranlage gibt es einen sehr schönen Panoramaweg, der einen entlang der Klippe, zu verschiedenen Felsvorsprüngen führt.

Bei Höhlen mit entsprechendem Panorama ist es nicht schwer sich vorzustellen, dass früher Mönche zum Gebet förmlich angezogen wurden. Die Aussicht über das Tal war wirklich atemberaubend und der feine Nebel, der über allem hing, trug zur entsprechenden Stimmung bei.

Schon im 12ten Jahrhundert sollen hier die ersten Menschen begonnen haben, Höhlen in den Kalkstein zu graben, woraus wenige Jahrzehnte später ein spirituelles Zentrum entstand. In unterschiedlichen Kirchenräumen kann man Fresken der vergangenen Zare besichtigen und Wandmalereien, die schon mehrere hundert Jahre überdauern. Naja und selbst wenn man uninformiert vor Ort ist und die Kirchen geschlossen sind, lohnt es sich, die unberührte Natur in vollen Zügen zu genießen.

Das haben wir auch gemacht. Gleich neben befreienden Schreien die von den Felswänden geechot wurden und einem Picknick mit eingelegtem Gemüse vom Markt. Es war wundervoll!

Lange konnten wir leider nicht im Nationalpark bleiben und so traten wir bald den Rückweg nach Ivanovo an, wo wir glücklicherweise unseren Zug in Richtung Shumen erreichten und uns wieder aufwärmen konnten. Während der Fahrt lasen wir uns gegenseitig scheinbar traditionelle bulgarische Märchen, wie ,,der Vampir und das Mädchen“ und lachten eine Menge zusammen.

Am Abend waren wir mit einer Freundin von Karla zum Kochen und Essen verabredet, was auch noch viele witzige Gespräche über Musik und gemeinsames Lachen aufkommen ließ. Daraufhin schlossen wir unseren Tag noch mit einer Portion deutscher Märchen bei SImsalagrimm ab und reflektierten, was für besondere Eindrücke wir an diesem Tag gesammelt hatten und was wir alles erleben durften! Etwas, worauf wir sicherlich noch sehr lange, mit einem Lächeln zurückblicken werden! 🙂

Am nächsten Tag sollte es dann schon Чао Шумен und oтидете до София heißen!

Ein Sommersonnetag am Meer

Ist das der Zug nach Shumen?

Kopfschütteln, ,,Шумен! „

Kurze Verzweiflung meinerseits, während ich an diesem einsamen, dunklen Bahnhof, mitten im Nichts Bulgariens stand. Ohne Anzeigetafeln oder genaue Kennzeichnungen der Züge, war ich auf die Hilfe des Bahnpersonals angewiesen, meinen Umstiegszug richtig zu finden.

Also probierte ich es nochmal. Ich deutete auf den Zug. Shumen? Wieder kopfschütteln und ein freundliches Lächeln.

Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Das vehemente Kopfschütteln ist äquivalent zum Nicken bei uns, was ich schon von anderen Berichten aus Bulgarien gehört und wieder völlig vergessen hatte! Ich bedankte mich glücklich und stieg in den Wagon. Knappe vier Stunden, nachdem ich Pyce verlassen hatte, kam ich endlich in Shumen an.

Der Schaffner, der mein Dilemma beim Umstieg miterlebt hatte und wohl ein wenig an meinen Reisekompetenzen zweifelte, kam persönlich zu mir, um mich an meinen Ausstieg zu erinnern, als wir im Bahnhof einfuhren. Ein ziemlich guter Service!

Hier kam mir auch sogleich die freudestrahlende Karla entgegen, um mich abzuholen und ich war überglücklich sie wiederzutreffen! Wir hatten uns das letzte Mal im Sommer gesehen und schon die ganze Zeit geplant uns gegenseitig zu besuchen. Fast schon ein bisschen surreal, dass das nun Realität wurde!

Fynn, der am Goethe Institut in Bukarest eingesetzt ist und das Zwischenseminar ebenfalls in Bulgarien verbracht hatte, war auch vor Ort und wir ließen den Abend entspannt zu dritt ausklingen. Dabei durfte natürlich das traditionelle Bier Shumens, ,,Shumensko“ und das allseits verpönte, fermentierte Weizengetränk ,,Boza“ nicht fehlen. Letzteres schmeckt ein bisschen nach einer Mischung aus dem Wasser, in dem weiße Bohnen liegen und der Hafermilch von Lidl und hat eine ziemlich dicke, schleimige, dabei aber komischerweise sämige Konsistenz.. Auf keinen Fall zu empfehlen ist es, unseren Unfall von einer Shumensko-Boza-Ingwerteemischung nachzuahmen, dabei treffen einfach zu viele gegensätzliche Geschmäcker aufeinander. Für abendliche Bespaßung ist es jedoch einen Versuch wert. Wird wohl insgesamt nicht mein go to-Getränk, aber sicherlich nochmal ausprobiert. Bei Gelegenheit.

Boza wurde mir nun schon mehrere Male erwartungsvoll vorgesetzt, mit der Hoffnung, dass ich es auch sehr eklig finden werde. Ich war selbst überrascht, wie gut es eigentlich ist! So gut sogar, dass in den folgenden Tagen gleich mal ein Porridge damit gekocht wurde. Etwas gewöhnungsbedürftig, durch den getreidigen Geschmack, aber mit viel Erdnussbutter und Apfelmus durchaus lecker!

In Karlas Wohnung wurde ich abends von den Nachbarn mit einem Feuerwerk begrüßt, das direkt vor unseren Fenstern gezündet wurde. Shumen heißt übersetzt wohl auch laut, also alles ganz normal. Der Wurstkalender, über den Karla in ihrem Blog (https://kulturweit.blog/dieshumenshow/) berichtet hat, hängt obwohl Weihnachten rum ist, immer noch am Balkon gegenüber. Wir trotzen dem kalten Boden der Wohnung neben einem sehr effektiven Heizstrahler, noch mit guter bulgarischer Musik, wie dem Baniza-Song, der damit den Ohrwurm der Woche begründete (https://www.youtube.com/watch?v=EX05noO1zFU).

Am nächsten Morgen ging es schon sehr früh los, als Fynn und ich den Zug nach Warna nahmen.

Zugfahren ist jedes Mal wieder schön. Außer einer Frau mit Katze waren wir alleine und konnten sogar den Sonnenaufgang auf dem Weg bestaunen.A propos, bei mangelnder Orientierung am Bahnhof kann man einfach den bulgarischen Weg wählen und die Abkürzung über die Schienen nehmen, wenn man schnell zum anderen Gleis kommen muss. Unterführungen sind eher pro forma zu finden.

Ca. zwei Stunden später kamen wir bei strahlendem Sonnenschein an der Küste an.

Die Altstadt ist wundervoll restauriert, mit lauter bunten Gebäuden und ganz vielen Ornamenten in den Fassaden. Überall kann man Säulen, Gesichter und Figuren entdecken, die entweder aufs Meer oder je nach Botschaft, auch gerne mal gen Westen blicken.

Mein liebstes Gebäude der Stadt, bei dem ich ganz pathetisch feststellte, dass es wirkt, als würde sich der Himmel in der Fassade spiegeln.

Mit grimmigem Blick und Handgranate ist die Statue im Primorski-Park definitiv einschüchternd. Allerdings nicht so sehr, als dass sie Familien mit Kindern, vom Spielen und Picknicken abhalten würde.

Es hat einiges an Arbeit gekostet, auf diese Mauer zu gelangen. Nicht zuletzt wegen der Möwenüberbleibsel, die überall hinterlassen werden. Mit ziemlich guter Wahrscheinlichkeit steht auf dem Schild davor, dass es untersagt ist, die Mauer zu betreten, aber was soll man tun, als ahnungslose Touristen.

Im strahlenden Sonnenschein hatten wir fast schon sommerliche Temperaturen und konnten sogar ohne Jacken am Meer sitzen und die Aussicht genießen. Auf dem Weg zum Leuchtturm des Hafens, bieten sich die Wellenbrecher wunderbar an, um eine Pause einzulegen und sich zu sonnen. Mit guten Gesprächen über Musik, unsere Zeit im FSJ und vielem mehr, verging der Vormittag wie im Flug und wir liefen dabei noch den größten Teil der Küstenpromenade ab.

Der heilige Niko wacht als Schutzpatron über das Meer und die Seefahrer, die von Warna aus in See stechen.

Mit tollem Ausblick auf das schwarze Meer picknickten wir später an einer Klippe, eine bulgarische Zacusca und Reis in Weinblättern, bevor wir uns auf den Rückweg durch die Innenstadt, zum Bahnhof machten. Sehr zu Fynns Freude ist ganz Warna besiedelt von Katzen, weshalb wir neben tollen Aufnahmen der Gebäude, Unmengen an Tierbildern am Ende des Tages auf seiner Kamera fanden.

Insgesamt stammen ein Großteil der Fotos dieses Eintrags von Fynn, der auch einen sehr lohnenswerten Blog schreibt, in dem er sehr viel Spannendes von seinen zahlreichen Reisen durch Rumänien berichtet! (Immer mit ziemlich coolen Fotos!) (https://kulturweit.blog/notizenausderwalachei/)

Zurück in Shumen gab es wieder ein Bisschen Shumensko (Boza sparten wir uns an dem Abend) und nach gemeinsamen Kochen ein paar Runden Rommé.

Der Ausflug nach Warna ist wirklich sehr lohnenswert gewesen und die Stadt außerhalb der Tourisaison zu besuchen wohl auch ein echter Geheimtipp! Ein sehr schöner Tag am Meer, der mir einen schönen neuen Einblick, in eine weitere Facette Bulgariens, gewährt hat.