Als Frau?

Ich fahre Inliner. Bin im Sport-BH unterwegs, genieße die Luft um meinen Körper, die Geschwindigkeit. Vorbeifahrende Autos hupen. Fahren die Fenster runter, geilen sich auf. Das Hupen macht mich aggressiv. Es ist nicht das erste Mal. Ich muss mich wehren. Reflexartig schreie ich den Fahrern hinterher. Zeige ihnen den Stinkefinger.

Abends gehe ich zum Theater. Im Kleid. Wieder hupen mir Autofahrer hinterher. Ich bin nicht auf Rollen unterwegs, spüre diesmal kein Adrenalin, keine Geschwindigkeit. Ich schüttele den Kopf.

Ich trage ein enges Top. Jemand sieht mich zum ersten Mal im Top und starrt mir auf die Brüste. Ja, ich habe Brüste.

Ein Mitbewohner kommt morgens in mein Zimmer. Er hat oft einen Steifen. Mein Blick gleitet ab, ohne dass ich es merke. Übergriffig? Bis er irgendwann statt seines Körpers, nur noch den Kopf durch die Tür steckt.

Ein älterer Mann, bei dem ich mich geborgen fühle, fasst mir an die Brust. Mein Pullover ist dazwischen. Blau-weiß gestreift. Seine Hand spüre ich trotzdem. Sein Suchen. Sein Streicheln. Sanft. Irgendwas stimmt hier nicht. 

Ein Kumpel rückt seinen Schwanz zurecht, während wir einen Film schauen. Lange, ausgiebig. Da muss ganz schön was schief liegen. Danach streichelt er mich. Ich bin irgendwie geschockt, angeekelt. Weiß nicht, ob zurecht. Wie will ich reagieren?

Ein Freund ist geil und will mit mir schlafen. Er berührt mich, will mich ausziehen. Es fällt mir schwer, Nein zu sagen. Im letzten Moment erkläre ich ihm, dass ich auf Frauen stehe. Er sagt: willst du es nicht nochmal probieren?

Mit Freundinnen laufe ich nachts durch die Stadt. Vorbeifahrende Autos hupen. Ein Freund ist dabei. Er ist verwirrt. Vielleicht das erste Mal, dass er angehupt wird? Er sagt: das sind ja zwei Welten, in denen wir leben.

Ich besuche meinen Cousin bei der Feuerwehr. Dort gibt es einen großen Fitnessraum mit Tischtennisplatte. In meinem Urlaubskoffer steckt mein Tischtennisrock. Ich ziehe ihn an, spiele; gehe später in die Zentrale der Feuerwehr. Ein Feuerwehrmann meint, ich habe nichts an. Lacht sarkastisch, abfällig. Zieht vor versammelter Mannschaft seine Hose aus, um mich zu imitieren. Was will er?

Geht ganz schön viel ab gerade. Ganz schön viel Me too.

Disko

Das Wasser ist ganz weiß

Würd ich reingehn,

Ich Engelchen,

Man würds nicht sehn

Ein Surfer sagte mal

‚Unter den Wellen sein,

Das ist wie Disko

D-dum, d-dum, d-dum

Man muss bloß warten

Bis der Bass sich beruhigt‘

Coeur pleurant

La chaleur
Mon cœur qui pleure
Fortement
Remis dans son passé
Plus jeune, plus ptit
Plus grand celui
à côté de moi
Me prend dans ses bras
Partage sa chaleur
Chaude et empathique
Qui parle avec ses mains
Son corps entier
Une voix qui ressente
Qui voit
Qui soulage
Une vie qui commence

Branleurs

Vincent, Louise, Alice.

 

V : « Il y a des artistes, qui sont des branleurs, franchement des branleurs »

L : « Mais Vincent, arrêtes ! C’est pas des branleurs ! »

V : « Si. Si tu vas dans le sud. Je dis pas que chaque artiste est un branleur, mais plus tu vas dans le sud, plus il y en a. Tu vois ce que c’est, des branleurs, Alice ? »

A : « Non. »

L : « Mais Vincent, arrêtes ! »

A : « C’est quoi ? »

L : « C’est très vulgaire, Alice. C’est plus que vulgaire ! Tu as appris ça pas chez nous ! »

A : « Mais, c’est quoi ? Dis-moi Vincent »

V : « Comment traduire branleur, Louise ? »

L : « Je sais pas. Je vais écrire à mon p’tit copain. Attends je lui écris. Tu sais à qui j’écris ? »

V : « Tu écris à Joshua. »

L : « Non, j’écris à Friedmann. »

V : « Oh, il va le savoir sûrement. »

L : « Oui, il le sait sûrement. »

Pause de trois secondes.

V : « Et alors ? »

L : « Mince, il n’a pas encore lu le message. »

V : « A-t-il répondu ? »

L : « Mais je dis, il a pas encore lu le message. « 

V : « T’as jamais entendu le mot branleur, Alice ? »

A : « Non »

V : « Allez il faut lire plus. Là il te manque quand même un peu de lecture »

L : « Mais Vincent. On l’utilise pas le mot, Alice »

V : « Ça a une forte connotation sexuelle »

L : « Eh ben justement ! »

V : « Mais pas que »

L : « Non, pas que »

V : « Si nous on l’utilise, c’est pour dire que quelqu’un fait rien »

L : « Mais on l’utilise pas avec la connotation sexuelle ! »

V : « Branler ça veut dire masturber, en fait. Quelqu’un qui fait rien d’autre que masturber » (rigole) « un mot comme ça existe en allemand ? »

A : « Non. Je pense pas. »

L : « Message de Friedmann. » (elle lit) « Bonjour Louise, tu peux utiliser branleur dans deux sens. Le premier: Faulpelz. Le deuxième: Wichser »

Alice rougit.

Oh du Theaterluft

Nach Garderobe

Und Staub

Bisschen stickig

Aber versprichst einen Ausgang

Oder Durchgang

Ein Licht

Nach altem Teppich

Und Dunkelheit

Und irgendwie,

Seltsamerweise,

Nach Finanzamt

Nach dunklen hölzernen Möbeln

Schreibtischen

Nichtrauchen ohne Rauchverbot

Dem Egon Krenz sein Büro

Nach altem Papier

Das im Reißwolf gärt

Bisschen antiquarisch

Bisschen trüb

Noch

Und dann Leben,

Hinter den gläsernen Türen,

Das sich aufstaut,

In deinen Gängen

Verheißungsvoll

Und explodiert,

Wenn ich eintrete