In einem unbekannten Land…

Ich habe es getan und die Touristin in mir ist zum Leben erweckt.

Wo begibt sich der allseits interessierte, jedoch nur auf gemäßigte Abenteuer ausgerichtete Touristikfan in Moskau als erstes hin? Klar, auf den Rote Platz und so…

Doch da ich vorher noch nicht so viele Sight-Seeing-Standards in Moskau hingelegt hatte, wollte ich klein beginnen um mich im Laufe des Tages natürlich steigern zu können. Deswegen führte mich die Metro an diesem kalten, aber mit Sonnenstrahlen durchdrungenen Samstag als erstes auf einen riesigen Flohmarkt. Dort habe ich die kufige Liebe meines Lebens entdeckt:

Leider ist der Schlitten für etwaige Überführungen nach Deutschland zu groß oder aber mein Geldbeutel zu klein – die Antwort liegt wohl im Auge des Betrachters. Definitiv erschwinglich und vor allem auch im Handgepäck transportierbar sind hingegen diese Ladies:

Wobei es falsch wäre an dieser Stelle nur von Damen zu sprechen. Immerhin scheint es unter meinen touristischen Freunden der neuste Trend zu sein, sich selbst auf die Holzfiguren zeichnen zu lassen. Aber auch Merkel, Obama oder Putin stehen zum auseinander stecken und wieder zusammen basteln bereit. Sicherlich gibt es einen Politiker-Rabatt-Kauf, damit dem fröhlichen In- und Miteinander der unterschiedlichsten Entscheidungsträger nichts mehr im Wege steht.

Nachdem ich mir allermöglichen Klims und Bims angesehen hatte und sich meine erkalteten Glieder wieder nach der Zärtlichkeit und Wärme der Metro sehnten, stapfte ich zur Haltestelle zurück; natürlich aber nicht ohne ein Foto von einer echt typisch russischen Katze zu machen. Tatata!

Katze ist dann doch nur Katze – weltweit!

Aufgewärmt und ein paar Metrostationen später purzelte ich dann direkt auf den Roten Platz. Blöderweise hatte sich die „Russische Untergrundorganisation zur Vertreibung umweltzerstörerischer Touristen durch unkontrolliertes Kameraklicken“ an diesem Tag in den Kopf gesetzt, denn Roten Platz vor Blitzlichtgewitter abzuschirmen. Sie stellten also nicht nur überall Metallzäune auf – nein, sie sprangen den wagemutigen Fotografen auch sofort ins Bild:

Immer die Mission im Auge

Also ergab ich mich ihrer Aufforderung und fotografierte lieber die Basilikuskathedrale – ist ja auch ganz nett, nicht wahr?

Später schlenderte ich noch durch das Kaufhaus GUM, wohl sowas wie das KaDeWe in Berlin, und ergötzte mich an dessen Gerüchen und Geglitzer. Leider ist mir der Fehler unterlaufen KEIN Eis in diesem Kaufhaus zu kaufen. Dabei soll es das beste Eis von Moskau sein und jeder weiß, was ich für Eis tun würde. Die erste mich besuchende Person erhält also die Ehre auf eine GUM-Eis-Bummeltour mit mir!

Ähnlich glitzrig und geruchsintensiv ging es in der orthodoxen Kirche nebenan weiter. Ob es sich um einen Gottesdienst gehandelt hat, kann ich nicht beurteilen, aber alle Kirchenbesucher drängten sich mit einer Kerze in der einen und einem Räucherstäbchen in der anderen Hand in einen düsteren und vernebelten Raum um dort Gebete vor sich hinzu sprechen. Mir war dann aber doch eher nach frischer Luft und Sonnenschein…

Ich schlenderte bzw. düste also im forschen Moskauer Schritt weiter durch die Straßen um letztendlich am Abend auf einem Yogahippiegeburtstag zu landen. Der Tee wurde natürlich nach japanischer Art (zumindest wurde mir dies so erklärt) serviert, in dem die Hälfte des Wassers über den ganzen Teetisch geschüttet wurde und das Ganze eher einem riesigen Geschmande glich. Geburtstaggeschenke bestanden aus Massagen oder, wer hätte es gedacht, aus zumeist grünem Tee. Da wir den Yogastudiobesitzern irgendwann jedoch mit unserem Getrommel, Gesinge und dem ganzen Teematsch auf die Nerven gingen, haben wir unsere spirituelle Reise in eine andere Lokalität fortgesetzt. Diesmal befand sich die Yogateestube im Keller eines Wohnblocks und das Wort Underground schien mehr als zutreffend. Von lieblichen Duft benebelt ging es auch auch dort wieder ans Mantrasingen und auch ich habe mich, natürlich nur dem Duft und der Stimmung geschuldet, zur Freigabe von ein paar lieblichen Tönen meinerseits entschlossen. Der Abend endete dann für mich mit Weißbrot und Blaubeermarmelade, nicht weil das Zeug ungenießbar war – im Gegenteil, aber die letzte Metro rief und gleich bei meinen neuen Freunden übernachten, nun, das wollte ich auch nicht.

Die Metamorphose vom Touristen zum Hippie war dann doch nicht ganz abgeschlossen.