F(r)eier Frauentag!

Sicher, der 8. März wird auch bei uns in Deutschland gefeiert: ein paar Blümchen hier und noch ein paar nette Worte da und…dann war es das auch schon. Aber ihr holden, weiblichen Geschöpfe, nur DAS muss es nicht sein! In Russland beginnt der Frauentag schon mindestens einen Tag vorher. Überall tauchen aus dem Nichts unzählige Blumenverkaufsstände auf, die Sträuße in allen Farben und Formen zu all möglichen Preisen feilbieten. Die Käufer, vorwiegend Männer, lassen sich dann beraten um für ihre Liebste auch die passendsten Blumen zu besorgen. Übrigens, gern gesehen ist natürlich auch immer Schokolade.

Am besten ist das Ausmaß des Frauentages in der Metro zu beobachten , denn am 7. März gibt es fast keine Frau, die ohne Blumen oder hübsche Geschenktütchen im Untergrund sitzt. So durften auch wir nicht ohne Blumen Metro fahren. Doch was macht Frau, wenn sie niemanden kennt, der ihr Blumen schenkt? Ganz einfach. Sie geht mit ihrem Arbeitskollegen zum Blumenhändler, handelt Preis und Blumen aus und überlässt das Zahlen einfach dem überrumpelten Mann (der dann natürlich glaubt, dies alles selbstständig und aus freien Stücken getan zu haben). Und was soll ich sagen? Es funktioniert. Tanja und ich sind mit unseren Tulpensträußen und einem Grinsen, das natürlich von einem Ohr zum anderen gereicht hat, in die Metro gestiegen und haben uns prima (ich vielleicht auch zum ersten Mal) den anderen Frauen zugehörig gefühlt. Böse Zungen munkeln sogar, dass das U-Bahn Fahren für Frauen ohne Blumen an diesen Tagen untersagt ist. Da haben wir nochmal Glück gehabt.

Wie viele andere Menschen in Moskau (es gibt unglaublich viel davon) hatten wir dann die Idee, leckere und vor allem frische Lebensmittel vom Markt zu kaufen, schließlich wollten wir mit einem gebürtigen Male den Vorfrauentagsabend begehen. Also quetschten wir uns in die Markthalle, unsere Blumen immer in sicherer Position über unseren Köpfen, und kämpften uns zu dem Gemüse- und später zum Molkereistand durch. Natürlich musste ich aufpassen, dass ich meinen Mantel unterwegs nicht aus versehen in ausgelegte Hühnerherzen oder Schweineleber hänge, aber die Flecken- und Geruchsprobe an meiner Kleidung bestätigt eine geglückte Mission. Am Abend haben wir uns dann die vorwiegend milchigen Produkte schmecken lassen und den ein oder anderen Wodka auf die Gesundheit, die Liebe, die Frauen oder auf was auch immer getrunken.

Der Frauentag an sich, der in Russland ein Feiertag ist, wurde mit einem üppigen und ausgedehnten Frühstück begonnen, nach dem wir uns unseren wohlverdienten Schlaf gegönnt hatten. Danach blieb bei -15 Grad und Sonnenschein nur eine Möglichkeit: dem winterlichen Ruf einer der unzähligen Parks von Moskau zu folgen. Dort trifft sich jeder Sportfanatiker, Feiertagsspazierer, Schlittenfahrer, Eisbader, Kinderbesitzer, Hundebesitzer und Langlauffan. Wir, als Hundebesitzer und Feiertagsspazierer, haben uns der Stimmung des Parks hingegeben und sind, bis zum höchsten Errötungsgrad der Wangen, spazieren gegangen. Die Eisbadestelle hab ich auch ausgetestet, aber natürlich nur mit den Fingerspitzen – der Wahnsinn ist in meinem Kopf schließlich nur partiell ausgeprägt.

Wieder Zuhause angelangt, ging es ans Abwiegen, Schmelzen und Zusammenrühren. Schließlich gehört zu jedem guten Frauentag auch ein bombastischer Frauentagsschokoladenkuchen (bombastisch bezieht sich nicht nur auf die Größe), denn wir uns durch unserer Winterwanderung reichlich verdient hatten.

Zum feierlichen Abschluss dieses, nur uns gewürdigten Tages ging es in die Oper. Und, wie sollte es auch anders sein, das Programm wurde natürlich nur von Männern bestritten. An die 20 Solokünstler in den unterschiedlichsten Kostümen versuchten um die Gunst der weiblichen Herzen zu buhlen, ob im Hausmeisterlook, Polizeioutfit, Don Quichotte Manier oder auch als Magier verkleidet. Der Saal brüllte ob des Einfallsreichtum der Tenöre, Baritone oder Bässe und auch ich hatte, trotz meiner spärlichen Russischkenntnisse, sehr viel Spaß. Natürlich sollte noch der Herzensbrecher des Abends gewählt werden, aber durch ein ehrliches und faires Abstimmungsverfahren, wie es in Russland bekannterweise bei Wahlen praktiziert wird, stand der Gewinner des Abends bereits schon vorher fest: ein Backgroundtänzer (nur so zur Info).

Und auch wenn ich die Frauentagsfeier anfänglich, zumindest mit dem einen Auge, etwas argwöhnisch betrachtet habe, eines besseren wurde ich auf alle Fälle belehrt: fremde Traditionen sind manchmal besser als die eigenen ;o)

 

Ein Gedanke zu „F(r)eier Frauentag!

  1. Hey liebste Moni,

    ich möchte auch einen Tulpenstrauss. Hier in Mexiko hat man den Frauentag gar nicht erwähnt…. 🙁

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