Sandpapier statt Bettwäsche

In meiner neuen Behausung wird nicht gesprochen, also nicht mit mir. In meiner neuen Behausung wird auch nicht geschlafen, zumindest schlafe ich nicht. Das liegt zum einen nicht nur daran, dass die Heizkörper in ganz Moskau und wahrscheinlich auch ganz Russland nicht regulierbar sind und es sich nur aushalten lässt, wenn die Fenster weit aufgerissen sind; nein, auch der Fakt, dass ich nicht in kuscheliger Bettwäsche sondern in sandpapierartigen Bezügen die Nacht verbringe, lässt meine ohnehin schon monstermässigen Augenringe gigantisches Ausmaß annehmen. Zudem folgt auf Schlafentzug Wasserentzug, denn bei jeder Kleinigkeit steigt mir die Pippi in die Augen und ich kann nur betonen, dass in Moskau aus jeder Kleinigkeit eine Großigkeit werden kann. Selbst die Bordsteinmeerespfütze wird zum Hindernis des Jahrhunderts. Da Austrocknen aber ziemlich unfetzig ist, habe ich einen neuen Plan ins Auge gefasst. Ich strenge mich jetzt tagsüber ganz viel an, renne jede Metrorolltreppe hoch und runter und wieder hoch um dann im Endeffekt abends voller Erschöpfung im Sand einzuschlafen. Vielleicht stellt sich ja auch ein wenig Ostseegefühl und Meeresrauschen ein…

Am besten hole ich mir Erschöpfung mittels Kultur. Gestern war ich in zwei echt schönen Museen – Darwin und für moderne Kunst. Auffällig dabei ist, dass in Moskau die Museen alle riesig sind. Unter drei bis vier Stunden komme ich da schlecht raus und dies, obwohl ich nicht mal die Beschriftung lesen kann. Das würde mich dann doch zu sehr ermüden…Heute hat mich mein kulturelles Programm ins Ökoloft geführt. Angeblich ist es das einzige Projekt in Moskau, welches ökologischen Lebensstil mit öffentlichem Raum verbindet, d.h. eine normale 5er WG, die Müll trennt, auf Plastiktüten verzichtet und kein Fleisch ist – dazu viele bunte Bilder an der Wand. Jetzt nicht wirklich absolut innovativ für mich, aber Sveta meinte auch, ich komme aus einem grünen Land. Naja, jedenfalls gab es neben einer schönen Wohnung und netten Menschen auch sehr leckeres Essen und ich habe zum ersten Mal „Hering im Pelzmantel“ gegessen – ohne Hering, ist klar. Natürlich erkläre ich euch an dieser Stelle nicht was das ist. Es wird so zu sagen eine Monirätselaufgabe und wenn ich wieder komme, frage ich euch stichprobenartig ab…wehe, ihr habt nicht nachgeschlagen. Dann gibt es keine Matruschka-Ohringe, da kenne ich kein Pardon.

Die obligatorische Weisheit zum Schluss: schwimmt bitte nicht in der Moskau. Ich habe mir heute das Flüsschen angesehen und wer sich noch an die Autofarbe der hier fahrenden Vehikel erinnert, weiß auch wie der Fluss aussieht…

Ich bin erschöpft!

5 Gedanken zu „Sandpapier statt Bettwäsche

  1. Tja, die Moskwa sieht wohl ähnlich aus, wie die Elbe in dem Jahr, als ich das erste und bisher letzte mal in Moskau gewesen bin…

  2. Pelmoni! Ich habe gerade Deinen ganzen Blog verprokrastiniert…äh, meine Hausaufgaben gemacht, indem ich alle verpassten Einträge komplett nachgeholt habe. Wenn mir das keine Matruschka-Ohrringe sichert, werd ich sauer. Aber sei beruhigt: Von schlechter Laune bin ich noch weit entfernt, weil mir natürlich fast jeder Deiner Einträge drei solche Lachanfälle eingebracht hat, wie eben nur Du sie hinzaubern kannst. Dein Blog ist wirklich großartig! Hoffentlich lachst auch Du bald wieder richtig. Bis dahin hilft eine Decke über der Heizung (hat Julia in Luxemburg gemacht; die kannte wohl das Heizproblem aus Russland :-), Galgenhumor und natürlich ein Aufmunterungs-Skyponat.

    • Oh ja, Galgenhumor ist wohl das einzige was hilft, leider lachen aber nicht so viele Menschen mit mir. Würde ich wahrscheinlich auch nicht, wenn ich für 3 Jahre dort Leben müsste. Skyponat klingt gut, ich bin jetzt auch abends immer online (muss ja auch schon um 23 Uhr daheim sein) und der Strom ist glücklicherweise nicht ganz so reguliert ;o) So, call me Herzwursti!

  3. Oh mann Monika…

    ich wünsche dir von ganzem Herzen endlich ein ‚Ankommen in Moskau‘. Manchmal ist es wirklich schwer die ganzen Eindrücke im kleinen Hirn zu verarbeiten, aber die Erfahrungen zählen- erstmal egal ob positiv oder negativ. Lass uns mal skypen. Ich drück dich ganz fest.

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