Ein echtes Moskauer Eis

Gestern war es endlich so weit. Ich habe das erste Mal Moskauer Eis in Moskau gegessen – Wahnsinn. Natürlich hat es viel sahniger und schokoladiger geschmeckt als Zuhause und zu meiner Freude konnte ich feststellen, dass die Auswahl an Eis nahezu unbegrenzt zu sein scheint. Ebenfalls unbegrenzte Zugriffsmöglichkeiten bietet das Sahneregal, das Wurstregal, das Fischregal, das Pelmeniregal und das Kuchenregal. Wenn ich also an etwas erkranken werde, dann ist es Diabetes und Skorbut. Letzteres wohl aus dem Grund, dass Obst und Gemüse doch eher im kleineren Rahmen dargeboten werden, dies jedoch zu fast unübertrefflichen Preisen. Eine Gurke für fast fünf Euro schmeckt bestimmt auch hier nur wie Wasser mit ein wenig Gemüsenote. Und wenn ich mir überlege, wie viele Zwiebeln ich für das Geld in mich hinein schälen könnte, wird der Entscheidung die Entscheidungsfähigkeit entzogen. „Zwiebeln statt Gurken“…oder so…wobei sich gewisse Amtsträger diesen Wahlspruch in den kommenden Tagen eher klein auf ihre Plakate schreiben sollten. Weiterlesen

Die Fischgräte im Pelzparadies oder der Druck der Eindrücke

9:30 Uhr  morgendlicher Metrocheck:

Es gibt eine Person ohne Pelz – mich. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn Fischgrätenmuster hat im Endeffekt auch irgendwas mit Tieren und deren  Beschaffenheit zu tun. Deswegen: Erster Teil des Einbürgerungstests bestanden.

Weiter gehts. Der Weg von der Metro bis ans Tageslicht dauert auf der Rolltreppe mindestens eine Minute. Eine Minute in welcher annähernd tausend Menschen an einem vorbei rollen, ohne nach links oder rechts zu schauen. Leider entwickel ich in fremden Ländern immer einen Voyeurismus, dessen Zuschreibung dem Wort „latent“ nicht gerechtet wird. Also starre ich quitsch vergnügt meine Mitmenschen an, leider bleibt das Vergnügen doch nur auf meine Seite.

Meinen empirischen Studien zufolge lohnt es sich auch in Moskau eine gewisse Körpergröße zu besitzen. Dann stehen dem lebensnotwendigem Luftstrom in der Metro nicht all zu viele Menschen im Wege. Mein Genick schmerzt bereits vom Kopf in den Nacken legen, aber für meine Atmung nehme ich doch gerne einige Schmerzen in Kauf. Dies bringt mich übrigens auch schon wieder der russischen Mentalität ein wenig näher. In meinem Reiseführer habe ich gelesen, das Leiden und die russischen Seele untrennbar miteinander verbunden sind.

Hat mensch es aus der Metro heraus geschafft, sprintet er oder sie regelrecht zum gewünschten Ziel. Bummeln oder Schlänkern a la Monika ist dabei eher ein Hindernis. Deswegen gilt: Geschwindigkeitsassimilation. Aber vielleicht ist das auch ganz gut so, schließlich ist Bummelletzte sein oftmals nur bedingt fetzig.

Einkaufen stellt bis jetzt für mich ein Hindernis dar, denn bei der Hälfte der Dinge weiß ich nicht über deren Zusammensetzung oder Zubereitung bescheid. Aber ich werde mich demnächst wagemutig in die Regale eines Supermarktes stürzen und mich von netten Verpackungen zum Kaufen verführen lassen – top. Und wenn auf dem Wasser „mineralnaja“ steht, dann lass ich in Zukunft die Finger davon – salzig war noch nie eine meiner Lieblingsgeschmacksrichtungen.