Rückblick auf fünf Monate

 

Note: Dieser Text, ist eigentlich für die Homepage meiner Schule bestimmt und ich habe ihn hier zur Vollständigkeit veröffentlicht.

Hallo,

ich bin Jana und von September 2019 bis Februar 2020 war ich kulturweit–Freiwillige am Sami–Frashëri Gymnasium in Tirana.

In meiner Zeit vor Ort habe ich viel gemacht, viel gelernt, viel gelacht und ja ab und zu auch geweint.

September

Anfang September war ich zu erst auf meinem Vorbereitungsseminar in Berlin. Es hat mir super viel Spaß gemacht und es war total interessant, so viele verschiedene Leute kennen zu lernen und zu sehen, dass sie bald ein halbes oder ganzes Jahr in verschiedenen Teilen der Welt verbringen werden.

Nach dem Seminar und nichtmal 48h zu Hause, ging es dann am Freitag, dem 12. September für mich los. Nach einem kleinen Drama am Flughafen durfte ich dann doch ausreisen und landete voller Erwartungen in Tirana. Ab  Montag ging es dann für mich auch in der Schule los. Die ersten paar Wochen waren hart, da ich mich gefühlt nicht wirklich in das Team einfinden konnte. Dafür war ich, während dem ersten von insgesamt drei Erdbeben, die ich miterlben sollte, am Meer, in Durrës. Zu dieser Zeit fing ich auch meine Stromkastensammlung an. (An alle zukünftigen Freiwilligen: Schafft ihr es mehr Bilder zu sammeln?)

Gegen Ende September klärte sich dann auch meine Wohnsituation – Ich konnte wesentlich günstiger als befürchtet in meinem AirBnB direkt neben der Schule wohnen bleiben  – Yayy.

Außerdem fuhr ich noch auf den Daijti, besuchte Bunk Art 1 und startete zusammen mit Alexander die Videoworkshops AG.

Langsam hatte ich auch einen geregelten Stundenplan. In drei Grundschulen war ich in den neunten Klassen tätig. Meine Aufgabe hier: Irgendwie die Schüler dazu zu bringen Deutsch zu reden. Wir spielten viel, behandelten deutsche Traditionen oder Lieder. Diese Zeit habe ich sehr genossen. Am SFG unterrichtete ich zusammen mit Genta Daf in der 11. Klasse. Das machte mir auch viel Spaß, vor allem da Genta eine sehr offene und nette Lehrerin ist, mit der man gerne zusammen arbeitet.

Oktober

Im Oktober war ich viel unterwegs: Mit zwei albanischen Freundinnen in Kruja, mit der kulturweit–Freiwilligen aus Skopje in Ohrid (mit einer damals sehr spannenden Hin– und Rückfahrt, die nach 5 Monaten Albanien für mich jetzt, wie fast das normalste der Welt wirkt) und zusammen mit einer Freiwilligen aus Shkodra, war ich in Theth.

Doch am wichtigsten: Ich drehte mit den Schülern einen Film. „Mauer“ (Mur ist Albanisch für Mauer) feierte im Zuge des deutschen Oktobers Premiere am Sami–Frashëri Gymnasium. Auch im Deutschunterricht beschäftigten wir uns nun mit dem 30-jährigen Jubliäum des Mauerfalls.

Außerdem bekamen meine Grundschüler Zertifikate über eine internationale Vergleichsarbeit und die 10.Klässler und unsere Physiklehrerin bekamen ihre DSD-I Zertifikate. Über die Veranstaltungen in der Schule, erstellten Jutta und ich Beiträge für die Webseite, die dann auch dort hochgeladen wurden.

November

Im November besuchte mich meine Familie und eine alte, gute Freundin aus Saarbrücken, die gerade selber kulturweit macht. Allen gefiel Tirana gut und sie waren, genauso am wie ich, von der Jugendlichkeit, Lebendigkeit und Moderene von Tirana überrascht.

Mit meinen Grundschülern hatte ich noch einen Filmabend, bevor es dann losging Richtung Zwischenseminar. Auch dies gefiel mir sehr gut und war für mich hilfreich. Es tat gut, so viele bekannte Gesichter wieder zu sehen – auch die Fahrt hin und zurück, machten mir viel Spaß.

Bei unserem Abschiedsbericht sollten wir angeben, ob sich unsere Tätigkeiten nach dem Zwischenseminar verändert hätten. Da musste ich fast lachen. Seit dem Erdbeben am 26.11 ist unser eigentliches Schulgebäude geschlossen. Wir haben seitdem in einer anderen Schule in der Nachmittagsschicht Unterricht, doch erstmal hatten wir ein bisschen erdbebenfrei.

Auf der Flucht vor Nachbebeben verschlug es eine andere Freiwillige aus Tirana und mich nach Sarajevo.

Dezember

Im Advent macht ich mich wieder auf – die Schule fiel sowieso bis auf weiteres wegen dem Erdbeben aus. Erst Richtung Istanbul. In Burgas traf ich auf Lina, auch kulturweit–Freiwillige und starteten mit Weihnachtsmusik eine Backsession vom feinsten. Zum Glück war die heimweherregende Weihnachtsstimmung in Istanbul bei 25 Grad und Muizin, dann wieder schnell verflogen. Meine Ankunft in Tirana war… naja muss ich mehr sagen, als 16h+ Stromausfall?

Über Weihnachten fuhr ich dann nach Hause, aber nicht ohne Zwischenstopps in Montenegro, Kroatien und Slowenien einzulegen.

Mein Heimatsbesuch war sehr schön, auch wenn mir schnell auffiel, dass ich mich verändert hatte. Das störte aber nicht viel, da die Freude überwog endlich wieder meine Familie und Freunde sehen zu können. Zwischen den Jahren war ich dann noch auf dem Congress, „Europas größten Internetsecurity-Konferenz“, hat aber mehr etwas mit einem Festival zu tun, oder das, was sich Nerds eben darunter vorstellen.

Januar und Februar

Am 4.Januar ging es dann wieder nach Tirana. Nachdem ich so lange, also seit vor dem Zwischenseminar, nicht mehr richtig gearbeitet hatte, hängte ich mich in der Schule mehr rein.

Außerdem geriet ich total in Torschusspanik, so dass ich noch viele Reisen, vor allem innerhalb Albaniens unternahm und gefühlt tausende Gäste zu Besuch hatte. Ich besuchte Berat, Gjirokastër, Sarandë, Himarë und Vlora innerhalb Albaniens und den Kosovo. Die letzte Reise gehörte für mich bisher zu den absoluten Highlights meines Freiwilligendienstes.

Meine Tätigkeiten änderten sich auch. Ab nun gehörte auch das Aufräumen von Erdbebenschäden dazu, sowie das Betreuen der DSD-II Prüfung, bei der ich gescheitert bin, 5 Klempner und eine Putzfrau davon abzuhalten, den Vorbereitungsraum zu stürmen, upsie.

Nach den Prüfungen hatte ich mit den 12.Klassen und nicht mehr mit den 11. Unterricht und beriet sie zum Thema Studium und erstellte mit ihnen einen Kulturreiseführer.

Zusammen mit Alexander starteten wir mit einem Workshop der deutschen Welle in ein neues Filmprojekt für die Videoworkshops-AG über den Schüleralltag in der kommunistischen Zeit.

Noch ein kleineres Erdbeben am Rande und das Umgestalten der Schulwebseite und das wars dann auch. So schnell kanns gehen – übermorgen geht mein Flieger zurück, auch wenn ich es noch nicht ganz realisiert habe.

Ich habe viel gelernt in meiner Zeit hier und mich ein bisschen in Albanien verliebt.

Danke kulturweit dafür, dass ihr diese Erfahrung möglicht gemacht habt.

Danke Genta, Eva, Nerisa und Alketa. Es hat Spaß gemacht mit euch im Unterricht zu arbeiten und vielen Dank, dass ihr mich und meine Ideen respektiert habt.

Danke Jutta dafür, dass ich genügend Freiraum bekommen habe um meine eigenen Projekte umzusetzen und viel vom Land und dem Balkan zu sehen.

Danke liebe Schüler, dass ihr mich aufgenommen habt und auch Lust hattet nach der Schule oder an einem Samstag zu irgendwelchen Veranstaltungen zu kommen.

Danke an so gefühlt alle Albaner, dass ihr mich aufgenommen habt. Eure Gastfreundschaft ist super und übertrifft nicht nur die Vorurteile, die gefühlt von deutschen Medien suggeriert werden, sondern auch alles was ich erwartet habe und alles, was ich vorher mitbekommen haben.

Und danke, Vergangenheits–Jana, dass du dich einfach mal getraut hast.

„Die Komfortzone endet am Tellerrand“ und es hat sich verdammt nochmal ausgezahlt, diese zu verlassen.