Der Flug: „Sie haben da jetzt eine albanische Sondergenehmigung“

 

 

 

12.9.2019 3:50 Mein Wecker klingelt. Ich muss früh aufstehen, um 4:46 fährt mein Zug nach Frankfurt Flughafen ab. Von dort aus gehts dann die nächsten 6 Monate nach Albanien. Ich wecke noch einmal kurz meinen Bruder und verabschiede mich. Meine Mutter bringt mich zum Bahnhof.
Und dann sitze ich schon im Zug. Das ging dann doch alles irgendwie sehr schnell. Frühstens Weihnachten werde ich wieder zu Hause sein. Macht mich das traurig? Ja, irgendwie, aber im Moment überwiegt die Müdigkeit. Vorvorgestern war die Party vom Vorbereitungsseminar – um 3:00 ins Bett, vorgestern (bzw. gestern) bin ich aus Berlin wiedergekommen, war also erst um 1:00 zu Hause. Und heute um 3:50 aufstehen, na danke. Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht, den Flug um 9:30 zu buchen?
Auf der Fahrt höre ich Musik und schreibe den Blogbeitrag über das Vorbereitungsseminar. Außerdem ärgere ich mich, dass niemand um 5:00 schon wach ist um mit mir zu schreiben und frage mich, ob ich wohl einen Aufpreis wegen meinem Gepäck bezahlen werde.

 

Teile meines Gepäck – der Handgepäckskoffer fehlt noch

Mit 5 Minuten Verspätung, also gegen 7:30 komme ich beim Flughafen an.
Ich sehe so hilflos mit meinen zwei Koffern aus, dass mir gleich mehrmals Hilfe angeboten wird, die ich auch dringends benötige. Nachdem ich aber einmal durch den kompletten Flughafen gelaufen bin, habe ich sowohl das Ziehen als auch das Rolltreppe fahren mit meheren Koffern und Taschen perfektioniert.

Auf gehts also zum CheckIn.
Ich hatte es den Tag vorher schon online probiert, allerdings bin ich gescheitert. Zwar wurden Daten zu meiner Buchungsnummer gefunden, konnten dann aber laut Fehlermeldung nicht abgerufen werden (?) und deswegen habe ich dann keinen Boarding Pass von der Webseite bekommen. So richtig Sinn hatte das für mich auch nicht gemacht, also habe ich dann bei Lufthansa angerufen. Ich fliege zwar mit Adria, aber der Online CheckIn läuft – warum auch immer – über Lufthansa. Die Lufthansafrau am Telefon war auch etwas überrascht davon zu hören und erklärte prompt, dass sie nichts mit dem System von Adria zu tun hätte und ich doch bitte am Abflugtag meinen Boarding Pass am Flughafen holen sollte.

So stand ich also da in Frankfurt. Auch hier selbes Spiel wie beim Online CheckIn; Ich muss an einen Lufthansaautomaten gehen.
Also Buchungsnummer und Nachnamen eingeben, Daten überprüfen, „Geschäftlich oder privat?“.
Ich wähle „geschäftlich mit Genehmigung“ aus. „Dann hätte ich gerne Ihre Visa Informationen“, fordert die Checkin-Maschine. Verdaddert schaue ich sie an. Ich habe noch kein Visum. „Das kann ich auch innerhalb der ersten 30 Tage in Albanien beantragen“ hätte ich der Maschine gerne gesagt, doch ich bezweifle, dass sie das verstehen würde. Okay, also nochmal zurück.
Buchungsnummer. Nachnamen. Daten überprüfen. „Geschäftlich oder privat?“.
„Geschäftlich“ ohne Genehmigung diesmal. Wieder fordert, dass Gerät meine Visanummer ein. Ja, sehr lustig, habe ich immer noch nicht.
Also nochmal von neuem: Buchungsnummer. Nachnamen. Daten überprüfen. „Geschäftlich oder privat?“
Zu diesem Zeitpunkt, kann ich wohlgemerkt meine Buchungsnummern bereits auswendig. Ich wähle „privat“ aus. Als EU-Bürger darf man als Tourist ohne vorheriges Visum nach Albanien reisen, das weiß ich sicher – die Maschine aber nicht. Unerbitterlich und stets freundlich fragt sie auch dieses mal nach meinen Visainformationen.
So nen Scheißteil. Ich habe keinen Bock mehr und will mit einem Menschen reden.
Einmal kreuz und quer durch die Abflughalle bis ich endlich einen Schalter finde, bei dem man mit echten Menschen sprechen kann. Ich erkläre der Lufthansaschalterfrau mein Problem.
Sie ruft daraufhin ihren Chef an und das Sätze wie „Ah ja, also so geht das dann nicht.“ und „Gut, aber das ist dann ja nicht unser Problem“ fallen, heitern meine Stimmung nicht wirklich auf. Nett erklärt sie mir, dass man mit einem Touristenvisum maximal 90 Tage im Land bleiben darf, ich aber länger bleiben würde und das System mir deswegen keinen Boarding Pass ausspuckt. Sie gehe jetzt nach hinten um gemeinsam mit ihrem Chef zu versuchen, dass Problem zu lösen.
Eine halbe Ewigkeit warte ich. Ich sehe wie tausende Nebensaisonschnäppchenjägerurlauber und super wichtige Businessmenschen ihr Gepäck aufgeben und Boarding Pässe ziehen, als wäre es das Einfachste der Welt.
Gedanken kreisen in meinem Kopf. Was mache ich wenn ich den Boarding Pass jetzt nicht bekomme? Kulturweit anrufen? Morgens um 7:45 – das wäre wohl kaum angemessen. Meine Eltern? Aber wie sollten mir die hier jetzt noch helfen?
Doch dann plötzlich kommt die Lufthansaschalterfrau wieder.

„Sie haben da jetzt eine Sondergenehmigung von Albanien. Also mein Chef hat mit Albanien telefoniert und sie dürfen heute abfliegen, aber bitte machen Sie sowas nicht nochmal.“

Und dann endlich nach 50 Minuten am Flughafen, habe ich meinen Boarding Pass in der Hand.
Etwas gutes hatte dieses ganze Drama auch, die Lufthansaschalterfrau hatte gar keine Zeit und Nerven mehr auch noch mein überschweres Handgepäck zu wiegen.

Also nichts wie durch die Security und dann zum Flug- Absperrband. Absperrband? Wieso zur Hölle ist im Flughafen Absperrband?
Vom Gespräch nebendran schnappe ich „einsamer Koffer“ und „Sprengstofftest“ auf. Na toll, das auch noch? Der komplette Securitybereich des Flughafens ist momentan nicht zugänglich wegen einem vergessenen Koffer. Aber was bleibt mir anderes übrig als zu warten? Mal wieder.
Wenigstens warte ich diesmal nicht mehr alleine sondern in einer großen, leicht wütenden Menschentraube, die sich inzwischen vor dem Absperrband gebildet hat.
Nachdem sich dann auch endlich herausgestellt hatte, dass der Koffer wirklich keine Bombe war, durften wir dann auch weiter.

Die Security verlief ohne weitere Probleme und gerade so kam ich dann doch noch rechtzeitig zum Boarding beim Gate an.

Im Flugzeug selber, hatte ich dann den absoluten Jackpot. Vorne beim Notausgang am Fenster.
Aber es kam noch besser. Das Ehepaar neben mir wurde umgesetzt und so hatte ich drei Plätze in einer Reihe nur für mich alleine. Perfekt zum Schlafen.
Schließlich kam ich also doch ausgeruht und erholt in Albanien an.

Mirupafshim und bis bald!

Jana

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