Sandpapier statt Bettwäsche

In meiner neuen Behausung wird nicht gesprochen, also nicht mit mir. In meiner neuen Behausung wird auch nicht geschlafen, zumindest schlafe ich nicht. Das liegt zum einen nicht nur daran, dass die Heizkörper in ganz Moskau und wahrscheinlich auch ganz Russland nicht regulierbar sind und es sich nur aushalten lässt, wenn die Fenster weit aufgerissen sind; nein, auch der Fakt, dass ich nicht in kuscheliger Bettwäsche sondern in sandpapierartigen Bezügen die Nacht verbringe, lässt meine ohnehin schon monstermässigen Augenringe gigantisches Ausmaß annehmen. Zudem folgt auf Schlafentzug Wasserentzug, denn bei jeder Kleinigkeit steigt mir die Pippi in die Augen und ich kann nur betonen, dass in Moskau aus jeder Kleinigkeit eine Großigkeit werden kann. Selbst die Bordsteinmeerespfütze wird zum Hindernis des Jahrhunderts. Da Austrocknen aber ziemlich unfetzig ist, habe ich einen neuen Plan ins Auge gefasst. Ich strenge mich jetzt tagsüber ganz viel an, renne jede Metrorolltreppe hoch und runter und wieder hoch um dann im Endeffekt abends voller Erschöpfung im Sand einzuschlafen. Vielleicht stellt sich ja auch ein wenig Ostseegefühl und Meeresrauschen ein…

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