Sandpapier statt Bettwäsche

In meiner neuen Behausung wird nicht gesprochen, also nicht mit mir. In meiner neuen Behausung wird auch nicht geschlafen, zumindest schlafe ich nicht. Das liegt zum einen nicht nur daran, dass die Heizkörper in ganz Moskau und wahrscheinlich auch ganz Russland nicht regulierbar sind und es sich nur aushalten lässt, wenn die Fenster weit aufgerissen sind; nein, auch der Fakt, dass ich nicht in kuscheliger Bettwäsche sondern in sandpapierartigen Bezügen die Nacht verbringe, lässt meine ohnehin schon monstermässigen Augenringe gigantisches Ausmaß annehmen. Zudem folgt auf Schlafentzug Wasserentzug, denn bei jeder Kleinigkeit steigt mir die Pippi in die Augen und ich kann nur betonen, dass in Moskau aus jeder Kleinigkeit eine Großigkeit werden kann. Selbst die Bordsteinmeerespfütze wird zum Hindernis des Jahrhunderts. Da Austrocknen aber ziemlich unfetzig ist, habe ich einen neuen Plan ins Auge gefasst. Ich strenge mich jetzt tagsüber ganz viel an, renne jede Metrorolltreppe hoch und runter und wieder hoch um dann im Endeffekt abends voller Erschöpfung im Sand einzuschlafen. Vielleicht stellt sich ja auch ein wenig Ostseegefühl und Meeresrauschen ein…

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F(r)eier Frauentag!

Sicher, der 8. März wird auch bei uns in Deutschland gefeiert: ein paar Blümchen hier und noch ein paar nette Worte da und…dann war es das auch schon. Aber ihr holden, weiblichen Geschöpfe, nur DAS muss es nicht sein! In Russland beginnt der Frauentag schon mindestens einen Tag vorher. Überall tauchen aus dem Nichts unzählige Blumenverkaufsstände auf, die Sträuße in allen Farben und Formen zu all möglichen Preisen feilbieten. Die Käufer, vorwiegend Männer, lassen sich dann beraten um für ihre Liebste auch die passendsten Blumen zu besorgen. Übrigens, gern gesehen ist natürlich auch immer Schokolade. Weiterlesen

Demo in Flughafenmanier und das Geschäft des Jahrhunderts

Wie Ameisen wimmelten die Demonstrierenden heute aus der Metrostation Tverskaja. Geschmückt von weißen Schleifen, Buttons und Fahnen hatten sie nur ein Ziel vor Augen, den Puschkinplatz. Von meiner kleinen Plattform aus hätte ich auch alles sehr gut beobachten können, wenn nicht riesige orangene Müllautos den Weg und somit auch die Sicht vom Puschkinplatz zur Tverskaja Ulitza hin versperrt hätten. Aber der russichen Bevölkerung schien das nichts weiter auszumachen. Einfach auf der anderen Straßenseite weiter demonstieren – hauptsache die Lautstärker funktionieren gut. Auf den Platz selbst kamen die vielen Menschen nur durch Metalldetektoren, ein Hubschrauber über den Köpfen der Masse hat das Flughafenfeeling noch komplementiert. Auch wenn die Anzhl der Demonstrierenden doch ziemlich enorm zu sein schien, waren ihre Protestscheie doch sehr gemäß. Vielleicht lag das auch an dem Polizieaufgebot, welches sich proportional zu dem Zulauf an Demonstrierenden verhielt. Weiterlesen