Ein echtes Moskauer Eis

Gestern war es endlich so weit. Ich habe das erste Mal Moskauer Eis in Moskau gegessen – Wahnsinn. Natürlich hat es viel sahniger und schokoladiger geschmeckt als Zuhause und zu meiner Freude konnte ich feststellen, dass die Auswahl an Eis nahezu unbegrenzt zu sein scheint. Ebenfalls unbegrenzte Zugriffsmöglichkeiten bietet das Sahneregal, das Wurstregal, das Fischregal, das Pelmeniregal und das Kuchenregal. Wenn ich also an etwas erkranken werde, dann ist es Diabetes und Skorbut. Letzteres wohl aus dem Grund, dass Obst und Gemüse doch eher im kleineren Rahmen dargeboten werden, dies jedoch zu fast unübertrefflichen Preisen. Eine Gurke für fast fünf Euro schmeckt bestimmt auch hier nur wie Wasser mit ein wenig Gemüsenote. Und wenn ich mir überlege, wie viele Zwiebeln ich für das Geld in mich hinein schälen könnte, wird der Entscheidung die Entscheidungsfähigkeit entzogen. „Zwiebeln statt Gurken“…oder so…wobei sich gewisse Amtsträger diesen Wahlspruch in den kommenden Tagen eher klein auf ihre Plakate schreiben sollten.

Ein weiteres Hochgefühl gibt es täglich an den Metropiepsern. Ganz selbstverständlich zücke ich meine Portemonnaie und halte es, ohne meine Metrokarte heraus zu nehmen, an den Scanner. Danach laufe ich absolut selbstbewusst zur Rolltreppe – für einen Kleinstadtmenschen ein freudiger Fortschritt. Nur blöd, wenn ich dann zur falschen Metro laufe und auf der Rolltreppe bemerke, dass was nicht stimmt. Die Geduld der Moskau ähnelt dann doch ihrer bezahlbaren Gemüseauswahl…

Aber es geht noch abgefahrener. Heute früh hat in der Metro so ein Mensch innerhalb von 20 Sekunden seinen Zauberwürfel komplett den Farben nach geordnet. Ich habe noch nie so schnelle Finger gesehen und die Geschwindigkeit seiner Hirnfunktion sind für meine wahrscheinlich ziemlich unbegreiflich. In der Metro lernen, heißt für das Leben lernen. Ich weiß jetzt auch, warum die Metrostationen so schön sind. Die Erbauer hatten einfach Mitleid mit dem Fahrpersonal, das den Großteil des Tages nur schwarz sieht. Deswegen haben sie die einzelnen Stationen sehr individuell und pompös gestaltet, damit aller zwei bis drei Minuten ein Lichtblick zu verzeichnen ist (wenn ich mich endlich getraue ein Foto zu machen, erscheint es dann genau…hier).

Sprachlich gibt es leider noch keine Lichtblicke, aber immerhin bekomme ich fast immer was ich will. Niemand hat Lust sich mit mir und meinem Russisch auseinander zu setzen; erst recht nicht die Beamten am Registrierungsschalter. Und ein Lächeln als Kommunikationsversuch versteht leider nicht jeder…

Ein Gedanke zu „Ein echtes Moskauer Eis

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