Moskau – сюда и туда

Mein erster Sonnenbrand in Russland fühlt sich genauso unschön an, wie alle meine Sonnenbrände an anderen Stellen dieser Erde. Vielleicht sollte ich in Zukunft nicht die Andersartigkeit verschiedener Umgebungen betrachten, sondern die Konstanten. Das sind glaub ich viel mehr als man sich vorstellen kann – mein Sonnenbrand bringt den Beweis. Der Sommer ist jetzt auch in Moskau eingekehrt und das nicht etwa mit einer Vorankündigung wie Frühling oder so…nein vom Winter geht es hier direkt in den Sommer über. Dann brauchen wir uns auch nicht wundern, warum es über Moskau grüne Wolken und heftige Stürme gibt und die verängstigten Moskowiter beim Umwelt- und Katastrophenschutz anrufen. Wenn ich die Sprache beherrschen würde, dann hätte ich vielleicht auch angerufen, jedoch weiß ich nicht einmal was Wolke auf russisch heißt – Mist! Weiterlesen

Ein echtes Moskauer Eis

Gestern war es endlich so weit. Ich habe das erste Mal Moskauer Eis in Moskau gegessen – Wahnsinn. Natürlich hat es viel sahniger und schokoladiger geschmeckt als Zuhause und zu meiner Freude konnte ich feststellen, dass die Auswahl an Eis nahezu unbegrenzt zu sein scheint. Ebenfalls unbegrenzte Zugriffsmöglichkeiten bietet das Sahneregal, das Wurstregal, das Fischregal, das Pelmeniregal und das Kuchenregal. Wenn ich also an etwas erkranken werde, dann ist es Diabetes und Skorbut. Letzteres wohl aus dem Grund, dass Obst und Gemüse doch eher im kleineren Rahmen dargeboten werden, dies jedoch zu fast unübertrefflichen Preisen. Eine Gurke für fast fünf Euro schmeckt bestimmt auch hier nur wie Wasser mit ein wenig Gemüsenote. Und wenn ich mir überlege, wie viele Zwiebeln ich für das Geld in mich hinein schälen könnte, wird der Entscheidung die Entscheidungsfähigkeit entzogen. „Zwiebeln statt Gurken“…oder so…wobei sich gewisse Amtsträger diesen Wahlspruch in den kommenden Tagen eher klein auf ihre Plakate schreiben sollten. Weiterlesen

Ein Königreich für ein isoliertes Rohr

Ich wurde in letzter Zeit schon öfter vor Moskau gewahrnt. Kriminalität, Korruption, übermässiger Alkoholkonsum. Das Stichwort Kälte fiel hier und da auch, aber weitaus nicht so inflationär wie vorangegangene Vorfreuden. Dabei prägt sie doch gerade den gegenwärtigen weltlichen Zustand, welchen ich bereits hier in Deutschland zu spüren bekomme. Nicht nur wunderschöne Eisblumen verzieren am frühen Morgen meine Fensterscheiben von innen, auch zugefrorene Rohre tragen zu einer übertriebenen Erheiterung meines Gemüts bei. Dabei dachte ich doch immer, dass Halle an der Saale auf einem sehr viel südlicherem Breitengrad liegt. Aber der Mensch irrt, so lang er lebt. Und auch wenn ich nicht gerne in Muttis Weisheitenfundus herum wühle, in diesem Punkt scheint sie wohl Recht zu behalten.

Mit dem zugefroreren  Rohr würde ich jetzt trotzdem gerne tauschen. Immerhin hat es die ganze Nacht einen Heizradiator neben sich stehen, der für eine wohlige Wärme garantiert. Ich benötige dafür wiederum Funktionsunterwäsche und drei Federbetten. Wenn dies jetzt schon unter optimale Vorbereitung fällt, dann weiß ich nicht wie es um das Steigerungspotenzial steht. Ziemlich schlecht schätze ich. Vielleicht sollte ich meine Energie in geistige und nicht in körperliche umwandeln. Abhärtung soll ja bekanntlich helfen (das war aus dem Fundus von Oma). Deswegen geht der nächste Gedanke nicht an mein unsibirisches Temperaturempfinden, sondern an die liebevoll gestaltete aber kryptisch umgesetzte Sprache meiner temporären Wahlheimat. Immerhin kann ich mich dort mit Wollstrumpfhosen und Daunendecke nicht gegen Unverständnis wehren. Und jeder weiß, Unverständnis führt zwangsweise zu Kälte (aus meinem Fundus).