Hallo, jaja. Corina en Chile.

Nein, ich war nicht in Deutschland und trotzdem hab ich die Menschen ständig Hallo und jaja sagen gehört. Am Telefon zur Begrüßung/ Ansprache sagen die chilenos nämlich Aló?! (also so ein französisch ausgesprochenes Hallo). Und genauso wie die argentinos ihr listo (hierzu übrigens ein Tipp auf youtube, 2:28 bis 2:34 min :)) und die Spanier ihr vale haben, so haben die chilenos ihr ya: Um zu sagen, dass was klar geht, dass sie verstanden haben, dass sie das Gespräch beenden wollen, dass sie dir nicht zuhören, dass es jetzt aber auch mal gut ist, dass „Bitte, keine Ursache“, dass …

Was ich aber eigentlich sagen wollte: Es hat gedauert, aber jetzt ist er fertig. Eine kleine Nacherzählung dessen, was ich vom 13. bis 29. Juli – in den argentinischen Winterferien – so erlebt hab. Die genaue Reiseroute und die ein oder andere Geschichte dazu kann man sich auf google-maps anschauen: Hier geht´s lang. Im Folgenden nur Fotos aus Chile. Ich hoffe, die reichen 😉

Viña del Mar und Valparaíso

Es gibt einfach natürliche Bedürfnisse… (gesehen auf dem Weg nach Valpo)

Palme, bunt, Hügel: So sieht Valpo aus.

Die Straßen von Valpo: Hier geht´s hoch den Hügel…

Unser erster Gang beim Mittagstisch: Naiv von mir, zu glauben, dass CAPRESE auch in Chile so aussieht wie man´s halt kennt: Mit dicken Tomaten- und Mozzarellascheiben =)

Wie gesagt: Wir haben nen tollen Tag erwischt…

Diesen Bus hab ich gefühlt 387 Mal fotografiert.

Das ist doch alles nur Fassade…

Oh Chile mio…. DaNkE, dass ich nicht aus Südamerika gehen muss, ohne ein paar neue Früchte probiert zu haben.

Just sitting around and gucking, was die touris so maken

Auf dem Rückweg von Valpo nach Viña.

Deutschland, du bist überall – ein bisschen zumindest.

Dea schmeckt bei Mutti sicha bessa. Alta, und sauteua is dea…

Am Frucht-Shake-Stand… aka im Paradies. Rechts: Baumtomaten. Unten: tja, ich wollte den Namen dieser Frucht so nicht vergessen… weil der Milchshake mit Guave und der in-meinem-Kopf-namenlosen-Frucht so lecker geschmeckt hat… Hat leider nicht geklappt.

Einer der drei funktionierenden funiculares in Valpo. Wir sind lieber zu Fuß hoch.

Nebel: Dramatische Kulisse am zweiten Tag in Valpo

Wenn´s a weng Farbe sei derf.

Am Hügli… hat Julia gesagt.

Die große Glanzzeit Valpos, einst bedeutender Pazifikhafen, ist lang vorbei.

Wie das Foto wohl am Vortag, mit Sonnenschein, geworden wäre?

Mal den Foto hinter die Fassade gehalten.

Pepino dulce – Süße Gurke

Mein dritter Tag in Valpo. Diesmal ich allein. Die Stadt hat mich nicht losgelassen… Wie hätte ich von hier weggehen können, ohne das Marktreiben gesehen zu haben?!?

Jeder Stand eine Sehenswürdigkeit

Coolster Gemüse-und Obstmarkt EVER!

Das ist mal ein Staudensellerie. Nicht die popeligen Dinger da vom Kaufland! Nicht die popeligen Dinger da vom Kaufland!

Gut geschichtet ist die halbe Miete oder wie war das?

Papaya. Aber zum Kochen. Da werden Guzis, Turrón, Marmelade oder sonstige Süßigkeiten draus gemacht.

Jetzt lass halt die arme Katze da sitzen! MAAANNNNN!!!

Eine Vitrine.

Chirimoyas.

Innenansicht. Beste Frucht, die ich probiert hab. Soooo süüüüß.

Hätte ich noch Fisch gebraucht, hätte ich nur noch die Reste bekommen…

Packungsbeilage? Was ist denn das???

Kaktusfrucht. Endlich hab ich dich probiert. Das letzte Mal bin ich ja daran gescheitert, dass dieses Ding, wenns noch am Kaktus hängt, so ganz viele, fiese, winzige Stacheln hat, die mind. eine Woche in der Hand stecken bleiben…

Diese braunen Dinger da, die aussehen wie die Fühler dieser ekeligen Viehcher aus Fluch der Karibik, kamen mir bekannt vor: Die lagen auch auf Vancouver Island überall am Strand rum. Da hab ich mich schon immer gefragt, was das wohl ist und ein bisschen Schlenz-im-Kreis gespielt. In Valpo hab ich mir jetzt sagen lassen, die Teile machen auch einen leckeren Geschmack in jedem Essen. Habs nicht probiert, das Paket war mir zu groß.

Gasflaschen-Transporter

Eingeparkt.

Grillwagen

La Serena

Mein Talent: Früh morgens am Samstag in unbekannten Städten – hier La Serena – ankommen und dann ca. vier Stunden durch ausgestorbene Straßen zu ziehen, bis sich endlich ein Cafe meiner erbarmt und mir die Türen öffnet.

Watt denn nu so zimpalich, Madame? Wieso soll denn dea Schweinskopp nich im Kühlrejahl liegn?

Am Strand von La Serena

Heißer Touri-Tipp hier: 500 Meter am Strand auf und ab reiten.

Pisco Elqui

Klein, aber fein: Mango aus Arica.

Häusle+Kaktus in Pisco Elqui

Kann man das als idyllisch bezeichnen?

Anderer Baustil. Aber auch nett, oder?

Wenn der Berg schon keine Farbe hat, dann doch wenigstens die Häuser.

Raus ausm Dorf, nauf aufn Berg.

Avocado-Baum.

Zur Aufhellung: Etwas Farbe ans Tor, bitte.

Lehmmauer, Kirche, Berg, Himmel.

Und mal wieder ein Eis. Probieren geht über studieren… Unten: Lucuma. Die Frucht zum so essen ist viel zu trocken. Man macht daraus Milchshakes oder Eis. YUMMI*

Dekadent? Vielleicht. Aber ich kann doch nicht in Pisco Elqui gewesen sein und keinen Pisco Sour getrunken haben, oder?

Calama

Es waren Ferien, alle waren unterwegs und ich hab mich nicht rechtzeitig um meine Weiterfahrt gekümmert, sprich es gab keine direkte Verbindung mehr nach San Pedro. Also musste ich einen Zwischenstopp in Calama einlegen. Da war ich erst mal Mittagessen: Die Packung Kekse, die ich im Bus zum Frühstück bekommen hab, hab ich gar nicht aufgemacht… Hätte ja doch nicht satt gemacht =)

San Pedro de Atacama

Die Straßen von San Pedro de Atacama am Morgen: Kalt und verlassen… Ich unterwegs auf der Suche nach einem Bäcker.

Wahre Junkies haben immer Stoff dabei: Meine Cafetera kurz vor Einsatz. Wie froh war ich um sie – an einem Ort, an dem man im Cafe grundsätzlich Instant-Cafe vorgesetzt bekommt…

Unterwegs mit dem Rad: Über Stock und Stein… und auch über Wasser.

Sasha hat gesagt, der Boden ist kaputt.

Weiter hoch den Berg.

Und immer wieder die Aussicht auf den Vulkan Licancabur.

Hoch oben in den Bergen… einen Hund find ich überall. Der hier – total anhänglich – ist mir ein Stück weit nachgelaufen. Bis wir auf der Abfahrt einen Jeep voller Amis getroffen haben, die ihn auf der Ladefläche mit genommen haben.

Wieder unten. Blick Richtung Dorf.

Nachmittags dann: Anfang meiner Tour ins Valle de la Luna. Erstmal Sanddünen.

Dünenlandschaft

Tres Marias.

Im Valle de la Muerte. Und nein, ich hab nicht immer den gleichen fotografiert… es hat – glaube ich – 28 Vulkane in der näheren Umgebung… was auch relativ ist, denn in der Wüste ist die Sicht meistens super und man sieht weeiiiiit.

Warten auf den Sonnenuntergang im Valle de la Luna… Ich weiß schon, warum ich solche Touren nicht so gern mag: Wir kamen an und hatten zehn Minuten Zeit zum Fotos machen, dann sind wir wieder nach San Pedro gefahren und die Tour war vorbei. Die Sonne war da noch lang nicht untergegangen und am Ende waren wir eine dreiviertel Stunde früher zurück, als bei Tourbuchung angegeben… Außerdem hatte mein Guide eine Fahne, dass alles zu spät war.

Nächster Tag: Tour zu den Lagunas Altiplánicas. Hätte ich mit dem Rad hinfahren können, hätte ich keine Tour gemacht – klar. Hier: Zwei nette Viecher, modebewusst =)

In einem nahe gelegenen Dorf, Toconao, wo wir Foto-Stop hatten.

In besagtem Dorf.

Reserva Natural Los Flamencos.

Auf einem Foto ist es nie so beeindruckend wie in Echt.

Belleza.

Und die ganzen Farben…

Viel weiter oben… Mittlerweile hatte ich schon so ziemlich meinen ganzen Mini-Bus kennengelernt: Ein Paar aus Segovia, das ich am Freitag dann im Bus nach Salta wiedertreffen würde… Eine Frau aus Buenos Aires, die mich informiert hat, dass der Sarmiento am Wochenende nicht mehr fährt, weil sie jetzt mal mit Instandhaltung angefangen haben…

Ein Stück Chile.

Kalt war´s da…

Noch eins… weil´s so schön is.

Dritter Tag: Salzkordillere. Jetzt nochmal mit dem Rad – was ein Glück.

Wohin man blickt…

Baumansammlung, ein kleiner „Wald“, in der Wüste…

Weideland in der Wüste

Wassergraben in der Wüste.

Ein „bollo“ ist in Chile ein sehr ästhetischer Semmel. In Spanien wäre es ein süßes Teilchen gewesen… Sachen gibt´s.

Kurz vor der Grenze zu Argentinien: Aus dem Bus fotografiert.

Was mir aufgefallen ist

Ohne hier Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, hier eine kleine Auflistung der Dinge, die anders sind als in Deutschland:

Zum Beispiel, und da bin ich irgendwann mal mit einem Taxifahrer drauf gekommen, die Anzahl der Ausweisdokumente… Es gibt nicht nur Perso und Reisepass, sondern ein Dokument mehr:

  1. Da ist einmal der argentinische DNI, also das nationale Ausweisdokument. Früher war das ein Wisch, jetzt wird auf Karten-Format umgestellt. Den neuen DNI bekommen die Argentinier z. B. am internationalen Flughafen von Bs As, Ezeiza.
  2. Außerdem besitzen Argentinier einen Mercosur-Pass. Der erleichtert ihnen Reisen in andere Mercosur-Länder (Paraguay, Uruguay, Brasilien).
  3. Das dritte Dokument ist der internationale Reisepass. Selbsterklärend.

Hier gibt es neben DinA4-Papier auch noch eine Größe die heißt „Oficio“. Diese Blätter sind um einiges länger und ein bisschen breiter als A4-Blätter… voll komisch, wenn man an die A5, A4, A3 Standards gewöhnt ist und noch nie im Leben was anderes gesehen hat.

Die Feierkultur. Im Kindergarten wird der Geburtstag jedes Kindes gefeiert. Da bringt dann die jeweilige Mama einen Kuchen mit und kleine Geschenke für alle anderen Kinder, die mit ihrem Sohn/ ihrer Tochter in der Gruppe sind. In der Grundschule werden die Geburtstage dann monatsweise gefeiert. Das heißt alle Kinder, die im April Geburtstag haben, bekommen zusammen eine kleine Feier, alle, die im Mai, Juni, usw. haben.

Etwas – meiner Meinung nach – ganz Besonderes, sind die quinceañeras. Wenn ein argentinisches Mädchen 15 wird, dann bekommt es im Normalfall eine Riesen-, also ich meine, eine RIIIIIIEESEN-super-mega-fette-abartig-teure-Glamour-Party. Die große Feier der Jungs ist erst der 18te.
So eine Geburtstagsparty ist richtig teuer, aber auch sehr wichtig. Da wird dann irgendwo ein Saal angemietet, Essen bestellt, eine Band engagiert, kleine Giveaways für alle Gäste müssen her,… alles muss perfekt sein. Es kommen so um die 200 Gäste. Das Kleid für den Abend lässt man nähen… Meistens sehen die Mädels aus wie kleine Bräute. Perfekt geschmickt, gestylt und gedresst.
Allerdings hab ich mir sagen lassen, dass jetzt anstatt der Riesen-Feier, die i.d.R. viele tausend Dollar (ja, alle denken in Dollar) kostet, Reisen immer beliebter werden. Dann machen die Mädels  einen kleinen Ausflug… mit Family, meistens USA, z. B. zwei Wochen Disneyland, New York, Kalifornien oder Miami.

Über Mate hab ich hier ja schon ab und zu was geschrieben… Aber, dass man pro Einkauf nur eine Packung Yerba kaufen darf, hab ich – glaub ich – noch nicht erwähnt. Ja, das liebe Nationalgetränk… gibt immer Redestoff. Im Januar noch hat das halbe Kilo sechs Pesos gekostet, mittlerweile hat sich der Preis verdoppelt… Seit ich hier bin, sind viele (alle?!?) Produkte teurer geworden. Ein paar Beispiele: Mein Jogurt ist um 70 Cent (von 3 auf 3,70 Pesos), das Waschpulver um über 4 Pesos (von 24 auf über 28), meine Portion Tarta in der Schule um 1,50 Pesos (von 7 auf 8,50) erhöht worden. Aber so heftig wie bei der Yerba-Mate haben die Preise nirgends angezogen…

Merienda: Ja, die Zwischenmahlzeit muss sein, denn man isst hier erst spät Abend. Das heißt, irgendwann zwischen 16 und 19 Uhr kommt ein kleines Hüngerchen, das gestillt werden muss – da gibt es dann eine heiße Schoki (submarino), ein (dünnes =)) Käffchen, einen Mate oder ein Glas Milch und dazu was Süßes, also Kekse oder Facturas (=Süßgebäck)… manchmal auch was deftiges – einen Schinken-Käse-Toast zum Beispiel. Jetzt stellt sich manch Einer vllt. die Frage, wie man jeden Tag vier Mahlzeiten zu sich nehmen kann. Aber das Frühstück ist hier – wenn man das mal stark verallgemeinert – eher unwichtig, sprich Viele nehmen da nichts oder so gut wie nichts zu sich.

Alfajores – eine Studie

Ok, gelogen. Der Titel ist falsch. Zumindest halb. Wenn man etwas studiert, dann befasst man sich intensiv damit, man setzt sich mit einem Thema auseinander, beleuchtet es von verschiedenen Seiten, denkt darüber nach, lernt es im Optimalfall sowohl in der Theorie als auch in der Praxis kennen.

Das hier ist eher ein persönlicher Eindruck, eine nicht ganz neutrale Bewertung. Meine traumatischen ersten Geschmackserlebnisse und die daraus resultierende Abneigung gegen Alfajores führen zu einem nur kümmerlich ausgeprägten Erfahrungsschatz: Um größere Übel abzuwenden wurde die praktische Experimentierphase, in der exakt drei Alfajores degustiert wurden, vorzeitig abgebrochen…

Zum Mitschreiben: Ganz am Anfang wurde mir ein Alfajor geschenkt. Er war als Spezialität angepriesen worden. Nicht ganz ohne Vorahnung (er war doch verdächtig klebrig) biss ich, die doch sogar bei der ansonsten absolut tadellosen, Eins-A-Bilderbuch-Weincreme-Torte von meiner Oma die Zuckerglasur abkratzt, in das runde Ding hinein… Ein Biss war genug Zucker für die folgenden zwei Wochen.

Mein Alfajor Nummer zwei folgte lange später, irgendwann Mitte Mai: Auf dem Zwischenseminar in Villa General Belgrano. Eines Morgens standen auf unserem Frühstückstisch mehrere Körbe mit Alfajores aus dem Ort – mind. einer für jeden Freiwilligen. Eine nette Geste unserer Gastgeber. Eigentlich wollte ich meinen Alfajor nach Moreno mitnehmen und verschenken. Aber irgendwann hab ich dringend was Süßes gebraucht und es war nix da. Außerdem war ich zugegebenermaßen auch ein bisschen neugierig auf den Geschmack. Die meisten meiner Mit-Freiwilligen waren hin und weg von Alfajores… Vielleicht hatte ich ganz am Anfang einfach einen sehr schlechten probiert… Ja, den VGB-Alfajor hab ich sogar aufgegessen. Ich muss sagen, er war auf jeden Fall viel besser als mein erster (ganz weich der Biskuit und mit Quittenmarmelade statt dulce de leche), aber auch ein Zuckerschock.

Wie so ziemlich überall in ARG, gab es auch in VGB Schaufenster voller Alfajores.

Dann bin ich natürlich übermütig geworden. Wie man das in Argentinien so macht, wenn man unterwegs ist, hatte ich in Córdoba Alfajores gekauft, um meiner Vermieterin auch was vom Zwischenseminar mitzubringen. Jede Gegend macht die Dinger ja ein bisschen anders und es ist einfach so üblich, dass man, wenn man unterwegs ist, den Daheimgebliebenen eine Kostprobe der örtlichen Alfajores mitbringt. Von den Córdoba-Alfajores musste ich dann auch einen probieren. Aber der war so bäh, dass ich beschlossen hab, mich fortan ausschließlich in der Theorie mit diesen süßen Verirrungen zu beschäftigen.

In den meisten Internetquellen hab ich gelesen, dass der Aljfajor ursprünglich von den Arabern nach Spanien gebracht wurde. Fand ich logisch, heißt ja auch AL- fajor.  Es hieß, in vielen Teilen Spaniens, vor allem in Andalusien seien Alfajores nach wie vor sehr beliebt. Das, was in Spanien als Alfajor galt und gilt, besteht u. a. aus Mandeln und Honig und hat vom Aussehen nicht so wirklich was mit dem argentinischen Alfajor zu tun – außer, dass es süß ist und evtl. zwischen zwei Lagen eine Füllung hat (teils Oblate in der spanischen, immer Keks/Biskuit in der argentinischen Version.)

Das ist wahrscheinlich wie mit dem Käse: Parmesan und Mozzarella gibt es ja auch nur einen. Eigentlich. Und trotzdem werden auf der ganzen Welt zig Käse, die absolut nichts mit dem Original zu tun haben, unter dem gleichen Namen verkauft. Mit der Nachfrage, der geographischen Entfernung, dem Einfallsreichtum der Verkäufer und den jeweils vorhandenen Rohstoffen und Techniken wurde da halt scheinbar immer was erfunden, was sich mehr oder weniger gut verkauft. Anders kann ich es mir nicht erklären.

Wie, wann, wo und von wem der argentinische Aljafor jetzt genau erfunden wurde – kein Plan. Das hier soll ja keine Doktorarbeit werden, sondern einfach ein bisschen was über den Alfajor – dieses faszinierende, runde Ding – erzählen. Die Vergangenheit ist eben eins… Die Gegenwart ist aber auf jeden Fall wichtiger: In den Texten, die im www kursieren, hab ich so liebevolle Formulierungen gelesen, wie „wir Argentinier haben den Alfajor adoptiert.“ Oder „der Alfajor hat auf jeden Fall einen kreolischen DNI.“

Ein typischer Süßigkeiten-Laden. Links vorne/Mitte: verschiedene Alfajores (mit Zucker- oder Schokoglasur, ohne Überzug)

Der Alfajor spielt tagtäglich eine überragende Rolle im Leben abertausender Argentinier – als Frühstück, Zwischenmahlzeit, Mittagessen, Dessert, Nachmittagssnack oder Abendessen, wenn nichts anderes da ist (wobei man da schon drei oder so essen muss). 2004 hat eine Statistik angeblich gezeigt, dass in Argentinien 6 Millionen Alfajores pro Tag gegessen werden.

Jorgelín. Nur eine von gefühlt tausend Marken.

Neben den industriellen gibt es natürlich auch die selbstgemachten Alfajores… in jeder Bäckerei/Konditorei, die was auf sich hält.

Mini-Aljajores aus Maismehl.

Was ich unglaublich witzig find: Im argentinischen Nahrungs-Kodex (Artikel 132 oder doch 761???) ist halt echt geregelt, was ein Alfajor ist! Nämlich: „Ein Produkt, das aus zwei oder mehreren Kekschen, Keksen oder  gebackenen Teigschichten, die voneinander mit Füllungen wie Marmelade, Gelee oder anderen Süßigkeiten getrennt sind, besteht, wobei es eine Glasur haben kann.“  Alfajores werden generell in simples (zwei Kekse, eine Füllung) und triples (drei Keksen, zwei Füllungen) aufgeteilt.

Wie ES heißt, weiß ich nicht. Von der Definition her könnte es allerdings auch ein Aljafor sein: zwei KeKsChEn und ein bisschen Füllung. Der Größe nach, dem geschätzten Zucker- und Kaloriengehalt nach könnte es wohl auch als ganze Torte durchgehen…

*Schnulz*

Aus gegebenem Anlass ein weiterer – nicht für mich – TOP-Hit: Fuiste tú (Bitte mit viel – nein, mit SEHR viel – Gefühl und ganz saaanft aussprechen)!

Welcher Anlass ist gegeben?

Für alle, die‘ s nicht wissen: In Moreno sind gerade Winterferien, das bedeutet, ich habe zwei Wochen frei. ZEIT zum ReIsEn!

Meine erste Station ist Mendoza (Hier sitz ich grad im Hostel und tipp diese Zeilen.) Gestern hab ich einen Ausflug gemacht. Auf der Rückfahrt, als alle platt waren, wurde eine CD aufgelegt. Frage nicht! Eine Herzschmerz-Oh-Gott-Ich-liebe-dich-immer-noch-Du-hast-mir-so-weh-getan-Wie-konntest-du-nur-CD mit 3.197 verschiedenen Liedern, die sich ALLE gleich anhören… *AH*

Nach einer halben Stunde haben mir die Ohren geklingelt…

Tollerweise gab es auch noch einen klitzekleinen Bildschirm in unserem Mini-Bus, wo man die dazugehörigen Videos anschauen konnte. So viele Menschen, die ihre geballten Fäuste abwechselnd gegen ihre Brust hauen und dann ihre Hände mit gespreizten Fingern wahlweise entweder gen Himmel werfen oder sie einfach ganz weit von sich strecken, weil sie irgendetwas Bedeutendes zu sagen haben… So viele schmachtende Blicke, Herzblut und Verzweiflung, Eifersucht, Betrug und unerwiderte Liebe…

Zu viel für mich.

Leider war die Batterie von meinem MP3-Player nicht in Stimmung, so dass ich der Beschallung schutzlos ausgesetzt war…

Colón

Fortsetzung langes erstes Juli-WE –

Leider komplett ohne Fotos… =(

Der nächste Tag ging früh los. Ohne Früstück -fatal – musste ich aufbrechen. Um acht ging der Bus. Ankunft in Colón war zehn Uhr. Dann hatte ich knapp drei Stunden Zeit: Um eins sollte es Richtung Bs As weitergehen.

Erst mal wollte/ musste ich was frühstücken. Hab sämtliche Bäckereien, die offen waren, abgegrast. Aber überall nur: FACTURAS. Wenn ich jetzt aber HUNGER habe und zwar so einen, den weder eine medialuna, noch eine torta negra noch sonst ein Süßteilchen stillen kann? Tja, …

Ich also ins Café. Die Speisekarte war auch nicht so ergiebig. Das einzige Frühstück, was nicht mind. 15 Euro gekostet hätte, war eine medialuna mit Schinken und Käse. Ich alter Schwabe also das bestellt – im Hinterkopf die Bemerkung: “Ach, die Argentinier sind schon Lumpen. Die merken doch gleich, wenn du Touri bist. Geschäftsmänner sinds halt keine, das muss man schon auch sagen…” Was der gute Mann (wollte anonym bleiben) damit sagen will: Es gibt ab und an, wenn der Kellner es für angemessen hält, eine zweite Speisekarte, mit ein bisschen höheren Preisen… Naja, das Croissant hab ich nicht fotografiert. Mein Zoom war nicht ausreichend, das hätte man hier schlecht gesehen: Es war nicht gerade überdimensional groß geraten.

Gut, ich immer noch hungrig, aber unter Zeitdruck, weiter. Will Stadt sehen. Muss Essen kaufen. Aber was ist jetzt wichtiger? Das ewige Dilemma…

Nahrungszufuhr wurde verschoben. Jetzt war die Neugier größer. Mit Sack und Pack bin ich durch die Straßen gekreuzt. Möglichst viel sehen und dabei immer ein Auge auf die Uhr: Nicht zu weit vom Busbahnhof weglaufen… Schade, dass ich nicht mehr Zeit hatte. Es hätte noch Einiges zum Anschauen gegeben. Aber das, was ich gesehen habe, fand ich super. Colón ist wirklich ein nettes Städtchen. Ich wäre gerne länger geblieben. (Leider gibt´s jetzt keine Fotos. Aber allen, die überlegen, hinzufahren, rate ich: Tut es. Und, wer sich zwischen Concordia und Colón entscheiden muss: Colón!)

Und mein Hüngerchen?

Panchoooooou wollte ich keinen, was Süßes vom Bäck auch nicht (mein Blutzuckerspiegel ist eh schon bedenklich hoch, seit ich hier bin), Schnitzelsandwich auch nicht… Was bleibt? Trockenes Weißbrot (seriously??) oder so ein abgepacktes belegtes Brötchen. Warum ich mir nicht einfach so eins geholt hab? Wenigstens an der Bushalte noch schnell, vor die Fahrt losging?

Seit ich auf einer Busfahrt mal zum Abendessen so ein in Plastikfolie eingepacktes Schinken-Käse-Ding bekommen hab, wo die Brothälften innen angeschimmelt waren (Ja, ich empfehle, das Essen im Bus GENAU anzuschauen), hab ich vor diesen abgepackten Dingern einen leichten Ekel.

Sprich: Ich war im Obstladen… NADA MÁS.

Ich komm ja schon um 5 in Retiro an, dann kauf ich mir halt da gleich was. Irgendwas. So der Plan.

Ok, um das Ganze abzukürzen. Ich kam nicht um fünf, sondern um halb sieben in Retiro an. Es war viel Verkehr. Große Rückreisewelle vom langen Wochenende. UND: Retiro war tot. Also, kein Rein, kein Raus mehr.

Wieso das?

Die Villa 31, das Armenviertel hinter Retiro, hat protestiert und die Zufahrt blockiert, weil man ihnen den Strom abgeschaltet hatte. Alle Busse haben ihre Passagiere deswegen irgendwo auf der Strasse rein- und rausgelassen. Ein bisschen chaotisch. Nur ein bisschen. So groß ist der Bus-Bhf jetzt auch wieder nicht…

Da wollte ich eigtl. noch einmal gemütlich durch die Stadt marschieren und schon mal anfangen, mich von ihr zu verabschieden, den sooo oft, werd ich nicht mehr nach Capital kommen. Aber war wohl nix. Zu spat für solche zeitraubenden Scherze. Ich schnellstmöglich mit dem Bus nach Once und rein in den Sarmiento.

Ein Wochenende auf Umwegen, wär auch noch ne Überschrift gewesen =)

Für alle Neugierigen, hier ein paar Links zum Thema Retiro und Villa 31. Vor allem die – eher weniger sachlichen – Diskussionsbeiträge find ich interessant:

http://tn.com.ar/politica/000101869/bloquean-la-entrada-a-la-terminal-de-retiro

http://www.jauregui.arq.br/villa31.html

http://www.mundovilla.com/index.php?iCategory=1&iArticle=725

http://www.larazon.com.ar/ciudad/titulo_0_367200009.html

http://www.urgente24.com/201684-retiro-habitantes-de-la-villa-31-bloquean-acceso-a-micros

http://www.a24.com/actualidad/Habitantes-de-Villa-31-cortaran-el-transito-en-Retiro-20120711-0004.html

Voll verplant

Was will man machen? Die meisten Fotos fehlen nach wie vor – keine Chance mit Hochladen. Aber vor ich den Artikel vom langen ersten Juli-WE in den Papierkorb schmeiß, veröffentlich ich ihn jetzt halt mit weniger Farbe… Los gehts:

Komplett durchorganisiert, bis ins kleinste Detail geplant, alles exakt durchdacht, nichts dem Zufall überlassen, bombensicher festgelegt, bestens informiert, mit völlig vollgestopftem Terminplan… so war mein Wochenende. NICHT!

Ich mag es ja, Sachen immer auf den letzten Drücker zu machen. Liegt vielleicht dran, dass Entscheidungen treffen nicht gerade meine größte Stärke ist. Letzte Woche hatte ich immer noch mit dem Gedanken gespielt, übers lange Wochenende noch einmal mit der Fähre nach Uruguay zu fahren. In Montevideo hätte ich schon eine Bleibe gehabt – bei einem Mädchen, das ich an Ostern kennengelernt habe.

Aber warum wohin gehen, wo ich schon war? Wieso nicht doch nochmal was Neues machen? Außerdem… naja, die Fähre war auch irgendwie ganz schön teuer…

Gut, den Nationalpark El Palmar wollte ich auch unbedingt sehen. Von der Riesen-Ansammlung der Yatay-Palme hab ich in einer Geo-Vorlesung gehört. Hat mich interessiert. Und das hätte sich auch nicht so gut mit sonstigen Reiseplänen verbinden lassen, so dass ich es in den Winterferien, die ja demnächst losgehen, hätte machen können.

Aber andererseits hatte ich auch noch Pesos aus Uruguay übrig…

Was nu?

Gut, nach endlosem gedanklichem Reiseziel-Ping-Pong, einem anstrengenden und extrem ermüdenden Hin-und Her, Für und Wider hab ich mich am Ende für das Inland, gegen das Ausland, für das Neue und gegen das bereits Bekannte entschieden.

Nächste Frage: Wann fahren?

Das war einfach: Freitag Abend ist Fitness. Kann man nicht ausfallen lassen. Also, Samstagfrüh, so früh wie möglich, was übersetzt soviel heißt wie “sobald es hell ist”.

Ich also, Samstag Früh den Wecker gestellt. Rechtzeitig, hatte ja noch nicht gepackt. Dann noch schön gefrühstückt und aufs Tageslicht gewartet. Zum Bus. Mit Bus zum Bhf Moreno. Von dort Zug nach Once. Toll, dann war´s halb zehn. Der nächste Bus wäre um zehn gegangen, ich hätte noch nach Retiro hetzen, Ticket kaufen und Plattform, wo Bus abfährt, finden müssen…

In meiner Vorstellung war das erstens unmöglich und zweitens passte es auch null zu einem entspannten Wochenende. Spontaner Blick auf den Busfahrplan, den ich daheim noch von meinem Laptop-Bildschirm abfotografiert hatte. Der nächste ging um halb drei…

Ping-Pong, Ping-Pong… Hetzen-Trödeln. Rennen-Schlendern,…

Mein Entspannungs-Anti-Hektik-Bedürfnis hat gewonnen. Besonders weil: Letztes Wochenende hab ich in Palermo sooo viele coole Läden gesehen, in denen ich noch nie vorher war. Da wollte ich unbedingt nochmal hin – und zwar mit Geld in den Taschen. Und mein Rucksack am Samstag war zwar groß, aber federleicht. Beste Voraussetzungen also um ein bisschen durch die Bars zu bummeln, die tagsüber als Verkaufsfläche für die ganzen Leute dienen, die gerade angefangen haben, mehr oder weniger verrückte und mehr oder weniger selber gemachte Klamotten zu verkaufen. Sprich, ich in meiner kleinschwäbischen Naivität… auf nach Palermo. Einkaufen!

Palermo

Hab halt nicht bedacht, dass da nicht alle Läden um zehn aufmachen. Sprich, die ersten Cafés so langsam mal ab halb elf, die meisten Geschäfte dann doch erst gegen zwei, halb drei. *Öhm*

Was bleibt in so einer Situation?

Ja,dreimal um den Block laufen, bis dann mal ein Café auf macht, Postkarten kaufen und – gezwungenermaßen – ein zweites Frühstück.

In der Sonne: Zwangs-Entschleunigung. Nothing else to do.

´S Läba isch koi Zuggrschlägga.

Nachdem ich eine meiner typischen Postkarten (Wie, da ist noch ein Viertel-Quadratzentimeter frei? Kann ja wohl nicht wahr sein. Da fällt mir schon noch was ein… *Kritzel* So, jetzt nicht mehr *zufrieden*grins*)  geschrieben hab, bin ich dann noch ein bisschen in der Gegend rumgelaufen. Auf der Suche nach offenen Türen. Naja, ich sach ma… mit mäßigem Erfolg, ne.

Irgendwann war dann meine Zeit gekommen. Auf nach Retiro, nicht dass ich den nächsten Bus verpass…

Einmal, bitte, nach Concordia, Entre Ríos.

Sechs Stunden Fahrt. Zwar „nur“ Semicama (Halb-Bett), aber trotzdem deluxe. Busfahren in ARG mag ich einfach. Meistens zumindest… wenn ich keinen Sitznachbar habe.

Ich hatte keinen, also positives Erlebnis, da ausreichend Platz und kein Geschnarche an meinem Ohr.

So, warum jetzt nach Concordia und nicht nach Colón? Warum weiter in den Norden und zwei Std. länger fahren? Boah. Gute Frage. Hab ich halt so gemacht. Der NP liegt ja ungefähr auf halber Strecke zwischen den beiden Städten, dacht ich mir. Also wurschd, wo ich übernacht.

Angekommen bin ich dann jedenfalls ziemlich pünktlich um halb neun. War halt langes Wochenende, Montag Feiertag, da Tag der Unabhängigkeit. Hotel hatte ich keins reserviert. Wozu auch =) ?

Als ich dann an der zweiten Rezeption die Auskunft bekam “Alles voll”, wurde ich doch leicht nervös…

Aber ich hab noch eins gefunden. Die Touri-Info hatte noch auf. Ich hab gesagt: “Ich will wohin, wo es sauber, aber so billig wie möglich ist.” Gut, ein Anruf, dann hatte ich mein Hotel. Wie sich im Nachhinein rausgestellt hat, war ich in dem Hotel, das Lonely Planet als beste Budgetunterkunft der Stadt mit blitzsauberen Zimmern, in dem man unbedingt reservieren sollte, da die Zimmer sehr gefragt sind, beschrieben hat.

Machmal braucht man auch ein bisschen Glück. Alles konnte ja nicht schief laufen an dem Tag. DENN: Was ich in der Touri-Info auch noch rausgefunden hab: Den NP El Palmar besucht man am besten mit dem Auto, weil zwischen Parkeingang und der Straße, wo dich der Bus rausschmeißt, zwölf km liegen. *LOL*

Was auch immer der Mensch in der Touri-Info da so witzig dran fand, als ich ihn gefragt hab, ob man da keine Fahrräder mieten und dann hinfahren kann,…

Von Colón aus hätte es angeblich die Möglichkeit gegeben, eine Exkursion zu machen. Ja, wenn man Exkursionen mag… Aber ich wollte den Park doch sehen…

Im Folgenden wieder ein Match Pingpong: Eine Nacht in Concordia bleiben und dann gleich weiter nach Cólon? Schließlich war ich ja nur wegen des NPs gekommen… Aber so eine Hektik, gerade angekommen, am Abend… und dann am nächsten Morgen weiterhetzen… um eine EXKURSION zu machen? So mit Führer und so? Wo einen am Ende der Bus eh nur von einem zum nächsten Foto-Motiv karrt?

Nä.

Spontan umdisponiert. Neuer Plan für Sonntag: Über die Grenze nach Salto, zweitgrößte Stadt von Uruguay fahren.

Problem: Sonntag + Feiertag. Wer will da arbeiten? Genau, kein Mensch. Daher gab es auch keine Möglichkeit, mal eben ins Nachbarland zu kommen.

Gut, dann eben Stadtspaziergang.

Kathedrale

Sonntagmorgen: Kein Mensch unterwegs.

Eine Runde?

Da so am Eck halt, woisch?!

C E R R A D O. Dauerhaft.

STOP

Leicht schepps…

Vor dem Busbahnhof. Ein Monument für den Tango

Auf dem Weg zum Park

Eines der vielen Häuser, die ich fotografiert hab.

Und noch eins.

Aller guten Dinge sind drei…

Der Zug von Buenos Aires nach Posadas kommt hier durch… Angeblich. Ich hab keinen gesehen.

Autoservicio = Auto-Werkstatt?? Nein, Supermarkt!!!

Auto im Garten. Warum auch nicht?

Kunst im Kreisverkehr

Gegen Abend. Der Himmel hat es gut mit mir und meinem Foto gemeint, oder? =)

Der Strand am Río Uruguay.

Am Ende hatte ich einen völlig entspannten Tag mit viel frischer Luft für meine Nase und Grün für meine Augen. Für den Montag hab ich mir nebenbei an der Bushalte meine Rückfahrtickets nach Bs As gekauft – bei meinem Glück, wollte ich dann doch wenigstens sicher sein, dass nicht auch noch die Fahrkarten ausverkauft sind. Ich wollte am nächsten Tag so früh wie möglich nach Colón kommen, um mir noch ein bisschen die Stadt anschauen zu können und dann so nach Retiro weiterfahren, dass ich nicht allzu spät in Moreno ankomm.

Der Tag in Concordia war zwar ein bisschen planlos. Aber oft sind es ja gerade solche Erlebnisse, die besonders sind. An der Bushalte hab ich zum Beispiel einen wunderschönen (meinen ersten), echten und richtigen Gaucho gesehen. Ich hätte gern ein Foto gemacht, aber hab mich nicht getraut…

Die Sonne hat es gut mit mir gemeint. Ich war im Park, hab tausend Fotos gemacht, gelesen, mich gesonnt, mir ein Stück Fleisch gegönnt und abends auf dem Markt eine neue Zitrusfrucht kennengelernt und mir eine leckere Guaven-Marmelade gekauft.

Wenn man mehr als ein Salatblatt und Brot zu seinem Fleisch will, dann muss man (meistens) extra was dazu bestellen.

Abends in meinem Zimmer hab ich dann einfach und langweiligerweise – seit langem mal wieder – Fernseh geschaut. Der geht ja bei uns in Moreno nicht. Deswegen bekomm ich auch rein gar nichts mit, wenn ich nicht Zeitung lese…

[Fortsetzung folgt.]

Diskrepanzen

Liegt es an mir oder an dir, mein lieber Blog?

Was ist nur los mit uns?

Wir haben kleine Verständigungsschwierigkeiten… wir sind nicht mehr auf einer Welle… wir verstehen uns nicht mehr optimal… wir reden aneinander vorbei… es läuft einfach nicht mehr so…

Seit Dienstag will ich schon einen Mörder-Bericht über mein langes Wochenende hier reinstellen. Der Text steht. Aber wer will denn bitte vier Seiten voller Wörter ohne bildliche Veranschaulichung vorgesetzt bekommen?

Genau, kein Mensch.

Wieso kann ich denn meine Fotos hier nicht wie sonst auch hochladen? Normal konnte man pro Datei bis zu neun MB hochladen. Jetzt nur noch zwei? Wieso das denn? Wer hatte denn die Glanzidee, das zu ändern?

Ok, ich hab die Größe der Fotos mittlerweile angepasst. Zusätzlich Arbeit, aber gut. Und wieso geht es bitte immer noch nicht? Wenn ein Bild zu zweiundneunzig Prozent hochgeladen ist, dann ist es eben noch nicht hochgeladen. Auch bei fünfundneunzig und bei neunundneunzig noch nicht…

Aber das ist momentan das höchste der Gefühle. Die EINHUNDERT Prozent scheinen unerreichbar…

Und wenn ich schon mal dabei bin: Wieso zeigt diese ultra-moderne Geolocation hier, wenn sie eingeschaltet ist,  immer an, dass ich mich gerade irgendwo im Atlantik, vor der Westküste Afrikas befinde???

Es gibt Dinge, die liegen außerhalb meiner mentalen Reichweite…

Vielleicht braucht der Blog einfach mal ein bisschen Erholung von mir. Ferien? Wobei, so überanstrengt dürfte er eigtl. gar nicht sein…

Die Punkte auf der MUST-SEE-Liste…

Sie werden weniger. Am Wochenende konnte ich gleich zwei abhaken. Das eine – Masa Crítica – eher zufällig, das andere – Tigre – nach Plan.

Am Sonntag bin ich mit dem Zug nach Tigre gefahren. Das ist ein Ort am Flussdelta, etwa eine Stunde von Retiro entfernt. An schönen, sonnigen Tagen ist es ungefähr DAS Ausflugsziel der Hauptstädter und völlig überlaufen.

Was macht man in Tigre? Die „Natur“ genießen. Das heißt, eine Bootstour zu den verschiedenen Inselchen. Da schippert man dann so durchs Delta und schaut sich die Landschaft und die Häusla, die überall verteilt sind, an.

Häusla

Am Sonntag war kein typischer Sonne-Strahl-Komm-Wir-fahren-nach-Tigre-und-genießen-den-Tag-Tag. War mir auch Recht, dann konnte man auf den Straßen wenigstens laufen, ohne durchgeschoben zu werden. Als ich ankam, lag alles unter einer Dunstdecke. Es war mal wieder – wie in letzter Zeit so oft – ein sehr drückender, feuchter, für Winter viel zu warmer Tag. Bilderbuch-Fotos: Fehlanzeige.

la humedad

Überall der Dunst

Naja, an der Touri-Info am Bhf hab ich mir erst mal nen Stadtplan besorgt. Ich wusste, dass es den Puerto de Frutos gibt: Eine Art Markt mit lauter coolem Zeug, Schmuck, Deko, Hauseinrichtung, Essen, Trinken, etc. Das wollte ich mir aufheben und zum Schluss machen. Also bin ich erst mal losgezogen, um ein bisschen am Wasser entlangzulaufen.

Viele waren beim Rudern

Was man da so alles sieht

Noch eins

Eine Bootstour

Erst mal vom Land aus alles sehen und danach ne kleine Bootstour machen – so war der Plan. Aber mein Spaziergang hat mir irgendwie jegliche Lust aufs Bootfahren genommen.

Warum?

Mein Riechorgan war alles andere als entzückt von den Ausdünstungen, die da aus dem Wasser emporstiegen. Die Vorstellung eineinhalb Stunden auf dem Gestank herumzuschaukeln… naja, man muss ja auch nicht immer alles genauso machen, wie es alle anderen machen. Sprich, ich war in Tigre, ohne die obligatorische Bootstour zu machen.

Aber langweilig wars mir nicht. Ich hab nämlich ein Mate-Museum gefunden. Das einzige auf der ganzen Welt, laut Besitzer ;).

Mate enorme: Kaum zu übersehen am Eingang des Mate-Museums

Für zehn Pesos hab ich ne private Führung (da einziger Gast :)) bekommen. War nett.

Info für alle, die´s nicht wissen: Mate ist DAS Nationalgetränk der Argentinier. Eigentlich ist es ein gesellschaftliches Phänomen… ohne Mate wäre Argentinien nicht Argentinien. Um der Vollständigkeit halber noch die anderen Haupt-Inhalte der argentinischen Essenz zu nennen: Asado (sollte mittlerweile bekannt sein), alfajores (ich schreib nochmal ausführlicher), dulce de leche, panchos, … Was ist Mate jetzt aber eigentlich? Da wird so eine Art Tee aus einem Gefäß, dem mate – kann aus Holz, Kürbis und anderen Materialien (früher Glas, Porzellan) sein – getrunken. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. In dieses Gefäß kommt dann die yerba. Das sind die Blätter eines Baumes, der vor allem in Nord-Argentinien, Misiones, wächst. Auch in Paraguay und im Süden von Brasilien findet man wichtige Anbaugebiete. Das Gefäß macht man in der Regel zu zwei Dritteln mit diesen getrockneten, klein gehäckselten Blättern voll und gießt es mit heißem, nicht kochendem Wasser auf.

Ein Blick in meinen Mate: Vor dem Aufgießen

Mit der bombilla, diesem langen Halm, den man auch auf dem ersten Foto oben sieht, trinkt bzw. schlürft man dann den Mate. Wenn es leer ist, gießt man (aus der Thermo, die man immer dabei haben sollte) wieder Wasser auf und reicht den Mate an den Nächsten weiter. Dann geht er reihum, bis entweder die yerba ausgewaschen und/oder das heiße Wasser alle ist.

Mates sind oft auch Deko und Sammlerstücke. Umso ausgefallener, umso besser.

Verzierte calabazas (Mates aus Kürbissen)

Ein Mate: DAS Souvenir aus Argentinien…

Mate und Maradona: geballte Argentinien-Power

Riesen-Auswahl an Mate-Marken: Und jeder hat da seinen Favoriten

Mate-Himmel in der Mate-Bar: Na, was trinkt man hier im Sommer?

Danach bin ich noch ein bisschen kreuz und quer durch die Stadt gelaufen. Find ich ja immer besonders interessant, wenn man sich ein bisschen vom Haupt-Touri-Strom entfernt und schaut, wie es da so aussieht. Ich muss sagen: Viele, große Häuser mit großen Gärten und teils Pool, auf den Straßen viele große, alte Bäume. (Das, was ich halt so gesehen habe.)

X-beliebiges Haus

Ja, so verschieden ist Argentina. Entlang der Zugstrecke hatte ich das ja auch schon gesehen. Wenn man aus dem Bhf in Bs As rausfährt, kommt man erst mal an ziemlich ärmlichen Behausungen vorbei. So ein Ort, wo der Reiseführer sagt: „Für Touristen unsicheres Gebiet“. Fährt man weiter raus, in den Norden der Stadt, werden die Häuser immer größer. Alles sieht anders aus. Olivos. San Isidro. Hierhin sind ihrerzeit die Reichen gezogen, als es in San Telmo nicht mehr sooo toll war.

Ok, aber ich war bei Tigre…

Nach meiner Fußtour bin ich dann auf den Markt.

Auf dem Weg zum Markt

An einer Stelle bekam ich da eine Idee davon, wieso es evtl. so unangenehm riecht. Das war aber keinesfalls eine Seitenstraße. Hier kommen alle Touris vorbei…

Leute, ist das euer Ernst?

Produziert u. U. unangenehmes Düftchen

Auf dem Markt angekommen… ja, was macht man da: Bisschen rumschauen. Nicht so genau allerdings. Ich sag nur: Rucksack, 23 Kilo =(

Ich selber werd beim Rückflug ja – hoffe ich zumindest – nicht gewogen. Also hab ich bei Waffles del Mundo einen Pfannkuchen am Stil gegessen. Mit Apfelfüllung. Ich hab den ohne Schoko- und Dulce de Leche-Glasur genommen. Wurde zwar zweimal gefragt, ob ich echt NIX drauf will und den nur so TROCKEN essen will, aber das hab ich denen dann klar gemacht und er hat echt gut geschmeckt.

Pfannkuchen mal anders: Am Spieß

Ansonsten, ehrlich gesagt, nicht viel zu erzählen. Wenn ich jetzt mein Haus hätte einrichten wollen, dann wär ich am Sonntag im Paradies gewesen. Dann hätt ich allerdings auch eher mit dem Lastwagen und nicht im Zug kommen müssen. Es gab soooo viele Sachen. Besondere Sachen. Sachen, die echt sinnvoll sind. Sachen, die kein Mensch je wirklich braucht, die aber trotzdem schön anzuschauen sind. Ganz viele Sachen aus Holz, Möbel, Stühle, Schränke. Korbsachen, Schaukelstühle. Tausend Hängematten. Und, wie gesagt, lauter so nettes Kleinzeug. Ja, und ansonsten eben noch die typischen Dinge, die es auf den ferias so gibt. Mates, Schmuck, panchos, popcorn,…

Einkaufsparadies

Nix für Leute, die sich nicht entscheiden können: ZU VIEL Auswahl

Ein ruhiger Tag in Tigre

Cooles Cafe

Nachmittags hat es ein bisschen aufgerissen

Links: Eine Besonderheit der Flora von Buenos Aires: Der Rosa-Zuckerwatte-Baum. Er wird nie besonders alt, weil seine Äste ein beliebter Snack sind, wächst aber – Gott sei Dank – auch immer schnell wieder nach.

Wenn´s a weng mea sei derf?

Fazit des Tages: Es war ganz nett. Aber ich persönlich würde alldenjenigen, die nur wenige Tage zur Verfügung haben und abwägen müssen, was sie wirklich sehen wollen, empfehlen, dass sie sich erst mal die anderen Sachen, die Bs As zu bieten hat, anschauen. Wenn es einem langweilig ist, kann man schon mal nach Tigre fahren, aber ein wirkliches MUST see? Meiner Meinung nach nicht… Wie gesagt, ich war an einem wettertechnisch nicht ganz so angenehmen Tag dort. Vielleicht würde ich anders denken, hätte die Sonne geschienen. Aber so hat jeder eben seine ganz eigene Erfahrung bzw. Momentaufnahme, wenn er unterwegs ist. Alles steht und fällt doch mit dem Wetter, der eigenen Laune, was einem gefällt, was nicht,…

Graffiti

Graffiti kann hässlich und anstößlich, sinnfrei und dumm, unverständlich und seltsam, aber auch provokant und intelligent, gewitzt und einleuchtend, schön und berührend sein.

Hier in Moreno sind besonders viele Wände beschmiert, bekleckst, bemalt.

Gestern hab ich eins gesehen, das mir bisher noch nie aufgefallen ist, obwohl ich jeden Tag auf dem Heimweg daran vorbei komm. Eigentlich ist es nur ein Schriftzug:

El espacio donde se vive la infancia deja huellas en la vida.

(Der Raum, wo man seine Kindheit verbringt, hinterlässt Spuren im Leben.)

Diese Worte sind sicher keine weltbewegende neue wissenschaftliche Erkenntnis. Aber es ist sehr schön, das einfach mal so mitten in der Stadt an einer Mauer zu lesen… Wenn man das sicherlich auch so (der Eine bewusst, der Andere eher irgendwo im Unterbewusstsein) schon weiß, aber im Ausland merkt doch immer besonders, wer man ist, wie man ist und warum…

Fataler Denkfehler

Meine Zeit hier neigt sich langsam dem Ende. Das hab ich letztes Wochenende so richtig realisiert. Und dann ging´s los, das Kopfkino: Oh Gott, das sind dann also noch eins, zwei, drei… Wochenenden und ich muss noch das, das, das… machen… AAAAAAAAAAA! LOOOOS!

Einer meiner Punkte war Masa Crítica – einmal dabei sein. Seit ich im April davon erfahren habe, wollte ich dabei sein, unbedingt!

Was ist das? Ich weiß nicht, ob ich davon schon mal was geschrieben hab… Jeden ersten Sonntag im Monat treffen sich ganz viele Menschen mit ihrem Radl mitten im Zentrum von Bs As, am Obelisco (diesem Riesen-Monument auf der Megastraße Avenida 9 de Julio). Und dann fahren sie los, einfach so, durch die Stadt, egal wie viele Autos, mitten durch. Sind ja viele…

Cool, oder?

Ich wollte zumindest einmal dabei sein. Aber irgendwie hat es bis jetzt nie geklappt… Es ist ja ein bisschen kompliziert, denn ich habe kein eigenes Rad. Deswegen wollte ich mir eins leihen. OK, das geht auch in Bs As. Das Ding: Die Läden machen alle um sieben abends zu. Die Masa Crítica- Tour fängt grob gegen fünf an. Die fahren aber doch immer ein gutes Stück und kommen frühestens um neun zurück. Tja, was mach ich dann mit meinem Leihfahrrad? Ein anderer Punkt: So spät nach Moreno zurückfahren? Eh, eh, lieber nicht. Also hätte ich in Bs As übernachten müssen… Ok, sprich, ich hätte ein bisschen was organisieren müssen, was ich bisher nicht auf die Reihe bekommen hab. Aber ich dachte immer, ich mach das dann im Juli. Das „erste“ Juli-WE ist ja eh ein langes, weil Montag, der 9. Juli, ein Feiertag ist. Also perfekt, kann ich nach Masa Crítica in Capital bleiben und hab in der Früh keinen Stress wegen Schule.

Tja, kleiner Denkfehler.

Der Juni hat doch tatsächlich – aber, ich schwör, erst seit diesem Jahr – nur 30 Tage… Und nicht 31. Schweinerei.

Gestern komm ich also aus Tigre zurück (Artikel folgt), lauf von Retiro nach Once, an der Avenida 9 de Julio entlang. Mal von den ganzen verrückten Justin Bieber Fans, die tatsächlich den ganzen Verkehr überschrien haben, schier ausgeflippt und ständig quer über die Avenida gerannt sind, war da noch eine andere Menschenansammlung. Mit Fahrrädern. Dann hab ich kurz an meinen Händen nachgezählt. Also, wie man das in der Grundschule so lernt. Januar, Februar, März,… Shit, der Juni hat nur 30. Ah, heute ist der erste Juli. Heute, UND NICHT NÄCHSTES WOCHENENDE (!!!) ist Masa Crítica, die letzte, bei der ich hätte dabei sein können…

*JETZT* BITTE*WIRKLICH*EINE*RUNDE*MITLEID*

Schade. Naja, dumm gelaufen, aber that´s life.

Hier ein paar Fotos – nicht mittendrin im Geschehen, aber immerhin.

[Fotos anklicken, dann werden sie vergrößert.]