Nur, damit das mal klar ist…

… Die schnellste Art und Weise, Müll loszuwerden, ist, ihn einfach zu verbrennen. Leider stinkt das ein bisschen sehr. Zarte Lüngchen wie meine reagieren sofort auf den unverkennbaren, manchmal tagelang anhaltenden, beißenden und leicht süßlichen Gestank, der durch jede Ritze dringt (ich tippe schwer auf Plastik): Sicherheitshalber hat mein Immunsystem wohl beschlossen, die Luken (alias Riechorgan) dicht zu machen. Werde dann wohl chronisch verschnupft sein, denn Müll gibt es allerhand…

Keine sengende Hitze: Rauch kriecht durch´s Viertel

… Es gibt wichtigere Dinge als gutes Essen: Frische, saubere Luft zum Beispiel!

… Nein, ich möchte keine Banane kaufen, mit der gerade Siebenundzwanzig-Meter-Wurf-in-den-Einkaufswagen geübt wurde. Die ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mindestens mittelschwer angedellt und innerhalb von zweieinhalb Stunden am Gären und schwarz wie Teer. Ich möchte sie auch nicht für spottbillige acht Pesos das Kilo kaufen.

… Die Busfahrpreise für alle immer-noch-bar-Bezahler sind immer noch nicht gestiegen. Hätte mir also gar keinen Stress machen brauchen, damit ich die Sube-Karte schnellstmöglich bekomme. Einen Vorteil der Karte erkennt man aber sehr deutlich, wenn man schon eine Weile Bus und Bahn fährt: Die Abwicklung beschleunigt sich mit der Karte ungemein. Wenn jeder Fahrgast erst mal den Eingang des Busses blockiert, weil er seine sieben Münzen rauszählen muss und dann die Maschine damit füttert, dann kann das schon mal dauern – vor allem, wenn der Bus an jeder cuadra (= Häuserblock; also an jeder Straßenecke) anhält. Mit der Sube-Karte geht das ruckizucki.

… Eine Beschwerde über die Sube-Karte, die ich zu anfangs hier wiedergegeben habe, muss ich nun als mittlerweile erfahrener Busfahrgast einmal deutlich widerlegen: Man kann sehr wohl zweimal (auch dreimal) direkt nacheinander mit derselben Karte bezahlen. Keine Ahnung, wer da wieder wem irgendwann eine Story vom Pferd erzählt hat. Eine Mama kann sehr wohl für ihre zwei Kinder mit ein und derselben Karte bezahlen.

… Ich hab seit gestern ein neues Lieblingsgemüse: Zapallito.

So schaut´s aus!

Meine erste Kontaktaufnahme mit diesem grünen, runden Teil gestaltete sich etwas schwierig, aber gut… =) Wenn man in der Verdulería (Obst- und Gemüseladen), in guter alter spanischer Manier, sowas wie [thapajito] bestellt (sorry, ich kann keine echte Lautschrift), dann wird man einfach nur schief angeschaut…. Nächstes Mal sag ich einfach [sabaschieto] und gut is. Dann muss ich auch nicht mit Fingergefuchtel nachhelfen 🙂 Hoff ich…

… 21.30 Uhr ist eine Topzeit, um bei Carrefour einkaufen zu gehen, ohne cola machen zu müssen. Wegen akuten Wassermangels bin ich zu solch undeutscher Zeit vorhin nochmal raus und hab entdeckt, dass es anscheinend auch in diesem Laden manchmal keine Menschenmassen an der Kasse gibt. TOLL!

… Wasser ist ein teures Gut, wenn es nicht genießbar aus der Leitung kommt und man es stattdessen immer im Supermarkt kaufen muss. Das Heranschleppen der Wasserkanister trägt allerdings durchaus zur körperlichen Ertüchtigung bei.

… Über Mode kann man immer sprechen, auch im Unterricht. Neulich kam ein Mädchen aus der ersten (!!!) Klasse im Unterricht zu mir her: Nachdem sie mir von ihrem heimlichen Schwarm erzählt hat, dem sie aber erst, wenn sie 15 ist, sagen darf, dass sie seine Freundin sein will, weil er sie vorher umbringt, wenn sie was sagt…. Naja, dieses Mädchen meint dann so zu mir: „Die Hose ist dir aber viel zu groß, du hättest sie kleiner nehmen müssen.“

… Auch die Größeren sind sehr modebewusst. Gestern kam im Unterricht spontan die Frage: „Welche Haarschnitte sind denn im Moment in Deutschland in? Wie soll ich mir die Haare schneiden lassen?“

So viel zum neusten Stand aus Moreno. In diesem Sinne: Habe die Ehre und gute Nacht!

Turismo en Capital

Da mein WE recht unspektakulär verlaufen ist (Masterbewerbungen schreiben sich nicht von allein, musste ich leider feststellen), hab ich nicht so viel Erzählenswertes erlebt. Heute war mein erster völlig entspannter Sonntag seit ich hier bin. Hab für die Bewerbungen zwar gelesen und geschrieben, war aber endlich mal wieder einen ganzen Tag lang einfach nur daheim und konnte, wie ich wollte vor mich hinwurschdln :). Da hab ich keine Fotos gemacht. Dachte, das muss ich nicht dokumentieren. Von Buenos Aires haben sich aber in der Zwischenzeit bei verschiedenen Gelegenheiten dann doch schon ne Reihe Touri-Bilder angesammelt….

Friedhof Recoleta

Gräber ohne Ende

Am Río de la Plata

Milchkaffee?!?

Empanadas

Beim Tango in San Telmo

Vergessen umzublättern vorm Palacio de Justicia?

Straßencafe in La Boca

Lieblingsfarbe BUNT

Sonntagnachmittag in La Boca

Auch hier wurde fleißig gemalt

Solarblume. Geht nicht. Trotzdem cool...

... vor allem mit bissl Farbe...

Ja, ok. Ich hab da ne Funktion für mich entdeckt =)

Perspektivenwechsel

Blech und Fleisch auf der Straße

Mafalda

 

 

 

 

 

Marcos Paz

Hier noch ein kleiner Nachtrag zum Wochenende:

Am Sonntag sind wir nach Marcos Paz gefahren. Dort wohnt der Freund meiner Vermieterin. Das pueblo ist aus Finninger Sicht zwar kein pueblo, aber es war trotzdem traumhaft schön und ich war ganz hin und weg…

Die Stadt heißt auch „Stadt der Bäume“, und, tatsächlich: Soviel grün habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich hab alles in mir aufgesogen. Die Luft war viel sauberer, es war ruhiger, nicht so viele Autos, die Straßen waren schön und die Leute sind spazieren gelaufen oder mit ihren Kindern auf den Spielplatz gegangen. Außerdem waren die Hauswände kunterbunt bemalt und ich bin mit meinem Foto durch die Gegend gelaufen, um einige Erinnerungsbilder zu knipsen.

Als wir abends heimfuhren, hab ich richtig gespürt, wie meine Akkus wieder aufgeladen waren =) Hier bei uns ist es halt einfach immer laut. Die Autos, LKWs und Busse scheppern zu jeder Tageszeit an meinem Fenster vorbei. Wenn man vom Dorf kommt, ist man halt einfach einen anderen Lärm- und Abgaspegel gewöhnt 😉

In Marcos Paz war ich also sicher nicht das letzte Mal!

Wasser, Marsch!

Äh, NEIN!

Ja, ok, seit gestern Abend geht es wieder. Aber vorher… :/

Wasser ist schon eine ganz schöne Selbstverständlichkeit. Hahn auf, Teller spülen. Hahn auf, Hände waschen. Spülung drücken, Klo sauber. Schalter an, Waschmaschine läuft. Knopf drehen, Dusche plätschert…

Tja, aber eigentlich ist fließendes Wasser Luxus pur. Und das merkt man leider erst, wenn man mal keines hat. So wie wir hier seit vorgestern Früh…
Was auch immer passiert sein mag…

Ich steh vorgestern auf, will ins Bad. ZACK! Haut´s mir im Bad die Glühbirne raus. Naja, schon hundertmal erlebt. Neue Glühbirne und gut is…. Da ich keine habe und nicht weiß, wo meine Vermieterin die aufbewahrt, unser Bad auch kein Fenster hat, ist das alles irgendwie eine recht düstere Angelegenheit. Naja, egal…

Ich schalte dann eine Maschine voll Wäsche an. Dabei will ich gleich auch den Stecker für den Generator einstecken, denn wir haben einen Wassertank auf dem Dach, den man immer wieder füllen muss. Dazu steckt man den für ca. eine viertel Stunde an– nicht länger, sonst läuft der Tank über. Man sollte immer drandenken, ab und zu den Tank zu füllen – nicht, dass man mal unter der Dusche mit Schaum aufm Kopf steht und es kommt kein Wasser mehr…  Wenn der Tank gerade gefüllt wird, dann hört man das. Wenn der Generator angeschlossen ist, macht er nämlich so ein schöffelndes Geräusch.

Normalerweise. Gestern nicht. Ich hab mich aber nicht weiter gewundert und  mein Frühstück hergerichtet.

Ich esse, spüle mein Teller. Ich gehe ins Bad und will duschen. Alles klar: Wasserhahn gurgelt…. Wasserhahn spuckt…..Wasserhahn tot. Komisch. Raus aus der Dusche. Mal in der Küche probieren…. Auch tot…
Da ich keine Ahnung hatte, was los war, habe ich meiner Vermieterin einen Zettel geschrieben: „Nos quedamos sin agua. Puede ser?“ – Wir haben kein Wasser mehr. Kann das sein?

Ja, es konnte. Als ich abends wieder heimkam, gab es immer noch keins. Es war auch noch niemand da gewesen, der mal geschaut hätte, was kaputt ist…. Der Nachbar von gegenüber sollte eigentlich kommen. Der kennt sich mit sowas aus. Es sah aber nach Regen aus: Es war drückend schwül, windete und blitzte ab und zu. Regen kam nicht. Der Nachbar auch nicht. Wahrscheinlich wegen des Regens, war die Auskunft.

Tja, immerhin hatten wir Wasser in Eimern. Es gibt noch ein anderes Haus auf unserem Grundstück. Deren Generator war arbeitsfähig und so konnten wir immerhin in einem großen Eimer von dort Wasser holen. Als ich abends vom Fitness heimkam, hab ich also Körperpflege a là anno dazumal gemacht. =) Auf jeden Fall ein Erlebnis.

Da über Nacht kein Wunder geschah, gab es gestern  früh immer noch kein Wasser…  Ich bin dann zur Schule und erst spät wieder heimgekommen, weil ich noch in Buenos Aires auf einem Seminar war.
Bei meiner Rückkehr war das Ganze dann Gott sei Dank schon gelöst… Irgendwas war durchgebrannt. Der Freund meiner Vermieterin hat sich darum gekümmert. Subbr Sach! Ich bin im auf immer dankbar.

Ansonsten hatte ich gestern zwei weitere Erfolgserlebnisse zu verbuchen:

  • Ich habe, seit ich hier bin, meinen ersten guten Kaffee getrunken. Ich habe investiert. Und es hat sich gelohnt.

Dem Thema Kaffee werde ich mich eh mal noch ausführlich widmen müssen. Es beschäftigt mich: Ich bin stets auf der Suche nach einem Hauch Leidenschaft für Kaffee. Kaffee ist doch Lebensgefühl. Kaffee ist doch Anfang und Ende. Kaffee ist doch wichtig!?!? Heute aber nur mal die Erfolgsmeldung an sich. Ich habe den Geschmack noch auf der Zunge und ich muss ihn mir irgendwie bewahren… Dieser Geschmack ist rar! =)

  • Ich habe auf meinem Heimweg vom Seminar bei einer Bäckerei namens „Hausbrot“ eingekauft: Ein Sonnenblumenbrot und ein Mehrkornbrot (auf Vorrat; habe gleich drei von vier Hälften eingefroren).

Vom Aussehen her sind die Brote fast wie daheim. Vom Geschmack her? Naja =) Es ist immerhin kein Weißbrot und schmeckt  doch recht gut.  Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich diese Bäckerei gefunden habe und werde dort sicher nicht das letzte Mal eingekauft haben.

Oh, und da ich gerade dabei bin: Eine ältere Erfolgsmeldung, die ich hier bislang unterschlagen habe, gibt es ja auch noch… Sube-Karte aufladen war ja mal total easy =) Hab mich ja schon auf sonst was eingestellt. War aber einfach nur: In einer Mini-Schlange anstellen, drankommen, Karte abgeben, gewünschten Auflade-Betrag nennen, zahlen und THERE YOU GO!

Wie war das gleich nochmal: „Es kommt halt doch erstens immer anders und zweitens als man denkt.“  =)

Schulalltag?

Was passiert eigentlich in der Schule?

Bisher noch nicht allzu viel, denn ich musste mich erst mal überall vorstellen und einen Überblick über die Kentnisse der Schüler sowie über den Stundenplan bekommen.

An meiner Schule gibt es ja einen Kindergarten für die ganz Kleinen, eine Primaria (Grundschule) und eine Secundaria (für die Älteren). Zur Primaria zählen die Klassen eins bis sechs. Die Secundaria macht weitere sechs Jahre aus.

Es sind, glaube ich, in etwa 1.500 Schüler – dementsprechend viele Klassen zum Kennenlernen. Bisher war ich vor allem in der Primaria dabei und habe mich vorgestellt. Wenn wir dann zur Fragenrunde kamen, musste ich oft schmunzeln – nicht nur, weil die Kleinen meistens einen Heidenlärm machen, aber dann, sobald sie reden dürfen, plötzlich ganz schüchtern und still werden…

Meine Lieblingssituationen waren folgende:

Die Schüler der ersten Klasse sollen durch Raten Infos über mich herausfinden.

Ich frage: „Was glaubt ihr, wie alt ich bin?“

– „Acht Jahre!“ –

„Naja, ein bisschen älter.“

– „Vierzig?“ –

In einer anderen Klasse spielen wir gerade „Wie heißt du?“. Da zieht plötzlich ein Junge an meinem Kleid und guckt zu mir rauf. Ich hab gar nicht gemerkt, wie er sich angeschlichen hat…

Er flüstert: „Wie groß bist´n du?“

– „1,74 m. Wieso?“ –

– „Boooaaahhhh!“ – [Leider hab ich keinen Schnappschuss von seinen aufgerissenen Augen.]

Der Junge geht zurück an seinen Platz.

Sein Sitznachbar: „Und?“

Er: „1,74m.“

Der andere so: „Ach, ich hätte gedacht, miiieendestens zwei Meter!“

Auch Mädchen haben oft schon in der Gruppe abgesprochen, was sie denn nun fragen wollen. Da wird dann erst getuschelt und gekichert. Irgendwann findet sich dann jemand mutiges, der sich traut, die Frage, die alle brennend interessiert, zu stellen. Eine bei Mädchen sehr beliebte Frage ist:

„Hast du einen Freuhhheund?“ [*Kopf*schief*leg*und*grins*]

Ich dann immer: „Ja, in Deutschland.“

Die Reaktion darauf war bisher immer die gleiche, nämlich:

[*verstohlener*Blick*nach*links**verstohlener*Blick*nach*rechts*]

„Hihihihihihihiieeee!“ [*Kicher*]

Dreimal bin ich auch schon gefragt worden, ob ich Kinder habe – und zwar immer, nachdem ich erzählt habe, dass ich 24 bin. Ja, das waren noch andere Zeiten, als man so jung war… Da hat man gedacht, die Menschen Mitte 20 wären echt groß und alt und erwachsen. 🙂

Da der Deutschunterricht in der Secundaria erst diese Woche (am Dienstag) angefangen hat, war ich bei den Älteren noch kaum dabei. Ich bin aber schon gepannt, was die mir so für Fragen stellen =)

Der Sonntagsausflug

Am Sonntag waren wir also in der Reserva Ecológica Costanera Sur, eine Art wilder Stadtpark am Río de la Plata. Sonntags gibt es da immer kostenlose Führungen. Da waren wir dabei.

Weil ich am Anfang der Führung noch aufmerksam zugehört habe und mir außerdem einen Info-Flyer am Eingang mitgenommen habe, kann ich ja erst einmal ein bisschen was zu der Reserva erzählen. Später war ich dann mehr mit Fotos machen beschäftigt, musste dann immer wieder meiner Gruppe hinterherrennen um sie nicht zu verlieren. Da hab ich dann schon nur noch Fetzen der Info mitbekommen. Und am Ende, als wir dann durchs Schilf gelaufen sind, war´s ganz vorbei mit der Aufmerksamkeit: Die Stechviehcher haben mir gefühlt fünf Liter Blut gestohlen und ich war nur noch damit beschäftigt, wild auf verschiedenen Körperteilen herumzuklopfen. Daher also hier nur die Einführungsinfo:

Bis Mitte 20. Jahrhundert war das Gebiet der heutigen Reserva, die man locker vom Zentrum zu Fuß erreicht, der Stadtstrand von Buenos Aires. Irgendwann war das Wasser aber aufgrund der zunehmenden Industrialisierung immer verschmutzter und die Menschen badeten nicht mehr im Fluss. 1978 wurde mit der Aufschüttung des Flusses begonnen, um ein städtisches Verwaltungszentrum zu bauen. Dieses Bauprojekt wurde 1984 aufgegeben. Es blieb ein Gebiet, das sich die Natur zurückholte. In der Folge siedelten sich einheimische Pflanzen und solche, die eigentlich weiter flussaufwärts zuhause sind, an. Umweltfreunde nutzen die neu bzw. wieder entstandenen Ökosysteme zur Umwelterziehung. Auf Vorschlag verschiedener solcher Gruppierungen hin wird das Gebiet 1986 zum Naturpark und Ökoreservat ernannt. Seit 2005 ist es sogar ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung.

An einem sonnigen Sonntagnachmittag sind viele Jogger und Familien – zu Fuß oder auf Leihfahrrädern – unterwegs.

Jetzt eine kleine Fototour – vom Hinweg bis zum Ende des Rundgangs…

Tranvía im HDR-Art

Chorimovil vor Parkeingang

Schon im Reservat

farbig...

prächtig...

zackig...

bunt...

fotogen...

zurückblickend...

Schilf

Am Fluss angekommen

 

 

Tarjeta SUBE – die Zweite

Nachdem mich in der Nacht die Mücken so geplagt hatten, dass ich vor lauter Kratzen am Samstag um 20 nach fünf einfach nicht mehr schlafen konnte, das Internet immer noch tot war und ich alles Lesbare schon ausgelesen hatte, habe  ich kurzerhand beschlossen nach Bs As zu fahren. Ich wollte mir endlich die SUBE-Karte holen, denn am Vortaghabe ich online gesucht, wo man sie bekommt. Einige Filialen der argentinischen Post in La Capital haben ja auch Samstag auf. (Auf der verlinkten Seite sind die Stellen aufgelistet, wo man die SUBE-Karte noch bzw. schon bekommt (ca. erstes Fünftel der Seite). Danach folgen alle Stellen, die laut Plan auch „bald“ SUBE-Karten aushändigen werden.)

Da ich ungern mehr Dokumente mit mir herumtrage als nötig, habe ich nur meinen Reisepass im Rucksack verstaut und bin los. Erst mal mit dem Bus zum Bhf von Paso del Rey, dann mit dem Zug nach Buenos Aires und dann weiter mit dem Bus ins Zentrum. So viel Bus wie hier bin ich seit Schulzeiten nicht mehr gefahren. Oh, und mein Münzvorrat hat dabei natürlich rapide abgenommen… Aber genau wegen des bargeldlosen Zahlens war ich ja überhaupt nur unterwegs… von dem her, musste ich das in Kauf nehmen =)

Jedenfalls war ganz in der Nähe des Bahnhofes eine Postfiliale, in der ich laut Internet meine SUBE bekommen könnte. Das System aus Schlange-machen-ohne-Nummer-Ziehen-und-trotzdem-drankommen und Nummer-ziehen-und-brav-auf-den-Stühlen-warten-bis-die-Nummer-aufgerufen-wird-weil-alles-andere-Vordrängeln-ist, habe ich noch nicht ganz verstanden =)

Erst mal wollte ich eh gleich wieder rückwärts rausgehen, weil da am ersten Fenster ein Blatt klebte, auf dem stand, dass es keine SUBE-Karten gibt. Aber ich bin dabei mir anzugewöhnen, einfach immer ganz viele Infos einzuholen: Die große Schnittmenge aus allen Infos/Meinungen/Angaben kommt dann schon hin.  Also geh ich (mit-Nummer-aber-ohne-schon-an-der-Reihe-zu-sein) an ein Fenster, an dem gerade keiner steht. „Ja, klar gibt es SUBE-Karten.“ Cool, angenehme Überraschung =) Ich denk schon so: „Wow, das war ja leicht.“

Der Mann hinterm Tresen gibt mir einen Wisch zum Ausfüllen. Das mach ich fix, stell mich wieder an und bin schon ganz entzückt, dass alles so reibungslos klappt. Als ich dann bedient werde, will er mein Ausweisdokument sehen. (Die SUBE-Karten sind personalisiert und man muss sich ausweisen, wenn man eine beantragt). Der Mann schaut mich an: „Ja, das ist ja ein Pass. Ich bräuchte aber einen argentinischen DNI [entspricht unserem Perso].“ Ich verwirrt: „Ja, aber ich komme aus Deutschland und ich bräuchte trotzdem eine Karte.“ – „Oh, ja, und der deutsche DNI?“ –  „Ja, aber der Reisepass ist doch genauso ein Ausweisdokument, da stehen doch alle meine Daten drin…“ – „Ja, aber das System lässt mich nicht. Ich kann als Dokumententyp nur DNI wählen.“ – „Ja, aber… [ich innerlich so: „Hooooch, Meeeeennno“]… und jetzt?“ – „Ja, ich kann sie dir nicht geben.“ – „Nein, bitte, das muss doch gehen. Jetzt bin ich extra aus Moreno hierhergefahren, weil man sie da nirgends bekommt…“ – „Ja, es tut mir ja leid, aber es geht vom System her nicht. Zuerst, als die Karte noch umsonst war, gingen auch andere Dokumente. Aber seit man bezahlen muss, haben sie es umgestellt…“

Ja, gut, da war Diskutieren dann wohl sinnlos…

Meine Laune fiel ins Bodenlose und auf einmal realisierte ich auch, wie viele Menschen um mich herum waren. An eine gemütliche Bummeltour war in diesem Zustand auf jeden Fall nicht zu denken.

Bin dann erst mal mit dem Bus ins Microcentro gefahren. Da ich gerne einen Portugiesisch-Kurs machen möchte, wollte ich mal schauen, ob die Uni noch auf hat. Also bin ich zum Sprachenzentrum gefahren. Die Uni hatte schon zu. Obwohl ich eigentlich schon damit gerechnet hatte, dass dort maximal bis 12 Uhr auf ist, war ich wieder enttäuscht und erklärte den Tag für gelaufen. Es war heiß – und keine Bademöglichkeit in Sicht, ich hatte Durst – und nichts zu Trinken, ich war hierher gefahren und habe nichts getan – außer Geld ausgegeben und Freizeit verschwendet.

Die Postfiliale gegenüber vom Sprachenzentrum habe ich erst wahrgenommen, als ich schon daran vorbeigelaufen war. Ich bin noch einmal zurück, weil ich an meinen Vorsatz gedacht habe: Immer mehrere Meinungen einholen. Auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht so aussah, die Post hatte noch offen.

Also bin ich rein – kalte [oh *schwitz*, wie angenehm!] Luft von oben. Da stand direkt ein Sicherheitsmensch vor mir. Da ich mich wohl recht verpeilt in der Gegend umgeschaut habe, fragte er mich, was ich wollte. „Ja, eine SUBE-Karte, aber ich hab halt nur nen Reisepass dabei…“

Der nette Mann hat sich dann für mich bei einem Postbeamten erkundigt, ob das mit dem Reisepass denn ein Problem sei… das könne er sich gar nicht vorstellen. – „Nein, nein, kein Problem.“
Ich war mir noch nicht so ganz sicher, ob das nicht vielleicht doch noch ein Problem werden könnte. Also hab ich mich einfach mal vorsorglich nicht gefreut…

Aber ich hatte tatsächlich innerhalb von 30 Sekunden meine SUBE-Karte in der Hand. Der Kommentar dazu: „Ja, seit man bezahlen muss, ist das mit dem Reisepass kein Problem. Jetzt kann man in dem Feld des Ausweisdokuments auch Buchstaben eingeben, vorher gingen nur Zahlen.“

YEAHYEAHYEAH!!!!

Ich hab ne SUBE-Karte! [an dieser Stelle Riesen-Kompliment und Tausend Dank an die netten, kompetenten Sachbearbeiter, die ich da erwischt habe (da so wenig los war, nahmen sich gleich zwei Postbeamte für mich Zeit). Jetzt muss ich meine SUBE-Karte nur noch aufladen! Das geht nur Montag bis Freitag. Aber das werd ich hinbekommen…

Von meinem Riesenerfolg beflügelt, hatte ich auf einmal Lust, die Sonne zu genießen, ein bisschen durch die Straßen zu bummeln und ein paar kleine Souvenirs zu kaufen.

Auf meinem Streifzug bin ich aber nicht weit gekommen, denn von der Plaza de Mayo ausgehend gab es eine Multi-Kulti-Welt-Essstraße.

Essensstände

Da waren ganz viele verschiedene Nationen vertreten, von denen die meisten was Leckeres zu essen verkauften.

Deutscher Stand

*Paradies*.

Licuado-Stand der DomRep

Pochoclo

Ich bin die Straße, glaube ich, mind. fünfmal auf-und abgelaufen, nur um alles zu sehen. Zwischendurch hab ich immer mal wieder einen Abstecher zu den Schmuckständen ringsherum gemacht.

Florida

Es wurde schnell voller...

Als ich gerade weiterziehen will, hält mich wer am Rucksack fest. Ha, hinter mir steht Linda (eine andere Freiwillige). Das ist ja witzig: Nachdem in Palermo schon drei Jungs von meiner Schule neben mir im Kaffee saßen, jetzt also schon wieder einfach so einer Bekannten in der großen Stadt über den Weg gelaufen. Echt verrückt…

Zusammen haben wir uns dann einen licuado (Papaya mit Wasser – subbrrr!!!) am ecuatorianischen Stand geholt und später noch einen Kaffee getrunken.
Und für Sonntag haben wir uns direkt nochmal in La Capital verabredet. Dazu gibt’s auch Bilder. Aber erst mal geh ich jetzt ins Bett. =)

La Parrilla

Grill-Session

Da sich ja in der Zwischenzeit einige unerzählte Erlebnisse angestaut haben, weil ich a) keine Zeit und/oder b) kein Internet hatte, habe ich beschlossen das bisher Ungebloggte in geballter Form nachzuerzählen bzw. meine Word-Dokumente, die ich zu Offline-Zeiten als Gedächtnisstütze angelegt habe, in Blog-Form zu bringen.

Um aber nicht schon wieder so einen Text-Zement-Block zu produzieren, will ich dieses Mal hauptsächlich ein Foto sprechen lassen…

 Am Samstag haben wir gegrillt.

Wir waren zu acht und haben auf der Terrasse im Schatten einen großen Tisch aufgebaut.

Es gab FLEISCH:

Hühnchen, Schwein und Rind.

Das Essen war sehr schlicht und einfach gewürzt,  ohne viel Soßen-Schnickschnack. Als Beilage gab es ein bisschen Salat, ein bisschen Brot; wer wollte Mayo.

Es war genial!

Ob alle Argentinier so gut grillen können? 😉

Hacer Cola

Schulstart

Am Donnerstag kam ich hier in meiner Einsatzstelle an. Mein erster Arbeitstag sollte eigentlich der Freitag sein, doch ich war schon am Donnerstag an der Schule. Meine Vermieterin arbeitet auch an der Schule und hat mich direkt mitgenommen, damit ich nicht alleine daheim bleiben muss.
Ja, damit hat keiner gerechnet. Aber ich konnte gleich ein Gespräch mit dem Deutsch-Koordinator führen, habe gefühlt 100 neue Leute geküsst (also, nur begrüßt) und leider 99 Namen davon gleich wieder vergessen. Aber ich werde mir die Namen alle noch merken. Dauert nur ein bisschen. Gut Ding will Weile =)

Einkaufserlebnis

Abends wollte ich mit meiner Vermieterin dann einkaufen. Das sollte eigentlich kein Problem sein, der Supermarkt ist quasi nebenan. Zuerst haben wir ganz normal – wie man das eben im Supermarkt so macht – den Wagen gefüllt und uns dabei schon aufs Abendessen gefreut. Dann wollten wir nur noch schnell bezahlen, ab nach Hause und essen. SUCHE DAS ENDE DER WARTESCHLANGE AN DER KASSE…. Wir entfernen uns 100 Meter von der Kasse. Wir laufen gegen den Strom, um uns endlich auch anstellen zu können…. Gehen nochmal 100 Meter weiter, bestaunen die bis zum Überlaufen gefüllten Einkaufswagen der Menschen in der Schlange… Biegen rechts ab… Blicken ans Ende des laaangen Ganges (ja, Carrefour ist groß) und beschließen, dass wir heute fasten.
Am Freitag hab ich einen weiteren Versuch gestartet. Da wieder die Hölle los war, hab ich mich auf das Wesentliche beschränkt und nur 15 Artikel zusammengesucht, so dass ich mich an der schnellen Kasse (für max. 20 Artikel) anstellen konnte. Das ging auch fix, nach eine halben Stunde anstellen konnte ich bezahlen.

Münzmangel und das Projekt Busfahrkarte

Das mit dem Anstellen (hacer cola) ist so eine Sache… Anstellen muss man sich auch, wenn´s um die Busfahrkarte geht. Das Bezahlsystem für öffentliche Verkehrsmittel wird nämlich gerade umgestellt.  Früher konnte man nur mit Münzen in Bus und Zug bezahlen. Das hat dazu geführt, dass alle immer ihr Wechselgeld horten. Die Münzen sind so knapp, dass ich heute Morgen beim Obstladen statt zwei Pesos Rückgeld einfach zwei Pflaumen bekommen habe. Oder gestern habe ich mein Mittagessen für 2,50 Pesos gekauft. Ich wollte es mit zwei 2-Pesos-Scheinen bezahlen. Aber die Frau nahm nur einen und meinte: „Du schuldest mir 50 Cent. Bring sie mir halt vorbei, wenn du mal des Weges bist!“
Ja, so ist das mit dem Kleingeld.

Aber mir ging es eigtl. um die Busfahrkarte (tarjeta SUBE). Die sollte man sich besser heute als morgen besorgen, denn es sollten schon vor ca. zwei Wochen die Preise für Bus und Bahn steigen – für alldiejenigen, die nach wie vor mit Cash zahlen. Solange man die SUBE-Karte hat, ist man fein raus. Die wird subventioniert und man kann weiterhin günstig Bus und Bahn fahren. Mit SUBE-Karte ist man also von der Preissteigerung nicht betroffen. Logische Schlussfolgerung???

GENAU.

Alle wollen die SUBE-Karte. Und zwar

a) erst mal bekommen und dann

b) aufladen.

Gestern habe ich mich also mal ein bisschen umgehört, wie ich denn an eine dieser begehrten Karten komme: Bei der Post ist es besser als übers Internet. Also war ich heute bei der Post. Da hab ich mich erst mal – genau – angestellt. Eine Stunde. Dann war ich dran. Juhu. Hatte alles dabei. Reisepass. Adresse. Alles. Nur der Mann hinterm Fenster hatte keine Karte für mich. Ich musste kurz an Heidi Klum denken („Ich habe heute leider keine SUBE-Karte für dich.“). Um die Karte zu bekommen, müsste ich nach Merlot oder nach Buenos Aires…

Ja, mal sehen, wie ich das mit der Karte noch hinbekomme. Noch sind die Preise für Barbezahler nicht erhöht worden. Aber die Menschen warten jeden Tag darauf.
Die Leute hier sind frustriert, dass einfach mehr oder weniger eine solche Umstellung von Bar auf Karte beschlossen wird und dass die Abwicklung scheinbar nicht funktioniert. Mit dem neuen System gibt es scheinbar allerlei Unannehmlichkeiten. Es sollte schon längst eingeführt sein, aber es verzögert sich immer wieder, weil die Post z. B. gar nicht hinterherkommt mit den Karten, die sie ausstellen soll. Karten, die über das Internet angefordert wurden, dauern eine Ewigkeit bis sie bei ihrem Besitzer ankommen. Die Karten sind personalisiert und es geht anscheinend nicht, dass eine Mutter mit ihrer SUBE-Karte auch für ihre zwei Kinder bezahlt. Sie muss für jedes ihrer Kinder eine eigene Karte dabei haben, denn sie kann ihre Karte nicht mehrmals  für die gleiche Fahrt nutzen.

Soviel wurde mir bisher zur SUBE-Karte erzählt. Da ich das selbst noch nicht abschätzen kann, wie kompliziert es wirklich ist, gebe ich hier einfach mal das wieder, was ich in meinem Umfeld gehört habe. Aber nicht nur da sind die Leute unzufrieden. Auch im Internet habe ich einige Seiten gefunden, auf denen es um die Probleme mit SUBE geht.

Ich hoffe jetzt einfach, dass die Preiseerhöhung immer wieder eine Woche hinausgeschoben wird, weil es nach wie vor Ungereimtheiten bzw. zu viele Menschen ohne SUBE-Karte gibt.

Und sonst noch so?

Da es schon spät ist, will ich mich für den Rest heute nur noch ganz kurz fassen:
Bis jetzt hatte ich nur in der Primaria (erste bis sechste Klasse) Unterricht, weil die Älteren erst ab nächster Woche Deutsch-Unterricht haben. Aber die Kleinen sind echt witzig. Nach 5 Minuten wurde ich mit „un beso, profe“ angesprochen. Ich war also sofort die Lehrerin (Profe). Und die Lehrerin wird hier zur Begrüßung und Verabschiedung schon mal geküsst… oder auch zweimal ;). Der Umgang ist sehr herzlich und alle sind wahnsinnig interessiert. Echt klasse! Bin gespannt, wie das in der Secundaria (ab 7. Klasse) sein wird…

Freizeitmäßig habe ich festgestellt, dass man hier schon Laufen gehen kann, aber halt nur neben der Autobahn. Aber am Samstag habe ich ein Fitnessstudio in meiner Straße gefunden – nur drei Blocks weiter! Bin fast aus den Latschen gekippt, als ich das gefunden habe. War schon zweimal dort und es ist sehr cool =)

Subjektivität des Blog-Inhalts

Nachdem ich mir – seit mittlerweile fast zwei Wochen schon – jeden Tag vornehme, dass ich HEUTE meinen ersten Blog-Eintrag schreibe, sind jetzt also endlich einmal eine funktionierende Internetverbindung sowie die Lust zum Schreiben gleichermaßen vohanden. Doch bevor es wirklich losgeht:
Der Vollständigkeit halber hier gleich der Hinweis, dass ALLE Blogeinträge meine persönlichen Erfahrungen und meine subjektive Meinung widerspiegeln. Die Einträge können keinesfalls verallgemeinert werden. Was auch immer ich in diesem Blog erzählen werde, wird situationsabhängig sein; das heißt, es kann auch von meiner Tagesform, meiner Stimmung und anderen Faktoren abhängen. Sollte ich pauschalisieren, ist das nicht so gemeint. Ich will mich bemühen, fair zu berichten. =)