Colón

Fortsetzung langes erstes Juli-WE –

Leider komplett ohne Fotos… =(

Der nächste Tag ging früh los. Ohne Früstück -fatal – musste ich aufbrechen. Um acht ging der Bus. Ankunft in Colón war zehn Uhr. Dann hatte ich knapp drei Stunden Zeit: Um eins sollte es Richtung Bs As weitergehen.

Erst mal wollte/ musste ich was frühstücken. Hab sämtliche Bäckereien, die offen waren, abgegrast. Aber überall nur: FACTURAS. Wenn ich jetzt aber HUNGER habe und zwar so einen, den weder eine medialuna, noch eine torta negra noch sonst ein Süßteilchen stillen kann? Tja, …

Ich also ins Café. Die Speisekarte war auch nicht so ergiebig. Das einzige Frühstück, was nicht mind. 15 Euro gekostet hätte, war eine medialuna mit Schinken und Käse. Ich alter Schwabe also das bestellt – im Hinterkopf die Bemerkung: “Ach, die Argentinier sind schon Lumpen. Die merken doch gleich, wenn du Touri bist. Geschäftsmänner sinds halt keine, das muss man schon auch sagen…” Was der gute Mann (wollte anonym bleiben) damit sagen will: Es gibt ab und an, wenn der Kellner es für angemessen hält, eine zweite Speisekarte, mit ein bisschen höheren Preisen… Naja, das Croissant hab ich nicht fotografiert. Mein Zoom war nicht ausreichend, das hätte man hier schlecht gesehen: Es war nicht gerade überdimensional groß geraten.

Gut, ich immer noch hungrig, aber unter Zeitdruck, weiter. Will Stadt sehen. Muss Essen kaufen. Aber was ist jetzt wichtiger? Das ewige Dilemma…

Nahrungszufuhr wurde verschoben. Jetzt war die Neugier größer. Mit Sack und Pack bin ich durch die Straßen gekreuzt. Möglichst viel sehen und dabei immer ein Auge auf die Uhr: Nicht zu weit vom Busbahnhof weglaufen… Schade, dass ich nicht mehr Zeit hatte. Es hätte noch Einiges zum Anschauen gegeben. Aber das, was ich gesehen habe, fand ich super. Colón ist wirklich ein nettes Städtchen. Ich wäre gerne länger geblieben. (Leider gibt´s jetzt keine Fotos. Aber allen, die überlegen, hinzufahren, rate ich: Tut es. Und, wer sich zwischen Concordia und Colón entscheiden muss: Colón!)

Und mein Hüngerchen?

Panchoooooou wollte ich keinen, was Süßes vom Bäck auch nicht (mein Blutzuckerspiegel ist eh schon bedenklich hoch, seit ich hier bin), Schnitzelsandwich auch nicht… Was bleibt? Trockenes Weißbrot (seriously??) oder so ein abgepacktes belegtes Brötchen. Warum ich mir nicht einfach so eins geholt hab? Wenigstens an der Bushalte noch schnell, vor die Fahrt losging?

Seit ich auf einer Busfahrt mal zum Abendessen so ein in Plastikfolie eingepacktes Schinken-Käse-Ding bekommen hab, wo die Brothälften innen angeschimmelt waren (Ja, ich empfehle, das Essen im Bus GENAU anzuschauen), hab ich vor diesen abgepackten Dingern einen leichten Ekel.

Sprich: Ich war im Obstladen… NADA MÁS.

Ich komm ja schon um 5 in Retiro an, dann kauf ich mir halt da gleich was. Irgendwas. So der Plan.

Ok, um das Ganze abzukürzen. Ich kam nicht um fünf, sondern um halb sieben in Retiro an. Es war viel Verkehr. Große Rückreisewelle vom langen Wochenende. UND: Retiro war tot. Also, kein Rein, kein Raus mehr.

Wieso das?

Die Villa 31, das Armenviertel hinter Retiro, hat protestiert und die Zufahrt blockiert, weil man ihnen den Strom abgeschaltet hatte. Alle Busse haben ihre Passagiere deswegen irgendwo auf der Strasse rein- und rausgelassen. Ein bisschen chaotisch. Nur ein bisschen. So groß ist der Bus-Bhf jetzt auch wieder nicht…

Da wollte ich eigtl. noch einmal gemütlich durch die Stadt marschieren und schon mal anfangen, mich von ihr zu verabschieden, den sooo oft, werd ich nicht mehr nach Capital kommen. Aber war wohl nix. Zu spat für solche zeitraubenden Scherze. Ich schnellstmöglich mit dem Bus nach Once und rein in den Sarmiento.

Ein Wochenende auf Umwegen, wär auch noch ne Überschrift gewesen =)

Für alle Neugierigen, hier ein paar Links zum Thema Retiro und Villa 31. Vor allem die – eher weniger sachlichen – Diskussionsbeiträge find ich interessant:

http://tn.com.ar/politica/000101869/bloquean-la-entrada-a-la-terminal-de-retiro

http://www.jauregui.arq.br/villa31.html

http://www.mundovilla.com/index.php?iCategory=1&iArticle=725

http://www.larazon.com.ar/ciudad/titulo_0_367200009.html

http://www.urgente24.com/201684-retiro-habitantes-de-la-villa-31-bloquean-acceso-a-micros

http://www.a24.com/actualidad/Habitantes-de-Villa-31-cortaran-el-transito-en-Retiro-20120711-0004.html

Voll verplant

Was will man machen? Die meisten Fotos fehlen nach wie vor – keine Chance mit Hochladen. Aber vor ich den Artikel vom langen ersten Juli-WE in den Papierkorb schmeiß, veröffentlich ich ihn jetzt halt mit weniger Farbe… Los gehts:

Komplett durchorganisiert, bis ins kleinste Detail geplant, alles exakt durchdacht, nichts dem Zufall überlassen, bombensicher festgelegt, bestens informiert, mit völlig vollgestopftem Terminplan… so war mein Wochenende. NICHT!

Ich mag es ja, Sachen immer auf den letzten Drücker zu machen. Liegt vielleicht dran, dass Entscheidungen treffen nicht gerade meine größte Stärke ist. Letzte Woche hatte ich immer noch mit dem Gedanken gespielt, übers lange Wochenende noch einmal mit der Fähre nach Uruguay zu fahren. In Montevideo hätte ich schon eine Bleibe gehabt – bei einem Mädchen, das ich an Ostern kennengelernt habe.

Aber warum wohin gehen, wo ich schon war? Wieso nicht doch nochmal was Neues machen? Außerdem… naja, die Fähre war auch irgendwie ganz schön teuer…

Gut, den Nationalpark El Palmar wollte ich auch unbedingt sehen. Von der Riesen-Ansammlung der Yatay-Palme hab ich in einer Geo-Vorlesung gehört. Hat mich interessiert. Und das hätte sich auch nicht so gut mit sonstigen Reiseplänen verbinden lassen, so dass ich es in den Winterferien, die ja demnächst losgehen, hätte machen können.

Aber andererseits hatte ich auch noch Pesos aus Uruguay übrig…

Was nu?

Gut, nach endlosem gedanklichem Reiseziel-Ping-Pong, einem anstrengenden und extrem ermüdenden Hin-und Her, Für und Wider hab ich mich am Ende für das Inland, gegen das Ausland, für das Neue und gegen das bereits Bekannte entschieden.

Nächste Frage: Wann fahren?

Das war einfach: Freitag Abend ist Fitness. Kann man nicht ausfallen lassen. Also, Samstagfrüh, so früh wie möglich, was übersetzt soviel heißt wie “sobald es hell ist”.

Ich also, Samstag Früh den Wecker gestellt. Rechtzeitig, hatte ja noch nicht gepackt. Dann noch schön gefrühstückt und aufs Tageslicht gewartet. Zum Bus. Mit Bus zum Bhf Moreno. Von dort Zug nach Once. Toll, dann war´s halb zehn. Der nächste Bus wäre um zehn gegangen, ich hätte noch nach Retiro hetzen, Ticket kaufen und Plattform, wo Bus abfährt, finden müssen…

In meiner Vorstellung war das erstens unmöglich und zweitens passte es auch null zu einem entspannten Wochenende. Spontaner Blick auf den Busfahrplan, den ich daheim noch von meinem Laptop-Bildschirm abfotografiert hatte. Der nächste ging um halb drei…

Ping-Pong, Ping-Pong… Hetzen-Trödeln. Rennen-Schlendern,…

Mein Entspannungs-Anti-Hektik-Bedürfnis hat gewonnen. Besonders weil: Letztes Wochenende hab ich in Palermo sooo viele coole Läden gesehen, in denen ich noch nie vorher war. Da wollte ich unbedingt nochmal hin – und zwar mit Geld in den Taschen. Und mein Rucksack am Samstag war zwar groß, aber federleicht. Beste Voraussetzungen also um ein bisschen durch die Bars zu bummeln, die tagsüber als Verkaufsfläche für die ganzen Leute dienen, die gerade angefangen haben, mehr oder weniger verrückte und mehr oder weniger selber gemachte Klamotten zu verkaufen. Sprich, ich in meiner kleinschwäbischen Naivität… auf nach Palermo. Einkaufen!

Palermo

Hab halt nicht bedacht, dass da nicht alle Läden um zehn aufmachen. Sprich, die ersten Cafés so langsam mal ab halb elf, die meisten Geschäfte dann doch erst gegen zwei, halb drei. *Öhm*

Was bleibt in so einer Situation?

Ja,dreimal um den Block laufen, bis dann mal ein Café auf macht, Postkarten kaufen und – gezwungenermaßen – ein zweites Frühstück.

In der Sonne: Zwangs-Entschleunigung. Nothing else to do.

´S Läba isch koi Zuggrschlägga.

Nachdem ich eine meiner typischen Postkarten (Wie, da ist noch ein Viertel-Quadratzentimeter frei? Kann ja wohl nicht wahr sein. Da fällt mir schon noch was ein… *Kritzel* So, jetzt nicht mehr *zufrieden*grins*)  geschrieben hab, bin ich dann noch ein bisschen in der Gegend rumgelaufen. Auf der Suche nach offenen Türen. Naja, ich sach ma… mit mäßigem Erfolg, ne.

Irgendwann war dann meine Zeit gekommen. Auf nach Retiro, nicht dass ich den nächsten Bus verpass…

Einmal, bitte, nach Concordia, Entre Ríos.

Sechs Stunden Fahrt. Zwar „nur“ Semicama (Halb-Bett), aber trotzdem deluxe. Busfahren in ARG mag ich einfach. Meistens zumindest… wenn ich keinen Sitznachbar habe.

Ich hatte keinen, also positives Erlebnis, da ausreichend Platz und kein Geschnarche an meinem Ohr.

So, warum jetzt nach Concordia und nicht nach Colón? Warum weiter in den Norden und zwei Std. länger fahren? Boah. Gute Frage. Hab ich halt so gemacht. Der NP liegt ja ungefähr auf halber Strecke zwischen den beiden Städten, dacht ich mir. Also wurschd, wo ich übernacht.

Angekommen bin ich dann jedenfalls ziemlich pünktlich um halb neun. War halt langes Wochenende, Montag Feiertag, da Tag der Unabhängigkeit. Hotel hatte ich keins reserviert. Wozu auch =) ?

Als ich dann an der zweiten Rezeption die Auskunft bekam “Alles voll”, wurde ich doch leicht nervös…

Aber ich hab noch eins gefunden. Die Touri-Info hatte noch auf. Ich hab gesagt: “Ich will wohin, wo es sauber, aber so billig wie möglich ist.” Gut, ein Anruf, dann hatte ich mein Hotel. Wie sich im Nachhinein rausgestellt hat, war ich in dem Hotel, das Lonely Planet als beste Budgetunterkunft der Stadt mit blitzsauberen Zimmern, in dem man unbedingt reservieren sollte, da die Zimmer sehr gefragt sind, beschrieben hat.

Machmal braucht man auch ein bisschen Glück. Alles konnte ja nicht schief laufen an dem Tag. DENN: Was ich in der Touri-Info auch noch rausgefunden hab: Den NP El Palmar besucht man am besten mit dem Auto, weil zwischen Parkeingang und der Straße, wo dich der Bus rausschmeißt, zwölf km liegen. *LOL*

Was auch immer der Mensch in der Touri-Info da so witzig dran fand, als ich ihn gefragt hab, ob man da keine Fahrräder mieten und dann hinfahren kann,…

Von Colón aus hätte es angeblich die Möglichkeit gegeben, eine Exkursion zu machen. Ja, wenn man Exkursionen mag… Aber ich wollte den Park doch sehen…

Im Folgenden wieder ein Match Pingpong: Eine Nacht in Concordia bleiben und dann gleich weiter nach Cólon? Schließlich war ich ja nur wegen des NPs gekommen… Aber so eine Hektik, gerade angekommen, am Abend… und dann am nächsten Morgen weiterhetzen… um eine EXKURSION zu machen? So mit Führer und so? Wo einen am Ende der Bus eh nur von einem zum nächsten Foto-Motiv karrt?

Nä.

Spontan umdisponiert. Neuer Plan für Sonntag: Über die Grenze nach Salto, zweitgrößte Stadt von Uruguay fahren.

Problem: Sonntag + Feiertag. Wer will da arbeiten? Genau, kein Mensch. Daher gab es auch keine Möglichkeit, mal eben ins Nachbarland zu kommen.

Gut, dann eben Stadtspaziergang.

Kathedrale

Sonntagmorgen: Kein Mensch unterwegs.

Eine Runde?

Da so am Eck halt, woisch?!

C E R R A D O. Dauerhaft.

STOP

Leicht schepps…

Vor dem Busbahnhof. Ein Monument für den Tango

Auf dem Weg zum Park

Eines der vielen Häuser, die ich fotografiert hab.

Und noch eins.

Aller guten Dinge sind drei…

Der Zug von Buenos Aires nach Posadas kommt hier durch… Angeblich. Ich hab keinen gesehen.

Autoservicio = Auto-Werkstatt?? Nein, Supermarkt!!!

Auto im Garten. Warum auch nicht?

Kunst im Kreisverkehr

Gegen Abend. Der Himmel hat es gut mit mir und meinem Foto gemeint, oder? =)

Der Strand am Río Uruguay.

Am Ende hatte ich einen völlig entspannten Tag mit viel frischer Luft für meine Nase und Grün für meine Augen. Für den Montag hab ich mir nebenbei an der Bushalte meine Rückfahrtickets nach Bs As gekauft – bei meinem Glück, wollte ich dann doch wenigstens sicher sein, dass nicht auch noch die Fahrkarten ausverkauft sind. Ich wollte am nächsten Tag so früh wie möglich nach Colón kommen, um mir noch ein bisschen die Stadt anschauen zu können und dann so nach Retiro weiterfahren, dass ich nicht allzu spät in Moreno ankomm.

Der Tag in Concordia war zwar ein bisschen planlos. Aber oft sind es ja gerade solche Erlebnisse, die besonders sind. An der Bushalte hab ich zum Beispiel einen wunderschönen (meinen ersten), echten und richtigen Gaucho gesehen. Ich hätte gern ein Foto gemacht, aber hab mich nicht getraut…

Die Sonne hat es gut mit mir gemeint. Ich war im Park, hab tausend Fotos gemacht, gelesen, mich gesonnt, mir ein Stück Fleisch gegönnt und abends auf dem Markt eine neue Zitrusfrucht kennengelernt und mir eine leckere Guaven-Marmelade gekauft.

Wenn man mehr als ein Salatblatt und Brot zu seinem Fleisch will, dann muss man (meistens) extra was dazu bestellen.

Abends in meinem Zimmer hab ich dann einfach und langweiligerweise – seit langem mal wieder – Fernseh geschaut. Der geht ja bei uns in Moreno nicht. Deswegen bekomm ich auch rein gar nichts mit, wenn ich nicht Zeitung lese…

[Fortsetzung folgt.]

Tarjeta SUBE – die Zweite

Nachdem mich in der Nacht die Mücken so geplagt hatten, dass ich vor lauter Kratzen am Samstag um 20 nach fünf einfach nicht mehr schlafen konnte, das Internet immer noch tot war und ich alles Lesbare schon ausgelesen hatte, habe  ich kurzerhand beschlossen nach Bs As zu fahren. Ich wollte mir endlich die SUBE-Karte holen, denn am Vortaghabe ich online gesucht, wo man sie bekommt. Einige Filialen der argentinischen Post in La Capital haben ja auch Samstag auf. (Auf der verlinkten Seite sind die Stellen aufgelistet, wo man die SUBE-Karte noch bzw. schon bekommt (ca. erstes Fünftel der Seite). Danach folgen alle Stellen, die laut Plan auch „bald“ SUBE-Karten aushändigen werden.)

Da ich ungern mehr Dokumente mit mir herumtrage als nötig, habe ich nur meinen Reisepass im Rucksack verstaut und bin los. Erst mal mit dem Bus zum Bhf von Paso del Rey, dann mit dem Zug nach Buenos Aires und dann weiter mit dem Bus ins Zentrum. So viel Bus wie hier bin ich seit Schulzeiten nicht mehr gefahren. Oh, und mein Münzvorrat hat dabei natürlich rapide abgenommen… Aber genau wegen des bargeldlosen Zahlens war ich ja überhaupt nur unterwegs… von dem her, musste ich das in Kauf nehmen =)

Jedenfalls war ganz in der Nähe des Bahnhofes eine Postfiliale, in der ich laut Internet meine SUBE bekommen könnte. Das System aus Schlange-machen-ohne-Nummer-Ziehen-und-trotzdem-drankommen und Nummer-ziehen-und-brav-auf-den-Stühlen-warten-bis-die-Nummer-aufgerufen-wird-weil-alles-andere-Vordrängeln-ist, habe ich noch nicht ganz verstanden =)

Erst mal wollte ich eh gleich wieder rückwärts rausgehen, weil da am ersten Fenster ein Blatt klebte, auf dem stand, dass es keine SUBE-Karten gibt. Aber ich bin dabei mir anzugewöhnen, einfach immer ganz viele Infos einzuholen: Die große Schnittmenge aus allen Infos/Meinungen/Angaben kommt dann schon hin.  Also geh ich (mit-Nummer-aber-ohne-schon-an-der-Reihe-zu-sein) an ein Fenster, an dem gerade keiner steht. „Ja, klar gibt es SUBE-Karten.“ Cool, angenehme Überraschung =) Ich denk schon so: „Wow, das war ja leicht.“

Der Mann hinterm Tresen gibt mir einen Wisch zum Ausfüllen. Das mach ich fix, stell mich wieder an und bin schon ganz entzückt, dass alles so reibungslos klappt. Als ich dann bedient werde, will er mein Ausweisdokument sehen. (Die SUBE-Karten sind personalisiert und man muss sich ausweisen, wenn man eine beantragt). Der Mann schaut mich an: „Ja, das ist ja ein Pass. Ich bräuchte aber einen argentinischen DNI [entspricht unserem Perso].“ Ich verwirrt: „Ja, aber ich komme aus Deutschland und ich bräuchte trotzdem eine Karte.“ – „Oh, ja, und der deutsche DNI?“ –  „Ja, aber der Reisepass ist doch genauso ein Ausweisdokument, da stehen doch alle meine Daten drin…“ – „Ja, aber das System lässt mich nicht. Ich kann als Dokumententyp nur DNI wählen.“ – „Ja, aber… [ich innerlich so: „Hooooch, Meeeeennno“]… und jetzt?“ – „Ja, ich kann sie dir nicht geben.“ – „Nein, bitte, das muss doch gehen. Jetzt bin ich extra aus Moreno hierhergefahren, weil man sie da nirgends bekommt…“ – „Ja, es tut mir ja leid, aber es geht vom System her nicht. Zuerst, als die Karte noch umsonst war, gingen auch andere Dokumente. Aber seit man bezahlen muss, haben sie es umgestellt…“

Ja, gut, da war Diskutieren dann wohl sinnlos…

Meine Laune fiel ins Bodenlose und auf einmal realisierte ich auch, wie viele Menschen um mich herum waren. An eine gemütliche Bummeltour war in diesem Zustand auf jeden Fall nicht zu denken.

Bin dann erst mal mit dem Bus ins Microcentro gefahren. Da ich gerne einen Portugiesisch-Kurs machen möchte, wollte ich mal schauen, ob die Uni noch auf hat. Also bin ich zum Sprachenzentrum gefahren. Die Uni hatte schon zu. Obwohl ich eigentlich schon damit gerechnet hatte, dass dort maximal bis 12 Uhr auf ist, war ich wieder enttäuscht und erklärte den Tag für gelaufen. Es war heiß – und keine Bademöglichkeit in Sicht, ich hatte Durst – und nichts zu Trinken, ich war hierher gefahren und habe nichts getan – außer Geld ausgegeben und Freizeit verschwendet.

Die Postfiliale gegenüber vom Sprachenzentrum habe ich erst wahrgenommen, als ich schon daran vorbeigelaufen war. Ich bin noch einmal zurück, weil ich an meinen Vorsatz gedacht habe: Immer mehrere Meinungen einholen. Auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht so aussah, die Post hatte noch offen.

Also bin ich rein – kalte [oh *schwitz*, wie angenehm!] Luft von oben. Da stand direkt ein Sicherheitsmensch vor mir. Da ich mich wohl recht verpeilt in der Gegend umgeschaut habe, fragte er mich, was ich wollte. „Ja, eine SUBE-Karte, aber ich hab halt nur nen Reisepass dabei…“

Der nette Mann hat sich dann für mich bei einem Postbeamten erkundigt, ob das mit dem Reisepass denn ein Problem sei… das könne er sich gar nicht vorstellen. – „Nein, nein, kein Problem.“
Ich war mir noch nicht so ganz sicher, ob das nicht vielleicht doch noch ein Problem werden könnte. Also hab ich mich einfach mal vorsorglich nicht gefreut…

Aber ich hatte tatsächlich innerhalb von 30 Sekunden meine SUBE-Karte in der Hand. Der Kommentar dazu: „Ja, seit man bezahlen muss, ist das mit dem Reisepass kein Problem. Jetzt kann man in dem Feld des Ausweisdokuments auch Buchstaben eingeben, vorher gingen nur Zahlen.“

YEAHYEAHYEAH!!!!

Ich hab ne SUBE-Karte! [an dieser Stelle Riesen-Kompliment und Tausend Dank an die netten, kompetenten Sachbearbeiter, die ich da erwischt habe (da so wenig los war, nahmen sich gleich zwei Postbeamte für mich Zeit). Jetzt muss ich meine SUBE-Karte nur noch aufladen! Das geht nur Montag bis Freitag. Aber das werd ich hinbekommen…

Von meinem Riesenerfolg beflügelt, hatte ich auf einmal Lust, die Sonne zu genießen, ein bisschen durch die Straßen zu bummeln und ein paar kleine Souvenirs zu kaufen.

Auf meinem Streifzug bin ich aber nicht weit gekommen, denn von der Plaza de Mayo ausgehend gab es eine Multi-Kulti-Welt-Essstraße.

Essensstände

Da waren ganz viele verschiedene Nationen vertreten, von denen die meisten was Leckeres zu essen verkauften.

Deutscher Stand

*Paradies*.

Licuado-Stand der DomRep

Pochoclo

Ich bin die Straße, glaube ich, mind. fünfmal auf-und abgelaufen, nur um alles zu sehen. Zwischendurch hab ich immer mal wieder einen Abstecher zu den Schmuckständen ringsherum gemacht.

Florida

Es wurde schnell voller...

Als ich gerade weiterziehen will, hält mich wer am Rucksack fest. Ha, hinter mir steht Linda (eine andere Freiwillige). Das ist ja witzig: Nachdem in Palermo schon drei Jungs von meiner Schule neben mir im Kaffee saßen, jetzt also schon wieder einfach so einer Bekannten in der großen Stadt über den Weg gelaufen. Echt verrückt…

Zusammen haben wir uns dann einen licuado (Papaya mit Wasser – subbrrr!!!) am ecuatorianischen Stand geholt und später noch einen Kaffee getrunken.
Und für Sonntag haben wir uns direkt nochmal in La Capital verabredet. Dazu gibt’s auch Bilder. Aber erst mal geh ich jetzt ins Bett. =)

Hacer Cola

Schulstart

Am Donnerstag kam ich hier in meiner Einsatzstelle an. Mein erster Arbeitstag sollte eigentlich der Freitag sein, doch ich war schon am Donnerstag an der Schule. Meine Vermieterin arbeitet auch an der Schule und hat mich direkt mitgenommen, damit ich nicht alleine daheim bleiben muss.
Ja, damit hat keiner gerechnet. Aber ich konnte gleich ein Gespräch mit dem Deutsch-Koordinator führen, habe gefühlt 100 neue Leute geküsst (also, nur begrüßt) und leider 99 Namen davon gleich wieder vergessen. Aber ich werde mir die Namen alle noch merken. Dauert nur ein bisschen. Gut Ding will Weile =)

Einkaufserlebnis

Abends wollte ich mit meiner Vermieterin dann einkaufen. Das sollte eigentlich kein Problem sein, der Supermarkt ist quasi nebenan. Zuerst haben wir ganz normal – wie man das eben im Supermarkt so macht – den Wagen gefüllt und uns dabei schon aufs Abendessen gefreut. Dann wollten wir nur noch schnell bezahlen, ab nach Hause und essen. SUCHE DAS ENDE DER WARTESCHLANGE AN DER KASSE…. Wir entfernen uns 100 Meter von der Kasse. Wir laufen gegen den Strom, um uns endlich auch anstellen zu können…. Gehen nochmal 100 Meter weiter, bestaunen die bis zum Überlaufen gefüllten Einkaufswagen der Menschen in der Schlange… Biegen rechts ab… Blicken ans Ende des laaangen Ganges (ja, Carrefour ist groß) und beschließen, dass wir heute fasten.
Am Freitag hab ich einen weiteren Versuch gestartet. Da wieder die Hölle los war, hab ich mich auf das Wesentliche beschränkt und nur 15 Artikel zusammengesucht, so dass ich mich an der schnellen Kasse (für max. 20 Artikel) anstellen konnte. Das ging auch fix, nach eine halben Stunde anstellen konnte ich bezahlen.

Münzmangel und das Projekt Busfahrkarte

Das mit dem Anstellen (hacer cola) ist so eine Sache… Anstellen muss man sich auch, wenn´s um die Busfahrkarte geht. Das Bezahlsystem für öffentliche Verkehrsmittel wird nämlich gerade umgestellt.  Früher konnte man nur mit Münzen in Bus und Zug bezahlen. Das hat dazu geführt, dass alle immer ihr Wechselgeld horten. Die Münzen sind so knapp, dass ich heute Morgen beim Obstladen statt zwei Pesos Rückgeld einfach zwei Pflaumen bekommen habe. Oder gestern habe ich mein Mittagessen für 2,50 Pesos gekauft. Ich wollte es mit zwei 2-Pesos-Scheinen bezahlen. Aber die Frau nahm nur einen und meinte: „Du schuldest mir 50 Cent. Bring sie mir halt vorbei, wenn du mal des Weges bist!“
Ja, so ist das mit dem Kleingeld.

Aber mir ging es eigtl. um die Busfahrkarte (tarjeta SUBE). Die sollte man sich besser heute als morgen besorgen, denn es sollten schon vor ca. zwei Wochen die Preise für Bus und Bahn steigen – für alldiejenigen, die nach wie vor mit Cash zahlen. Solange man die SUBE-Karte hat, ist man fein raus. Die wird subventioniert und man kann weiterhin günstig Bus und Bahn fahren. Mit SUBE-Karte ist man also von der Preissteigerung nicht betroffen. Logische Schlussfolgerung???

GENAU.

Alle wollen die SUBE-Karte. Und zwar

a) erst mal bekommen und dann

b) aufladen.

Gestern habe ich mich also mal ein bisschen umgehört, wie ich denn an eine dieser begehrten Karten komme: Bei der Post ist es besser als übers Internet. Also war ich heute bei der Post. Da hab ich mich erst mal – genau – angestellt. Eine Stunde. Dann war ich dran. Juhu. Hatte alles dabei. Reisepass. Adresse. Alles. Nur der Mann hinterm Fenster hatte keine Karte für mich. Ich musste kurz an Heidi Klum denken („Ich habe heute leider keine SUBE-Karte für dich.“). Um die Karte zu bekommen, müsste ich nach Merlot oder nach Buenos Aires…

Ja, mal sehen, wie ich das mit der Karte noch hinbekomme. Noch sind die Preise für Barbezahler nicht erhöht worden. Aber die Menschen warten jeden Tag darauf.
Die Leute hier sind frustriert, dass einfach mehr oder weniger eine solche Umstellung von Bar auf Karte beschlossen wird und dass die Abwicklung scheinbar nicht funktioniert. Mit dem neuen System gibt es scheinbar allerlei Unannehmlichkeiten. Es sollte schon längst eingeführt sein, aber es verzögert sich immer wieder, weil die Post z. B. gar nicht hinterherkommt mit den Karten, die sie ausstellen soll. Karten, die über das Internet angefordert wurden, dauern eine Ewigkeit bis sie bei ihrem Besitzer ankommen. Die Karten sind personalisiert und es geht anscheinend nicht, dass eine Mutter mit ihrer SUBE-Karte auch für ihre zwei Kinder bezahlt. Sie muss für jedes ihrer Kinder eine eigene Karte dabei haben, denn sie kann ihre Karte nicht mehrmals  für die gleiche Fahrt nutzen.

Soviel wurde mir bisher zur SUBE-Karte erzählt. Da ich das selbst noch nicht abschätzen kann, wie kompliziert es wirklich ist, gebe ich hier einfach mal das wieder, was ich in meinem Umfeld gehört habe. Aber nicht nur da sind die Leute unzufrieden. Auch im Internet habe ich einige Seiten gefunden, auf denen es um die Probleme mit SUBE geht.

Ich hoffe jetzt einfach, dass die Preiseerhöhung immer wieder eine Woche hinausgeschoben wird, weil es nach wie vor Ungereimtheiten bzw. zu viele Menschen ohne SUBE-Karte gibt.

Und sonst noch so?

Da es schon spät ist, will ich mich für den Rest heute nur noch ganz kurz fassen:
Bis jetzt hatte ich nur in der Primaria (erste bis sechste Klasse) Unterricht, weil die Älteren erst ab nächster Woche Deutsch-Unterricht haben. Aber die Kleinen sind echt witzig. Nach 5 Minuten wurde ich mit „un beso, profe“ angesprochen. Ich war also sofort die Lehrerin (Profe). Und die Lehrerin wird hier zur Begrüßung und Verabschiedung schon mal geküsst… oder auch zweimal ;). Der Umgang ist sehr herzlich und alle sind wahnsinnig interessiert. Echt klasse! Bin gespannt, wie das in der Secundaria (ab 7. Klasse) sein wird…

Freizeitmäßig habe ich festgestellt, dass man hier schon Laufen gehen kann, aber halt nur neben der Autobahn. Aber am Samstag habe ich ein Fitnessstudio in meiner Straße gefunden – nur drei Blocks weiter! Bin fast aus den Latschen gekippt, als ich das gefunden habe. War schon zweimal dort und es ist sehr cool =)