Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Tage wie dieser sind nicht für Blogeinträge gemacht. Warum ich trotzdem einen schreibe?
Ich hab ein dringendes Mitteilungsbedürfnis, kein Mensch ist in Skype und mit der Wand reden ist irgendwie auch komisch. Außerdem soll das hier ja auch kein Blog voller aufgehübschter Erzählungen und Reiseberichte werden. Ein möglichst authentisches Bild von meiner Zeit hier entsteht erst aus der Summe einer Vielzahl unterschiedlicher Erlebnisse und Eindrücke. Dazu gehören auch die weniger tollen.

Heute also der Durchhänger.

An Tagen wie diesem sieht man die Dinge in anderem Licht. Was an guten Tagen, wenn ich selbst glücklich und zufrieden bin, wie die Leichtigkeit und die Unbekümmertheit des Lebens wirkt, kann mir an anderen Tagen, an denen ich mich irgendwie neutral fühle, wie Machtlosigkeit und Bescheidenheit vorkommen. An miesen Tagen, an denen mich alles einfach nur nervt, kommt es mir wie pure Gleichgültigkeit und noch irgendetwas anderes, das ich nicht definieren kann, vor.

Manchmal denke ich, es ist so schön und bewundernswert, so unbekümmert zu sein, das Leben leicht zu nehmen, sich nicht so viele Sorgen um Kleinigkeiten zu machen und vor allem im Hier und Jetzt zu leben. Manchmal denke ich, dass viele Menschen sich wohl teilweise machtlos fühlen und daher mit dem zufrieden sind, was sie haben. Manchmal aber kommt es mir so vor, wie wenn sich alle einfach nur in einem Sud aus Gleichgültigkeit, Abgeschlagenheit, Faulheit und Desinteresse an allem und der Welt treiben lassen. Ich weiß, das klingt böse, aber ich verstehe Manches einfach nicht.

Der "Gehweg" auf meinem täglichen Weg zur Bushaltestelle

Auf dem gleichen "Gehweg", 100 Meter von meinem Haus entfernt. Hier gehen täglich zig Menschen vorbei. Nebenan spielen kleine Kinder. Mein bisher grausigster Anblick: Eine stinkende Hunde-Leiche, die von anderen Straßenhunden gefressen wird. Aber auch dieser Anblick gehört zur Realität.

Wieso werfen die Menschen ihren Müll weg, wo sie stehen und gehen?

Wieso scheint es so vielen schlicht EGAL zu sein, dass es rund um sie herum dreckig ist und stinkt?

Da kommt keiner und räumt auf! Das Naherholungsgebiet hier in der Nähe heißt Grünstreifen an der Autobahn. Da herrscht vor allem am Sonntagnachmittag reges Treiben: Picknick, Fußball spielen, Radfahren, Drachen steigen lassen, was man halt am Sonntagnachmittag so macht – und alles inmitten vom Müll. Wenn ich an einem Ort sein möchte, wieso passe ich dann nicht auf ihn auf? Wieso lerne ich meinem Kind nicht, dass man Müll nicht einfach wegschmeißt, sondern lache es an und gebe ihm auch noch meinen Müll, damit es ihn aus dem Fenster werfen kann?

Weil ich es selbst nie gelernt habe?

Ist das wirklich ein Argument? Wenn der Mensch nie mehr gelernt hätte als die jeweilige Elterngeneration von ihren Eltern vermittelt bekommen hat, wären wir dann da, wo wir heute sind?

Oder wären wir noch in der Steinzeit?

Die Konstruktion der hiesigen "Mülltonnen", der Wind und die hungrigen Straßenhunde, die immer auf der Suche nach etwas Essbarem sind und deswegen die Müllsäcke aufreißen, tun ihr Übriges, dass überall Müll verstreut liegt.

Das Ergebnis sieht dann so aus.

Das Thema Müll beschäftigt mich. Deswegen mache ich an meiner Schule bei dem Projekt Usá la Basura, das wir zusammen mit der Stiftung Manos Verdes aus Buenos Aires aufziehen wollen, mit. Ziel ist es, den Müll in unserer Schule zu trennen und die Umwelterziehung als festen Bestandteil in die Lehrpläne zu integrieren. Wir stehen noch ganz am Anfang, haben erst im März angefangen, aber es liegt mir echt am Herzen. Dazu habe ich auch im kulturweit-Newsletter einen kleinen Beitrag geschrieben… Hoffentlich geht da was!

PS: Ich habe doch länger überlegt, ob ich diesen Artikel veröffentlichen kann. Am Ende habe ich mich dafür entschieden. Da dieser Beitrag ja doch recht persönlich und emotionsgeladen ist, zum Schluss noch ein kleiner Hinweis: Es geht um MEINE Erlebnisse, in Moreno (ARG), die ICH gerade (April/Mai 2012) in MEINER Gastfamilie und in MEINEM Alltag mache. Es geht nicht um Verallgemeinerungen a là die Argentnier-die Deutschen. Es geht lediglich darum, dass manche Sachen, die ich erlebe und beobachte, nicht mit meinem Grundverständnis übereinstimmen. Ich will hier niemanden angreifen. Ich schildere aus MEINER Perspektive – auch ein Stück weit, um das Ganze ein bisschen zu verdauen.

Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die macht Spaß…

Mal wieder ein Samstag auf Reisen, mal wieder ein Samstag in der großen Stadt, mal wieder ein Samstag ohne Ausschlafen, Faulenzen, Nichtstun… Und, vor allem, mal wieder ein Samstag im Zug… Der übliche Wahnsinn!

Die Fahrt im Zug, dem berüchtigten Sarmiento alias Fleischtransport alias Massenmenschen-Transport, ist jedes Mal wieder ein Erlebnis. Die Tasche fest umklammert oder den Rucksack vor den Bauch gepanzert, quellen erst die ganzen Menschen, die aus Richtung Once (Bahnhof in Bs As) kommen, raus… und dann besteigen die, die nach Once wollen/müssen, in einer Mischung aus drücken und gedrückt werden, den Zug. Mein Glück ist nur, dass Moreno der Endbahnhof ist. Das heißt, wenn ich einsteige, ist der Zug leer. Meistens bin ich schnell und bekomme auch einen Sitzplatz. Wer an anderen Stationen zusteigt, hat eher Pech, außer er hat mind. ein Kind dabei, dann steht irgendjemand auf und räumt den Sitzplatz.

An Bord wird´s nie langweilig. Es gibt allerhand zu sehen, zu hören und vor allem zu kaufen: Von Socken, über Kaugummis, Kekse, Schokolade, Englischbücher, über DVDs und CDs, über Plastikhüllen, Collegeblöcke, Stifte, Taschenlampen, Lupen, Haargummis… Eigentlich so ziemlich alles. Abwechselnd kommen die laufenden Händler nacheinander in jeden Wagon… Mir scheppern die Ohren und mittlerweile kann ich ihre Texte schon so gut, dass ich selber heiß ins Geschäft einsteigen könnte. Eine kleine Kostprobe? Gerne! Wenn ich´s aufschreibe, dann geht´s vielleicht aus meinem Kopf…

„Buenos, pero muuuuy buenos días, señores y señoras. Antes de todo les pido disculpas por las molestias. Les voy a robar tan sólo tres minutitos de su tiempo. Hoy les traigo la lupa de cristal. Para la dama, para el caballero, para el escolar, para el estudiante. Para toda aquella persona que quiera leer mapas, contratos, textos con letra chica. La lupa de cristal. Diez pesos es lo que vale en librerías. Hoy y únicamente hoy para ustedes señores y señoras, se la voy a dejar en tan sólo cinco pesos, na´más. Pueden mirar, pueden revisar, sin compromiso. La lupa de cristal. Cinco pesos es lo que vale. Cinco pesitos, na´más.”

“Hay alfajooooores triples. Alfajores triiiiiiiiples. Hoy es para aprovechar. Un paquete vale dos, tres valen cincooooo. Uno dos, tres cinco. Para aprovechaaaar, señores y señoras, para llevar a casa, para regalar, para degustar en el viajeeeee.”

“Panchooooooooooooooooooooooooooooo! Panchooooooooooooooooooooooooooooo! Panchoooooooooooooooooooooo!” Der Text der Hotdog-Verkäufer ist am einfachsten. Aber man muss ein bestimmtes musikalisches Gespür mitbringen, um die für den erfolgreichen Verkauf nötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: Die Aussprache und Betonung des Os, das kurz vor dem Atemholen in ein U übergeht, muss sich sirenenartig ans Wortende verschieben.

Blub, Bla und so weiter. Ein Spektakel der besonderen Art =) Mein Kopf brummt. Meine Sinne sind überstrapaziert und das, obwohl ich immer nur samstags nach Capital fahre. Ich will nicht wissen, wie es unter der Woche zugeht! 🙂

Handy-Fotos

Endlich konnte ich die Fotos, die sich mit der Zeit auf meinem sehr in Mitleidenschaft gezogenen hochmodernen Handy angesammelt haben, auf den Computer ziehen. Ich habe den Kampf gegen den Wackelkontakt endlich gewonnen. Schon lange wollte ich auch mal ein paar Fotos von Moreno und dem Alltag hier reinstellen. Hier also ungeschönt und ungeordnet.

Warten auf den Bus 57 (Once,Bs As, nach Moreno)

Aus dem Bus fotografiert

Eine weitere beliebige Straßenecke

So offen sind die Fenster in der U-Bahn in Buenos Aires

Aufräumarbeiten nach dem Sturm

Viele Kabel wurden von herabfallenden Ästen in Mitleidenschaft gezogen

Sie hängen seither einfach so rum...

... auch auf Augenhöhe (Paso del Rey, 14.04.12)

In Paso del Rey ist mehr passiert

Anstehen, warten und Tasche festhalten

Eine Schlange vor einem Geldautomat

Immer schön in Reih und Glied

Nochmal warten

Eine weitere Schlange an derselben Kreuzung

Rechts: An dieser Kreuzung gibt es an jeder Ecke die Möglichkeit sich anzustellen

Es fährt, solange es fährt

Eine von vielen Bushaltestellen

Immer schön die Hand rausstrecken, wenn man will, dass der Bus anhält und einen mitnimmt. Macht man das nicht, fährt er einfach vorbei. Hier gibt es so viele colectivos (Busse) und jeder hat seine Route. Sehr viele Menschen fahren jeden Tag Bus. Wenn jeder Bus jeder Linie immer an jeder Bushaltestelle anhalten würde, auch wenn keiner der Wartenden Zeichen gibt, dann Mahlzeit =)

Der Pausenhof in der Primaria

Eine meiner Lieblingsphrasen: Fuera de servicio

Und schon wieder Pech mit den Geldautomaten

Uruguays Küste

Part 2 Uruguay: Piriápolis – Punta del Este – Punta del Diablo – Chui/Chuy.

Pittoresk: „Zweifellos Uruguays malerischster Küstenort“. So wurde Piriápolis im Lonely Planet beschrieben. Da musste ich hin.

Blanco y Negro

In echt war es ganz nett. Aber, wenn man von Bella Italia und seinen malerischen Orten verwöhnt ist, dann war es eher nüüüja =)

Früh am Morgen so ziemlich allein auf weiter Flur...

Rein gar kein Verständnis kann ich für einen Preis von 4 Euro für einen stinknormalen (höchstwahrscheinlich geschmacklich fragwürdigen) Kaffee mit Milch aufbringen. So macht man mit mir kein Geschäft.
Immens groß war das HI-Hostel, das ich mir in Piriápolis ausgesucht habe: Mit 236 Betten, die im Sommer oft voll belegt sind, ist es eines der größten in Südamerika. Bei mir ging´s dagegen generell recht übersichtlich zu. Nur auf meinem Zimmer war trouble, siehe dazu S.
Ánerkennung gibt es für das Frühstück im Hostel: Es gab echtes (Weiß-)Brot, keinen Toast oder Hamburgersemmel. Außerdem das Kaffee-Instant-Pulver von Nestlé. Eins A! Mittlerweile zieh ich das den meisten frisch gebrühten Kaffees vor.
Pensionisten, alleinstehende Rentner: das war der große Großteil der Hostelgäste. Find ich cool: Hatten alle ihre Ausweise von Hostelling International im Geldbeutel. Clever, denn Nicht-Mitgleider zahlen 100 Pesos (wir sind in Uruguay: 4 Euro) pro Nacht mehr.
Oz den Flash hab ich von der plötzlichen Ruhe in Piriápolis bekommen: Stehe eigtl. seit Ende Februar, seit ich hier hergekommen bin, unter Strom: Immer Rummel, immer Trubel. Vögel zwitschern und Blätter rascheln hören – *Leider geil!*

I mog dia Wand

Laufen an der Flusspromenade: Ich bin gerade angekommen, hab meine Sachen ins Zimmer gebracht und gehe gleich mal spazieren, um die Stadt ein bisschen kennenzulernen. Als ich am Wasser vorne bin, stelle ich fest, dass noch viele Jogger unterwegs sind. Ich drehe also auf der Stelle um, frage an der Hostelrezeption, ob man hier unbesorgt nach Dunkelheit noch draußen rumlaufen kann. Kein Problem, hier ist alles total friedlich. Ich gehe laufen: an der Flusspromenade, in der Dämmerung. Ich atme frische Luft, kaum Abgase. Gefällt mir!

Promenade

Interessiert zugehört hab ich meiner Zimmernachbarin (aus Uruguay), als sie die Stellung der Frau in Argentinien mit der in Uruguay verglichen hat. Die argentinische Frau stehe schon für ihre Rechte ein und sei emanzipiert, sie mache nicht die ganze Hausarbeit. Sie würde ihren Mann daheim schon miteinbinden, auf keinen Fall mehr als er machen, eher schon den Mann arbeiten lassen. Die uruguayanische Frau dagegen sei halt daheim für alles zuständig. Das sei noch wie vor hundert Jahren.  Männer in Uruguay seien totale Machos.
Schnarchen. OMG! Serlebbdag han i so ebbes no ned erlebbd. Ujaaaaa! Ich war mit einer Frau (alleinstehend, um die 60, sehr mitteilungsbedürftig) im Zimmer, die definitiv jede Schnarch-Meisterschaft gewinnen würde. Gott sei Dank hab ich so einen tiefen Schlaf… *NICHT!* Diese Nacht war sehr laaaaaaaang. Um zwei Uhr morgens bin ich sogar zur Rezeption vor gelaufen. Ich hatte fest vor, um ein anders Zimmer zu bitten. Ich war schier am Verzweifeln und es war mir egal, was die sich dachten. Aber da war weit und breit kein Mensch… Also, bin ich wieder zurück in mein Zimmer… In die Höhle des Löwen oder so ähnlich. Jedenfalls, der Oberhammer war: Ich hab irgendwann Durst und trinke Wasser aus meiner Plastikflasche. Die Flasche ist fast leer, ich nimm sie oben und das Plastik knarrt ein paar Mal. „Boah, kannst du damit bitte aufhören!?! So ein Lärm, das stört mich.“ WHAT??????**** Würden Sie das nochmal sagen?*** Da war das Fass voll: „Geht´s noch? Sie schnarchen hier die ganze Nacht. Ich mach kein Auge zu und ich habe gerade etwas getrunken! Was soll das?“ – „Oh ja, deswegen kann ich nirgends hingehen…“ *Bemitleidet*die*sich*grad*selber*TTTTÜÜÜÜÜÜTTTTT****?!?!? „Ja, ich hab da so ein Problem, und ich kann das nicht kontrollieren. Mal schauen, ob ich was dabei habe, was da hilft. Meine Familie… BLAAAAAAAAAA….“ Es folgt ein etwa fünfminütiger Monolog. Sie steht auf und sucht in ihrer Tasche rum. Ich hab mir die Decke über den Kopf gezogen und schon lange wieder meinen Ohrstöpsel vom MP3-Player drin. Langsam döse ich weg…. ***CHRUAAAAA*PFFFFUUUUU* Ok, da bin ich wieder wach… Und so, die ganze Nacht. Am nächsten Morgen: Bla, sie entschuldigt sich überschwänglich, ich völlig abgekühlt, denk mir: Rutsch mir den Buckel runter. Schnarchen is eins, aber dann rumzicken, wenn ich was trink. Klappt´s no?!?… Ich reise überstürzt ab: Noch schnell das Frühstück mitnehmen und nix wie weg!

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Party soll hier abgehen.
Unbeliebt ist die Stadt bei denen, die Erholung suchen. Hab ich mir sagen lassen.
Nobel Popel, Nachtleben, Neureiche, Stars und Sternchen. Ich hab gelesen, dass man hier auch gerne Berühmtheiten und solchen, die gerne welche wären, über den Weg läuft. Mir is kein Dieter Bohlen aufgefallen.
Teuer ist es vor allem im Sommer. Dann wird´s kuschelig am Strand und proppevoll am Buffet.
Apartmenthochhäuser gibt´s (fast) wie Sand am Meer.

Doof gelaufen: Nach ca. einer halben Stunde hat es zu regnen angefangen. Ich bin dann die Landzunge abgelaufen.
Eigentlich wollte ich die paar Stunden, die ich hier mit auf-Anschluss-Bus-Warten verbringen musste, nämlich am Strand verbringen.
Links der Landzunge heißt das Gewässer noch Río de la Plata, rechts davon ist es dann erst der Atlantik.

Eigenartig: Am Strand lag ich neben einer komischen Grapsch-Hand, die aus dem Sand ragte… Seit ein chilenischer Künstler 1982 die Skulptur aus Beton und Eisen geschaffen hat, ist sie eines der Postkarten-Motive des Ortes.
SCHICKIMICKI. So soll die Szene hier sein. Sehen und gesehen werden, lautet die Devise. Wer hat, der hat. Wer kann, der kann.
Tosender Wind: Auf der Landzunge vorne war es so stürmisch, dass ich manchmal richtig zickzack gelaufen bin, weil mich der Wind so hin und her gedrückt hat.
Essen war ich, weil ich so viel Zeit hatte. Fisch mit Kartoffelpüree. Weil die Küche wegen interner Kommunikationsschwierigkeiten und allgemeiner Verwirrung leichte Koordinierungsprobleme hatte, hätte ich fast noch meinen Bus verpasst.

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Pausenlos wird irgendwie gebaut. Der Ort ist beliebt und die Hotelbranche blüht. Oberhässliche Betonklötze, die die restliche Umgebung verschandeln, gibt es Gott sei Dank trotzdem (noch) keine.

Dorf-Atmosphäre

Eisdiele im Zentrum

Cabaña libre

Casita en la playita

Ins Bild gefahren...

Parrilla

Ein Großteil der Geschichte der Fortbewegungs- und Transportmittel auf einem Foto

Haisla am Schtrand

Userfreundlichkeit: Verbesserungsfähig. Es gibt im ganzen Ort (obwohl so touristisch) keinen Geldautomat, siehe dazu Chui.
Nationalpark Santa Teresa. Zu Fuß kann man am Strand entlang von Punta del Diablo zum Park laufen. Mir  kamen viele mit großen Rucksäcken entgegen: Die hatten im Nationalpark gecampt und waren auf der Weiterreise.

Nach Santa Teresa

Türme kann man mit den Semmeln da bauen.

Der schiefe Turm vom Strand

Ausgelaufen ist im Bad des Hostels so ziemlich ständig was: Die Dusche war immer leck. Der Klokasten hing oben. Um zu spülen, musste man an einem Strick ziehen. Einmal komm ich ins Klo, da hängt der Wasserkasten total scheps an der Wand: Da hat wohl jemand bisschen fest gezogen, der Kasten ist gekippt und das Wasser fließt nunmal nie nach oben… *Uboot!

Desinteresse: Ja, da wollte ich an meinem ersten Abend doch tatsächlich Obst im Supermarkt kaufen. Das Mädel war aber so in ihr Gespräch vertieft. Nachdem ich erst brav gewartet und sie dann gefragt hab, ob sie mir 2 Bananen gibt, sie aber nur meinte: „Gleich.“ – bin ich einfach gegangen.
Eeeeewig lang sind die Strände, wenn man vom Ort Richtung Norden läuft. Han i naddührlich gmacht.

Da gab´s noch Zivilisation

Am Sandberg

Richtung Santa Teresa

Soweit das Auge reicht...

... nach links...

... und nach rechts...

Noch mehr Wasser

Die ganze Wahrheit: Auch eine tote Robbe habe ich am Strand gefunden

Latten. DAS Baumaterial in Punta del Diablo. Holzlatten für Stockbetten, Holzlatten für Wänder, Decken, Terrassen.

(Nicht mein Hostel)

Delfine hab ich bei meinem Strandspaziergang drei gesehen. Eine nette Frau hat mich gleich dazu gerufen, als sie die Delfine entdeckt hat. Ein gutes Foto ist mir leider nicht gelungen. Aber HEY!?!

Bitte drei Delfine auf zwölf Uhr vorstellen!

Improvisieren, das hab ich schon gelernt: Ich war mir zwar nicht ganz sicher, wie die Bettenbelegung um Ostern rum aussehen würde, aber ich bin einfach mal hingefahren. Zeit, etwas vorab zu reservieren hatte ich eh nicht. Hat sich gelohnt. An der Bushaltestelle hab ich mich einfach an ein paar Schildern, die die Richtung zu verschiedenen Hostels angezeigt haben, orientiert. Bin einem nachgelaufen und BINGO.

Schilderwald

Ameisen im Brot: Leggä! Gott sei Dank hab ich bei einer Bäckerei eingekauft und nicht an einem x-beliebigen Straßenstand. Da waren nur ein paar kleine Ameisen in den Teig von meinem Schinken-Käse-Gebäck mit rein geknetet. Wer weiß, was ich gefunden hätte, wenn ich auf der Straße mein Essen geholt hätte…

Schinken-Ameisen-Käse-Stange

Ganz frisch vom Bäck

Bloß nicht planen: Einfach mal in den Tag hineinleben und dann mal schauen – So die Philosophie hier. Zum Urlaub machen definitiv besser!

Lieblingsbild

Luzifer. Wieso der Ort übersetzt „Punkt des Teufels“ heißt, hab ich vergessen zu fragen. Mir ist nichts Seltsames aufgefallen.
Oberkurios: Wenn die Lattenwände, die die Lattenbetten beherbergen, beim nächtlichen Sturm irgendwie wanken…

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Café hab ich in der Grenzstadt für etwa ein Fünftel des Preises, den ich in Argentinien bezahle, erstanden. Zwei Päckchen hab ich mir gegönnt. Da ich schon vier (!!!) wunderschöne, duftende Mangos, einen genialen Maracujasaft und auf Empfehlung noch ein paar andere Sachen gekauft hatte, konnte ich nicht noch mehr mitnehmen. Mein Mini-Koffer für die paar Tage war eh schon übervoll UND ich hatte ja auch schon
Hamacas (Hängematten) gekauft: zwei riesige Traumexemplare zu einem Schnäppchenpreis.
Uruguayanische Pesos aus dem Geldautomat lassen, das war der eigentliche Grund, wieso wir überhaupt für einen halben Tag in die Stadt an der Grenze Uruguay-Brasilien gefahren sind. In Punta del Diablo gibt es nämlich keinen. Ich hab im Lonely Planet schon gelesen, dass es noch keinen gibt (Stand Dez. 2010). Aber da stand auch, dass es bei Drucklegung hieß, es sollte sich bald ändern und das Städtchen bekommt einen Geldautomat. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Umrechnungskurs ca. 1 zu 25 ist. Und ich mich einfach nicht an die enormen Beträge im Geldbeutel gewöhnen konnte. Ich dachte jedes Mal: Booooaaaaah, ich bin reich! 1.000 Pesos! Booooaaaah! Nur, dass die 1.000 Pesos irgendwie immer ruckzuck weg waren…
In Uruguay heißt Chui Chuy, aber mit Y gibt es so wenige Wörter im Deutschen. Also hab ich lieber die brasilianische Schreibweise genommen. Mischen ist erlaubt. Das macht die Stadt schließlich aus: Auf der einen Seite der Hauptstraße sagt man „Gracias“, auf der anderen „Obrigado“. Total witzig, wenn man in die vielen Läden geht. Je nach Straßenseite wird strikt die jeweilige Landessprache beibehalten. Man versteht sich schon.

Auf der anderen Seite…

… des Río de la Plata.
Mit leichter Verspätung (andere Dinge hatten Priorität) gibt´s heute den ersten Uruguay-Teil. Und, sorry gleich vorab an alle Lesefaulen: Das wird jetzt leider wieder ein Roman… zu viel erlebt =):

Hier ist an Ostern nicht komplett eine Woche frei, so wie bei uns. Am Montag, 2.April, war Día de las Malvinas. Die Islas Malvinas sind die Falklandinseln… es war also ein Gedenktag für alle im Falklandkrieg Gefallenen und deren Angehörige. Die Falklandinseln gehören zu England. Damit ist aber der Großteil der Menschen, mit denen ich schon darüber gesprochen habe [und das sind Einige, denn irgendwie scheint ihnen das Thema echt am Herzen zu liegen, sonst würde man nicht immer wieder darauf zu sprechen kommen] nicht einverstanden. Naja, ich will hier keine Stellung nehmen. Der Montag war auf jeden Fall schulfrei – sprich langes WE. Und am Gründonnerstag und Karfreitag war auch keine Schule – langes WE Nummer 2. Also wunderbar Zeit, um ein bisschen die Gegend kennenzulernen.

Ich bin zuerst nach Montevideo, was man per Fähre in kurzer Zeit von Buenos Aires aus erreicht. Zwar einerseits komisch, dass ich erst mal nach Uruguay gehe, wenn ich doch von Argentinien bisher nur Buenos Aires und Moreno kenne, aber Uruguay ist recht klein… und so nah… und für die kurze Zeit hat es sich einfach wunderbar angeboten. Außerdem habe ich bisher wenig von Uruguay als Reiseziel gewusst. „Schweiz Südamerikas“, Argentiniens Pampa in klein, viel Fleisch und Maté… das war alles, was mir so spontan zu Uruguay einfiel. Ich war neugierig. Da mein Lonely Planet einen kleinen Teil zum argentinischen Nachbarland hatte, war das wunderbar passend. Auf nach Uruguay: Stempel für den Reisepass sammeln! (Öhm, nein, Spaß.)

Montevideo ist klasse. Die Bevölkerung in Uruguay ist zwar ähnlich ungleich verteilt wie in Argentinien, aber egaaaaal: Uruguay, das immerhin größer als England und Wales zusammen ist hat ca. dreieinhalb Millionen Einwohner. In etwa ein Drittel bis die Hälfte lebt im Großraum Montevideo. Zum Vergleich: In Argentinien wohnen – ganz grob – drei Millionen in Buenos Aires selbst und 13 Millionen im gesamten Großraum Buenos Aires; und das bei einer Gesamtbevölkerung von  40 Millionen.

Naja, auch Montevideo ist nicht klein. Die Stadt erstreckt sich über ungefähr 20 Kilometer. Aber sie ist tatsächlich viel  entspannter als Bs As. Es geht gemächlicher zu und – was mir sehr arg aufgefallen ist – nicht alle Menschen klammern sich an ihrer Handtasche/ ihrem Rucksack fest. Das ist etwas, was mir in Bs As sehr auffällt – vor allem aber natürlich in Moreno.

Was hab ich jetzt eigentlich  in Uruguays Hauptstadt gemacht?

Stadt angeschaut? Wenig, weil ich eigtl. eher ein Kontrastprogramm zu Stadt-Sightseeing-Trip wollte.

In der Ciudad Vieja

Mauerkunst

Immer auf der Suche nach kulinarischen Leckerbissen hab ich mir gedacht, ha, damit ich keinen Reinfall erlebe, schau ich mal, was im Lonely Planet so steht…. Zu Weihnachten hatte ich die neuste verfügbare Ausgabe (Dezember 2010) geschenkt bekommen. Ich muss mich noch mit den Leuten von Lonely Planet in Verbindung setzen. Unglaublich, ich hab eigtl. den Montevideo-Part so ziemlich überarbeitet und auf den neusten Stand gebracht…. =) Vielleicht schick ich Lonely Planet einfach die Aktualisierung samt meinem Honorar. Mal schauen, was sie zu meiner Recherche (Stand April 2012) sagen:

  • Das Ciudad Viejo Hostel heißt jetzt Viajero. Ich war da nämlich… Das Hostel gehört zu einer Kette, die mehrere Unterkünfte in verschiedenen Städten in Uruguay hat.
  • Gleich nebenan kann ich im La Silenciosaessen gehen, dachte ich.

    Hört sich passabel an...

    War aber nix…

    La Silenciosa im April 2012

  • Bei Don Peperone gibt´s immer noch das Salatbuffet für 205 Pesos – allerdings nur Mittag. Zweimal täglich Rohkost – WHAT?!?!?
  • Naja, insgesamt waren meine essenstechnischen Erlebnisse eher dürftig: Das Restaurant Delnorte, das ich mir wegen seines Salats mit Spinat, Endivien, sonnengetrockneten Tomaten, Ziegenkäse und in Koriander mariniertem Sirloinsteak mit asiatisch inspiriertem Dressing angestrichen hatte, war leider immer als ich dort war (dreimal!) zu.
  • Außerdem hatte ich weder beim Mercado del Puerto (zig parillas, wo man angeblich viel, gut und günstig essen kann)
  • noch beim Mercado de la Abundancia(wie Mercado del Puerto, nur weniger touristisch, eher für Einheimische) Glück: Bei beiden war ich zwei Mal (ja, ich bin hartnäckig), und immer war irgendwie nichts los.

    Laden dicht: Mercado del Puerto

  • Weil bisher alles so frustrierend war, wollte ich wenigstens einen Café im Irazútrinken, das laut Lonely Planet seit Jahren „immer wieder Preise für den besten Kaffee in ganz Uruguay gewinnt“. Ja, da musste ich natürlich hin – keine Frage!  Mhm, haben sich aber scheinbar vor mir dann doch nicht allzu viele Leute gedacht, sonst hätte das Café wohl eher nicht dicht machen müssen… Anfang April 2012: Nix los mit Premium-Kaffee-Genuss!

    Irazú

[Alle, die mich jetzt für einen Vielfraß mit zu dickem Geldbeutel halten: Nein, ich wollte da nicht ÜBERALL essen gehen. Das waren ein paar Möglichkeiten, die ich hatte, und weil eine nach der andern weggefallen ist, bin ich immer eins weiter – bis am Ende nix mehr übrig war. Das nur zu meiner Verteidigung.]

… Und dann war da noch die Bicicletería Sur, ein Radverleih. Ich wollte mir ein Radl ausleihen… weil ich das Radeln vermisse und Montevideo mit seiner Rambla einfach nicht besser dafür geeignet sein könnte. Bis zum Radladen war´s ein gutes Stückerl zu Fuß, aber das macht ja nix, so hab ich gleich was von der Stadt gesehen. Naja, als ich dann dort war, aber weit und breit keinen Radlverleih gesehen hab, bin ich in nen Tante-Emma-Laden und hab gefragt: Der Laden ist umgezogen. Ist jetzt da und da. Klasse! Gut, dass ich genau aus der Richtung grad komm =)

Naja, egal, also bin ich halt in einer anderen Straße wieder zurück und hab die Zeit genutzt, um zu dokumentieren, wo unsere ganzen alten VWs stecken…

 

 

 

 

 

 

 

 

So, und am Ende konnte ich mir dann tatsächlich ein Radl ausleihen.

Kurze Pause am Strand

War super: Bin über 20 Kilometer aus der Stadt raus gefahren… solange, bis die Rambla vorbei war und ich ab einer kleinen Brücke auf dem Seitenstreifen der Straße hätte weiterfahren müssen. Da mir eh mein Hinterteil wehtat und da so eine dunkle Wolke am Himmel hing, hab ich umgedreht. Weise Entscheidung, denn ich hatte übel Gegenwind auf dem Rückweg… und keine Gangschaltung (was ich auf dem Hinweg gar nicht mal so arg vermisst hab).

Vom Radweg aus fotografiert

Dieselbe Insel - ein Stück weiter geradelt

Auch wenn´s kulinarisch eher einseitig bis unbefriedigend war (und: Nein, ich geh normalerweise nicht immer nur dahin, wo mein Reiseführer mich hinschickt, aber vor allem wegen Gemüse und Salat hab ich da halt nach Tipps gesucht. Das ist hier ja echt bissl Mangelware), war der Trip echt Spitze! Da ich noch Pesos übrig hab… mal schauen, ob ich nochmal nach Uruguay kann 🙂
Ah, geh, Schmarrn! =)

So, und außer Montevideo hab ich ja auch noch die Küste gesehen. Aber vor´s damit weiter geht, noch eine kleine kulturelle Ergänzung: In Uruguay wird genauso viel oder vielleicht noch mehr Mate als in Argentinien getrunken. Das ist auf jeden Fall ein wichtiges gesellschaftliches Ritual. Und das steht auch in allen Reiseführern und dürfte ja auch ansonsten Vielen bekannt sein. Wer aber erzählt, dass die Menschen nur Mate trinken, erzählt nur die halbe Geschichte. Ich will dem Ganzen mal noch was hinzufügen:

Gugggaaaaa! =)

Soll heißen: Meistens sitzen oder stehen die Menschen mit ihrem Mate irgendwo. Während sie Mate schlürfen, beobachten sie ungeniert ihre Umwelt und Mitmenschen. Was in deutschen Großstädten befremdlich scheinen mag – nämlich das offene und unverhohlene Anstarren seiner Umwelt – kam mir in Montevideo ganz normal vor. Da hab ich mich gleich wie daheim gefühlt =) Da bleibt nämlich auch immer jeder stehen, wenn irgendwas passiert… da schaut man sich auch hinterher, dreht unverhohlen den Kopf und unterbricht eventuelle Gespräche bis auf weiteres… Meine Oma hat mich früher immer geschimpft: „Neugierige Menschen sterben früher.“ Naja, aber sie haben auch mehr von der Welt und ihren Menschen mitbekommen 😉

Hasta la próxima…

Karl, Paul, Puchi oder Tomás?

Der Tag war lang, die Nacht wird kurz… Trotzdem muss ich das hier loswerden: Er kann bleiben. Nach einigen Gefühlshochs und- tiefs scheint das Problem gelöst:

In der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag hab ich mir den Kopf zerbrochen über den kleinen Hund. Was hab ich denn da gemacht? Ich kann doch jetzt keinen Hund hier aufnehmen…. Und wenn ich im August dann wieder heimfliege? Oh Gott… Ich Depp. Ich hab das alles nicht geplant, nicht über die Konsequenzen nachgedacht. Ich habe es einfach gemacht, weil es in dem Moment für mich die einzige Option war, ihn nicht auf der Straße zu lassen.

Mit einem flauen Gefühl im Magen beginne ich den gestrigen Tag.

Am Nachmittag dann in der Schule: Ich laufe gerade so über den Pausenhof (Catwalk?!?)… „Hola Corina.“ „Hola Corina.“ „Hola Corina.“ „Hola Corina.“ Naja, normal, eben…

„Coriiiina, Coriiiiiiiiina, Coriiiiiiiiiiiiiina.“

Der Enkel meiner Vermieterin kommt auf mich zugeflogen. „Der Hund ist weg.“ – „Wie, der Hund ist weg?“ – „Ich bin aufgestanden und da war er nicht mehr da. Wir haben ihn im ganzen Garten gesucht, aber er ist weg.“ – „Ähm, ja…. Sicher?“ – „Ja, wir haben alles durchsucht.“

Ja, da hab ich mir den ganzen Vormittag den Kopf zerbrochen, was ich mit dem kleinen Hund anstellen soll. Und dann ist er weg. Obwohl ich mir hier in Argentinien sicher keinen Hund anlachen wollte, bin ich traurig und hege innerlich schon schlimmen Graul gegen alle potentiellen Verdächtigen: Einer muss ihn ja dann wohl rausgelassen haben. So viel Angst wie der hatte, wäre er nie mehr selber auf die Straße zurückgegangen.

Ich fahre nach der Schule mit dem Bus heim, bin ganz aufgewühlt und genervt. Je weiter ich mich daheim nähere, umso schneller will ich jetzt endlich sehen, ob er wirklich weg ist…. Da mach ich das Tor auf und er liegt in seinem Verpackungskarton für den Küchenmixer. Als er mich sieht, springt er auf mich zu und begrüßt mich wild, als würde er immer schon hier wohnen. Mhm =)

Kurze Freude, dann wieder die Frage: Und jetzt?

Ich kann ihn doch nicht mit nach Deutschland nehmen im August… Aber ob er hierbleiben kann? Meine Vermieterin kam am Mittwochabend nicht heim, weil sie bei ihrem Freund blieb. Ich hab ihr an dem Abend nur kurz am Telefon von meiner neusten Errungenschaft erzählt und sie hat gelacht. Wie deutet man ein Lachen am Telefon? Ich wusste nicht so recht, was sie von dem Ganzen hält.

Gestern Abend ist sie dann so gegen sieben Uhr heimgekommen. Da habe ich den Hund gerade eingeseift und gewaschen.  Und sie hat mich schon fast geschimpft. Dass ich ihn ja umbringe, den armen Kerl. Der erfriert doch, wenn ich den jetzt so nass mache. =)
Wir haben dann geredet und sie meint, das ist kein Problem. Ich soll mich nicht verrückt machen. Er soll da bleiben. Ihr Sohn mag Hunde eh so gerne, er hat früher in einer Tierarztpraxis gearbeitet und er wollte immer schon einen eigenen. Hier auf dem Grundstück gibt es schon zwei Hunde. Die gehören aber der Tochter (die mit ihrer Familie im Haus nebenan wohnt).
Ja, gut, wenn das scheinbar alle so locker sehen…. Dann sehe ich das auch so lässig 🙂 Ich versuch´s zumindest. Der Hund kann dann dableiben, wenn ich gehe. O-Ton meiner Vermieterin: „Als Andenken an dich.“ Jetzt müssen wir nur noch klären, wie er heißen soll. Aktuelle Vorschläge wären Karl, Paul, Puchi (Sprich: Putschi) und Tomás. Ich bin auch offen für andere Anregungen, aber ich befürchte, er wird wohl von Jedem hier einen anderen Namen bekommen. Bei mir bleibts vielleicht einfach bei Buzale.

Cosita

Heute nach der Arbeit hab ich ihn direkt zum Tierarzt gebracht: Erste von drei Impfungen, Tabletten gegen Parasiten und eine Ampulle gegen Ungeziefer…

Ich konnte das tollerweise in bar bezahlen *lol*. Gestern Früh bin ich nämlich gaaaaaaaaaaaanz früh zur Schule. Ich hab gewartet, bis es ein bisschen hell ist und – zack – bin ich in den Bus gesprungen. Um die Uhrzeit waren wohl noch recht viele andere im Bett: Unglaubliche NULL Personen vor mir am Geldautomat. YES! Dann konnte ich auch endlich meine Miete für April bezahlen…

La locura continúa

Ich komm mit dem Erzählen nicht mehr hinterher…

Erstmal zur Aufklärung von gestern: Alle kamen ungefähr 10 Minuten, nachdem ich mich hingelegt habe, heim. Wohlauf, natürlich. Die einen zwei hatten erst eine Freundin, dann den Onkel besucht. Der andere hatte einen Auftritt mit seiner Band. Wie der Teufel es will: Alle natürlich an dem einen Abend, an dem die äußeren Umstände eher ungünstig waren. An ALLEN anderen Abenden, an denen ich bisher zuhause war, waren auch alle anderen zu ihren normalen Zeiten zuhause. Wenn es mal später wurde, hat man das per SMS oder Anruf erfahren… Mhm, naja, gestern wussten wir halt von nix.

Zweites Anliegen, das mich heut zeitweise schon schier zum Explodieren gebracht hat: Wie bitte kann das sein, dass ungefähr so gut wie alle Geldautomaten in der Stadt fuera de servicio sind??? Ich bin jetzt dann auch bald außer Betrieb, weil ich mir schon seit drei Tagen meine zwanzig Pesos einteile und irgendwie nie zu Geld komm. Das ist einfach unglaublich, ich versteh´s nicht. OK, heute Morgen war es meine Schuld: Da stand ich schon in der Schlange. Einer von drei Automaten ging in einer Bank. Die Schlange war immens, meine Geduld minimal und ich hab dann frühzeitig abgebrochen. Keine Ahnung, wann ich zur Schule gekommen wäre, wenn ich gewartet hätte.

Dann komm ich heim, bin erst mal Laufen und die Welt hat gleich ganz anders ausgeschaut.

Tja, und jetzt vier Stunden später, sieht es aus, als hätte ich einen Hund. Oh ja….

Er sitzt vor der Tür und winselt vor sich hin, was soll ich machen?

Vorhin bin ich – als es noch hell war – schnell zum Fitness vorgelaufen, um zu fragen, ob es schon wieder Licht gibt. Naja, es gab dort seit ein paar Stunden wieder Licht (yeaaaaaaaaaaaaaaaah!!!!!), aber es waren schon alle informiert, dass kein Fitness ist. Am Freitag wieder (Gott sei Dank!).

Ich dann also auf dem Rückweg. Zwei cuadras von meinem Haus, kommen auf einmal drei kleine Hunde von irgendwoher…. Ich halt natürlich an und schau, zu wem die gehören, woher sie kommen, wer sie gleich suchen kommt. Die Welpen winseln und kläffen mich an. Freudig, ängstlich, hoffnungsvoll. Einer lahmt, einer humpelt, einer ist besonders anhänglich. Ich laufe weiter, weil scheinbar keiner  die Welpen vermisst. Einer der Hunde rennt mir hinterher, er weicht mir nicht mehr von der Seite, bellt, wedelt, winselt, hüpft mich unterm Laufen an. Er ist winzig, vllt. 6 Wochen. Ich bücke mich und streichel ihn natürlich immer wieder – er tut mir leid. Die anderen zwei laufen mit mehr Abstand auch hinterher. Als uns Menschen entgegenkommen, laufen die andern zwei über die Straße… einfach so – ZACK. Auf der Straße ist aber viel Verkehr. Und ein Auto bremst gerade noch so… Oh Gott! Mein Herz….

Ja, an meinem Tor angekommen winselt mich der Welpe an. Was mach ich? Was soll ich machen, wenn ich das kleine Gesicht anschaue?

Ja, genau, er sitzt draußen in einem umfunktionierten Verpackungskarton für den Küchenmixer… Er jammert zwar und will nicht allein bleiben, aber ich kann ihn nicht ins Haus holen, er ist dreckig und naja, von der Straße eben… Morgen muss ich mich mal zum Krisengespräch hier treffen. Wenn er bleibt, dann muss er auf jeden Fall erst mal generalüberholt werden…

Ach, wie soll das gehen? Keine Ahnung, wenn ich den ganzen Tag in der Schule bin. Aber auf der Straße konnte ich ihn auch nicht lassen…

(K)ein Tornado

Das Thema bleibt der Sturm. Heute war ich in der Schule und es war wieder Unterricht. Zwar nicht normal, aber es waren – wenn auch nicht alle – Schüler und Lehrer da. Alle hatten enormen Redebedarf. Vielen geht es gut, viele sind sehr müde, weil sie am Wochenende aufgeräumt haben, viele haben kein Licht, Wasser, Internet, Telefon, Fernsehen und bekommen daher nichts von außen mit.

Jeder hat seine Geschichte und DIE Frage heute war: „Und bei dir daheim?“ Ja, heute wurde hauptsächlich geredet, denn alle wollen sich austauschen, sind verunsichert, verärgert, verzweifelt, traurig – manche auch lustig und unbeschwert, weil sie nach Bariloche auf Abschlussfahrt gehen.
Es ist schwer, alles zu beschreiben. Ich will aber auf jeden Fall ein bisschen von meinem Tag erzählen, die Fotos vom Ostertrip müssen warten!

Heute Morgen schien alles mehr oder weniger normal. Es waren weniger Schüler gekommen, aber es fand Unterricht statt. Alle Prüfungen für diese Woche waren abgesagt und die Lehrer haben auch mit den Schülern gesprochen, wenn Redebedarf war. Manche Kinder kamen ganz besorgt in den Unterricht: „Ich hab meine Hausaufgaben nicht machen können, unser Dach fehlt und ich schlafe gerade bei meinem Opa.“ So oder so ähnlich. Dafür hatte heute jeder Verständnis. Von den Lehrern sind ja auch manche recht betroffen.
Nicht alle, die hier arbeiten und zur Schule gehen, wohnen auch in Moreno. Manche kommen aus Ituzaingó, Merlo… Dort war es teils auch wirklich schlimm. Wie schon beschrieben, gab es einzelne Straßen, in denen nicht passiert  ist, außer ein paar umgeknickten Zweigen. Aber in anderen Teilen muss es wie im Film gewesen sein. Teilweise haben die Leute anscheinend ihre Stühle und andere Dinge, wie Waschmaschinen, auf den Bäumen wieder gefunden.
Viele Häuser hier haben Dächer aus einer Art Wellblech, das sich der Wind geholt hat. In Ituzaingó waren davon viele betroffen. Die Menschen sind dann losgezogen und haben ihr (rotes oder grünes oder wie auch immer) Dach gesucht. Teilweise haben sie es wieder gefunden, teils nicht.

Ob es nun ein Tornado war oder irgendein anderes komisches und seltenes Wetterphänomen, sei dahingestellt. Ich bin kein Metereologe und ich hab das alles hier auch nicht selber erlebt. Es war auf jeden Fall wild für das, wie die Häuser gebaut sind.
Zu den meist gehörten Sätzen heute gehörte auch: „Dieses Land ist auf so etwas nicht vorbereitet.“ Die Menschen wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen und befürchten, dass es Jahre dauern wird, bis sie sich wieder davon erholt haben, vor allem aus finanzieller Sicht, denn es ist sehr teuer, alles zu reparieren.

Das mit den Preisen ist eine andere Geschichte: Alle horten Wasser und Kerzen, es gibt dann kein Wasser und keine Kerzen, warum auch immer. Die Preise sind verrückt. Die Leute brauchen die Dinge und bezahlen welchen Preis auch immer. Bei uns hier ist das Wasser auch etwas teurer als vorher, aber manche sagen, dass die sechs Liter Wasser, die normal zwischen 10 und 12 Pesos kosten, bei ihnen 50 Pesos kosten. Genauso mit den Kerzen (20 statt 2 Pesos) und den Generatoren (3000 oder mehr Pesos statt 1500).

Ich erzähle hier Ausschnitte von dem, was ich heute gehört habe. Ich bezweifle nicht, dass das ein oder andere Detail im Laufe wiederholter Erzählungen oder aufgrund des Schocks dazu erfunden wurde. Ich selbst habe es nicht erlebt, finde es aber wichtig, dass darüber gesprochen wird. Die Leute hier fühlen sich nämlich auch im Stich gelassen. Eine Frau hat zum Beispiel einen Kameramann vom Fernsehen bei ihr in der Nähe gesehen, der irgendwas Unbedeutendes gefilmt hat, während nebenan Chaos pur herrschte. Auf die Frage, wieso er nicht da drüben filmt, meinte er, er habe die Anweisung, den kleinsten Schaden zu zeigen. Die Leute denken, dass man die Nachrichten am Anfang zurückhalten wollte, damit man nicht sieht, wie groß das Ausmaß ist.

Das sind alles Spekulationen, aber wenn man das hört, dann fragt man sich schon Sachen… Genauso auch, dass viel gestohlen und eingebrochen wird. Ich selbst habe nichts mitbekommen, aber alle sind verunsichert und vorsichtig. Deswegen war der Unterricht heute Nachmittag auch schon nicht mehr ganz so normal. Nach und nach kamen immer mehr besorgte Eltern und haben ihre Kinder direkt aus dem Unterricht geholt, um sie mit nachhause zu nehmen. Im Zentrum von Moreno, so hieß es, haben sie nämlich die Straßen abgesperrt und protestiert, damit ihnen Wasser gebracht wird und ihr Licht gerichtet wird. Ich habe nichts gesehen. Normalerweise nehme ich den Bus in der Nähe vom Bahnhof. Aber mir wurde empfohlen, lieber nicht allein heim zu gehen… und nicht den Bus zu nehmen, weil er bestimmt nicht ankommt, weil die Straße gesperrt wurde. Ich hab mich dann umgehört und eine Frau, die auch in der Schule arbeitet, hat uns mit dem Auto mitgenommen und ganz Nähe von unserem Haus abgesetzt.

Mittlerweile ist es ganz ruhig auf der Straße. Irgendwie sind alle daheim. Auch wenn es teils Panikmache ist, will doch keiner einfach so sorglos durch die Gegend laufen… Und die Sirenen der Feuerwehr und Polizei gehen auch die ganze Zeit. Tja, ansonsten ist bei mir eigtl. alles wie immer, aber auch doch nicht: Heute Abend sind wir hier daheim – nur, dass drei von fünf Leuten um halb neun immer noch nicht heimgekommen sind, obwohl sie normal schon um sechs daheim sind. Naja, sie werden wohl irgendwo steckengeblieben sein. Ich halt euch auf dem Laufenden.

Ostereier

Und vor es gar nicht mehr passt:

Hier noch ein paar Fotos von den hiesigen Ostereiern. Anders als bei uns schenkt man sich eher ein großes Ei als ein Nest voller ganz vieler kleiner…

Die Fotos sind aus Uruguay (wen die Preise interessieren: 1 Euro sind grob 25 Pesos), aber die Regale in den argentinischen Supermärkten haben genauso ausgesehen =)