Voll verplant

Was will man machen? Die meisten Fotos fehlen nach wie vor – keine Chance mit Hochladen. Aber vor ich den Artikel vom langen ersten Juli-WE in den Papierkorb schmeiß, veröffentlich ich ihn jetzt halt mit weniger Farbe… Los gehts:

Komplett durchorganisiert, bis ins kleinste Detail geplant, alles exakt durchdacht, nichts dem Zufall überlassen, bombensicher festgelegt, bestens informiert, mit völlig vollgestopftem Terminplan… so war mein Wochenende. NICHT!

Ich mag es ja, Sachen immer auf den letzten Drücker zu machen. Liegt vielleicht dran, dass Entscheidungen treffen nicht gerade meine größte Stärke ist. Letzte Woche hatte ich immer noch mit dem Gedanken gespielt, übers lange Wochenende noch einmal mit der Fähre nach Uruguay zu fahren. In Montevideo hätte ich schon eine Bleibe gehabt – bei einem Mädchen, das ich an Ostern kennengelernt habe.

Aber warum wohin gehen, wo ich schon war? Wieso nicht doch nochmal was Neues machen? Außerdem… naja, die Fähre war auch irgendwie ganz schön teuer…

Gut, den Nationalpark El Palmar wollte ich auch unbedingt sehen. Von der Riesen-Ansammlung der Yatay-Palme hab ich in einer Geo-Vorlesung gehört. Hat mich interessiert. Und das hätte sich auch nicht so gut mit sonstigen Reiseplänen verbinden lassen, so dass ich es in den Winterferien, die ja demnächst losgehen, hätte machen können.

Aber andererseits hatte ich auch noch Pesos aus Uruguay übrig…

Was nu?

Gut, nach endlosem gedanklichem Reiseziel-Ping-Pong, einem anstrengenden und extrem ermüdenden Hin-und Her, Für und Wider hab ich mich am Ende für das Inland, gegen das Ausland, für das Neue und gegen das bereits Bekannte entschieden.

Nächste Frage: Wann fahren?

Das war einfach: Freitag Abend ist Fitness. Kann man nicht ausfallen lassen. Also, Samstagfrüh, so früh wie möglich, was übersetzt soviel heißt wie “sobald es hell ist”.

Ich also, Samstag Früh den Wecker gestellt. Rechtzeitig, hatte ja noch nicht gepackt. Dann noch schön gefrühstückt und aufs Tageslicht gewartet. Zum Bus. Mit Bus zum Bhf Moreno. Von dort Zug nach Once. Toll, dann war´s halb zehn. Der nächste Bus wäre um zehn gegangen, ich hätte noch nach Retiro hetzen, Ticket kaufen und Plattform, wo Bus abfährt, finden müssen…

In meiner Vorstellung war das erstens unmöglich und zweitens passte es auch null zu einem entspannten Wochenende. Spontaner Blick auf den Busfahrplan, den ich daheim noch von meinem Laptop-Bildschirm abfotografiert hatte. Der nächste ging um halb drei…

Ping-Pong, Ping-Pong… Hetzen-Trödeln. Rennen-Schlendern,…

Mein Entspannungs-Anti-Hektik-Bedürfnis hat gewonnen. Besonders weil: Letztes Wochenende hab ich in Palermo sooo viele coole Läden gesehen, in denen ich noch nie vorher war. Da wollte ich unbedingt nochmal hin – und zwar mit Geld in den Taschen. Und mein Rucksack am Samstag war zwar groß, aber federleicht. Beste Voraussetzungen also um ein bisschen durch die Bars zu bummeln, die tagsüber als Verkaufsfläche für die ganzen Leute dienen, die gerade angefangen haben, mehr oder weniger verrückte und mehr oder weniger selber gemachte Klamotten zu verkaufen. Sprich, ich in meiner kleinschwäbischen Naivität… auf nach Palermo. Einkaufen!

Palermo

Hab halt nicht bedacht, dass da nicht alle Läden um zehn aufmachen. Sprich, die ersten Cafés so langsam mal ab halb elf, die meisten Geschäfte dann doch erst gegen zwei, halb drei. *Öhm*

Was bleibt in so einer Situation?

Ja,dreimal um den Block laufen, bis dann mal ein Café auf macht, Postkarten kaufen und – gezwungenermaßen – ein zweites Frühstück.

In der Sonne: Zwangs-Entschleunigung. Nothing else to do.

´S Läba isch koi Zuggrschlägga.

Nachdem ich eine meiner typischen Postkarten (Wie, da ist noch ein Viertel-Quadratzentimeter frei? Kann ja wohl nicht wahr sein. Da fällt mir schon noch was ein… *Kritzel* So, jetzt nicht mehr *zufrieden*grins*)  geschrieben hab, bin ich dann noch ein bisschen in der Gegend rumgelaufen. Auf der Suche nach offenen Türen. Naja, ich sach ma… mit mäßigem Erfolg, ne.

Irgendwann war dann meine Zeit gekommen. Auf nach Retiro, nicht dass ich den nächsten Bus verpass…

Einmal, bitte, nach Concordia, Entre Ríos.

Sechs Stunden Fahrt. Zwar „nur“ Semicama (Halb-Bett), aber trotzdem deluxe. Busfahren in ARG mag ich einfach. Meistens zumindest… wenn ich keinen Sitznachbar habe.

Ich hatte keinen, also positives Erlebnis, da ausreichend Platz und kein Geschnarche an meinem Ohr.

So, warum jetzt nach Concordia und nicht nach Colón? Warum weiter in den Norden und zwei Std. länger fahren? Boah. Gute Frage. Hab ich halt so gemacht. Der NP liegt ja ungefähr auf halber Strecke zwischen den beiden Städten, dacht ich mir. Also wurschd, wo ich übernacht.

Angekommen bin ich dann jedenfalls ziemlich pünktlich um halb neun. War halt langes Wochenende, Montag Feiertag, da Tag der Unabhängigkeit. Hotel hatte ich keins reserviert. Wozu auch =) ?

Als ich dann an der zweiten Rezeption die Auskunft bekam “Alles voll”, wurde ich doch leicht nervös…

Aber ich hab noch eins gefunden. Die Touri-Info hatte noch auf. Ich hab gesagt: “Ich will wohin, wo es sauber, aber so billig wie möglich ist.” Gut, ein Anruf, dann hatte ich mein Hotel. Wie sich im Nachhinein rausgestellt hat, war ich in dem Hotel, das Lonely Planet als beste Budgetunterkunft der Stadt mit blitzsauberen Zimmern, in dem man unbedingt reservieren sollte, da die Zimmer sehr gefragt sind, beschrieben hat.

Machmal braucht man auch ein bisschen Glück. Alles konnte ja nicht schief laufen an dem Tag. DENN: Was ich in der Touri-Info auch noch rausgefunden hab: Den NP El Palmar besucht man am besten mit dem Auto, weil zwischen Parkeingang und der Straße, wo dich der Bus rausschmeißt, zwölf km liegen. *LOL*

Was auch immer der Mensch in der Touri-Info da so witzig dran fand, als ich ihn gefragt hab, ob man da keine Fahrräder mieten und dann hinfahren kann,…

Von Colón aus hätte es angeblich die Möglichkeit gegeben, eine Exkursion zu machen. Ja, wenn man Exkursionen mag… Aber ich wollte den Park doch sehen…

Im Folgenden wieder ein Match Pingpong: Eine Nacht in Concordia bleiben und dann gleich weiter nach Cólon? Schließlich war ich ja nur wegen des NPs gekommen… Aber so eine Hektik, gerade angekommen, am Abend… und dann am nächsten Morgen weiterhetzen… um eine EXKURSION zu machen? So mit Führer und so? Wo einen am Ende der Bus eh nur von einem zum nächsten Foto-Motiv karrt?

Nä.

Spontan umdisponiert. Neuer Plan für Sonntag: Über die Grenze nach Salto, zweitgrößte Stadt von Uruguay fahren.

Problem: Sonntag + Feiertag. Wer will da arbeiten? Genau, kein Mensch. Daher gab es auch keine Möglichkeit, mal eben ins Nachbarland zu kommen.

Gut, dann eben Stadtspaziergang.

Kathedrale

Sonntagmorgen: Kein Mensch unterwegs.

Eine Runde?

Da so am Eck halt, woisch?!

C E R R A D O. Dauerhaft.

STOP

Leicht schepps…

Vor dem Busbahnhof. Ein Monument für den Tango

Auf dem Weg zum Park

Eines der vielen Häuser, die ich fotografiert hab.

Und noch eins.

Aller guten Dinge sind drei…

Der Zug von Buenos Aires nach Posadas kommt hier durch… Angeblich. Ich hab keinen gesehen.

Autoservicio = Auto-Werkstatt?? Nein, Supermarkt!!!

Auto im Garten. Warum auch nicht?

Kunst im Kreisverkehr

Gegen Abend. Der Himmel hat es gut mit mir und meinem Foto gemeint, oder? =)

Der Strand am Río Uruguay.

Am Ende hatte ich einen völlig entspannten Tag mit viel frischer Luft für meine Nase und Grün für meine Augen. Für den Montag hab ich mir nebenbei an der Bushalte meine Rückfahrtickets nach Bs As gekauft – bei meinem Glück, wollte ich dann doch wenigstens sicher sein, dass nicht auch noch die Fahrkarten ausverkauft sind. Ich wollte am nächsten Tag so früh wie möglich nach Colón kommen, um mir noch ein bisschen die Stadt anschauen zu können und dann so nach Retiro weiterfahren, dass ich nicht allzu spät in Moreno ankomm.

Der Tag in Concordia war zwar ein bisschen planlos. Aber oft sind es ja gerade solche Erlebnisse, die besonders sind. An der Bushalte hab ich zum Beispiel einen wunderschönen (meinen ersten), echten und richtigen Gaucho gesehen. Ich hätte gern ein Foto gemacht, aber hab mich nicht getraut…

Die Sonne hat es gut mit mir gemeint. Ich war im Park, hab tausend Fotos gemacht, gelesen, mich gesonnt, mir ein Stück Fleisch gegönnt und abends auf dem Markt eine neue Zitrusfrucht kennengelernt und mir eine leckere Guaven-Marmelade gekauft.

Wenn man mehr als ein Salatblatt und Brot zu seinem Fleisch will, dann muss man (meistens) extra was dazu bestellen.

Abends in meinem Zimmer hab ich dann einfach und langweiligerweise – seit langem mal wieder – Fernseh geschaut. Der geht ja bei uns in Moreno nicht. Deswegen bekomm ich auch rein gar nichts mit, wenn ich nicht Zeitung lese…

[Fortsetzung folgt.]