Colón

Fortsetzung langes erstes Juli-WE –

Leider komplett ohne Fotos… =(

Der nächste Tag ging früh los. Ohne Früstück -fatal – musste ich aufbrechen. Um acht ging der Bus. Ankunft in Colón war zehn Uhr. Dann hatte ich knapp drei Stunden Zeit: Um eins sollte es Richtung Bs As weitergehen.

Erst mal wollte/ musste ich was frühstücken. Hab sämtliche Bäckereien, die offen waren, abgegrast. Aber überall nur: FACTURAS. Wenn ich jetzt aber HUNGER habe und zwar so einen, den weder eine medialuna, noch eine torta negra noch sonst ein Süßteilchen stillen kann? Tja, …

Ich also ins Café. Die Speisekarte war auch nicht so ergiebig. Das einzige Frühstück, was nicht mind. 15 Euro gekostet hätte, war eine medialuna mit Schinken und Käse. Ich alter Schwabe also das bestellt – im Hinterkopf die Bemerkung: “Ach, die Argentinier sind schon Lumpen. Die merken doch gleich, wenn du Touri bist. Geschäftsmänner sinds halt keine, das muss man schon auch sagen…” Was der gute Mann (wollte anonym bleiben) damit sagen will: Es gibt ab und an, wenn der Kellner es für angemessen hält, eine zweite Speisekarte, mit ein bisschen höheren Preisen… Naja, das Croissant hab ich nicht fotografiert. Mein Zoom war nicht ausreichend, das hätte man hier schlecht gesehen: Es war nicht gerade überdimensional groß geraten.

Gut, ich immer noch hungrig, aber unter Zeitdruck, weiter. Will Stadt sehen. Muss Essen kaufen. Aber was ist jetzt wichtiger? Das ewige Dilemma…

Nahrungszufuhr wurde verschoben. Jetzt war die Neugier größer. Mit Sack und Pack bin ich durch die Straßen gekreuzt. Möglichst viel sehen und dabei immer ein Auge auf die Uhr: Nicht zu weit vom Busbahnhof weglaufen… Schade, dass ich nicht mehr Zeit hatte. Es hätte noch Einiges zum Anschauen gegeben. Aber das, was ich gesehen habe, fand ich super. Colón ist wirklich ein nettes Städtchen. Ich wäre gerne länger geblieben. (Leider gibt´s jetzt keine Fotos. Aber allen, die überlegen, hinzufahren, rate ich: Tut es. Und, wer sich zwischen Concordia und Colón entscheiden muss: Colón!)

Und mein Hüngerchen?

Panchoooooou wollte ich keinen, was Süßes vom Bäck auch nicht (mein Blutzuckerspiegel ist eh schon bedenklich hoch, seit ich hier bin), Schnitzelsandwich auch nicht… Was bleibt? Trockenes Weißbrot (seriously??) oder so ein abgepacktes belegtes Brötchen. Warum ich mir nicht einfach so eins geholt hab? Wenigstens an der Bushalte noch schnell, vor die Fahrt losging?

Seit ich auf einer Busfahrt mal zum Abendessen so ein in Plastikfolie eingepacktes Schinken-Käse-Ding bekommen hab, wo die Brothälften innen angeschimmelt waren (Ja, ich empfehle, das Essen im Bus GENAU anzuschauen), hab ich vor diesen abgepackten Dingern einen leichten Ekel.

Sprich: Ich war im Obstladen… NADA MÁS.

Ich komm ja schon um 5 in Retiro an, dann kauf ich mir halt da gleich was. Irgendwas. So der Plan.

Ok, um das Ganze abzukürzen. Ich kam nicht um fünf, sondern um halb sieben in Retiro an. Es war viel Verkehr. Große Rückreisewelle vom langen Wochenende. UND: Retiro war tot. Also, kein Rein, kein Raus mehr.

Wieso das?

Die Villa 31, das Armenviertel hinter Retiro, hat protestiert und die Zufahrt blockiert, weil man ihnen den Strom abgeschaltet hatte. Alle Busse haben ihre Passagiere deswegen irgendwo auf der Strasse rein- und rausgelassen. Ein bisschen chaotisch. Nur ein bisschen. So groß ist der Bus-Bhf jetzt auch wieder nicht…

Da wollte ich eigtl. noch einmal gemütlich durch die Stadt marschieren und schon mal anfangen, mich von ihr zu verabschieden, den sooo oft, werd ich nicht mehr nach Capital kommen. Aber war wohl nix. Zu spat für solche zeitraubenden Scherze. Ich schnellstmöglich mit dem Bus nach Once und rein in den Sarmiento.

Ein Wochenende auf Umwegen, wär auch noch ne Überschrift gewesen =)

Für alle Neugierigen, hier ein paar Links zum Thema Retiro und Villa 31. Vor allem die – eher weniger sachlichen – Diskussionsbeiträge find ich interessant:

http://tn.com.ar/politica/000101869/bloquean-la-entrada-a-la-terminal-de-retiro

http://www.jauregui.arq.br/villa31.html

http://www.mundovilla.com/index.php?iCategory=1&iArticle=725

http://www.larazon.com.ar/ciudad/titulo_0_367200009.html

http://www.urgente24.com/201684-retiro-habitantes-de-la-villa-31-bloquean-acceso-a-micros

http://www.a24.com/actualidad/Habitantes-de-Villa-31-cortaran-el-transito-en-Retiro-20120711-0004.html

Die Punkte auf der MUST-SEE-Liste…

Sie werden weniger. Am Wochenende konnte ich gleich zwei abhaken. Das eine – Masa Crítica – eher zufällig, das andere – Tigre – nach Plan.

Am Sonntag bin ich mit dem Zug nach Tigre gefahren. Das ist ein Ort am Flussdelta, etwa eine Stunde von Retiro entfernt. An schönen, sonnigen Tagen ist es ungefähr DAS Ausflugsziel der Hauptstädter und völlig überlaufen.

Was macht man in Tigre? Die „Natur“ genießen. Das heißt, eine Bootstour zu den verschiedenen Inselchen. Da schippert man dann so durchs Delta und schaut sich die Landschaft und die Häusla, die überall verteilt sind, an.

Häusla

Am Sonntag war kein typischer Sonne-Strahl-Komm-Wir-fahren-nach-Tigre-und-genießen-den-Tag-Tag. War mir auch Recht, dann konnte man auf den Straßen wenigstens laufen, ohne durchgeschoben zu werden. Als ich ankam, lag alles unter einer Dunstdecke. Es war mal wieder – wie in letzter Zeit so oft – ein sehr drückender, feuchter, für Winter viel zu warmer Tag. Bilderbuch-Fotos: Fehlanzeige.

la humedad

Überall der Dunst

Naja, an der Touri-Info am Bhf hab ich mir erst mal nen Stadtplan besorgt. Ich wusste, dass es den Puerto de Frutos gibt: Eine Art Markt mit lauter coolem Zeug, Schmuck, Deko, Hauseinrichtung, Essen, Trinken, etc. Das wollte ich mir aufheben und zum Schluss machen. Also bin ich erst mal losgezogen, um ein bisschen am Wasser entlangzulaufen.

Viele waren beim Rudern

Was man da so alles sieht

Noch eins

Eine Bootstour

Erst mal vom Land aus alles sehen und danach ne kleine Bootstour machen – so war der Plan. Aber mein Spaziergang hat mir irgendwie jegliche Lust aufs Bootfahren genommen.

Warum?

Mein Riechorgan war alles andere als entzückt von den Ausdünstungen, die da aus dem Wasser emporstiegen. Die Vorstellung eineinhalb Stunden auf dem Gestank herumzuschaukeln… naja, man muss ja auch nicht immer alles genauso machen, wie es alle anderen machen. Sprich, ich war in Tigre, ohne die obligatorische Bootstour zu machen.

Aber langweilig wars mir nicht. Ich hab nämlich ein Mate-Museum gefunden. Das einzige auf der ganzen Welt, laut Besitzer ;).

Mate enorme: Kaum zu übersehen am Eingang des Mate-Museums

Für zehn Pesos hab ich ne private Führung (da einziger Gast :)) bekommen. War nett.

Info für alle, die´s nicht wissen: Mate ist DAS Nationalgetränk der Argentinier. Eigentlich ist es ein gesellschaftliches Phänomen… ohne Mate wäre Argentinien nicht Argentinien. Um der Vollständigkeit halber noch die anderen Haupt-Inhalte der argentinischen Essenz zu nennen: Asado (sollte mittlerweile bekannt sein), alfajores (ich schreib nochmal ausführlicher), dulce de leche, panchos, … Was ist Mate jetzt aber eigentlich? Da wird so eine Art Tee aus einem Gefäß, dem mate – kann aus Holz, Kürbis und anderen Materialien (früher Glas, Porzellan) sein – getrunken. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. In dieses Gefäß kommt dann die yerba. Das sind die Blätter eines Baumes, der vor allem in Nord-Argentinien, Misiones, wächst. Auch in Paraguay und im Süden von Brasilien findet man wichtige Anbaugebiete. Das Gefäß macht man in der Regel zu zwei Dritteln mit diesen getrockneten, klein gehäckselten Blättern voll und gießt es mit heißem, nicht kochendem Wasser auf.

Ein Blick in meinen Mate: Vor dem Aufgießen

Mit der bombilla, diesem langen Halm, den man auch auf dem ersten Foto oben sieht, trinkt bzw. schlürft man dann den Mate. Wenn es leer ist, gießt man (aus der Thermo, die man immer dabei haben sollte) wieder Wasser auf und reicht den Mate an den Nächsten weiter. Dann geht er reihum, bis entweder die yerba ausgewaschen und/oder das heiße Wasser alle ist.

Mates sind oft auch Deko und Sammlerstücke. Umso ausgefallener, umso besser.

Verzierte calabazas (Mates aus Kürbissen)

Ein Mate: DAS Souvenir aus Argentinien…

Mate und Maradona: geballte Argentinien-Power

Riesen-Auswahl an Mate-Marken: Und jeder hat da seinen Favoriten

Mate-Himmel in der Mate-Bar: Na, was trinkt man hier im Sommer?

Danach bin ich noch ein bisschen kreuz und quer durch die Stadt gelaufen. Find ich ja immer besonders interessant, wenn man sich ein bisschen vom Haupt-Touri-Strom entfernt und schaut, wie es da so aussieht. Ich muss sagen: Viele, große Häuser mit großen Gärten und teils Pool, auf den Straßen viele große, alte Bäume. (Das, was ich halt so gesehen habe.)

X-beliebiges Haus

Ja, so verschieden ist Argentina. Entlang der Zugstrecke hatte ich das ja auch schon gesehen. Wenn man aus dem Bhf in Bs As rausfährt, kommt man erst mal an ziemlich ärmlichen Behausungen vorbei. So ein Ort, wo der Reiseführer sagt: „Für Touristen unsicheres Gebiet“. Fährt man weiter raus, in den Norden der Stadt, werden die Häuser immer größer. Alles sieht anders aus. Olivos. San Isidro. Hierhin sind ihrerzeit die Reichen gezogen, als es in San Telmo nicht mehr sooo toll war.

Ok, aber ich war bei Tigre…

Nach meiner Fußtour bin ich dann auf den Markt.

Auf dem Weg zum Markt

An einer Stelle bekam ich da eine Idee davon, wieso es evtl. so unangenehm riecht. Das war aber keinesfalls eine Seitenstraße. Hier kommen alle Touris vorbei…

Leute, ist das euer Ernst?

Produziert u. U. unangenehmes Düftchen

Auf dem Markt angekommen… ja, was macht man da: Bisschen rumschauen. Nicht so genau allerdings. Ich sag nur: Rucksack, 23 Kilo =(

Ich selber werd beim Rückflug ja – hoffe ich zumindest – nicht gewogen. Also hab ich bei Waffles del Mundo einen Pfannkuchen am Stil gegessen. Mit Apfelfüllung. Ich hab den ohne Schoko- und Dulce de Leche-Glasur genommen. Wurde zwar zweimal gefragt, ob ich echt NIX drauf will und den nur so TROCKEN essen will, aber das hab ich denen dann klar gemacht und er hat echt gut geschmeckt.

Pfannkuchen mal anders: Am Spieß

Ansonsten, ehrlich gesagt, nicht viel zu erzählen. Wenn ich jetzt mein Haus hätte einrichten wollen, dann wär ich am Sonntag im Paradies gewesen. Dann hätt ich allerdings auch eher mit dem Lastwagen und nicht im Zug kommen müssen. Es gab soooo viele Sachen. Besondere Sachen. Sachen, die echt sinnvoll sind. Sachen, die kein Mensch je wirklich braucht, die aber trotzdem schön anzuschauen sind. Ganz viele Sachen aus Holz, Möbel, Stühle, Schränke. Korbsachen, Schaukelstühle. Tausend Hängematten. Und, wie gesagt, lauter so nettes Kleinzeug. Ja, und ansonsten eben noch die typischen Dinge, die es auf den ferias so gibt. Mates, Schmuck, panchos, popcorn,…

Einkaufsparadies

Nix für Leute, die sich nicht entscheiden können: ZU VIEL Auswahl

Ein ruhiger Tag in Tigre

Cooles Cafe

Nachmittags hat es ein bisschen aufgerissen

Links: Eine Besonderheit der Flora von Buenos Aires: Der Rosa-Zuckerwatte-Baum. Er wird nie besonders alt, weil seine Äste ein beliebter Snack sind, wächst aber – Gott sei Dank – auch immer schnell wieder nach.

Wenn´s a weng mea sei derf?

Fazit des Tages: Es war ganz nett. Aber ich persönlich würde alldenjenigen, die nur wenige Tage zur Verfügung haben und abwägen müssen, was sie wirklich sehen wollen, empfehlen, dass sie sich erst mal die anderen Sachen, die Bs As zu bieten hat, anschauen. Wenn es einem langweilig ist, kann man schon mal nach Tigre fahren, aber ein wirkliches MUST see? Meiner Meinung nach nicht… Wie gesagt, ich war an einem wettertechnisch nicht ganz so angenehmen Tag dort. Vielleicht würde ich anders denken, hätte die Sonne geschienen. Aber so hat jeder eben seine ganz eigene Erfahrung bzw. Momentaufnahme, wenn er unterwegs ist. Alles steht und fällt doch mit dem Wetter, der eigenen Laune, was einem gefällt, was nicht,…