Esto sí que está bueno…

Ein Wochenende in der großen Stadt neigt sich dem Ende. Es wird wohl Stoff für ca. fünf Artikel hergeben. Aber alles zu seiner Zeit. Heute bin ich zu KO, um davon auch nur noch annähernd irgendwas produzieren zu können. Will ins Bett. Eins lass ich mir trotzdem nicht nehmen… Dieser Link hier zu dem vorletzten der TOP five Straßenhits muss heute noch sein: Tú sin mi von Dread Mar I.
*Gänsehaut*
Ansonsten, angenehme Nachtruhe und einen guten Start in die neue Woche.

Das Mysterium (argentinisches) Internet

Da ich diesen Artikel im Moment veröffentlicht habe, scheine ich Internetzugang zu haben: Ich vergewissere mich mit einem Blick nach rechts unten. Und ja, tatsächlich: Netzwerk SpeedyWifi, Übertragungsrate 48,0 Mbit/s, Signalstärke gut, Status: Verbindung hergestellt.

Jetzt ist es morgens. Da steht der Wind für Internet anscheinend immer günstig.

Doch, das ist nicht immer so. Abends ist meistens ungünstig, wenn man Internet braucht. Manchmal versuche ich ne Viertel Stunde lang, ins Internet zu kommen. Über WLAN und Kabel. Unser Modem ist übrigens – kurioserweise – laut Auskunft von Telefónica gar nicht WLAN-fähig… Naja, egal, Theorie und Praxis sind selten deckungsgleich, hab ich irgendwann mal gehört. Jetzt bin ich ja auch über unseren Anschluss, über WLAN im Internet.

So ziemlich täglich also, abends, nach der Schule: Internettechnisch geht nichts. Ich immer genervter, probier mehr oder weniger planlos rum, drück sieben Mal auf REPARIEREN, schalt dann hundert Mal das Modem an und aus. Steck das Kabel ein und aus. Mach Neustart am Laptop.

Nichts geht…

Jedes Mal, kurz bevor ich mich geschlagen geben will, klappt´s dann meistens doch noch. UND DANN steht da rechts unten so ziemlich immer: Kein Drahtlosnetzwerk in Reichweite. UND: Kein Netzwerkkabel angeschlossen

Ich hab ja beschlossen, dass ich nicht ALLES verstehen muss, von dem her freue ich mich dann immer einfach, dass es doch geht.

Und wenn mir mal irgendsoein Technik-Heini sagt, dass man entweder mit Kabeldingens am Modem oder über WLAN ins Internet gehen kann, dann kann ich ihn ja aufklären: Es gibt noch eine andere, eine dritte Möglichkeit, die etwas mit äußeren Umständen zu tun hat. Die Formel, wann Internet via dritte Möglichkeit möglich ist, ist streng geheim, aber ich tippe auf etwas in der Art „richtige Windrichtung + mittlerer Luftdruck + Glück + besondere Sternenkonstellation + leichter Geruch nach Rauch + Glück + Standort irgendwo in Argentinien“. Dann hat man vielleicht Internet, obwohl es kein WLAN gibt und der PC mal wieder das Netzwerkkabel nicht erkennt…

It´s magic.

Straßencharts #3

Unter den inoffiziellen TOP FÜNF der Straßencharts von Moreno ist auch Labios compartidos von Maná. Das heißt „geteilte Lippen“… also die Lippen, die man sich leider mit jemand anderem teilen muss…  Das Lied ist zwar nicht neu, aber es läuft nach wie vor ständig. Danke Maná!

Und noch was: Am Wochenende hab ich mir von der Gruppe Tonimontaña eine CD gekauft. Die standen bzw. hüpften in Bs As auf der Straße rum, haben gefeiert und total witzige Musik gemacht. In etwa so, wie in dem verlinkten Video hier. Fand ich cool. Die CD ist OK. Live waren sie – wie das leider meistens so ist – deutlich besser, weil beeindruckender. Auf der CD bringen sie einfach die gute Laune und alles nicht so rüber. Alles klingt viel ruhiger und unspektakulärer…

Cristina

Schwarz – weiß, rechts – links, oben – unten, vorne – hinten…

Es gibt so viele verschiedene Meinungen zur und Sichtweisen auf die Welt, da verschiedene Interessengruppen, Überzeugungen und Prägungen, Erfahrungen, Einkommensschichten, …

Ein Punkt zum Beispiel: Die Regierung.

Momentan ist Cristina Fernández de Kirchner, zum zweiten Mal, Präsidentin. Von 2003 bis 2007 war schon ihr Ehemann, Nestor Kirchner, Präsident.

Neulich beim Friseur hat meine Sitznachbarin mich aufgeklärt: „Mit dieser Regierung geht das ganze Land den Bach runter. Das ist ein Haufen Verbrecher!“ Immer wenn ich mit dem Zug ins Zentrum fahre, dann lese ich Graffitis wie: „Los Kirchner a la cárcel.“ Also: Die Kirchners ins Gefängnis.
In meinem Lonely Planet steht: „Im März 2008 setzte Kirchner die Ausfuhrsteuer für Sojabohnen herauf; Farmer demonstrierten aufgebracht gegen dieses Handelshindernis und blockierten Autobahnen. Die Steuererhöhung wurde kurz darauf stillschweigend zurückgenommen. […] [Sie erließ] eine höchst umstrittene Verfügung zur Zerschlagung der Medienholding Clarín; Journalisten aus diesem Haus hatten sich besonders oft kritisch über ihre Amtsführung ausgelassen.“ (Lonely Planet (2010): Argentinien, S. 43f.)

Schon von mehreren Leuten habe ich gehört, dass die Regierung was gegen die Berichterstattung der Zeitung Clarín hat. Mir wurde gesagt, dass Clarín kritisch berichtet. Es sei manchmal auch zweifelhaft, ob alles exakt so stimme, wie es in Clarín stehe, aber immerhin hinge die Zeitung nicht wie andere an den Lippen der Regierung, sondern hinterfrage auch bestimmte Aspekte kritisch. Ich persönlich will dazu gar keine Meinung abgeben. Kann ich auch nicht, dafür bin ich noch nicht lange genug hier.

Das krasse Gegenteil dazu ist die Meinung eines Markthändlers, mit dem ich mich bestimmt über eine halbe Stunde unterhalten habe. Hier folgt, wie er das Ganze sieht… Eins gleich vorab: Er ist ein absoluter Fan von Cristina.

Endlich geht es mit diesem Land voran. Endlich tut eine Regierung auch etwas für die Armen. Endlich setzt sich jemand für Bildung und Gesundheit ein. Endlich…

Der Mann kam vor 15 Jahren aus Peru. Er sagte, er hat zuvor auch schon in Japan und in Holland gearbeitet. In Argentinien ist er dann hängen geblieben. Er lebt in einem sehr armen Viertel. Am Anfang, als er dorthin zog, gab es kein Abwassersystem, keinen Strom, nichts. Die vorigen Regierungen haben sich immer nur um die Reichen in der Hauptstadt gekümmert, bei den Armen kam nie etwas an. Frühere Regierungen hätten einfach das Land der Menschen verkauft, so dass diese von heute auf Morgen nicht mehr Herr des Bodens waren, auf dem sie wohnten und den sie seit zig Jahren bebauten.

Jetzt mit Cristina sei alles anders. Sie hat das Kindergeld eingeführt. [Ich habe übrigens nichts nachgeprüft, ich gebe alles so wieder, wie er es mir erzählt hat.] Bereits wenn man schwanger ist, kann man monatlich eine Unterstützung von  180 Pesos bekommen. Wenn das Kind dann da ist, hat es bis zu seinem 18ten Geburtstag Anspruch auf dieses Kindergeld. Er meinte, dass Viele sagen, dieses Kindergeld sei falsch, weil die Väter damit Wein kauften. Er sehe das anders, weil ja schließlich die Mütter das Geld bekämen. Und zwar müssten sie nachweisen, dass sie während der Schwangerschaft regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen und später dann, dass ihr Kind alle Impfungen hat und dass es zur Schule geht. Und erst dann bekämen sie das Geld. Also könne der Vater das Geld nicht einfach für Alkohol hernehmen.

In armen Vierteln, wie dem seinen, zahle die Regierung die Hälfte der Gas-, Strom- und Wasserkosten. Wenn man sehr bedürftig ist, baue die Regierung einem sogar ein Haus: Man habe Anspruch auf zwei Zimmer, mit Bad und Küche. Er als Markthändler, ohne festes Geschäft, hat einen kostenlosen Stand, denn die Regierung bezahlt alles, was er braucht: Strom, Licht (Die Stände sind ja auch spät abends noch offen.)

Seit Cristina Präsidentin ist, sagt er, ist das Land viel offener geworden. Anders als in anderen südamerikanischen Ländern dürften nach Argentinien alle kommen, seien es Chilenen, Bolivianer, Peruaner,… Und alle hätten Anspruch auf staatliche Hilfen. Das Land sei außerdem liberaler geworden. Homosexuelle Partnerschaften seien akzeptiert, wenn jemand sich eine Geschlechtsumwandlung machen lassen wollte, dann zahle dafür sogar die Regierung…

Cristina bringe Argentinien voran. Endlich gebe es grundlegende soziale Veränderungen. Und die Leute, also, die Armen, wie er, seien zufrieden mit ihr, nicht umsonst hätte sie bei der letzten Wahl 53 Prozent der Stimmen erhalten.
Diese Meinung wird auch von den – übrigens deutlich mehr – Graffitis wie „Vamos Cristina“ in etwa: „Auf geht´s, Cristina“ unterstützt. [Was aber auffällt: All diese Schriftzüge sehen immer ziemlich gleich aus. Mal von den Farben abgesehen – hellblau und weiß, wie die argentinische Flagge, sind sie alle – ist die Schrift immer gleich.]

Einmal ein Artikel zu einem Feiertag

Feiertage gab´s ja wirklich schon einige, seit ich hier bin. An Ostern war der Gründonnerstag und der Karfreitag frei. Nichts Unbekanntes. Was ich ein bisschen komisch fand: Der Ostermontag ist hier gar kein Feiertag. Am 2. April war der Día de las Malvinas, ein Gedenktag für die im Falkland-Krieg Gefallenen. Der 1. Mai – international – Tag der Arbeit. Und der 25. Mai, Tag der Mai-Revolution, um an den Aufstand gegen Spanien 1810 zu erinnern. In meinen Blog hat´s bisher noch kein Feiertag geschafft. Wie gesagt, BISHER…

Heute ist der Día de la Bandera, also der Tag der Nationalfahne, bzw. Todestag von Manuel Belgrano, der die Flagge entworfen hat. Das bedeutet: Heute ist schulfrei.

Gestern hätten wir eigentlich einen acto, eine Art Aufführung, an der Schule gehabt. Der wurde leider verschoben bzw. gestrichen. Man weiß nicht, was jetzt genau und wieso. Jedenfalls ist das hier – normalerweise – so üblich, wenn ein wichtiger Feiertag ansteht. Bei einem acto wird immer an die Geschichte erinnert und es gibt irgendeine Aufführung.

Auch anlässlich des 25. Mai gab es sowohl in der Primaria als auch in der Secundaria im Pausenhof so einen Festakt. Da wurde dann zusammen die Hymne gesungen, die Geschichte kurz nacherzählt, eine Kapelle spielte, einzelne Klassen führten ihre Tänze auf und auch von außerhalb waren Tänzer eingeladen (Folklore aus Salta – SEHR GENIAL! Argentinien hat nämlich tänzerisch VIEL mehr zu bieten als nur Tango. Und, nein, bei weitem nicht alle Argentinier können toll Tango tanzen). Eine Klasse verkaufte Kuchen und Empanadas. Nicht nur die Schüler selber, sondern auch die Familien durften kommen. Alle bekamen kleine Argentinien-Flaggen, die sie sich stolz auf die Brust steckten. Das war für mich etwas völlig Neues. Total schön. Einfach nur sein Land feiern. In Deutschland geht das ja irgendwie nur zur WM und EM…

Aber zurück zum heutigen Tag: Heute jährt sich der Todestag von Manuel Belgrano zum 192ten Mal. Vor 200 Jahren, am 27. Februar 1812, hat der gute Mann, auch maßgeblich an der Unabhängigkeit Argentiniens beteiligt, in der Stadt Rosario, Provinz Santa Fe, zum ersten Mal das gehisst, was heute die Nationalflagge Argentiniens ist. Belgrano war Intelektueller, Militärführer, Journalist, Anwalt und Politiker. Er hatte in Spanien studiert. Schon mit 23 Jahren, wieder in Bs As, verbesserte er das Bildungswesen, baute Schulen,… Soweit hab ich das mal nachgelesen. Das soll hier aber auch reichen. Wer´s genauer wissen will, schaut z. B. hier.

Jedes argentinische Kind lernt solche Sachen in der Grundschule. Noch was Kurioses: Jeden Tag, wenn die Schule aus ist, grüßen die Kleinen (Grundschule) die bandera
Außerdem gibt es noch viele andere Lieder für, über oder an die Flagge: http://www.me.gov.ar/efeme/20dejunio/canmibandera.html.

Etwas ganz Typisches, was auch an meiner Schule letztes Jahr beim acto gemacht worden ist: Es werden gaaaaaanz viele hellblaue und weiße Stofffetzen gesammelt und die werden dann zu einer Mega-Flagge zusammengenäht. Letztes Jahr sind unsere Schüler beim acto anscheinend mit der Flagge einmal um den Block gezogen. Und dieses Jahr hat eine Klasse unsere Flagge eingepackt und ist nach Rosario zur großen Gedenkfeier gefahren. Da kommt auch die Präsidentin usw. Auch andere Schulen bringen ihre Flaggen mit, die werden alle zusammengenäht und – ja genau – es entsteht eine UUUULTRAAAA-Flagge. Das kommt auch im Fernsehen. Nur schade, dass ich hier keinen habe…

Hay mucha humedad

Ay, siiiii, ¿viste?

Ja, das musste heute auf jeden Fall einmal bei jeder Begegnung erwähnt werden. War ja auch echt so: Irgendwie alles ein bisschen feucht. Ich zieh´s nicht ins Lächerliche. Ich mein, ich kenn das schon, wenn die Klamotten ein bisschen klamm sind. Kann mal vorkommen, im Sommer, wenns schwül ist, oder in Costa Rica, wenn das Klima halt einfach so IST.

Aber ich bin doch gerade nicht in den Tropen?!? Hier ist doch momentan Herbst/Winter… Letzte Woche hatte es irgendwas zwischen zwei und sieben Grad, ungefähr die Hälfte der Leute an der Schule ist irgendwie angeschlagen, hat Schnupfen und/ oder Husten. Gestern hat es mich auch noch den ganzen Tag in unserem kleinen Deutsch-Kabuff gefroren, so dass ich schon nen Artikel über estufas in Planung hatte und HEUTE macht mir diese blöde humedad nen Strich durchd Rechnung!

Was soll´s. Dann kriegt die humedad halt erst ne Schlagzeile. Die estufas müssen auf einen passenderen Zeitpunkt warten.

Heute Morgen hab ich mich noch ein bisschen wärmer angezogen als gestern, weil unser Büro der wahrscheinlich kälteste Raum der ganzen Schule ist und mir ja immer so kalt war. Raus ausm Haus. Da denk ich mir schon: „Oh, irgendwas ist heute komisch. Irgendwie voll warm. Naja, dann trag ich meine Jacke halt mal mit – man weiß ja nie.“ In der Schule angekommen, seh ich lauter alte Kartons in den Gängen auf dem Boden ausgelegt. „Naja, wer weiß, was die da wieder rumbauen oder anstreichen.“ Dann geh ich die Treppen hoch. Alles irgendwie total rutschig. Ganz nass. „Oh, heute haben die Putzfrauen aber früh angefangen rauszuwischen.“ Schau ich auf den Hof in der Pause: Rennende, schreiende Kinder. „Ah, alles wie immer.“

DOING.

Doch nicht! „Was machen denn die Deppen? Rennen andauernd einfach zusammen, wie so ein paar belämmerte Zeichentrickfiguren!? Naja, solang sie sich nichts tun… Is halt überschüssige Teenager-Energie… Die preceptores stehen ja auch auf dem Hof, die werden schon aufpassen.“

Am Mittag hab ich dann meine Obsttüte, die ich mir in der Früh geholt hab, aufgemacht. Stofftüte – nicht zugeknotet oder sonstwie verschlossen – mit Äpfel, Birnen und Mandarinen drin. Wollte eine Mandarine schälen. Die Schale war nass. Ich schau mir das genauer an: alles wie mit Wasser bestäubt. Das Obst frisch, nicht angeschlagen, seit ein paar Stunden in der Tasche, IN EINEM GEBÄUDE drin. Ja, ok, da hatte ich dann was zum Essen, da hab ich mir eigentlich – ehrlich gesagt – gar keine weiteren Gedanken mehr dazu gemacht…

Nach der Schule war ich einkaufen. An der Kasse hol ich meine Geldscheine aus dem Gelbeutel. KLAMM. „Hehe, jetzt fühlen sich die Scheine noch witziger an.“

Dann bin ich heim. Erst mal Lüften in meinem Zimmer. Und bei dem Aus- bzw. Anblick, ERST DANN, raff ichs…

Das Fenster war von AUßEN beschlagen

Dann hab ich die ganzen Sachen, die mir heute irgendwie komisch vorkamen den ganzen Tag über, nochmal durchdacht. „Stimmt, heut wars überall so feucht, weils überall so feucht war… Und die Kinder haben einfach nicht mehr bremsen können :).“

Auf einmal ergab alles Sinn! OK, ich hab ein bisschen gebraucht, bis ichs gecheckt hab… =) Aber, hey, wer hat sowas bei uns daheim schon mal erlebt bzw. gesehen: Die Feuchte hat sich ÜBERALLHIN gesetzt. NICHTS war trocken…

Dann bin ich auch nochmal raus und habs mir bewusst angeschaut. Hab versucht, den Dunst in der Luft irgendwie zu fotografieren. Hat nicht geklappt. Aber auf dem Boden sieht man´s ganz gut.

Es hat nicht geregnet. Der Boden ist normalerweise so, wie die paar hellen Flecken

Español oder Castellano?

Spanisch ist Spanisch und Deutsch ist Deutsch? Ja, nein, eben genau nicht. Da kann man schon schön brav in der Schule spanisches Spanisch gelernt haben… Wenn man dann nach Südamerika bzw. nach Argentinien kommt, dann schaut man am Anfang trotzdem erst mal blöd. Es gibt nämlich doch ganz schön viele Unterschiede zwischen dem Spanisch, das ich gelernt hab, und dem hiesigen; zum Einen von der Grammatik her, zum anderen von der Ausprache und zum dritten vom Wortschatz her.

Die Wörter, die hier benutzt werden, sind ganz andere. Das fällt mir vor allem beim Obst und Gemüse auf. Erdbeere hab ich als fresa kennengelernt. Versteht hier kein Mensch, denn es heißt frutilla. Ein Pfirsich ist kein melocotón, sondern ein durazno. Der Paprika heißt nicht pimiento, sondern morrón. Was ich auch ziemlich witzig finde: „No me mandes fruta“ (wörtlich: Schick mir kein Obst“) bedeutet „Verarsch mich nicht“. Wieso wohl gerade von Obst- und nicht von Rindfleisch-Sendungen die Rede ist, wenn man meint, man wird verarscht??? 😉

In meiner ersten Woche an der Schule hab ich mich bei der Vizedierktorin der Grundschule vorgestellt. Ich hab ein bisschen von mir erzählt, wir haben nett geplaudert. Auf einmal sagt sie, sie findet das bárbaro. Das Wort kannte ich nicht. Ich war ziemlich verunsichert: Bárbaro? Barbarisch? Was hab ich denn jetzt Falsches gesagt? Aber ihr Gesichtsausdruck war so freundlich und wollte einfach nicht zu meiner spontan-Assoziation „barbarisch“ passen. Später bin ich dann drauf gekommen, dass sie meine Idee gar nicht furchtbar, sondern toll fand. Ich würd´s mal frei mit sauguad übersetzen. Die verschiedenen Ausrufe, um Meinungen oder Gefühle zu äußern, unterscheiden sich stark. In Spanien hat man z. B. immer schön cojonudo gesagt, wenn man was toll fand. Hab ich in Argentinien noch nie gehört.

Wenn sich in Spanien junge Leute untereinander angesprochen haben, haben sie (bzw. zumindest viele meiner Bekannten in Cáceres) – je nach Geschlecht – acho/a (kommt von muchacho/a) oder tío/a (was eigentlich Onkel/ Tante bedeutet) gesagt. Wenn man jemanden beleidigen wollte, dann war es ein gilipollas. Hier dagegen spricht man sich mit Che oder Che, boludo/a an. Je nach Kontext, Tonlage, Stimmung und zu wem es gesagt wird ist boludo/a entweder eine Art Liebkosung und Wertschätzung oder ein Schimpfwort. Pelotudo/a dagegen ist eindeutig und nur Schimpfwort.

Was mich nach wie vor verwirrt: USTEDES. Ich meine, ich benutze es ja auch, um nicht jedes Mal, wenn ich VOSOTROS sage, wie ein Alien angeschaut zu werden, aber…. aber…. ganz ehrlich ist es für mich immer noch, als würde ich alle siezen, und wenn sie sechs Jahre alt sind. (Ich weiß, das ist in vielen Ländern in Südamerika so, nicht nur hier.)

Aber von vorne: Im Deutschen sagen wir ja z. B.: Was macht ihr da? Ins spanische Spanisch kann man das auch direkt so übersetzen (das vosotros ist unser IHR). Hier allerdings gibt es keine eigene Form für IHR. Im Plural haben wir im Deutschen ja Verbformen für wir, ihr und sie. Hier gibt es nosotros, ustedes (statt vosotros) und ellos/as.

Bisher hab ich USTED nur benutzt, wenn ich höflich sein wollte: Usted, wenn ich zu einer Person höflich sein wollte, Ustedes, wenn es mindestens zwei Leute waren. Zu allen anderen hab ich du /tu und ihr/vosotros gesagt. Tja, mal damit angefangen, dass du hier auch nicht tu, sondern vos ist, sagt man ustedes, wenn man mit mehreren Personen spricht. Das geht mir so gegen den Strich, dass ich es quasi immer in meinem Kopf nachhallen höre, wenn ich mal wieder eine Gruppe Zweitklässler gefragt habe: „Haben Sie das verstanden?“ Normalerweise denke ich nicht mehr auf Deutsch, wenn ich spreche, aber dieses USTEDES ist was besonderes…

Mal davon abgesehen, gibt es auch noch andere Eigenheiten, zum Beispiel bei den Verbformen und der Betonung.

Die Unterschiede liegen vor allem bei der zweiten Person Singular und beim Imperativ. Das Verb können (poder) z. B., ist ja im Deutschen wie im spanischen Spanisch unregelmäßig. Du kannst hab ich immer mit (tu) puedes übersetzt. Hier sagt man aber (vos) podés. Man hackt bei den Verben einfach das R ab, setzt ein S hin, macht den Akzent auf den letzten Vokal und feddisch. So ist dann du nimmst, nicht mehr tomas (Betonung aufm O), sondern tomás, du zeigst, nicht mehr muestras, sondern mostrás, du kommst nicht mehr vienes, sondern venís, usw.

Beim Imperativ ist´s ähnlich: Statt ven sagt man vení, statt cállate (erstes A betont), callate (zweites A); statt siéntate, sentáte; statt cierra, sagt man cerrá; statt pon, poné; statt muestra, mostrá usw.

Ja, und zum Schluss noch das SCH. Nein, nicht das schwäbische, das rioplatense, also, das SCH der Leute, die in der Nähe vom Río de la Plata wohnen. Doppel-L und Y werden wie SCH ausgesprochen. Ganz anders als im spananischen Spananisch sagt man dann also: „SCHo me SCHamo XY.“, wenn man sich vorstellt.

So, das soll reichen als kleine Übersicht. Der Artikel war wahrscheinlich eh recht Gehirnwinden-anstrengend und/oder einschläfernd für alle Nicht-Spanier (Sorry dafür. Nächstes Mal gibt´s wieder leichtere Kost.)

Achso, nur noch schnell was zur Überschrift (für die, die´s noch nicht wussten): In Spanien wird man (zumindest in den meisten Regionen) gefragt, ob man español spricht. Hier dagegen fragen die meisten, ob man castellano spricht. Spanisch ist ja nicht nur die Sprache der Spanier. Die Bezeichnung español (von España) schließt somit irgendwie ziemlich viele spanisch-sprachige Menschen in gewisser Hinsicht aus. Daher bevorzugen hier viele den Ausdruck castellano.

San Telmo

Und weil´s so schön ist, gleich noch ne Runde Fotos. Aus San Telmo, vom Markt, dieses Mal…

Schicht im Schacht. Es hat sich aus-verkauft.

Heute gibt´s kein Fleisch zum Beißen, nur so komisches Grünzeug.

Mangelware? Nein... Schmarrn.

Das Fahrrad haben die extra nur für Touris (wie mich) zum Fotografieren aufgestellt! Jetzt fei echt!

Eine Augenweide

Irgendwann fotografier ich auch mal noch in ein Fleischwarenfachgeschäft rein - versprochen!

"Spiegel-Reflex"... *höhöhö* =)

An Haufa alts Zuig hats dau

Süßgebäck: "Facturas". Ich könnte jetzt einen schlechten Witz machen, von wegen: "Hoffentlich ist das Zeug nicht genau so alt, wie der Trödel, den die verkaufen." NICHT WITZIG. Ich hab mir da ein Brot gekauft. Immer erfreut, wenn ich mal was seh, was annähernd an Schwartzbrot erinnert, muss ich zuschlagen. KEINE GUTE IDEE. Es war tatsächlich schon etwas älter. Für die Suppe gings noch...

Elz was gfunda han, dean ganza Gruschd, mechdns dau loswära. Ha, wer will nau des?

Poster, Karten u.ä.

Dieses Foto wollte ich ja eigentlich gar nicht hochladen, aber als ich es gesehen hab, ist mir aufgefallen, dass in meinem Argentinien-Blog - glaube ich - noch nicht ein Mal das Wort "Tango" gefallen ist!!!! - Tango, Tango, Tango....

Voll der Müll!

Es ist mal wieder Monatsanfang, aber die Story vom Anstehen am Geldautomat usw. wiederholt sich langsam, also fass ich mich kurz: Same Precedure as every year, oder so! =)
Daran hab ich mich schon gewöhnt. Aber es gibt andere Neuigkeiten. Und zwar habe ich am Wochenende mal wieder meinen Foto in Buenos Aires dabei gehabt und ein bisschen rumfotografiert. Am Samstag hab ich ja immer an der UBA (Universidad de Buenos Aires) meinen Portugiesisch-Kurs (Daumen hoch!!! Nur Samba tanzen kann ich noch nicht ;))…Hier eine kleine Kostprobe, was wir so in Portugiesisch machen bzw. wie wir lernen: http://www.youtube.com/watch?v=czDA0EH0Q4A&feature=youtu.be

Und nachmittags spazier ich dann immer durch die Gegend und schau mir was an. Dieses Mal war ich am Überlegen, ob ich mir an der Reserva Ecólogica am Río de la Plata (von der hatte ich am Anfang schon mal geschrieben, als wir nen Sonntagsausflug dahin gemacht haben) ein Radl ausleihen soll und bissl rumfahr. Hab ich dann aber nicht gemacht. Hatte mehr Lust, einfach ein bisschen zu fotografieren… und zwar die tausend Gegensätze, die diese Stadt ausmachen: alt-neu, jung-alt, schön-hässlich, toll-traurig, groß-klein,…

Hier also einfach ein paar Fotos.

Blick auf die Reserva

A Vogerl

Da hinten liegt La Boca

Der schiefe Blick

Imbiss-Buden gibt´s wie Sand am Meer

Hoch hinaus...

A anders Vogerl

An der Promenade sitzen und irgendwas mit FLEISCH essen =)

A schattigs Platzerl

achja, einkaufen...

Die Orangen angefahren?

Autos I

Schnell noch was essen...

Autos II

wie gesagt: Sand/Meer und sooo

Der is doch noch grün hinter den Ohren

Wenn der Benz bremst, brennt das Benz-Bremslicht.

Und mit Fotos mach ich auch weiter. Nämlich mit einem Nachtrag zu den Fotos aus Moreno, von denen es ja letzte Woche schon mal ein paar gab. Das soll dann gleichzeitig Überleitung zum eigentlichen Grund sein, warum ich schreibe: Moreno und meine Schule…

Auf meinem Weg zur Schule

Beide brummen...

Noch ein Haus

Hier ist der Gehweg befestigt. Da, wo ich wohne, nicht.

Bunter Herbst

Wenn er noch ein bisschen zunimmt...

Ich hatte ja neulich einen ziemlichen Durchhänger. Da hab ich ja von der Müllsituation hier geschrieben und meine Gedanken dazu geäußert.
Da will ich jetzt was anfügen, denn die letzten Tage sind wir mit unserem Müllprojekt in der Schule doch ein bisschen vorangekommen und ich hab vieles gelernt, was ich hier nicht verschweigen will… So muss man das, was ich in dem Artikel meines Tiefs geschrieben habe, vielleicht nochmal in einem andern Licht sehen.

Mit einer Lehrerin, der das Thema Müll und Umwelterziehung auch am Herzen liegt, habe ich ein Interview mit den Putzfrauen („porteras„) der Schule geführt. Hintergrund: Wir hatten mit den verschiedenen Parteien an der Schule (Schüler, Lehrer, Rektoren, Eltern und Reinigungspersonal) eine Umfrage gemacht und sie zu ihrer Meinung und ihrem Wissen zum Thema Müll befragt, um mehr oder weniger eine Ahnung zu haben, was der aktuelle Stand ist und wo wir ansetzen können.

Die Putzfrauen hatten die Fragen so beantwortet, dass sie uns nicht weiterhalfen, weil sie alle voneinander abgeschrieben hatten und wir so im Endeffekt eine einzige Meinung hatten. Daher haben wir beschlossen, direkt mit ihnen zu reden. Sie sind immerhin diejenigen, die am meisten vom Müll, der in der Schule produziert wird, wissen.
In diesem Gespräch ist herausgekommen, dass das wichtigste Problem, das wir lösen müssen, gar nicht direkt in der Schule ist, sondern draußen. Und deswegen schreibe ich hier auch drüber: Die Putzfrauen bringen abends, wenn die Schule rum ist, die Müllsäcke raus, weil die Müllabfuhr – wenn sie kommt – nachts kommt.

Jetzt gibt es aber Leute, die mit Müll ihr Geld verdienen. Das heißt, diese Menschen kommen dann und leeren die Säcke aus, um im Müll nach Plastikflaschen, nach weißem Papier (ist viel mehr wert als Zeitungspapier) oder was auch immer, zu suchen. Manche haben auch schlicht Hunger. In einer Schulkantine landet halt schon mal ein halbes Sandwich oder eine halbe Flasche Cola im Müll. Andere wiederum wollen einfach nur die großen schwarzen Müllsäcke haben… Diese Menschen warten abends – so die Putzfrauen – teils schon darauf, dass die Müllsäcke auf die Straße gelegt werden, damit sie sie durchsuchen können.

Und am nächsten Morgen schaut es dann vor Schule aus, wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte. Das heißt: Alles nochmal zusammenkehren, in Säcke packen, damit der Eingang wieder sauber ist. Das ist sehr undankbar. Aber was sollen die Putzfrauen machen? Sie können die Müllsäcke ja nicht in der Schule stapeln…

Und jetzt kommt das, was ich eigentlich sagen will: Bei uns an der Schule gibt es jemanden, der den Müll, der über Nacht in der Gegend verteilt wurde, wieder einsammelt. Aber an den meisten anderen Orten, wo der Müll auch durchsucht wird, macht das keiner. Und genau deswegen liegt so viel rum…

Wie wir das Ganze an der Schule lösen? Das kommt auf. Wir wollen ja die Mülltrennung einführen und bemühen uns gerade darum, Unternehmen zu finden, die den Müll getrennt abholen können. Momentan landet alles in einem Sack, alles gemischt. Wie auch immer, es wird nicht einfach. Am Donnerstag haben wir jetzt mal Termin bei so einer Firma hier in der Nähe. Mal schauen, welche Art Müll die uns abnehmen würden. Hoffentlich können die morgens kommen, so dass man den Müll vom Vortag direkt rausbringen kann und die porteras nicht immer doppelte Arbeit haben. Allerdings ist das Ganze ein höchst komplexes Thema, denn man muss ja auch bedenken, dass manche Menschen (die sog. „cartoneros“, die oft mit einem Pferd und einem kleinen Anhänger unterwegs sind) auf den Müll angewiesen sind. All das sollte man auch nicht vergessen.

Am Donnerstag kann ich leider nicht dabei sein, denn mein kulturweit-Zwischenseminar geht ja schon am kommenden Mittwoch an. Aber ich bleib am Ball. Zum Zwischenseminar muss ich übrigens nach Villa General Belgrano, sowas wie Little Germany/Austria/Switzerland. Aber dazu dann ein anderes Mal!

Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die macht Spaß…

Mal wieder ein Samstag auf Reisen, mal wieder ein Samstag in der großen Stadt, mal wieder ein Samstag ohne Ausschlafen, Faulenzen, Nichtstun… Und, vor allem, mal wieder ein Samstag im Zug… Der übliche Wahnsinn!

Die Fahrt im Zug, dem berüchtigten Sarmiento alias Fleischtransport alias Massenmenschen-Transport, ist jedes Mal wieder ein Erlebnis. Die Tasche fest umklammert oder den Rucksack vor den Bauch gepanzert, quellen erst die ganzen Menschen, die aus Richtung Once (Bahnhof in Bs As) kommen, raus… und dann besteigen die, die nach Once wollen/müssen, in einer Mischung aus drücken und gedrückt werden, den Zug. Mein Glück ist nur, dass Moreno der Endbahnhof ist. Das heißt, wenn ich einsteige, ist der Zug leer. Meistens bin ich schnell und bekomme auch einen Sitzplatz. Wer an anderen Stationen zusteigt, hat eher Pech, außer er hat mind. ein Kind dabei, dann steht irgendjemand auf und räumt den Sitzplatz.

An Bord wird´s nie langweilig. Es gibt allerhand zu sehen, zu hören und vor allem zu kaufen: Von Socken, über Kaugummis, Kekse, Schokolade, Englischbücher, über DVDs und CDs, über Plastikhüllen, Collegeblöcke, Stifte, Taschenlampen, Lupen, Haargummis… Eigentlich so ziemlich alles. Abwechselnd kommen die laufenden Händler nacheinander in jeden Wagon… Mir scheppern die Ohren und mittlerweile kann ich ihre Texte schon so gut, dass ich selber heiß ins Geschäft einsteigen könnte. Eine kleine Kostprobe? Gerne! Wenn ich´s aufschreibe, dann geht´s vielleicht aus meinem Kopf…

„Buenos, pero muuuuy buenos días, señores y señoras. Antes de todo les pido disculpas por las molestias. Les voy a robar tan sólo tres minutitos de su tiempo. Hoy les traigo la lupa de cristal. Para la dama, para el caballero, para el escolar, para el estudiante. Para toda aquella persona que quiera leer mapas, contratos, textos con letra chica. La lupa de cristal. Diez pesos es lo que vale en librerías. Hoy y únicamente hoy para ustedes señores y señoras, se la voy a dejar en tan sólo cinco pesos, na´más. Pueden mirar, pueden revisar, sin compromiso. La lupa de cristal. Cinco pesos es lo que vale. Cinco pesitos, na´más.”

“Hay alfajooooores triples. Alfajores triiiiiiiiples. Hoy es para aprovechar. Un paquete vale dos, tres valen cincooooo. Uno dos, tres cinco. Para aprovechaaaar, señores y señoras, para llevar a casa, para regalar, para degustar en el viajeeeee.”

“Panchooooooooooooooooooooooooooooo! Panchooooooooooooooooooooooooooooo! Panchoooooooooooooooooooooo!” Der Text der Hotdog-Verkäufer ist am einfachsten. Aber man muss ein bestimmtes musikalisches Gespür mitbringen, um die für den erfolgreichen Verkauf nötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: Die Aussprache und Betonung des Os, das kurz vor dem Atemholen in ein U übergeht, muss sich sirenenartig ans Wortende verschieben.

Blub, Bla und so weiter. Ein Spektakel der besonderen Art =) Mein Kopf brummt. Meine Sinne sind überstrapaziert und das, obwohl ich immer nur samstags nach Capital fahre. Ich will nicht wissen, wie es unter der Woche zugeht! 🙂