Was dr Baur ned kennt,…

Ja, lang ist‘ s her, aber man verzeihe mir die lange Sendepause: kulturweit-Zwischenseminar hat mir keine Freizeit gelassen 😉 und irgendwie hab ich mich letzte Woche schlecht organisiert und es kam wieder kein Eintrag hier zu stande…

Jetzad abba hat‘ s klabbt, gell!

Dieses Mal ein kleiner Ausflug in die Welt des Essens. Das Ganze wird wohl nicht gaaaanz so objektiv ausfallen, aber ich versuche, mich zu zügeln… 😉

Über Geschmäcker lässt sich bekanntlich streiten. Als ich in zwei Klassen von unserem Weißwurstfrühstück mit Brezen und süßem Senf erzählt hab, war die Reaktion eindeutig, nämlich: „Bäh“! Ich sehe das ein bisschen anders…

Und gestern hab ich mal wieder versucht, die Begisterung für Leberkäse, Wurstsalat, Bierschinken und Co. zu wecken. Leider nicht sonderlich erfolgreich… =( Das Ende vom Lied (der Kommentar zu Wurstsalat) war: „Ay, qué asco, profe.“. Frei übersetzt, sag ich jetzt hier mal, der Schüler kann sich mindestens ein leckereres Essen als Wurstsalat vorstellen. Wer will, kann den genauen Wortlaut ja gerne im Wörterbuch nachschlagen =) Ja, mei, ich hab das mal nicht als persönliche Beleidigung verstanden. Ich kann ja auch nicht alle hiesigen Vorlieben nachvollziehen… Hier eine kleine Liste über kulinarische argentinische Eigenheiten (und kleine Lobeshymnen an das ein oder andere heimische Produkt):

  • Es ist mir völlig schleierhaft, wie quasi ein ganzes Land verrückt nach diesem klebrigen Zeug von Dulce de Leche sein kann. Dulce de Leche ist so hellbraun, schaut aus wie Karamell und es ist zum Streichen, quasi wie Marmelade oder Honig. Wie hoch der Milchanteil (LECHE!!!) ist – Kein Plan. Aber der Zuckeranteil liegt bei in etwa 80 Prozent, so grob… Das schmeckt NICHT gut, weder im Kuchen, noch auf dem Brot, noch pur, noch im Pfannkuchen, noch im Eis oder im Jogurt oder sonst wo. PUNKT. Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich jedes Mal, wenn ich das hier laut ausspreche, einige Punkte auf der Beliebtheitsskala verliere, aber was will man machen! Ich muss unbedingt mal noch Fotos von dem Zeug machen. In einer durchschnittlischen Eisdiele gibt es halt einfach mal eine GANZE Spalte NUR mit verschiedenen Sorten mit Dulce de Leche. Da gibt es dann zum Beispiel eine Spalte Fruchteis, eine Spalte Milcheis und in der dritten stehen lauter Sorten mit Dulce de Leche. (Ach, nur zur Info: Die meisten meiner Mit-Freiwilligen sind von dem Zeug übrigens AUCH hellauf begeitert. Ich bin halt ein komischer Vogel, ich find ja auch Mars und so Karamellzeug daheim ekelig.)
  • Alfajores fallen in die gleiche Kategorie. Das ist was, was man eigentlich zu jeder Tageszeit, zum Frühstück als Zwischenmahlzeit oder Dessert essen kann. Die Begeisterung für diese keksähnlichen Zuckerschocks kann ich nicht teilen. Alfajores sind aber DIE Spezialität. Das Prinzip ist immer: eine paar Schichten (meist zwei oder drei) Biskuit bzw. Keks und dazwischen irgendwas mit ein bisschen seeeeeeeeeeeeeeehr viel Zucker, im Zweifel Dulce de Leche =). Und außendrum dann wahlweise Schokolade oder Zuckerguss. In jeder Region schmecken die Alfajores scheinbar ein bisschen anders. Kann ich nicht beurteilen, ich hab bisher ganze drei Stück probiert und jedes Mal sind mir fast die Zähne zusammengeklebt.
  • MIT ZUCKER

    Außerdem verstehe ich nicht, was an Mate so toll und an Kaffee ohne Zucker so furchtbar sein soll, dass man ihn oft nur mit bereits zehn Prozent Zuckeranteil im Kaffeepulver kaufen kann.  Und, nein, ich spreche hier nicht von Instantkaffee, sondern von ganz normalen gemahlenen Kaffeebohnen! (Natürlich habe ich auch schon Argentinier kennengelernt, die Kaffe trinken. Wenn auch nicht viele absolut begeistert davon sind. Ein einziger Mann (Lehrer an der Schule) hat bisher zu mir gesagt, ihm schmeckt kein Mate.) Mittlerweile mag ich Mate schon. Die ersten paar Male, als ich ihn getrunken habe, fand ich den Geschmack sehr aufdringlich, aber man muss sich wohl daran gewöhnen und das Schöne am Mate-Trinken ist für mich eh nicht das Getränk an sich, sondern das Zusammensein und gemeinsam Trinken. Vom Geschmack her bleibt bei mir auf jeden Fall Kaffee immer die Nummer eins!

  • Wieso haben die italienischen Einwanderer ihre Café-Philosophie und die dazugehörigen „tre C“ daheim gelassen? O-Ton Paulina (La Di Vaira, Molise, Italia): „Un buon café deve essere caldo, corto e cremoso.“ Ja, ich finde auch, dass ein guter Kaffee wenig (also, keine Brühe in einer Tasse von einem halben Liter), heiß und cremig sein muss. In meinem Reiseführer steht alle paar Zeilen was von der tollen Kaffeekultur in Buenos Aires. Ich bin doch ständig auf der Suche… War ich bislang tatsächlich IMMER in den falschen Cafés? Bisher würde ich auf einer Skala von eins bis zehn einmal fünf Punkte und ansonsten immer irgendwas zwischen null und drei Punkten für den Kaffee vergeben.

A Humba Espresso. CORTO war er nicht, aber der beste seit Langem: Mein 5 Punkte-Kaffee. Und das in einer Kette... Schande über mich!

Mittlerweile klappt das Kaffeemachen daheim mit der Cafetera, die ich mir geleistet hab, ganz gut, wenngleich wir auch unsere Anlaufschwierigkeiten hatten… Die erste Cafetera war scheinbar Ausschuss: Es wollte einfach kein Café hochkommen. Das wollte ich nicht wahrhaben und hab immer gewartet. Irgendwann hat´s dann krach gemacht und der Plastikhenkel ist abgefallen: Weggeschmolzen.

Qualitativ hochwertige Verarbeitung

Es war kein Tropfen Kaffee hochgesprudelt, unten war auch das komplette Wasser verdampft. Gut, die hab ich dann zurückgetragen. Beim zweiten Versuch hat´s dann auf Anhieb geklappt =). Aber weiter im Text:

  • Das Fleisch liegt in solchen Mengen in den Vitrinen, dass es einem, ähm sorry, MIR schwindelig wird. So wenig Appetit auf Fleisch wie hier hatte ich paradoxerweise eigentlich noch nie. Ich bin quasi zum Vegetarier geworden. Also, wenn es irgendwo asado gibt, ess ich das schon und es schmeckt auch, aber ich habe mir noch NIE selbst Fleisch gekauft.
  • Wieso gibt es in diesem riesigen Supermarkt namens Carrefour ein riesiges Regal mit Produkten, die „cereales“ (Getreide) heißen, aber eigentlich nur ein Pansch aus Farbstoffen, Zucker und ein paar anderen Inhaltsstoffen sind, kein einziges MÜSLI? Also, mit Haferflocken, getrockneten Früchten, Nüssen usw. Das normale halt. Und auch keine leeren, ganzen Haferflocken ohne gar nix? Ich muss mir jetzt mit den kleingemahlenen Haferflocken (Instantzeug, das man eigentlich in warmer Milch einweicht) behelfen. Mein Müsli ist dann immer ein matschiger Brei, der sich bestens für Zahnlose eignen würde. Ich war auch schon in so nem Reformhaus. Da gibt es offene Haferflocken. Hab ich mir welche geleistet. Die schmecken aber leider, wie wenn ich einmal an einer modrigen Kellerwand lecken würde: Vermodert. Naja, dann doch lieber kleingemahlen =)
  • Viele andere kulinarische Fragen, vor allem hinsichtlich Milchprodukte, beschäftigen mich: Wenn ihr doch so viele Kühe habt, wieso gibt es hier einfach keinen leckeren Jogurt?  Oder hab ich ihn noch nicht gefunden? (Gropper finissimo, ich liebe dich!)
  • UND: Brezen vom Bergheimer Bäck und Dinkelbrot vom Salzmann, ich träum von euch!

Aber es ist auch nicht alles schlecht. Ein anderes Mal erzähl ich dann, was ich hier schon alles GENIALES gegessen habe. Aber für heute reicht‘ s mal 😉

Wasser, Marsch!

Äh, NEIN!

Ja, ok, seit gestern Abend geht es wieder. Aber vorher… :/

Wasser ist schon eine ganz schöne Selbstverständlichkeit. Hahn auf, Teller spülen. Hahn auf, Hände waschen. Spülung drücken, Klo sauber. Schalter an, Waschmaschine läuft. Knopf drehen, Dusche plätschert…

Tja, aber eigentlich ist fließendes Wasser Luxus pur. Und das merkt man leider erst, wenn man mal keines hat. So wie wir hier seit vorgestern Früh…
Was auch immer passiert sein mag…

Ich steh vorgestern auf, will ins Bad. ZACK! Haut´s mir im Bad die Glühbirne raus. Naja, schon hundertmal erlebt. Neue Glühbirne und gut is…. Da ich keine habe und nicht weiß, wo meine Vermieterin die aufbewahrt, unser Bad auch kein Fenster hat, ist das alles irgendwie eine recht düstere Angelegenheit. Naja, egal…

Ich schalte dann eine Maschine voll Wäsche an. Dabei will ich gleich auch den Stecker für den Generator einstecken, denn wir haben einen Wassertank auf dem Dach, den man immer wieder füllen muss. Dazu steckt man den für ca. eine viertel Stunde an– nicht länger, sonst läuft der Tank über. Man sollte immer drandenken, ab und zu den Tank zu füllen – nicht, dass man mal unter der Dusche mit Schaum aufm Kopf steht und es kommt kein Wasser mehr…  Wenn der Tank gerade gefüllt wird, dann hört man das. Wenn der Generator angeschlossen ist, macht er nämlich so ein schöffelndes Geräusch.

Normalerweise. Gestern nicht. Ich hab mich aber nicht weiter gewundert und  mein Frühstück hergerichtet.

Ich esse, spüle mein Teller. Ich gehe ins Bad und will duschen. Alles klar: Wasserhahn gurgelt…. Wasserhahn spuckt…..Wasserhahn tot. Komisch. Raus aus der Dusche. Mal in der Küche probieren…. Auch tot…
Da ich keine Ahnung hatte, was los war, habe ich meiner Vermieterin einen Zettel geschrieben: „Nos quedamos sin agua. Puede ser?“ – Wir haben kein Wasser mehr. Kann das sein?

Ja, es konnte. Als ich abends wieder heimkam, gab es immer noch keins. Es war auch noch niemand da gewesen, der mal geschaut hätte, was kaputt ist…. Der Nachbar von gegenüber sollte eigentlich kommen. Der kennt sich mit sowas aus. Es sah aber nach Regen aus: Es war drückend schwül, windete und blitzte ab und zu. Regen kam nicht. Der Nachbar auch nicht. Wahrscheinlich wegen des Regens, war die Auskunft.

Tja, immerhin hatten wir Wasser in Eimern. Es gibt noch ein anderes Haus auf unserem Grundstück. Deren Generator war arbeitsfähig und so konnten wir immerhin in einem großen Eimer von dort Wasser holen. Als ich abends vom Fitness heimkam, hab ich also Körperpflege a là anno dazumal gemacht. =) Auf jeden Fall ein Erlebnis.

Da über Nacht kein Wunder geschah, gab es gestern  früh immer noch kein Wasser…  Ich bin dann zur Schule und erst spät wieder heimgekommen, weil ich noch in Buenos Aires auf einem Seminar war.
Bei meiner Rückkehr war das Ganze dann Gott sei Dank schon gelöst… Irgendwas war durchgebrannt. Der Freund meiner Vermieterin hat sich darum gekümmert. Subbr Sach! Ich bin im auf immer dankbar.

Ansonsten hatte ich gestern zwei weitere Erfolgserlebnisse zu verbuchen:

  • Ich habe, seit ich hier bin, meinen ersten guten Kaffee getrunken. Ich habe investiert. Und es hat sich gelohnt.

Dem Thema Kaffee werde ich mich eh mal noch ausführlich widmen müssen. Es beschäftigt mich: Ich bin stets auf der Suche nach einem Hauch Leidenschaft für Kaffee. Kaffee ist doch Lebensgefühl. Kaffee ist doch Anfang und Ende. Kaffee ist doch wichtig!?!? Heute aber nur mal die Erfolgsmeldung an sich. Ich habe den Geschmack noch auf der Zunge und ich muss ihn mir irgendwie bewahren… Dieser Geschmack ist rar! =)

  • Ich habe auf meinem Heimweg vom Seminar bei einer Bäckerei namens „Hausbrot“ eingekauft: Ein Sonnenblumenbrot und ein Mehrkornbrot (auf Vorrat; habe gleich drei von vier Hälften eingefroren).

Vom Aussehen her sind die Brote fast wie daheim. Vom Geschmack her? Naja =) Es ist immerhin kein Weißbrot und schmeckt  doch recht gut.  Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich diese Bäckerei gefunden habe und werde dort sicher nicht das letzte Mal eingekauft haben.

Oh, und da ich gerade dabei bin: Eine ältere Erfolgsmeldung, die ich hier bislang unterschlagen habe, gibt es ja auch noch… Sube-Karte aufladen war ja mal total easy =) Hab mich ja schon auf sonst was eingestellt. War aber einfach nur: In einer Mini-Schlange anstellen, drankommen, Karte abgeben, gewünschten Auflade-Betrag nennen, zahlen und THERE YOU GO!

Wie war das gleich nochmal: „Es kommt halt doch erstens immer anders und zweitens als man denkt.“  =)