Hacer Cola

Schulstart

Am Donnerstag kam ich hier in meiner Einsatzstelle an. Mein erster Arbeitstag sollte eigentlich der Freitag sein, doch ich war schon am Donnerstag an der Schule. Meine Vermieterin arbeitet auch an der Schule und hat mich direkt mitgenommen, damit ich nicht alleine daheim bleiben muss.
Ja, damit hat keiner gerechnet. Aber ich konnte gleich ein Gespräch mit dem Deutsch-Koordinator führen, habe gefühlt 100 neue Leute geküsst (also, nur begrüßt) und leider 99 Namen davon gleich wieder vergessen. Aber ich werde mir die Namen alle noch merken. Dauert nur ein bisschen. Gut Ding will Weile =)

Einkaufserlebnis

Abends wollte ich mit meiner Vermieterin dann einkaufen. Das sollte eigentlich kein Problem sein, der Supermarkt ist quasi nebenan. Zuerst haben wir ganz normal – wie man das eben im Supermarkt so macht – den Wagen gefüllt und uns dabei schon aufs Abendessen gefreut. Dann wollten wir nur noch schnell bezahlen, ab nach Hause und essen. SUCHE DAS ENDE DER WARTESCHLANGE AN DER KASSE…. Wir entfernen uns 100 Meter von der Kasse. Wir laufen gegen den Strom, um uns endlich auch anstellen zu können…. Gehen nochmal 100 Meter weiter, bestaunen die bis zum Überlaufen gefüllten Einkaufswagen der Menschen in der Schlange… Biegen rechts ab… Blicken ans Ende des laaangen Ganges (ja, Carrefour ist groß) und beschließen, dass wir heute fasten.
Am Freitag hab ich einen weiteren Versuch gestartet. Da wieder die Hölle los war, hab ich mich auf das Wesentliche beschränkt und nur 15 Artikel zusammengesucht, so dass ich mich an der schnellen Kasse (für max. 20 Artikel) anstellen konnte. Das ging auch fix, nach eine halben Stunde anstellen konnte ich bezahlen.

Münzmangel und das Projekt Busfahrkarte

Das mit dem Anstellen (hacer cola) ist so eine Sache… Anstellen muss man sich auch, wenn´s um die Busfahrkarte geht. Das Bezahlsystem für öffentliche Verkehrsmittel wird nämlich gerade umgestellt.  Früher konnte man nur mit Münzen in Bus und Zug bezahlen. Das hat dazu geführt, dass alle immer ihr Wechselgeld horten. Die Münzen sind so knapp, dass ich heute Morgen beim Obstladen statt zwei Pesos Rückgeld einfach zwei Pflaumen bekommen habe. Oder gestern habe ich mein Mittagessen für 2,50 Pesos gekauft. Ich wollte es mit zwei 2-Pesos-Scheinen bezahlen. Aber die Frau nahm nur einen und meinte: „Du schuldest mir 50 Cent. Bring sie mir halt vorbei, wenn du mal des Weges bist!“
Ja, so ist das mit dem Kleingeld.

Aber mir ging es eigtl. um die Busfahrkarte (tarjeta SUBE). Die sollte man sich besser heute als morgen besorgen, denn es sollten schon vor ca. zwei Wochen die Preise für Bus und Bahn steigen – für alldiejenigen, die nach wie vor mit Cash zahlen. Solange man die SUBE-Karte hat, ist man fein raus. Die wird subventioniert und man kann weiterhin günstig Bus und Bahn fahren. Mit SUBE-Karte ist man also von der Preissteigerung nicht betroffen. Logische Schlussfolgerung???

GENAU.

Alle wollen die SUBE-Karte. Und zwar

a) erst mal bekommen und dann

b) aufladen.

Gestern habe ich mich also mal ein bisschen umgehört, wie ich denn an eine dieser begehrten Karten komme: Bei der Post ist es besser als übers Internet. Also war ich heute bei der Post. Da hab ich mich erst mal – genau – angestellt. Eine Stunde. Dann war ich dran. Juhu. Hatte alles dabei. Reisepass. Adresse. Alles. Nur der Mann hinterm Fenster hatte keine Karte für mich. Ich musste kurz an Heidi Klum denken („Ich habe heute leider keine SUBE-Karte für dich.“). Um die Karte zu bekommen, müsste ich nach Merlot oder nach Buenos Aires…

Ja, mal sehen, wie ich das mit der Karte noch hinbekomme. Noch sind die Preise für Barbezahler nicht erhöht worden. Aber die Menschen warten jeden Tag darauf.
Die Leute hier sind frustriert, dass einfach mehr oder weniger eine solche Umstellung von Bar auf Karte beschlossen wird und dass die Abwicklung scheinbar nicht funktioniert. Mit dem neuen System gibt es scheinbar allerlei Unannehmlichkeiten. Es sollte schon längst eingeführt sein, aber es verzögert sich immer wieder, weil die Post z. B. gar nicht hinterherkommt mit den Karten, die sie ausstellen soll. Karten, die über das Internet angefordert wurden, dauern eine Ewigkeit bis sie bei ihrem Besitzer ankommen. Die Karten sind personalisiert und es geht anscheinend nicht, dass eine Mutter mit ihrer SUBE-Karte auch für ihre zwei Kinder bezahlt. Sie muss für jedes ihrer Kinder eine eigene Karte dabei haben, denn sie kann ihre Karte nicht mehrmals  für die gleiche Fahrt nutzen.

Soviel wurde mir bisher zur SUBE-Karte erzählt. Da ich das selbst noch nicht abschätzen kann, wie kompliziert es wirklich ist, gebe ich hier einfach mal das wieder, was ich in meinem Umfeld gehört habe. Aber nicht nur da sind die Leute unzufrieden. Auch im Internet habe ich einige Seiten gefunden, auf denen es um die Probleme mit SUBE geht.

Ich hoffe jetzt einfach, dass die Preiseerhöhung immer wieder eine Woche hinausgeschoben wird, weil es nach wie vor Ungereimtheiten bzw. zu viele Menschen ohne SUBE-Karte gibt.

Und sonst noch so?

Da es schon spät ist, will ich mich für den Rest heute nur noch ganz kurz fassen:
Bis jetzt hatte ich nur in der Primaria (erste bis sechste Klasse) Unterricht, weil die Älteren erst ab nächster Woche Deutsch-Unterricht haben. Aber die Kleinen sind echt witzig. Nach 5 Minuten wurde ich mit „un beso, profe“ angesprochen. Ich war also sofort die Lehrerin (Profe). Und die Lehrerin wird hier zur Begrüßung und Verabschiedung schon mal geküsst… oder auch zweimal ;). Der Umgang ist sehr herzlich und alle sind wahnsinnig interessiert. Echt klasse! Bin gespannt, wie das in der Secundaria (ab 7. Klasse) sein wird…

Freizeitmäßig habe ich festgestellt, dass man hier schon Laufen gehen kann, aber halt nur neben der Autobahn. Aber am Samstag habe ich ein Fitnessstudio in meiner Straße gefunden – nur drei Blocks weiter! Bin fast aus den Latschen gekippt, als ich das gefunden habe. War schon zweimal dort und es ist sehr cool =)