Archiv für den Monat: November 2018

Weil es der Zufall so wollte waren der Donnerstag und Freitag vor dem Start meines Zwischenseminars in Brasilien Feiertage. Und so bin ich schon am Donnerstagmorgen in den Flieger nach Lima, Peru gestiegen. Und ich muss sagen, ich habe es sehr genossen. Erst habe ich gewartet, dass das Boarding losgeht und dann darauf, dass das Flugzeug wieder landet und die ganze Zeit habe ich einfach meinen Gedanken nachgehangen. Das hatte ich schon lange nicht mehr.

Nach einem Stoppover in Sao Paulo, bin ich also gegen 22 Uhr am anderen Ende Südamerikas angekommen. Als erstes habe ich im Taxi dann das Fenster ganz aufgemacht um nichts von der Stadt zu verpassen. Im Hostel angekommen bin ich nur noch ins Bett gefallen…

…schließlich wollte ich am nächsten Tag Lima erkunden. Früh um acht hat also mein Wecker geklingelt, was Gott sei Dank keinen stören konnte, da ich alleine im Zimmer war. Nach einem Frühstück mit mehr oder wenigen warmen Kaffee aber dafür mit selbstgemachter Erdbeermarmelade habe ich mir 300 m die Straße runter ein Fahrrad ausgeliehen. Aufgrund meines Studentenreisebudgets habe ich dann einfach auf eigene Faust eine Stadtrundfahrt für umgerechnet 10 Euro gemacht.

Erst führte mich meine Karte zu einem Olivenbaum-Park, dann konnte ich die präinkaischen Tempelpyramiden Huaca Huallamarca besichtigen. Letzteres war umgeben von kleinen Häusern im Kolonialstil und verschiedenen Botschaften. Ich habe Fotos gemacht und mich wieder in die Pedale geschwungen. Weiter gings auf dem Fahrradweg entlang der Küste bis ins hippe Viertel Barranco. Über die Schönheit der Steilküste Limas kann sich jeder seine eigene Meinung bilden.                     

                           

In Barranco angekommen habe ich erst das Museum von Mario Testino, einem berühmten peruanischen Fotografen, besucht. Ich bin absolut beeindruckt davon welche Verbindung Fotografen wie Peter Lindbergh oder eben Mario Testino in ihren Fotos wiederspiegeln können aber seit längerem merke ich, dass mir Fotografieren wenig Spaß macht. Natürlich ist es absolut schön wenn man durch Fotos die Erfahrungen, die man macht mit seinen Lieben teilen kann. Aber ich habe immer mehr das Gefühl, dass es mir eigentlich die wertvolle Zeit des Moments nimmt. Außerdem hält sich mein Talent, glaube ich, in Grenzen.

Zum Mittag habe ichmich in ein wunderschönes Café gesetzt und ein bisschen gelesen. Und so konnte ich danach, gestärkt durch einen Falafelwrap, die Graffitis und Barranco erkunden.

Auf dem Rückweg zum Hostel habe ich dann eine französische Bäckerei gefunden. Deshalb sah ich mich gezwungen direkt ein Croissant und ein Pain au Chocolat zu kaufen. Mit der Tüte am Lenker und in Erinnerung an meinen Sommer in Frankreich schwelgend habe ich den nächsten Park aufgesucht. Die Abendsonne im Gesicht im Schneidersitz auf einer Bank sitzend und französisches Gebäck essend habe ich die Peruaner auf ihrem Heimweg und die Touristen beim Erkunden beobachtet.

Am Abend habe ich mich dann mit Johanna und Luisa, zwei anderen Freiwilligen aus Lima, getroffen. Eigentlich war unser Treffpunkt nur 4km von meinem Hostel entfernt. Aus, auch mir unerklärlichen, Gründen habe ich für den Weg allerdings drei Stunden gebraucht. Im Nachhinein ist mir natürlich klar, dass ich einfach hätte aussteigen und laufen sollen. Aber nach der langen Tortur war es umso schöner die beiden wieder zu sehen.

This story is to be continued, denn die Tortur war ganz klar noch nicht beendet. Deshalb: bleibt neugierig!

Die beiden letzten Wochenenden habe ich am Strand verbracht. Heute will ich euch von meinem letzten Wochenende erzählen.

2.-4. November: Florianopolis, Brasilien

Am Freitagmorgn bin ich mit blabla Car aufgebrochen. Blabla Car ist eine App, die zwischen Menschen vermittelt, die sowieso eine gewisse Destination ansteuern und zwischen denen die selber kein Auto haben und deshalb am liebsten mitfahren würden. Es ist also eine Art organisiertes und bezahltes „per Anhalter fahren“. Ich bin um neun Uhr losgefahren, damit ich davor noch Zeit hatte mein allwochenendliches Bananenbrot zum Frühstück zu backen. Auf der Fahrt konnte ich dann meine neuen Portugiesischkenntnisse zeigen und Fragen wie: Woher kommst du? Was machst du? beantworten.

Nachdem ich nach 2, 5 Stunden Fahrt entlang der brasilianischen Küste gen Süden angekommen bin habe ich erstmal meinen Couchsurfing-Host aufgesucht. Der hat mir erzählt, dass Floripa durch eine Hügelkette von Norden nach Süden zweigeteilt ist. Im Westen findet das „ernste Leben“ statt: überall stehen Hochhäuser, hier sind die Universität und die meisten Arbeitsplätze. Im Osten sind die Strände, Restaurants und Touristen. So wie ich es wahrgenommen habe ist das Besondere an Floripa, dass es beide Welten vereint. Am Wochenende fahren alle mit ihren Surfboards auf dem Autodach zum Strand um die Vorzüge der Insel zu nutzen. 

Den Freitagnachmittag habe ich an den Piscinas Naturais verbracht. Einfach eine durch Steine geschützte Ecke an der Küste, wo die jungen Leute der Insel „chillen“. Zwei Stunden habe ich damit verbracht den Leuten zuzugucken und meinen Gedanken nachzuhängen bis die einsetzende Dunkelheit mich gezwungen hat aufzustehen. Der Weg zurück hat anstatt normalerweise 20 Minuten 2 Stunden gedauert. Es gibt nur eine Straße, die zum Strand und wieder zurückführt und natürlich ist die an einem Freitagabend überlastet. 

 

Kein Problem für mich, ich war sowieso erst um 22 Uhr mit meinem Couchsurfunghost verabredet. Er hatte angeboten mich mitzunehmen, wenn er mit seinen Freunden feiern geht. Lange habe ich hin und her überlegt ob ich denn nun tatsächlich um 22 Uhr vor der Tür stehe oder es, ganz brasilianisch, mit der Zeit nicht so genau nehme. Ich entschied mich für ersteres und merkte das letzteres besser gewesen wär. Ungefähr zwei Stunden später gingen wir also los zum Club und, was soll ich sagen, sind zurück nach Hause gefahren als es draußen schon wieder hell war.

Nachdem ich die Nacht in der Hängematte verbracht habe wachte ich wegen des Regens auf. Nicht gerade perfektes Erkundungswetter. Aber im Großen und Ganzen regnet es seitdem ich hier bin und ich hatte keine Lust mich mal wieder vom Wetter einschränken zu lassen. So habe ich mich auf den Weg gemacht um den Trilha de Costa da Lagoazu bewältigen. Ein dreistündiger Wanderweg um den See, der sich im Inneren der Insel befindet. Er endet in einer Gemeinde, die nur über diesen Weg oder per Boot zu erreichen ist. Long story short: diese Gemeinde habe ich nicht erreicht. Nach ungefähr 3/4 des Weges war ich von Kopf bis Fuß überall nass und wusste nicht so genau ob ich lachen oder weinen sollten als ich durch braunes Wasser watete anstatt auf den Wanderwegen zu laufen. Wegen meiner nassen Brillen konnte ich nicht mehr gucken, was auch nicht so schlimm war, weil der ganze See von grauen Regenwolken verhangen war. Ich hatte den Regen ganz klar unterschätzt und entschied mich so von einer früheren Boothaltestelle zurück zu fahren.

Den Rest des Tages habe ich dann wieder in der Hängematte mit Lesen, Podcast hören und Skypen verbracht.

So hatte ich am nächsten Morgen wieder genug Energie um abermals zum Wandern aufzubrechen. Allerdings hatte ich nicht genug Zeit und auch wenig Lust nochmal denselben Weg zu versuchen. Da die Sonne schön vom Himmel schien entschied ich mich für einen Wanderweg, der von einem Strand zum Anderen führt. Wie als wollte die Insel für das gestrige Desaster wettmachen wurde ich belohnt mit tollen Ausblicken entlang der Küste. Unten und oben das blaue Wasser bzw. der blaue Himmel und dazwischen grüne Palmen und weiteres Gewächs. Ungefähr eine Stunde bin ich erst den Hügel hoch. Oben angekommen kam der nächste Strand in Sicht und den Rest des Weges bin ich immer mit dem Strand im Blick weiter gelaufen. So war meine Freude groß, als ich mich endlich ins kalte Wasser stürzen konnte.

Leider musste ich schon viel zu früh diesen Ort verlassen um meine Mitfahrgelegenheit für den Abend nicht zu verpassen. Das bedeutet aber nur, dass ich unbedingt wieder kommen werde!