Ordnung und Fortschritt.
Das Motto der brasilianischen Republik habe ich mir in der letzten Woche besonderes zu Herzen genommen, wenn auch in abgewandelter Form. Rückblickend kann ich sagen meine Versuche eine Routine (die Ordnung) zu erschaffen und gleichzeitig jeden Tag etwas Neues (der Fortschritt) zu entdecken waren erfolgreich.
Am Anfang der Woche bin ich noch unsicher in den Tag gestartet. Ich habe mich unwohl dabei gefühlt mich ins Lehrerzimmer zu setzen und mich erst recht nicht getraut mir Kaffee aus der Drückekanne zu nehmen. Während unseres Frühlingsfestes am Samstag habe ich dann lachend mit allen Deutschlehrern auf der Bühne gestanden und „Ein Kompliment“ von den Sportfreunden Stiller gesungen.
Auch bezogen auf meine Mobilität hat sich einiges getan. Am Dienstag war ich noch stolz darauf alleine nach Hause laufen zu können. Jetzt habe ich ein Fahrrad! Somit vergrößert sich der Radius, den ich auf eigene Faust erkunden kann sehr. Mit dem Bewusstsein, dass keiner dich sieht und Regeln nur in der Theorie existieren, kam ich bis jetzt immer wohlbehalten am Ziel an.
Auch kulinarisch bin ich etwas weitergekommen. Waren es im letzten Blogpost noch die Bananen, die ich angepriesen habe, ist es jetzt das brasilianische Churrasco (Achtung:doppel r wird wie h ausgesprochen).
Bei strahlendem Sonnenschein war ich am Samstagmittag bei einer deutsch-brasilianisch-argentinischen Familie zum Grillen eingeladen und habe mich sofort in den Ablauf dieser Churrasco-Zeremonie verliebt. In der ersten Phase wurden Grillkäse und Würstchen vom Grill genommen und für alle fertig kleingeschnitten in der Mitte des Tisches auf einem Holzbrett serviert. In der einen Hand hatte jeder einen Zahnstocher mit dem er sich bedienen konnte in der anderen ein eiskaltes Bier, das hier übrigens „Eisenbahn“ oder „Opa-Bier“ heißt. In der zweiten Phase haben dann sich alle an den Tisch gesetzt, jetzt werden die Würstchenstücke größer und dazu gibt es ein, zwei verschiedene Sorten Fleisch. Als Beilage gab es einen Reissalat und natürlich Bohnen, auf irgendeine Art und Weise angemacht, sind die hier immer dabei!
Aber was lässt sich zu Ordnung sagen?
Im kleinen bedeutet Ordnung für mich im Moment: immer so um 5.30 Uhr aufstehen und Obstsalat machen. Mango, Maracuja, Bananen, Kiwi, Ananas. Mittags um 12.30 Uhr in die Kantine: Reis und Bohnen (!). Nur damit das nicht falsch rüberkommt: ich habe auch in der Zeit zwischen den Mahlzeiten Spaß. Sie geben mir nur feste Zeiten über die ich meinen Tag „organisiere“.
Die große Ordnung ist eine meiner ersten Schwierigkeiten im Freiwilligendienst. Ich versuche mir hier ein Leben aufzubauen, ganz ohne Mama und Papa. Der erste Schritt zur Integration ist die Sprache, weshalb ich möglichst viel Freizeit in mein Portugiesisch investiere. Ich hoffe spätestens nächste Woche mit dem Sprachkurs anzufangen, dann muss ich nur noch Freunde finden.
Ordem e Progresso.
Clara