Archiv für den Monat: September 2018

Ordem e Progresso

Ordnung und Fortschritt.

Das Motto der brasilianischen Republik habe ich mir in der letzten Woche besonderes zu Herzen genommen, wenn auch in abgewandelter Form. Rückblickend kann ich sagen meine Versuche eine Routine  (die Ordnung) zu erschaffen und gleichzeitig jeden Tag etwas Neues (der Fortschritt) zu entdecken waren erfolgreich.

Am Anfang der Woche bin ich noch unsicher in den Tag gestartet. Ich habe mich unwohl dabei gefühlt mich ins Lehrerzimmer zu setzen und mich erst recht nicht getraut mir Kaffee aus der Drückekanne zu nehmen. Während unseres Frühlingsfestes am Samstag habe ich dann lachend mit allen Deutschlehrern auf der Bühne gestanden und „Ein Kompliment“ von den Sportfreunden Stiller gesungen.

Auch bezogen auf meine Mobilität hat sich einiges getan. Am Dienstag war ich noch stolz darauf alleine nach Hause laufen zu können. Jetzt habe ich ein Fahrrad! Somit vergrößert sich der Radius, den ich auf eigene Faust erkunden kann sehr. Mit dem Bewusstsein, dass keiner dich sieht und Regeln nur in der Theorie existieren, kam ich bis jetzt immer wohlbehalten am Ziel an.

Auch kulinarisch bin ich etwas weitergekommen. Waren es im letzten Blogpost noch die Bananen, die ich angepriesen habe, ist es jetzt das brasilianische Churrasco (Achtung:doppel r wird wie h ausgesprochen).

Bei strahlendem Sonnenschein war ich am Samstagmittag bei einer deutsch-brasilianisch-argentinischen Familie zum Grillen eingeladen und habe mich sofort in den Ablauf dieser Churrasco-Zeremonie verliebt. In der ersten Phase wurden Grillkäse und Würstchen vom Grill genommen und für alle fertig kleingeschnitten in der Mitte des Tisches auf einem Holzbrett serviert. In der einen Hand hatte jeder einen Zahnstocher mit dem er sich bedienen konnte in der anderen ein eiskaltes Bier, das hier übrigens „Eisenbahn“ oder „Opa-Bier“ heißt.                    In der zweiten Phase haben dann sich alle an den Tisch gesetzt, jetzt werden die Würstchenstücke größer und dazu gibt es ein, zwei verschiedene Sorten Fleisch. Als Beilage gab es einen Reissalat und natürlich Bohnen, auf irgendeine Art und Weise angemacht, sind die hier immer dabei!

Aber was lässt sich zu Ordnung sagen?

Im kleinen bedeutet Ordnung für mich im Moment: immer so um 5.30 Uhr aufstehen und Obstsalat machen. Mango, Maracuja, Bananen, Kiwi, Ananas. Mittags um 12.30 Uhr in die Kantine: Reis und Bohnen (!). Nur damit das nicht falsch rüberkommt: ich habe auch in der Zeit zwischen den Mahlzeiten Spaß. Sie geben mir nur feste Zeiten über die ich meinen Tag „organisiere“.

Die große Ordnung ist eine meiner ersten Schwierigkeiten im Freiwilligendienst. Ich versuche mir hier ein Leben aufzubauen, ganz ohne Mama und Papa. Der erste Schritt zur Integration ist die Sprache, weshalb ich möglichst viel Freizeit in mein Portugiesisch investiere. Ich hoffe spätestens nächste Woche mit dem Sprachkurs anzufangen, dann muss ich nur noch Freunde finden.

Ordem e Progresso.

Clara

Ein Anfang

Dreimal habe ich diesen Blogeintrag jetzt schon angefangen, dreimal habe ich ihn wieder verworfen. Nur das Versprechen an meine Verwandten und Freunde, sie würden von mir hören, lässt es mich weiter versuchen. Ich weiß, wenn ich jetzt keinen Blogeintrag veröffentliche wird keiner mehr kommen. Hier also mein Versuch eines ersten Berichts:

Ich fühle mich überwältigt. Die Seminare und Stunden in der Homezone während des Vorbereitungsseminars haben mich nachhaltig beeindruckt. Und während ich noch über die neuen Erkenntnissen der vergangenen Tage nachgedacht habe bin ich in Brasilien gelandet.

Jedes Mal wenn ich jetzt an einer Kirche, einem Schiff, einem Auto oder einem Haus mit brasilianischer Flagge vorbeifahre wird mir wieder bewusst, wo ich mich eigentlich befinde. Und jedes Mal bin ich überrascht. Mein erstes Wochenende hier habe ich mit einer Lehrerin meiner Schule verbracht. Zusammen waren wir Açai (gesprochen: Assa-i) essen, das wohl der Ersatz für mein geliebtes Spaghettieis aus Deutschland wird. Sie hat mir die Strände in der Umgebung gezeigt, leider alles bei grauem Himmel.

Im Moment ist alles noch neu für mich. Sowohl das brasilianische Portugiesisch, dass mich immer wieder merken lässt, dass ich wohl doch mehr hätte lernen sollen. Als auch der Geschmack der Bananen hier. Oder die Kraft der Sonne, dessen Strahlen ich heute das erste mal spüren durfte.

Ich versuche aber mich einzufinden. Schreibe jeden Tag fünf neue Portugiesisch Vokabeln auf, lerne immer mehr der Deutschlehrer „meiner“ Schule kennen und bin heute sogar schon alleine nach Hause gelaufen. Ich bin gespannt wie sich das Alles in einer Woche, einem Monat und am Ende meines Jahres für mich anfühlen wird.

Auf Bald,

Clara