Archiv für den Monat: August 2019

Vai doer no peito, vai

https://www.youtube.com/watch?v=JvsEYlRCCh0 

Auf dem kulturweit.blog werde ich schon als Alumni aufgeführt, die Tage bis zu meinem Abflug kann ich mittlerweile entweder an meiner rechten oder linken Hand abzählen-beide brauche ich nicht mehr. Schon länger kann ich mich nicht mehr wirklich in meinem Zimmer bewegen, überall liegt Zeug und die mehr oder weniger gepackten Koffer. Bald bin ich wieder in meiner Heimat.

Und ich erwische mich immer wieder dabei wie ich-natürlich erfolglos-versuche, die noch verbleibende Zeit in die Länge zu ziehen oder irgendwie festzuhalten.

Ich will Dinge fotografieren, die mir vorher nie aufgefallen sind und, die es meistens auch nicht wert sind fotografiert zu werden.

Ich bin wie besessen davon Dinge kaufen zu wollen, die mich an irgendetwas erinnern. Es braucht einiges an mentaler Kraft um mir selber klar zu machen, dass es nicht die Erinnerungsstücke sein werden, die meine Zeit hier zu etwas Besonderem machen, sondern die Erinnerungen selber.

Auch wenn ich keinen Hunger mehr habe, schleicht sich beim Essen immer das Gefühl ein, dass ich mir einen Nachschlag holen sollte. Dann bleiben alle länger sitzen, wir können uns weiter unterhalten und müssen vielleicht nie wieder aufstehen, denke ich heimlich.
Meine Ernährung ist in letzter Zeit nicht mehr besonders ausgewogen. Schließlich muss ich täglich paes de queijo und ein Açai essen.

Außerdem entwickele ich Zuneigung für Dinge, die mich ein ganzes Jahr lang gestört haben. Jedes Mal freue ich mich über die Hunde meiner Mitbewohnerin, wenn ich nach Hause komme. Die  Beiden bellen wirklich unheimlich laut und springen den Weg vom Tor bis zur Haustür unentwegt an mir hoch. Aber ist doch irgendwie schön, dass sie sich so freuen.

Ich habe mich erst darüber geärgert wie ich die Zeit in meinen letzten Tagen hier aufgeteilt habe. Nur um dann zu merken, dass das Problem eigentlich nicht die falsche Aufteilung ist, sondern die Tatsache, dass meine Zeit hier bald abgelaufen ist.

Nichtsdestotrotz freue ich mich auf die Rückkehr, weiß, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist und versuche die Trauer des Abschieds in Dankbarkeit zu verwandeln.

Eine Ode an das Reisen

Gerade habe ich auf dem Kalender das erste Mal nachgezählt. Mir bleiben noch 22 Tage in diesem Land, das mir so ans Herz gewachsen ist.

Meine letzten Ferien liegen hinter mir. Was mir bleiben sind die Früchte, die ich gestern gekauft habe, meine zahlreichen kleinen Verletzungen vom Surfen, der kleine Stern aus Palmblättern und ein kleiner Stich in der Brust.

In den letzten zwei Wochen habe ich Deutsche, Belgier, Franzosen, Tschechen und Brasilianer im Alter von 24 bis 55 kennengelernt. Marina und Klaus, Rafael, Flavian und Sárka, Amber und Sam, Juliana, Felix, David.
Manchmal Menschen, für die ich mich sonst nie interessiert hätte. Immer Menschen, die mir sonst auf nie über den Weg gelaufen wären.
Und gerade deshalb können diese Begegnungen interessanter nicht sein. Meinungen, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Geschichten, Lebensläufe, Ideen, Träume, die mir völlig fremd waren. Und ich bin froh, dass sie das nicht mehr sind.

Jeder Ort, den ich besucht habe und wieder verlassen musste, hat sich wie ein kleines Leben angefühlt.
Im Amazonas habe ich zahlreiche Bootsfahrten unternommen und dabei eine große Faszination für Bäume entwickelt.
Das Grün wurde nur nicht langweilig, weil ich wusste, dass es bald wieder weg ist.

In einer Kirche, auf dem Markt, in einem Aufzug, in einer Kathedrale, in einem Touristengeschäft und in einem Café habe ich mich in Pelourinho vor den kurzen Regenschauern versteckt, die die Sonne durchbrochen haben.

An einem Sonntag habe ich mir Wanderschuhe gekauft. Am Montag bin ich in den Bus gestiegen und am Dienstag losgewandert. Drei Tage bin ich tagsüber im Vale do Paty über Steine geklettert um mir die schönsten Ausblicke zu „erarbeiten“ und nachmittags im kalten Fluss schwimmen gegangen. Geschlafen und gegessen haben wir bei einer der 10 Familien, die in dem Tal wohnen.

Es schmerzt  „Lebe wohl“ zu sagen. Den Backpack zu packen, sich auf einen neuen Ort einzulassen um dort nach vier Tagen dasselbe zu spüren.

Besonders an Itacaré werde ich mich erinnern. Ich habe wenig, im Vergleich zu den anderen Orten gar keine, Fotos dort gemacht. Dafür habe ich diesen Ort umso lebhafter im Gedächtnis.
Stellt euch einen kleinen Surferort vor, in dem es wenig Autos, aber umso mehr Fußgänger auf der Straße gibt. Viele kleine Wohnhäuser, zwischen denen immer mal wieder einen Supermarkt oder ein Obstgeschäft auftaucht. Überall gibt es Flip-Flops zu kaufen, etwas anderes wir auch nur wenig getragen. Die Hauptstraße besteht aus vielen kleinen Häusern, die bunt angemalt sind und Restaurants, Bars, Apotheken und Kleidungsgeschäfte beherbergen.
Dort wo der Fluss das Meer trifft steht ein grünes Haus. Das Hostel war fast leer, sodass alle Bewohner gleichzeitig im Wohnzimmer Platz nehmen konnten und immer eine Hängematte frei war.

Morgens vor der Surfstunde sind wir gemeinsam bei der Padaria frühstücken gegangen.
Café com leite, Pão de queijo, Pão com queijo.

Den (Vor)mittag haben wir mit Surfen und Ausruhen vom Surfen an einem kleinen Strand verbracht, der umgeben vom grünen Wald war.  Jedes Mal haben wir die Surfbretter erst 15 min. einen kleinen Pfad entlang getragen um in dem kleinen Paradies anzukommen, wo ein paar Palmen auf den Sand ragen und das Meer Wellen schlägt.

Nachdem wir unseren Energiehaushalt mit Gebäck aus der Padaria (weil lecker, günstig, schnell) und Caldo de cana (Zuckerrübensaft) wieder aufgefüllt haben sind wir spazieren gegangen und haben ganz nach dem Motto „immer der Nase nach“ den Ort entdeckt.

Pünktlich um 17.30 Uhr ist die Sonne untergegangen und wir waren beim „Espaço Dharma“ anzutreffen. Weil das Granola zum Açai dort am Knusprigsten und der Blick auf den Sonnenuntergang der Beste ist-ach und die Musik, die Musik war auch gut.

Bis bald
Clara