Red Scare

6 03 2010

“Have you no sense of decency, sir, at long last? Have you left no sense of decency?”

Joseph Welch zu McCarthy, als dieser auf einmal überall Gespenster sah.

Man mag ja von der Linkspartei halten, was man will. Man mag auch von der CDU halten, was man will.

Aber man muss es schon schlechten Stil nennen, wenn die NRW-CDU zwei Monate vor der Landtagswahl mit einem tatsächlich so betitelten „Rotbuch“ an die Öffentlichkeit geht, in dem grob irreführende und schlichtweg falsche Aussagen zum Wahlprogramm der LINKEn gemacht werden.

Für all diejenigen, die mal wieder herzhaft lachen wollen, lohnt sich der Blick ins Büchle allemal. Für Wenigleser hat Paramantus schon die schönsten Stellen zusammengestellt und mit seinem Senf versehen.

Die CDU sagt beispielsweise über die Linkspartei:

In ihrem Landtagswahlprogramm fordert sie die „Einführung einer Unterrichtseinheit ‚Genuss- und Rauschmittelkunde‘ an den nordrhein-westfälischen Schulen“. Gleichzeitig will sie den verpflichtenden Religionsunterricht abschaffen. Zitat: Wir fordern „die Streichung der Garantie für den bekenntnisorientierten Religionsunterricht an Schulen in der Landesverfassung“. Das bedeutet: Schüler sollen nach dem Willen der NRW-Linkspartei den Konsum von Rauschgift an Schulen lernen. Mit der Abschaffung des Religionsunterrichts sollen Jugendliche einer werteorientierten Er-
ziehung beraubt und der Boden bereitet werden für eine andere Gesellschaft.

Im Wahlprogramm der NRW-LINKEn liest sich das bereits etwas anders:

n Einführung einer Unterrichtseinheit »Genuss- und
Rauschmittelkunde« an den nordrhein-westfäli-
schen Schulen als Teil einer glaubhaften Prävention
durch objektive und differenzierte Aufklärung.

und im Parteibüro versteht man diese Maßnahme als Gegenentwurf zur empfundenen aktuellen Situation:

Besonders aufgeschreckt sind Bundes- und
Landesregierung regelmäßig vom angeblich unbe-
kümmerten Cannabiskonsum von Jugendlichen. Als
Gegenmaßnahme setzt die schwarz-gelbe Landes-
regierung vor allem auf Repression und »Null-Tole-
ranz«, bei gleichzeitigem Kahlschlag von Beratungs-
und Betreuungsangeboten.

Wie gesagt, man mag von beiden Parteien halten, was man will; ich bin weder Freund der einen noch der anderen. Aber das nach Willen der Linkspartei demnächst Sechstklässler statt Bibelgeschichten unter den wohlwollenden Blicken des Ex-Religionslehrers lernen, wie man eine Bong stopft, eine Nadel sterilisiert oder Longpapers rollt, halte ich dann doch für eher unwahrscheinlich.





Kinder wie die Zeit vergeht

19 02 2010

Jaja ich weiß, Überschrift ist bei Thomas geklaut und so. Na und? Wo der Mann Recht hat, wächst schließlich auch kein Gras mehr.
Es kommt mir manchmal wie gestern vor, als ich noch im Hotel wohnte (weil Wohnung noch nicht frei) und an der Rezeption verzweifelt in gebrochenem Spanisch nach dem Passwort für mein Zimmer fragte (merke: clave ≠ llave). Das gebrochene Spanisch ist zwar inzwischen noch längst nichts geworden, mit dem man Leute beeindrucken könnte, aber ich stottere zumindest seltener vor mich hin und bin zu meiner eigenen Überraschung auch recht problemlos dazu in der Lage, dem Arzt zu schildern, wo es piekst/drückt/juckt – siehe unten. In den vergangenen Monaten ist derart viel passiert, dass ich es kaum glauben kann. Aber zumindest in kulturweitler-kreisen bin ich mit dem Gefühl ja nicht ganz alleine.

Also, ich hiermit erkläre ich meinen Sommerschlaf ganz offiziell und unspektakulär für beendet. Da bin ich wieder. Hallo.

Im Moment ist hier alles ziemlich tranqui, wir räumen die Bücherei auf, finden merkwürdige Sachen (Helmut Lottis „Greatest Hits“ auf VHS neben den Kinderbüchern? Ein schlechter Scherz!) und freuen uns auf die neuen Praktikanten, die am 25. kommen. Ich mach mich jetzt erstmal auf die Suche nach einem Fussballverein, der eine hat nämlich danach gefragt. Und wer mich kennt, der weiß, wie sehr ich mich selbst dafür interessiere. Außerdem kommen meine Eltern hoffentlich noch heute hier an; Papa hat vor einigen Stunden aus Buenos Aires angerufen und erzählt, dass keiner wüsste, wann und ob der Flieger nach Bariloche startet. Bueno. Bienvenido a Argentina, wie man hier so schön sagt. Ne, Ernst beiseite: Für Buenos Aires ist zumindest im Clarín eine Unwetterwarnung angekündigt. Man darf also gespannt bleiben. Update: Es stürmt wohl tatsächlich wie bescheuert. Nichts genaues weiß man nicht, aber immerhin haben meine Eltern von LAN Argentina jetzt erstmal zwei Pizzagutscheine als Entschädigung für die Wartezeit gekriegt.

Ansonsten hab ich hier zur Zeit mit einem Kleintierzoo zu kämpfen: Aufgrund des wechselhaften Wetters scheinen sich insbesondere die Ohrenkneifer Argentiniens gedacht zu haben, mein Domizil böte Schutz vor der Witterung. Aber nachdem einer von ihnen in die Muschel meines Kopfhörers geklettert war und ich mich während des Musikhörens gewundert hab, warum mich der Bass auf einmal so im Ohr kitzelt, ist Schluss mit lustig. Zum Glück sind die Flöhe, die ich mir während der Reise eingefangen hatte, alle wieder weg und auch die Bisse heilen langsam ab. Also juckts mich nicht mehr die ganze Zeit; das ist ein Fortschritt. Ein Rückschritt dagegen ist allerdings die Kleintierpopulation in mir – Onkel Doktor hat mir heute morgen erst einmal eine strenge Diät verschrieben, um die Magenbeschwerden loszuwerden. Bueno. Was uns nicht umbringt macht uns nur härter.

Multimedia gibts beim nächsten Mal wieder, dazu bin ich grad zu faul.





Sommerpause

5 01 2010

… und hiermit verabschiede ich mich in ebendiese!
Dankeschön, war schön mit euch ;), vielen Dank ebenfalls für die zahlreichen Kommentare und Besuche, aber nun ist erstmal Sommer und es passiert nicht mehr viel.

Weihnachten ist vorbei, Maditas Adventskalender hat schon längst alle Türen offen (Danke übrigens noch mal!), Silvester verlief recht ereignislos (weil wegen Feuerwerksverbot – wir haben dann gegrillt), meine Geschwister sind schon wieder weg und auch Lotte ist im Urlaub. Zeit für mich, ebenfalls an den Strand zu fahren und mir die Sonne aufn Bauch bretzeln zu lassen. Im Februar wird dann wieder in der Schule gearbeitet – Unterricht vorbereiten, Wände streichen, Bücherei sortieren und so – und falls was Außergewöhnliches passieren sollte, melde ich mich wieder. Versprochen 😉

Wir lesen uns dann irgendwann im Februar wieder.
Bis dahin :-*
Timon

PS: Yeah! Ich hab hier in Bariloche endlich vernünftiges, leckeres Bier gefunden! Wird in ner Kneipe verkauft deren Besitzer das Bier bei sich im Wohnzimmer zusammenbraut! Geil!





Fröhliche Weihnachten y’all!

24 12 2009

So ihr Lieben – Fröhliche Weihnachten und so! 😉

Grüße aus der Sonne an alle, die ich vermisse, an alle, die mich vermissen (hoffentlich sind das halbwegs dieselben 😉 ) und an alle anderen!

Man muss auch mal nackt sein.

Man muss auch mal nackt sein.





Hot Chipz!

22 12 2009

Seit Tagen (also quasi seit Thomas hier zu Besuch ist) gibt es kein, aber auch wirklich null nada niente nichts cero heißes Wasser. Das wäre an sich ja auch nicht so schlimm, es ist ja jetzt Sommer und da brauch man nicht so viel heißes Wasser. Haha. „Sommer“ bedeutet 14°C, die sich anfühlen wie fünf, da es beständig stürmt. Wenigstens die Segler auf unserem riesigen Haussee (Oberfläche 55000 Ha) freuen sich.

Wie dem auch sei: Die Zeit, die ich normalerweise mit Duschen verbringen würde, nutze ich jetzt dazu, meine verehrte Leserschaft über argentinische Geschmacksverwirrungen auf dem laufenden zu halten. Letztens haben wir nämlich in einem Supermarkt folgendes entdeckt:

Nun handelt es sich hier keineswegs um Allerweltskartoffelstärke, die kurz in Kontakt mit siedendem Öl stand, neeeein. Das wäre zu einfach. Dies hier sind erlesenste Kartoffelscheibchen, handgesät, handgegossen, handgedüngt, handgeerntet und -geschnitten, die danach eine Party mit Rinderfilet und karamelisierten Zwiebelchen feierten!

Tatsache: Die Geschmacksrichtung dieser Kartoffelchips wird mit „Lomo y Cebolla caramelizada“ angegeben. Das heißt soviel wie „Rinderfilet mit karamelisierter Zwiebel“. Und es funktioniert tatsächlich: Legt man sich eine Handvoll dieser Absonderlichkeiten in den Mund, denkt man als allererstes: „Oh! Hallo Zwiebel!“ und dann danach „Oh! Hallo karamelisierte Zwiebel!“. Wenn man dann noch die Augen schließt und sich vorstellt, abends am Lagerfeuer ein schönes Steak zu brutzeln, dann fangen auf einmal die Chips im Mund an, nach Steak zu schmecken. Magie!

Aufgrund dieser doch höchst merkwürdigen Erfahrung konnte ich mir auch die nächste Sorte nicht entgehen lassen:

Hühnchenbrust á la Zitrone an feinsten Gartenkräutern.

Hühnchenbrust á la Zitrone an feinsten Gartenkräutern.

Die dritte Sorte – geräucherter Parmesan mit Kräutern – war mir dann einfach doch zu langweilig. Es sind halt auch nur Kartoffelchips.

Über die Rinderchips hat sich übrigens auch schon bernardo gewundert, fand sie aber letzten Endes sehr lecker.





Das doppelte Blogchen

18 12 2009
Das Seminar auf einem Haufen

Das Seminar auf einem Haufen

Es berichten Thomas und Timon aus Bariloche:

Wir sind wieder hier und haben das Zwischenseminar erfolgreich überstanden. Trotz anfänglicher Skepsis (Achtung Euphemismus) seitens einiger Teilnehmer stellte sich das Seminar sowie die Teamer als sehr hilfreich und gewinnbringend heraus. Viele von uns Teilnehmern

Mit vollem Einsatz dabei: Irgendwer muss uns ja mal für den Rest des Jahres die Daumen drücken.

Mit vollem Einsatz dabei: Irgendwer muss uns ja mal für den Rest des Jahres die Daumen drücken.

brachten aus den unterschiedlichsten Gründen (und wir wollen uns da nicht ganz ausnehmen!) eine sehr geringe Erwartungshaltung mit zum Seminar und wurden von Kathi, Sandra und Anna V. herself kräftig überrumpelt – kurz gesagt ein geniales Zwischenseminar. Die Themen waren gut, die Atmosphäre auch, es gab genug Zeit zum Schwatzen und massig Anregungen zum Nachdenken. Vielen Dank für ein derart gelungenes Zwischenseminar an alle die da waren. Cariños an Wolle, gesetzt den unwahrscheinlichen Fall, dass er sich jemals hierhin verirren sollte. „Genau dieselben Lieder haben wir auch vor 40 Jahren gesungen!“ wird uns ewig in Erinnerung bleiben, genau wie deine Ausführungen zur Geschichte Lateinamerikas.

Ständiger Seminarbegleiter: Mate

Ständiger Seminarbegleiter: Mate

Nach dem Zwischenseminar verschlug es Thomas und mich mitsamt einigen anderen zunächst nach Córdoba Downtown, wo wir bei einem netten jungen Studenten namens Marcos Asyl suchten. Mit Marcos und seinen Freunden gestalteten wir dann den restlichen Abend – durch die Stadt laufen, Jazzkonzerte anhören, mit dem Tourmanager von Manu Chao reden, Pizza essen und Bier trinken. Sehr gut. Danach quartierte uns Marcos bei einer befreundeten WG ein, die eine superbequeme Wohnung im siebten Stock ihr Eigen nannte. Fantastische Aussicht.

Thomas, Kilian, Marcos und Timon kurz nachm Aufstehen

Thomas, Kilian, Marcos und Timon kurz nachm Aufstehen

Kurz nach dem Aufstehen hieß es dann für Thomas und mich auch schon Abschied nehmen (natürlich nicht ohne Marcos das Versprechen zu geben, ihn mal auf der Obstfarm seiner Eltern besuchen zu kommen), da wir an den Strand fahren wollten. Las Grutas hieß das Ziel unserer Reise und verehrte Besucher, ich sage euch, es gibt tatsächlich Sommer in Argentinien. Las Grutas liegt fast exakt auf derselben Höhe wie Bariloche, ist zur Zeit aber ungefähr 30°C heißer. Außerdem hat die Saison noch nicht angefangen, so dass wir uns den riesigen

So kann Argentinien auch aussehen.

So kann Argentinien auch aussehen.

Strand mit einer halben Handvoll Leute teilen durften. Fast zwei Drittel des kleinen Städtchens stehen allerdings noch leer – Haupt-, aber auch einzige Saison ist nämlich vom 20. Dezember bis Ende Februar. In diesem Zeitraum muss die Stadt so voll sein wie Buenos Aires, als wir da waren war es allerdings eine Geisterstadt. Nichtsdestotrotz – der Urlaub am Strand tat gut.

Schon am nächsten Morgen brachen wir wieder nach Puerto Madryn auf, von wo aus wir am nächsten Tag den Anschluss nach Puerto Pirámides auf der Península Valdés nahmen (näheres dazu bei Thomas).

Ursprünglich hatten wir befürchtet, dass drei Tage in Puerto Pirámides zu viel sein und uns langweilig werden könnten. Weit gefehlt – die Halbinsel, auf der das Dorf liegt, ist halt nicht umsonst UNESCO-Weltkulturerbe. Die UNESCO beweist halt Geschmack – bei ihren Freiwilligen genauso wie bei ihren Denkmälern…

Irgendwas zu lachen gibt es immer.

Irgendwas zu lachen gibt es immer.

Wie dem auch sei: In Puerto Pirámides, wie fast überall sonst auf der Insel, gibt es kein Trinkwasser. Die Gegend

Siesta - es ist draußen tatsächlich zu heiß.

Siesta - es ist draußen tatsächlich zu heiß.

gilt als Wüstengebiet (in unserer ultrarelaxten Herberge war das Duschen nur von 19-22 Uhr erlaubt), sodass es eigentlich kaum überraschend kam, als wir bei einer querfeldein-Wanderung zuerst fast über eine Kakteenfamilie und dann eine Klapperschlange gestolpert sind. Puerto Pirámides ist außerdem über die Landesgrenzen hinaus bekannt für sämtlichen Arten an Meeressäugern, die auf ihren Wegen durch die Welt unweigerlich hier Rast machen, sowie die stetige Seehund- und Seelöwenpopulation. Die Wale waren natürlich schon längst weg, geblieben waren allerdings die fetten, schwerfälligen Robben. Lukas hat bei seinem Besuch dort übrigens noch Wale gesehen. An dieser Stelle übrigens ein heißer Tip an die Ladies dieser Welt: Lukas kann alles, weiß alles, sieht heiß aus, hat einen genialen Musikgeschmack (und wenn Timon das sagt, ist das so) und allem Anschein nach noch solo. Warum weiß ich auch nicht.

Pieksiger Zeitgenosse

Pieksiger Zeitgenosse

Sehenswert sind allerdings nicht nur die lebendigen Tiere dort, sondern auch die (seit längerer Zeit) toten. Bei einer unserer total ungeplanten Wanderungen entdeckten Thomas und ich eine sagenhafte Landschaft, die zu

Muscheln. Und noch ein paar.

Muscheln. Und noch ein paar.

ca. 80% aus Fossilien besteht. Man läuft auf Millionen Jahre alten Muscheln herum, kratzt sich die Beine an versteinerten Korallen auf und wandelt durch einen irrsinnigen Muschelfriedhof. Wenn man durch das Tal dort wandelt, steht man vor 30 Meter hohen Bergen aus versteinerten Muscheln. Meine ursprüngliche Theorie zur Entstehung dieses unheimlichen Ortes war, dass sich vor etwa fünf Millionen Jahren sämtliche Muscheln des Planeten verabredeten, eine gigantische Orgie an genau jenem Ort zu feiern, so mit Muschelrave, Drogen und Rock’n’Korall. Am verabredeten Datum befanden sich die Muscheln in solch einer Ekstase, dass sie sich einfach wahllos aufeinander warfen und dadurch immense Muschelberge schufen, die natürlich dann von der Sonne ausgetrocknet wurden. Die Wahrheit ist viel langweiliger (aber auch viel einleuchtender): Der Meeresboden, auf den die gestorbenen Muscheln nun einmal unweigerlich hinabsinken, hat sich aufgrund irgendwelcher Plattenverschiebungen aus der Tiefe in die Höhe gehoben. So einfach kanns sein. Nichtsdestotrotz ein unglaublich beeindruckendes Erlebnis.

Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang.

Golf von Thomasien

Golf von Thomasien

Man beachte besonders die vielgestaltigen Blautöne des Meers.

Man beachte besonders die vielgestaltigen Blautöne des Meers.

Weiterhin kann man unglaublich gut einfach nur chillen in Puerto Pirámides – finanzielle Reserven immer vorausgesetzt. Aufgrund der Abgeschiedenheit und der Notwendigkeit, Trinkwasser per Tanklaster aus anderthalb Stunden Entfernung heranzukarren, ist der Ort recht teuer. Dennoch kann man am Strand hervorragend bräunen, lesen und Mate trinken sowie in der urst gemütlichen Bar „La estacion“ leckere Milchshakes schlürfen.

Bildung darf natürlich auch nicht zu kurz kommen: Mit einer Touritour fuhren wir hinaus zu den Magellanpinguinen (putzige kleine Dinger), den Seelöwen und Seehunden und den anderen Touristen. Sehr erhellend war außerdem der Kommentar unseres Reiseleiters zu den Fossilien, die auch dort aus dem Boden guckten: „Diese Fossilien sind viele Millionen Jahre alt. Nicht drauftreten. Wären wir in Europa, wäre das hier ein geschützter Bereich“, sprach er und malte ein Rechteck in den Sand um die Fossilien. Und ICH frag mich die ganze Zeit, ob sich denn keiner dafür interessiert, wenn ich mir die Füße an den versteinerten Dingern aufschlitz.

Totenstarre oder nur ein Trick?

Totenstarre oder nur ein Trick?

Nun denn, nach vielen Gefahren, Abenteuern und Stunden in der heißen Sonne sind wir heil in Bariloche angekommen. Hier weht gleich ein ganz anderer (kalter) Wind, obwohl es auch tatsächlich endlich unglaublich aber wahr Sommer wird. Beweisfotos folgen. Die nächsten Tage werde ich als Thomas Fremdenführer fungieren und mich für den kommenden Winter im Winterschlussverkauf mal mit Skiklamotten eindecken. Herzliche Grüße an alle die im Kalten sitzen,

Thomas und Timon

Noch ein paar lose Fotos:

Was auch immer hier zu sehen ist, ich kann grad nicht genug erkennen um mir eine gewitzte Bildunterschrift einfallen zu lassen.

Was auch immer hier zu sehen ist, ich kann grad nicht genug erkennen um mir eine gewitzte Bildunterschrift einfallen zu lassen.

Seminarteilnehmer beim Verdauungsspaziergang

Seminarteilnehmer beim Verdauungsspaziergang

Essensschlacht

Essensschlacht

Scheiß auf Konformität, ich bin individuell!

Scheiß auf Konformität, ich bin individuell!

Boris erklärt die Welt

Boris erklärt die Welt

Vogel.

Vogel.

Zu sehen ist hier die Wiedergeburt des Phönix.

Zu sehen ist hier die Wiedergeburt des Phönix.

Karge Bepflanzung

Karge Bepflanzung

Thomas is King of the Hill

Thomas is King of the Hill

Geheimnisvolles, verwunschenes Muscheltal

Geheimnisvolles, verwunschenes Muscheltal

Ufolandestelle

Ufolandestelle

Seminarzentrum

Seminarzentrum

Ergebnis des Workshops: Einen Haushalt führen für Männer

Ergebnis des Workshops: Einen Haushalt führen für Männer





Wort zum Sonntag IV

13 12 2009

Heute mal ganz ohne Musik, dafür aber wieder ganz ernst. Ich sollte echt mal etwas mehr Leichtigkeit in diese Sonntagsworte bringen damit ich nicht den Eindruck erwecke, als sei ich jetzt gar erwachsen geworden 😀 Die übertriebene Verwendung von Smileys ist da schon mal ganz gut 😛

Was ich sagen wollte und eigentlich auch schon in meinen vorangegangenen Sonntagsworten angeschnitten hatte:

Wer dieses (und auch andere) Blog(s) liest, könnte recht schnell auf den Gedanken verfallen, dass hier immer alles supersonnig und toll und wahnsinnig geil und so ist. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Der Alltag, also die Arbeit, ist in den meisten Fällen eben genau das. Routine, wenig aufregend, nichts besonders berichtenswertes eben. Stattdessen schreibe ich (und auch Andere) natürlich viel über das, was außer der Reihe so passiert – Ausflüge, Reisen, Urlaub, Partys, generelle Euphorie halt. Das ist ja an und für sich erst einmal nicht verkehrt, denn schließlich ist es ganz einfach ziemlich abgefahren, hier so in Argentinien (oder wo auch immer) ein Jahr zu verbringen und natürlich wird dabei die Umgebung aufs Genaueste erkundet; genauer vielleicht, als so mancher sich jemals seine Heimatstadt angeguckt hat. Dabei gibt es selbstverständlich viel zu entdecken und dementsprechend viel zu berichten. Wer entdeckt, der ist auch öfters als nicht begeistert oder zumindest interessiert an dem, was er/sie entdeckt.

Warum reite ich da so drauf herum?

Weil es wichtig ist für euch, liebe Leser. Vielen von euch dürften meine vorhergehenden Erläuterungen keine große Erleuchtung mehr gewesen sein. Klar, der Alltag verblasst halt berichterstattungstechnisch hinter den Aktivitäten des Wochenendes und anderen Festivitäten.

Nur sollte man sich jetzt nicht der Illusion hingeben, in so einem FSJ laufe immer alles reibungslos, nur weil wir als Kollektiv so total begeistert von unseren Erlebnissen durch die Gegend bloggen. Denn über schlechte Erfahrungen wird einfach nicht so viel berichtet wie über die positiven – was logischerweise nicht automatisch bedeutet, dass sie kaum oder gar nicht vorkommen.

Ich will hier gar nicht den Untergangspropheten markieren oder meinen Kollegen und Kolleginnen das gigantische Abenteuer eines FSJs schlecht reden, ganz im Gegenteil! Ich bin selber sehr begeisterungsfähig für Argentinien, Argentinier, argentinisches Essen, die Landschaft, meine Rolle hier – kurzum: so ziemlich alles 😉

Nein, was ich vor allem zukünftigen Generationen mit auf den Weg geben will ist, dass trotz der weitestgehend positiven Berichterstattung (auch bei mir!) beleibe nicht immer alles rund läuft und man darauf gefasst sein sollte. Wer mit der Erwartung weggeht, die beste Zeit seines Lebens zu haben, kann bitterlich enttäuscht werden. Das vielfach nicht über negative Erlebnisse berichtet wird, hängt mit mehreren Sachen zusammen:

  • Oft hängt so ein Stimmungstief mit anderen Personen zusammen. Mal nervt das Kollegium, mal die anderen FSJler, mal die Kinder, aber ich für meinen Teil werde mich hüten, der Weltöffentlichkeit mitzuteilen, dass Kollege XY im Moment ein totales Arschloch ist. Das wäre einfach schlechter Stil.
  • Wenn es mir beschissen geht, heul ich mich bei meinen Freunden aus und nicht im Blog.
  • Oft ist es auch zu persönlich, um es groß rauszuposaunen – ob Oma gestorben ist oder mein(e) Parter_in mich in meiner Abwesenheit betrügt; explizit werde ich dazu nun einmal nichts ins Blog schreiben.

FAZIT:

Wie im normalen Leben halten sich „gute“ und „schlechte“ Erlebnisse oft die Wagschale. Über die wenigen schönen Sachen wird nur deutlich seltener berichtet, was nicht bedeutet, dass es sie nicht geben würde. Darüber sollte man sich bewusst sein, denn wer in einem FSJ die bedingungslos schönste Zeit seines Lebens vermutet, wird häufig enttäuscht.





Wort zum Sonntag III

6 12 2009

Wie man ja so weiß, hat das Leben (grade fern derjenigen, die einem am Herzen liegen) nicht nur Vorteile. Das möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten:

[youtube GKK5Gg2Vk6w]

I am in exile, a sojourner
A citizen of some other place
All I’ve seen is just a glimmer in a shadowy mirror
But I know, one day we’ll see face to face

I am a nomad, a wanderer
I have nowhere to lay my head down
There’s no point in putting roots too deep when I’m moving on
Not settling for this unsettling town

My heart is filled with songs of forever
The city that endures when all is made new
I know I don’t belong here, I’ll never
Call this place my home, I’m just passing through

I am a pilgrim, a voyager
I won’t rest until my lips touch the shore
Of the land that I’ve been longing for as long as I’ve lived
Where there’ll be no penalties anymore

My heart is filled with songs of forever
The city that endures when all is made new
I know I don’t belong here, I’ll never
Call this place my home, I’m just passing through

Dustin Kensrue weiß halt ganz genau wovon er spricht; die Abwesenheit von Tochter und Frau hat er mit seiner Band Thrice bereits im vorangegangenen Konzeptalbum außerordentlich eindrücklich verarbeitet.

Dieser Blogeintrag entstand vor etwa drei Wochen, als ich in einer dieser Phasen steckte, die nun einmal Teil des Ganzen sind: Ich fühlte mich einfach ein wenig fehl am Platze, die Decke in meiner kleinen Wohnung fiel mir auf den Kopf, die Beengtheit in ebendieser engte auch mich ein, das Wetter spielte verrückt, vermisste meine Lieben furchtbarst, ärgerte mich maßlos über die Ungeheuer Kinder in der Schule, mir gelang nichts so, wie ich es wollte…

Diese Zeiten gehören dazu. Wer Little Miss Sunshine (übrigens auf meiner persönlichen Top 5 der besten Filme aller Zeiten) gesehen hat, weiß, dass grade die Zeiten, in denen auch wirklich nichts rund läuft die sind, von denen wir am am Meisten profitieren. Macht die Sache zwar nicht einfacher, aber wenigstens weiß ich dadurch, dass es ein Licht am Ende des Tunnels gibt.

Aber zurück zum Thema: Nachdem die Deutschprüfungen vorbei waren, gab es für mich erst einmal nichts mehr zu tun – Lotte kümmerte sich wegen ihrer Gesangs- und Chorausbildung hervorragend und zeitintensiv um die Weihnachtsfeier; übte mit den Kleinen also fleißig Lieder singen und mehr. Ich hingegen saß ein bisschen auf dem Trockenen, sprich: Hatte nicht so richtig etwas zu tun. Wie begeistert war ich daher, als ich einer Klasse den Unterschied zwischen there is bzw there are und hay bzw. estar erklären sollte. Hay deutet im Spanischen lediglich die Existenz des Objekts an, estar hingegen benutzt man, wenn man weiß, wo sich das Objekt befindet.

Sagen wir mal vorsichtig, dass die Stunde mit den Kindern suboptimal gelaufen ist. Jedenfalls kam ich mir ein wenig verlassen vor und da ich nach dieser Stunde auch nichts mehr wirklich zu tun hatte, kam ich mir wieder etwas überflüssig vor. Así es la vida, klar, aber irgendwie nervts einen dann doch schon: nicht richtig dazugehören, auch irgendwie keine Heimat zu haben und so weiter. Geholfen hat dann vor allem die Tatsache, das ich bereits nach wenigen Tagen wieder voll in der Arbeit steckte 😀

Bevor sich jetzt also der große Strom der Mitleidsbekundungen über mich ergießt: Alles locker. Ich wollte nur mal diese Episode erzählen, denn nicht immer läuft alles glatt. Das wäre ja auch wirklich langweilig. Außerdem: Wo Schatten ist, gibt es bestimmt auch ein Licht. Und ohne Schatten wüsste man nicht, dass es überhaupt ein Licht gibt 😉





Hundeleben #2

1 12 2009

Unser Gourmethund hat grade sogar die Krümel des selbstgebackenen Zitronen-Polenta-Kekses, den ich nach draußen geworfen hab, aufgeleckt. Ich werte das mal als Kompliment an meine Backkünste.





Wort zum zweiten Sonntag

29 11 2009

[youtube Na8ITulEkmQ]

La Vela Puerca noch einmal:

Me levanto a la mañana busco el sol bajo mi cama
Sabemo que la vida es dura pero la amargura no es la solucion
Me levanto a la mañana busco el sol bajo mi cama
Sabemo que la vida es dura pero la amargura no es la solucion

Es la peor prision del alma
Es la peor prision
Es la peor prision del alma
Es la peor si

Mejor abrir la mente mirar siempre al frente
Que ningun camino lleva a igual destino
Mejor abrir la mente mirar siempre al frente
Que ningun camino lleva a igual destino

Und damit auch jeder versteht, was ich damit sagen will:

Ich stand heute morgen auf und suchte die Sonne unter meinem Bett
Wir wissen dass das Leben hart ist aber Bitterkeit ist keine Lösung (denn)

Sie ist das das schlechteste Gefängnis (der Seele)

Besser wärs, offen zu sein und den Blick nach vorne zu richten,
denn keine zwei Wege führen zum selben Ziel

Und hier versteckt sich eine, wenn nicht gar die wichtigste Lektion, die man sich hinter die Ohren schreiben sollte; besonders wenn man im Ausland ist: Es wird immergute und schlechte Zeiten geben, aber selbst die beschissenste Tage gehen irgendwann vorüber. Wo Schatten ist, ist auch das Licht nicht fern, auch wenn es manchmal ganz anders aussieht.
Und ganz besonders im Ausland ist Offenheit eine Schlüsselfertigkeit – wer mit festen Vorstellungen, wie es in der Ferne zuzugehen hat an einem Auslands-FSJ teilnimmt oder gar der Meinung ist, er wüsste besser als die Einheimischen, wie die Dinge laufen sollten, verbaut sich selbst schnell viele Chancen. Viel lehrreicher und einfacher ist es, sich einfach mal einzulassen auf die Gegebenheiten und sich nachher zu wundern, dass es ja auch anders funktionieren kann, als man eventuell gewohnt ist. Vielleicht nicht ganz so schnell, effizient oder „gut“, aber klappen wirds doch in den meisten Fällen.

Eigentlich eine Binsenweisheit.








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