Red Scare

6 03 2010

“Have you no sense of decency, sir, at long last? Have you left no sense of decency?”

Joseph Welch zu McCarthy, als dieser auf einmal überall Gespenster sah.

Man mag ja von der Linkspartei halten, was man will. Man mag auch von der CDU halten, was man will.

Aber man muss es schon schlechten Stil nennen, wenn die NRW-CDU zwei Monate vor der Landtagswahl mit einem tatsächlich so betitelten „Rotbuch“ an die Öffentlichkeit geht, in dem grob irreführende und schlichtweg falsche Aussagen zum Wahlprogramm der LINKEn gemacht werden.

Für all diejenigen, die mal wieder herzhaft lachen wollen, lohnt sich der Blick ins Büchle allemal. Für Wenigleser hat Paramantus schon die schönsten Stellen zusammengestellt und mit seinem Senf versehen.

Die CDU sagt beispielsweise über die Linkspartei:

In ihrem Landtagswahlprogramm fordert sie die „Einführung einer Unterrichtseinheit ‚Genuss- und Rauschmittelkunde‘ an den nordrhein-westfälischen Schulen“. Gleichzeitig will sie den verpflichtenden Religionsunterricht abschaffen. Zitat: Wir fordern „die Streichung der Garantie für den bekenntnisorientierten Religionsunterricht an Schulen in der Landesverfassung“. Das bedeutet: Schüler sollen nach dem Willen der NRW-Linkspartei den Konsum von Rauschgift an Schulen lernen. Mit der Abschaffung des Religionsunterrichts sollen Jugendliche einer werteorientierten Er-
ziehung beraubt und der Boden bereitet werden für eine andere Gesellschaft.

Im Wahlprogramm der NRW-LINKEn liest sich das bereits etwas anders:

n Einführung einer Unterrichtseinheit »Genuss- und
Rauschmittelkunde« an den nordrhein-westfäli-
schen Schulen als Teil einer glaubhaften Prävention
durch objektive und differenzierte Aufklärung.

und im Parteibüro versteht man diese Maßnahme als Gegenentwurf zur empfundenen aktuellen Situation:

Besonders aufgeschreckt sind Bundes- und
Landesregierung regelmäßig vom angeblich unbe-
kümmerten Cannabiskonsum von Jugendlichen. Als
Gegenmaßnahme setzt die schwarz-gelbe Landes-
regierung vor allem auf Repression und »Null-Tole-
ranz«, bei gleichzeitigem Kahlschlag von Beratungs-
und Betreuungsangeboten.

Wie gesagt, man mag von beiden Parteien halten, was man will; ich bin weder Freund der einen noch der anderen. Aber das nach Willen der Linkspartei demnächst Sechstklässler statt Bibelgeschichten unter den wohlwollenden Blicken des Ex-Religionslehrers lernen, wie man eine Bong stopft, eine Nadel sterilisiert oder Longpapers rollt, halte ich dann doch für eher unwahrscheinlich.


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