Wort zum Sonntag III

6 12 2009

Wie man ja so weiß, hat das Leben (grade fern derjenigen, die einem am Herzen liegen) nicht nur Vorteile. Das möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten:

[youtube GKK5Gg2Vk6w]

I am in exile, a sojourner
A citizen of some other place
All I’ve seen is just a glimmer in a shadowy mirror
But I know, one day we’ll see face to face

I am a nomad, a wanderer
I have nowhere to lay my head down
There’s no point in putting roots too deep when I’m moving on
Not settling for this unsettling town

My heart is filled with songs of forever
The city that endures when all is made new
I know I don’t belong here, I’ll never
Call this place my home, I’m just passing through

I am a pilgrim, a voyager
I won’t rest until my lips touch the shore
Of the land that I’ve been longing for as long as I’ve lived
Where there’ll be no penalties anymore

My heart is filled with songs of forever
The city that endures when all is made new
I know I don’t belong here, I’ll never
Call this place my home, I’m just passing through

Dustin Kensrue weiß halt ganz genau wovon er spricht; die Abwesenheit von Tochter und Frau hat er mit seiner Band Thrice bereits im vorangegangenen Konzeptalbum außerordentlich eindrücklich verarbeitet.

Dieser Blogeintrag entstand vor etwa drei Wochen, als ich in einer dieser Phasen steckte, die nun einmal Teil des Ganzen sind: Ich fühlte mich einfach ein wenig fehl am Platze, die Decke in meiner kleinen Wohnung fiel mir auf den Kopf, die Beengtheit in ebendieser engte auch mich ein, das Wetter spielte verrückt, vermisste meine Lieben furchtbarst, ärgerte mich maßlos über die Ungeheuer Kinder in der Schule, mir gelang nichts so, wie ich es wollte…

Diese Zeiten gehören dazu. Wer Little Miss Sunshine (übrigens auf meiner persönlichen Top 5 der besten Filme aller Zeiten) gesehen hat, weiß, dass grade die Zeiten, in denen auch wirklich nichts rund läuft die sind, von denen wir am am Meisten profitieren. Macht die Sache zwar nicht einfacher, aber wenigstens weiß ich dadurch, dass es ein Licht am Ende des Tunnels gibt.

Aber zurück zum Thema: Nachdem die Deutschprüfungen vorbei waren, gab es für mich erst einmal nichts mehr zu tun – Lotte kümmerte sich wegen ihrer Gesangs- und Chorausbildung hervorragend und zeitintensiv um die Weihnachtsfeier; übte mit den Kleinen also fleißig Lieder singen und mehr. Ich hingegen saß ein bisschen auf dem Trockenen, sprich: Hatte nicht so richtig etwas zu tun. Wie begeistert war ich daher, als ich einer Klasse den Unterschied zwischen there is bzw there are und hay bzw. estar erklären sollte. Hay deutet im Spanischen lediglich die Existenz des Objekts an, estar hingegen benutzt man, wenn man weiß, wo sich das Objekt befindet.

Sagen wir mal vorsichtig, dass die Stunde mit den Kindern suboptimal gelaufen ist. Jedenfalls kam ich mir ein wenig verlassen vor und da ich nach dieser Stunde auch nichts mehr wirklich zu tun hatte, kam ich mir wieder etwas überflüssig vor. Así es la vida, klar, aber irgendwie nervts einen dann doch schon: nicht richtig dazugehören, auch irgendwie keine Heimat zu haben und so weiter. Geholfen hat dann vor allem die Tatsache, das ich bereits nach wenigen Tagen wieder voll in der Arbeit steckte 😀

Bevor sich jetzt also der große Strom der Mitleidsbekundungen über mich ergießt: Alles locker. Ich wollte nur mal diese Episode erzählen, denn nicht immer läuft alles glatt. Das wäre ja auch wirklich langweilig. Außerdem: Wo Schatten ist, gibt es bestimmt auch ein Licht. Und ohne Schatten wüsste man nicht, dass es überhaupt ein Licht gibt 😉





In Exile

14 09 2009

Eines  vorweg: Ich bin sicher, wohlbehalten und komplett ausgestattet in Bariloche angekommen. Jetzt, wo sich eure Nerven wieder zu entspannen beginnen, kann ich ja noch eine kleine Geschichte erzählen 😀

Angefangen hat meine Reise am 12.9.09 wohl so um 18:15 in Leverkusen, als mich meine Freunde abholten und zum Kölner Bahnhof fuhren. Dort ging um 19:00 Uhr der ICE nach FFM, von wo aus ich erst nach São Paulo, dann nach Buenos Aires und von dort nach Bariloche fliegen sollte. Angekommen bin ich dann um Mitternacht (Ortszeit) des folgenden Tages, sodass sich eine Reisedauer von 34:45 Stunden ergibt – dieses Ergebnis könnte natürlich auch durch meinen ziemlich zermatschten Kopf verfälscht worden sein.

Ich bin selber ziemlich baff, wie schnell ich mich an das argentinische Spanisch gewöhne – verstand ich ganz am Anfang nur Bahnhof, bin ich jetzt immerhin in der Lage, jedes zehnte Wort richtig ein zu sortieren 😀

Sonnenaufgang in Brasilien

Sonnenaufgang in Brasilien

Aber der Reihe nach: Wer jemals vorhat, den südamerikanischen Kontinent zu bereisen, sollte sich an TAM Linhas Aereas halten. Ich mach jetzt hier noch mal ein wenig Werbung, aber die von Rio de Janeiro aus operierende Fluggesellschaft ist Luxus pur. Ähem. Jedenfalls bin ich dann nach etwa 11 1/2 Stunden Flug (die ich mit X-Men gucken, essen und v.a. Schlafen rumgekriegt habe) völlig erledigt in Brasilien angekommen.

Dort angekommen, machten sich Hunger, Durst und allgemeines Erledigtsein bemerkbar, sodass ich zu völlig überzogenen Preisen etwas zu essen und trinken kaufte und dann meine Schlafstätte in der Nähe des Gates errichtete. Diese Angewohnheit sollte mir später noch zum Verhängnis werden. Der Flughafen jedenfalls war nett zu mir und so schlief ich erstmal recht lange. Als dann das Boarding begann war ich einer der ersten im Flugzeug und schlief fast direkt ein. Etwa zwei Stunden später erwachte ich dann im Anflug auf Buenos Aires Ezeiza – so nennt sich der internationale Flughafen der Stadt.

Wandmalerei Einheimischer in Brasilien

Wandmalerei Einheimischer in Brasilien

Ich hab mein Gepäck abgeholt, bin durch den Zoll und die Immigration (was übrigens sehr viel entspannter abläuft als beispielsweise in den Staaten) und stand dann auf einmal im Empfangsbereich. Eine nette Dame vom Personal erläuterte mir sogleich, dass ich lieber hier ein Taxi buchen sollte statt draußen eines zu nehmen. Ich weiß zwar immer noch nicht, was ich davon halten soll, aber mir war zu dem Zeitpunkt alles egal, deshalb buchte ich halt ein Taxi. Außerdem habe ich noch zu einem miserablen Kurs 20€ in Pesos getauscht (der offizielle Kurs ist ca. 1:5,6, ich hab 1:4,3 gemacht). Naja, was solls. Die Fahrt durch die Stadt hin zum anderen Flughafen war sehr angenehm und lehrreich – Buenos Aires ist groß, Beschilderungen sind zum Ignoriertwerden da und Fahrbahnmarkierungen sind befahrbare Kunstobjekte, aber doch keine Verkehrsregeln. Wie dem auch sei – mir ist nichts passiert, mein Fahrer kannte sich bestens aus und so kamen wir zügig ans Ziel. Am Flughafen Buenos Aires Aeroparque erfuhr ich dann auch, das sich mein Flug verspäten würde, und zwar von inzwischen 18:00 auf 19:00. Mit massig Zeit zu verdödeln lief ich ein wenig durch die Gegend, machte ein paar Fotos und kam dann auf die Idee, mir etwas zu essen zu holen. Wunderbar, denk ich, stellste dir den Wecker auf 9 und kriegst nochmal anderthalb Stunden Schlaf. Zehn Minuten bevor der Wecker klingelte bin ich dann aufgewacht, weil eine Durchsage in dringendem Tonfall nach einem gewissen „..imón Raúb“ forderte. Schlagartig hellwach sammelte ich mein Zeug zusammen, lugte auf den Monitor und fand heraus, dass während meines Nickerchens der Flug erneut verschoben worden war – und zwar auf kurz vor 9 und von Gate 6 (wo ich lag) zu Gate 8. Wie der Blitz bin ich dann also los und unter den bösen Blicken anderer Passagiere als Letzter an Bord eingetrudelt.

Direkt außerhalb des Aeroparque

Nach weiteren zweieinhalb Stunden landeten wir dann endlich in Bariloche, wo ich von einem netten Taxifahrer aufgehalten wurde, den wohl meine Mentorin dort für mich abgestellt hatte. Zum Glück wusste er, wo wir hinfuhren, und so kamen wir nach einer rasanten Fahrt an einer Art Hotelkomplex an, wo ich ein für einen Monat gemietetes Apartment bezog. Jetzt gibts für alle die wollen noch ein paar Bilder von meiner Studentenbude und danach muss ich mich echt mal auf die Suche nach jemandem machen, der weiß, was heute so anliegt.

Direkt außerhalb des Aeroparque
Zimmer von der Treppe aus gesehen

Zimmer von der Treppe aus gesehen

Willkommenspräsent... mjam!

Willkommenspräsent... mjam!

Außenansicht

Außenansicht

Blick aus dem Fenster

Blick aus dem Fenster








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