Herbst und Winter in Patagonien.

28 04 2010

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Sehr geehrte Damen und Herren, willkommen zum Fotoessay zum Thema “Herbst und Winter in Patagonien”. Ein Fotoessay ersetzt einen regulären Blogeintrag, wenn Bilder wieder einmal mehr sagen als Worte oder der Autor schlicht zu faul ist für einen detaillierten Reisebericht. Oder beides.

Wie man bei Sonja nachlesen kann, war ich in Begleitung zweier äußerst bildhübscher, IMG_1292-1intelligenter und wortgewandter junger Damen bereits schon einmal oben auf unserem Haus- und Hofgletscher, dem Tronador. Dort oben gibt es eine “Berghütte”, genannt Refugio Meiling, die allerdings schon eher eine Art Gletscherhotel darstellt – top  zuvorkommendes, immer freundliches Personal, kuschlige Atmosphäre, erstklassig ausgestattete Küche sowie sehr gute Köche (ja, ich habe mich diesmal zu den vom Personal äußerst kunstvoll angerichteten Rindermedaillons mit gebratenem Gemüse hinreißen lassen), fantastische Lage … und entsprechende Preise.

Die Wanderung fängt unten im Tal an. Man läuft dann etwa 18 Kilometer und ca. 1200 Höhenmeter durch den Wald (der natürlich irgendwann aufhört), Matsch, Felsen und Eis und Schnee.

Oben traf ich auf Luke, ein Kanadier, dessen professionelle Golferkarriere leider soeben aufgrund von Visaunregelmässigkeiten von Homeland Security beendet wurde (sprich er wurde aus den USA deportiert) und sich jetzt während einer Südamerikareise zukünftige Einkommensmöglichkeiten überlegt. Außerdem war da auch noch Tina, frisch studierte Lehrerin aus Würzburg. Die beiden sind definitiv sehr viel sportlicher als ich; dennoch ließ ich mich darauf ein, mit ihnen gemeinsam den Abstieg zu unternehmen und dabei einen Umweg in ein Gletschertal zu unternehmen. Trotz der Rennerei (die beiden wanderten nicht, sie joggten. Mit Gepäck.) hat sich auch dieses Unterfangen gelohnt.

Schluss mit dem Gelaber – los gehts:

IMG_1250-1 Auf dem Weg zur Einstiegsstelle. So sieht argentinischer Nebel aus.

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Ganz richtig. Da oben recht will ich hin.

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“Barba del diablo” – Baumbart halt. Jeder HdR-Fan kennt sich aus. Anscheinend ein Zeichen für gute Luftqualität.

IMG_1269-1Erster Teil des Weges. Alles easy soweit.

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Erste Hürde: Umgekippter Baumstamm, der über einen reißenden Fluss führt.

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Bambus, der gar kein Bambus ist!

IMG_1286-1 Ein für alle Mal der Beweis: Meine Schuhe sind wasser- und schlammdicht.

IMG_1287-1 Im Wald finden sich etwas größere Bäume als bei uns im Garten.

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“Bunte Blätter auf gefrorenem Boden”, Digital, Traub 2010. Für Kenner der Strecke: Dies ist noch weit vor den Caracoles.

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Eis in Stangen das aus dem Boden wächst (no kiddin’!)

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Herbst herbst.

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Blätter.

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Zur Verdeutlichung: dort wo die Spalten aufhören, nur etwa einen Kilometer weiter rechts ist mein Ziel.

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Blick ins Tal. Etwa in der Bildmitte im Tal, bei den weißen Punkten, da ist der Ausgangspunkt.

IMG_1356-1Ich und mein treuer Begleiter.

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IMG_1369-1 Es wird kalt.

IMG_1372-1Der Weg nach oben ist beschwerlich und gefährlich (weil gefroren und glatt).

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Endstation.

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Berg mit Sonne.

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Zwar nicht ganz das Dach der Welt, aber immerhin der Dachboden.

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Gemütliches Inneres der Refugios …

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… mit Candlelight-Dinner. Im Hintergrund (nicht zu hören) wundervolle Jazzaufnahmen.

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Die Wolken fließen ins nächste Tal.

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Weg nach unten.

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Pieksiges Eis. Das aus der Erde wächst.

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Auf dem Weg nach unten machen wir einen Umweg zum Glaciar Castaño Overa. Dieses Tal wird für die nächsten 5 Monate ständig im Schatten liegen, da die Sonne aufgrund des Winters nicht mehr so hoch steigt (wenn ich das richtig verstanden hab). Demzufolge sieht es dort unten wie im Kleiderschrank von Narnia aus: Das Reich der bösen Eishexe:

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IMG_1488-1Guter Ratschlag. “Nimm dir ein Beispiel an Katzen und vergrab deine Scheiße.”

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Ende.

Wer bis hierhin durchgehalten hat ist entweder total begeistert von den Fotos hat geschummelt ;).

Edith sagt: Nimm das, Lukas! 😛





otoño en patagonia

19 04 2010

Wer sich über den zur Zeit schnellstens heranrauschenden Herbst beklagt (wie etwa eine junge Dame aus Santiago), der komme uns hier schnellstens besuchen. Selten hab ich mich hier so wohl gefühlt wie in dieser Jahreszeit. Das hat auch noch andere Gründe, aber der Herbst hier rockt schon einiges. Mehr Fotos kommen demnächst – wenn ich genug genossen habe 😉

Die letzten Bilder übrigens als Vorschau auf meine Berichterstattung einer argentinischen Hochzeit:





Stilblüten aus Schüleraufsätzen I

15 04 2010
  • „Im Vergleich mit Spanien beispielsweise, wo Drogenkonsum illegal ist, ist nur ein Dritten der Jugendlichen Heroinsuchtige…“
  • (es geht darum, einfache Fragen auf Deutsch zu formulieren): „Mit wem schläfst du?“
  • „Ich koche gerne.“ (Allgemeines Gelächter: coger = ficken)
  • „Drogensüchtige bekommen nur Hilfe wenn sie Glück haben und eine Organization finden, die gegen den anstrengend Regeln sind“
  • „Sollten nicht die Olympischen Spiele eine weltweite Veranstaltung die die Grenzen der Unterschiede, der Rassen, der Religionen, der Nationalitäten und der Kapazitäten überschreiten? Jedoch im Fall diese Olympiade in Berlin, Hitlers Reichshauptstadt, das ist nicht was genau passiert, weil es ein Ereignis, das die Aufmerksamkeit der Welt ausgefallen hat und globale Konsequenzen auf weltweiter Skala ausgelöst hat“




Google Analytics

6 04 2010

— Wer es nicht weiß: Google Analytics ist ein sehr sehr mächtiges Werkzeug zur Erhebung und Analyse von Besucherdaten von Webseiten.

Jaja, der böse Google und so. Bevor hier der von den deutschen Verlegern so munter betriebene heilige Krieg gegen das Böse ausbricht – es geht mir eigentlich nur um eine humoristische Meldung. Seit ich nämlich bei Google Analytics angemeldet bin, träume ich davon, mal so eine schöne Statistik wie der Postillon veröffentlichen zu können.

Dabei geht es mir gar nicht so sehr darum, derartig viele Besucher mit Schweinereien in ihren Köpfen anzulocken, sondern einfach nur mitzuerleben, wie im weltweiten Netz jemand über mein Blog stolpert, der gar nicht danach gesucht hat. Und genau das ist jetzt eingetroffen. Wie ich soeben erfuhr, landete ein Besucher hier auf meinem feinen Blog, weil er nach „im Kochtopf braten“ gesucht hatte. Leider blieb der/die Verwirrte nur etwa eine Sekunde, aber immerhin. Rock’n’Roll. Vielleicht sollte ich mal ein wenig SEO betreiben …





Globalisierungsmissverständlichkeiten

6 04 2010

In Anknüpfung an den Schlusssatz des Hundefuttereintrags hier noch zwei erstaunliche Momentaufnahmen:

Weltreisende Streichhölzer

Diese Packung Streichhölzer habe ich neulich entdeckt. Das tolle daran ist, dass Puerto Varas auf der anderen Seite der Grenze, also in Chile liegt – dort wo jetzt die tolle Sonja für ein halbes FSJ arbeitet. Die Puerto Varas-Anzündhilfen wurden allerdings in Tchechien hergestellt.

Also ganz langsam: tschechische Streichhölzer werden in eine Pappschachtel mit Puerto-Varas-Motiv gesteckt, in ein Schiff geladen und von einer Firma, die sich „Canada Chemical S.A.“ nennt, aus Europa nach Chile importiert, von wo aus sie dann ihren Weg nach Bariloche gefunden haben. Hiermit rufe ich jetzt den offiziellen kulturweit-Blogwettbewerb aus – wer einen alltäglichen Gebrauchsgegenstand vorweisen kann, dessen Weg um die Welt ähnlich oder sogar noch haarsträubender gestaltet, dem bringe ich ein Bariloche-T-Shirt mit.

Lamavernichtungswaffe.

Entgegen meiner üblichen Gewohnheiten hab ich mir wieder mal ein Sprühdeo gekauft – jetzt weiß ich auch wieder woher meine Abneigung gegen ebensolche kam: Man darf damit keine Lamas einsprühen.





Luxusprobleme II

30 03 2010

Aufgrund des Besuches von Harald (dem Hausbesitzer) ist ja unsere Vermieterin Aylin vorübergehend ausgezogen. Wann sie wiederkommt, steht in den Sternen. Nun ist es aber so, dass üblicherweise Aylin dafür verantwortlich war, den Hofhund Diana zu verpflegen.

Als ich nun vor ein paar Tagen also wieder mal einen prüfenden Blick auf jenen Hund warf, entdeckte ich, dass Diana enorm abgehungert aussah. Der Grund war schnell gefunden: Keiner hatte dran gedacht, dem armen Vieh mal was zu essen rauszustellen. Da aber in meinem Singlehaushalt selten genug übrig bleibt, um es an den Vierbeiner zu verfüttern und außerdem Reis und Polenta bei Hunden nicht so der Renner zu sein scheinen (die Polenta vertrocknet draußen seit Tagen unangetastet), machte ich mich auf, ein wenig Hundefutter zu besorgen.

Da ich aber in Sachen Hundeernährung eher unerfahren bin, war ich sehr dankbar über das an der Packung angebrachte Schild, welches auch dem Laien verständlich erklärt, wie viel Hund so zu essen braucht. Nun muss ich mich nur noch entscheiden, ob Diana eher „grande“ oder „muy grande“ ist. Außerdem bringt mich der im Kleingeschriebenen versteckte Hinweis, dass die Essensmenge innerhalb der verschiedenen Gewichtsklassen aufgrund verschiedener Faktoren stark variieren kann in Verlegenheit. Besonders aktiv ist sie nämlich nicht. Aber einen Appetit hat die Dame, alle Achtung! Sollte ich ihr deswegen nicht doch lieber mehr geben?

Sehr hilfreiche Hundegrößennahrungsmittelportionierungstabelle

Abgesehen von solchen Überlegungen scheint es ihr aber vorzüglich zu schmecken – kein Wunder, es handelt sich ja auch um Hundefutter nach „receta casera“, also „‘n gudn Rezept von Muddi noch“. Da läuft mir auch schon der Sabber in der Schnauze zusammen. Und da das Foto vorne auf der Packung so verdammt appetitanregend ist, werde ich mir jetzt selber erstmal was in die Futterluke schieben, vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

PS: Und damit wir noch was lernen von dieser Angelegenheit: Hergestellt wird das Hundefutter nach Hausrezept übrigens von Nestlé. Globalisation, Kinder. Denkt mal drüber nach.

Da wird man doch glatt zum Hund.





Fundstück der Woche II

20 03 2010

Meine Shampooflasche bzw deren Rückseite.

Sollte ich jemals vergessen oder vielmehr WIE man duscht, wird meine Shampooflasche mir weiterhelfen können. Ich hatte ja bisher immer angenommen, duschen sei eher so ein zufällig-intuitiver Prozess, denn man besucht ja schließlich keine Duschschule oder macht einen Duschschein wie bei anderen im Verlauf der Lebens erworbenen Fähigkeiten. Das wirft natürlich jetzt aber auch die Frage auf, wie „man“ denn duscht. Denn wenn das Waschen des eigenen Körpers tatsächlich eine Instinktfähigkeit oder auf Intuition basierend ist (wobei jedoch die tägliche Säuberung stringent von rituellen Waschungen zu unterscheiden ist), dann mache ich es vielleicht intuitiv falsch. Ich bin nun schon sehr verwirrt, da ich wohl offensichtlich Frauenshampoo gekauft habe. Das war mir im Supermarkt (und auch in den letzten Wochen) gar nicht aufgefallen, erst jetzt, als ich diesen Artikel beschreibe. Schlimm genug, dass ich mich im Supermarkt vergriffen hab, aber dann auch noch wochenlang nicht zu merken, dass ich entgegengeschlechtlich vermarktetes Duschgel benutzte, lässt mich jetzt schon an meinen Waschfähigkeiten zweifeln. Am Ende habe ich es die letzten zwanzig Jahre einfach schlichtweg nicht richtig gemacht! Wer bringt mir denn jetzt korrektes Duschverhalten bei?

Bis ich Unterstützung erhalte setze ich jedenfalls nur noch zum Zähneputzen Fuß ins Badezimmer. Denn darin hatte ich in der Grundschule Training.





100 Days of Summer

20 03 2010

warens dann doch nicht ganz. 30 Tage (fast) ununterbrochener Sonnenschein, begleitet von den schönsten, tollsten und besten Praktikanten der Welt, die zusätzlich noch Sonne in unsere vorher so tristen Leben brachten, waren durchaus eine willkommene Abwechslung, denn heute ist ganz klar wieder einer dieser Tage, von denen es in Bariloche zuviele gibt. Pünktlich zum Frühlingsanfang teilt der Herbst allen mit, dass er hier bald die Herrschaft übernehmen wird. Es ist grau, regnet und regnet und ja, regnen tuts auch.

Wie dem auch sei, ich hab wieder was zu erzählen, und zwar eigentlich viel zu viel. Deshalb lasse ich für den ersten Teil der Geschichte großzügig unsere Praktikanten zu Wort kommen. Deshalb zitiere ich jetzt hier aus ihrem sehr empfehlenswerten Chaosblog mit selbstverständlich vorausgesetzter Genehmigung die Geschichte von Schwarzpfote und Bert:

Wir waren um halb zwei mit Timon verabredet um eine kleine Wanderung zu einen Fluss mit Wasserfall zu unternehmen und je nach Wetterlage darin zu schwimmen. Da uns bis dahin noch ein bisschen Zeit zur Verfügung stand, beschlossen wir wieder einmal unsere Wohnung zu säubern und diese auf Hochglanz zu bringen…Ab Punkt halb 2 warteten wir also auf Timon an der verabredeten Bushaltestelle, doch Timon kam, so wie sich das für einen echten Argentinier gehört, um 2. Da aber eh kein Busfahrplan existiert und man einfach an der Bushaltestelle wartet bis bzw. ob überhaupt ein Bus kommt war dies auch ziemlich egal. Um viertel 3 kam dann schließlich ein Bus mit der Nummer 20 der zumindest laut Anzeige in die richtige Richtung fahren sollte, wobei man sich darauf nicht unbedingt verlassen kann. Timon versuchte während der Busfahrt, dem Fahrer zu erklären wo er uns rauslassen sollte, doch der war gerade mit telefonieren und rauchen beschäftigt und scherte sich somit nicht viel um den Deutschen hinter ihm. Da Timon auch nur vom Hörensagen wusste wo wir ungefähr hinmussten, betätigte er irgendwann auf Verdacht den roten Bus-Stop-Knopf, was in deutschen Bussen soviel bedeutet wie, dass der Bus an der nächsten Bushaltestelle anhält. In argentinischen Bussen wiederum wird das Stop eher wörtlich interpretiert, was ein sofortiges stoppen der Fahrt als Konsequenz hat. Bushaltestellen als solche sind ja generell völlig überbewertet. Also ließen wir uns nichts anmerken und taten so, als ob wir tatsächlich an dieser Stelle, an der sich weit und breit kein Haus oder sonstige als Ziel unserer Reise auszumachende Sehenswürdigkeiten befanden, aussteigen wollten und machten uns in

Auf der Suche nach dem richtigen Weg.

Busrichtung auf den Weg in der Hoffnung irgendwann in der nächsten Stunde auf einem Feldweg zu treffen, der dann nach 2 Kilometern tatsächlich auch am Horizont erschien. Wir glauben es ist an dieser Stelle überflüssig zu erwähnen, dass wir uns diesen Weg hätten ersparen können, da der Bus genau diese Strecke gefahren ist. Doch wie das so oft im Leben ist, hatte der vermeintliche Nachteil, dann doch einen sehr positiven Nebeneffekt. Und nein, dieser lag nicht darin, dass es Marc im Kampf gegen die überflüssigen Kilos nur gut getan hat ein paar Schritte mehr zu tun als nötig, sondern darin, dass wir unseren treuen Weggefährten des heutigen Tags kennen lernten: Schwarzpfote. Wir liefen also entlang der endlosen Straße, als plötzlich ein schwarzer Hund neben uns erschien und der, da es ihm gerade wohl etwas langweilig war, sich entschied uns zu folgen, was an sich nichts besonderes in Bariloche ist, da Bariloche mehr Hunde als Einwohner hat und man ständig und überall von Hunden umgeben ist. Meistens ist auch nicht klar ob die Hunde einen Besitzer haben oder nicht, aber das kümmert hier eigentlich niemanden. Jedenfalls wanderten wir an die 5 Kilometer auf einer der vielen Schotterstraßen entlang immer auf der Suchte nach dem Fluss. Schwarzpfote, den Marc in einem Anfall seines grenzenlosen Einfallsreichtums so getauft hatte, folgte uns den kompletten Weg beziehungsweise kundschaftete den Weg für uns aus. Wie kreativ dieser Einfall den Hund Schwarzpfote zu nennen tatsächlich war, stellt man erst bei genauerer Betrachtung von Schwarzpfote fest. Es handelte sich nämlich um einen  komplett schwarzen Hund. Nachdem wir einen Pick Up-Fahrer nach dem Weg gefragt hatten und dieser uns anbot mitzufahren da der Fluss genau in seiner Richtung lag, stiegen wir natürlich ohne zu zögern auf die Ladefläche. Wen wir dabei allerdings nicht bedachten war Schwarzpfote. Dieser war natürlich völlig entsetzt von unserem Vorhaben und rannte dem Auto deshalb so schnell er konnte hinterher. Da wir mit dem Auto jedoch fast 2 Kilometer zurücklegten verloren wir den süßen Kerl leider irgendwann aus den Augen. Es sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass es sich bei Schwarzpfote um einen sehr sonderbaren Zeitgenossen handelte, er konnte weder bellen, fiepen, knurren oder überhaupt irgendeinen Laut von sich geben, wir hatten auch nicht wirklich das Gefühl als ob er auf irgendein rufen oder pfeifen unsererseits reagiert. Von daher lautete die Diagnose der Hundexperten Buchstor und von Kirchbach eindeutig: Schwarzpfote war taub-stumm, anders

Wildlebendes Schulmaskottchen: muticia

konnten wir uns das merkwürdige Verhalten des sonst so liebenswürdigen Begleiter nicht erklären. Am Fluss angekommen, begannen wir uns immer trauriger und schlechter zu fühlen, da wir unseren treuen Freund einfach so zurückgelassen hatten. Als sich gerade ein paar Tränen in unseren Augen sammelten, tauchte am Horizont plötzlich ein schwarzer Punkt auf und um die letzte Kurve kam ein schwarzes Etwas gerannt und wedelte mit dem Schwanz, Schwarzpfote das alte Kämpferherz hatte nicht aufgegeben und war zurück! Wir fielen uns in die Arme bzw. Beine und ließen erst nach geraumer Zeit wieder von uns. An dieser Stelle sollte man vielleicht noch erwähnen, dass wir Schwarzpfote nie die Aussicht auf etwas zu essen oder ähnlichem gestellt haben, wir rätseln bis heute was der Auslöser dafür war, derartige Strapazen auf sich zu nehmen nur um in unserer Nähe zu sein. Andererseits mussten wir uns auch eingestehen, dass es schon verdammt cool ist sich in unserer Gesellschaft zu befinden und mit uns gesehen zu werden, so dass wir dann doch wieder ein wenig Verständnis für diese bizarre Situation aufbringen konnten.

Flussbett mit Hund

Nachdem die Freude über das unverhoffte Wiedersehen abgeklungen war und Schwarzpfote seinen Durst im Fluss gestillt hatte machten wir uns auf die Suche nach einer Stelle im Fluss, die zum baden geeignet war. Es muss dazu gesagt werden, dass die Sonne an diesem Tag hinter dicken Wolken verborgen blieb und es auch sonst nicht gerade heiß war. Als wir schließlich eine gute Stelle zum Jumpen gefunden hatten, hatte uns aufgrund des Fingertests die Lust verlassen. Im Vergleich zu diesem Fluss fühlt man sich im Nahuel Huapi wie in den heißen Quellen von Hveravellir. Als wir schon frustriert den Heimweg antreten wollten, überlegten Marc und Timon es sich nochmals anders und fassten den selbstmörderischen Entschluss doch zu springen, lediglich der zu sehr von der Vernunft getriebene Niklas lehnte dankend ab und bot sich als Fotograf an. Da die beiden augrund ihres stark erhöhten Körperfettwertes (eine andere Erklärung dafür kann es nicht geben) den Sprung ins kühle Nass dann doch recht unbeschadet überstanden hatten, machten wir uns auf den Heimweg, waren wir doch abends zum Fußballspielen mit Alexis und seinen Kumpels verabredet. Also packten wir unsere Sachen zusammen und marschierten los. Kaum zu glauben aber wahr, den Rückweg traten wir zu fünft an, Schwarzpfote hatte am Fluss einen zweiten scheinbar herrenlosen Hund aufgetrieben der sich unserer Pilgergruppe anschloss. Beim Versuch Marcs Namenwahl für unseren neuen Gefährten zu toppen scheiterte Timon leider kläglich, trotz allem setzte sich mangels besserer Vorschläge schließlich der Name „Bert“ durch. Bert war im Vergleich zu Schwarzpfote jedoch eine Nervensäge der übelsten Sorte, da er ständig durch Bellen oder dumm im Weg rumstehen unseren Unmut auf sich zog. Auch die Attacken auf Schwarzpfote trugen nicht unbedingt dazu bei, dass wir den zu allem übel noch recht unattraktiven Hund nicht wirklich in unser Herz schlossen. Trotz allem begleitete uns Bert den kompletten Weg zurück zur Bushaltestelle. Hier war jedoch allen klar das eine Trennung stattfinden musste. Schwarzpfote kuschelte sich noch einmal mit aller Liebe an uns und sagte so auf Wiedersehen. Am liebsten hätten wir Schwarzpfote natürlich mitgenommen, doch wir wussten nicht genau über die Bestimmung im Flugzeug bescheid und Herr Buchstor Senior hätte Marc wohl einen Kopf kürzer gemacht, wenn er mit einem Hund als Mitbringsel zu Hause erschienen wäre. So kam es wie es kommen musste, wir betraten den Bus und trauten uns kaum aus dem Fenster zu sehen, ahnten wir doch was uns für ein Anblick erwarten sollte: Schwarzpfote rannte, so weit ihn seine Füße tragen konnten, dem Bus hinterher. Wir waren zu Tränen gerührt… Schwarzpfote, you stay in our heart, we love you!

Praktikanten und Rudel

Aber das ist natürlich nicht alles.

Berichtenswert ist ansonsten auch noch unsere große Zufriedenheit mit unserer Arbeit und Einsatzstelle, denn im Moment gibt es kaum etwas, über das wir uns beschweren könnten – von selbst verursachten Luxusproblemen (die tiefgekühlte Pizza passt nicht in meinen Ofen) und der immer noch offenen Studien- bzw. Berufswahl. Wir bleiben auch ganz geschäftig indem wir zum Beispiel am Donnerstag die zweiten Klassen auf Wandertag begleitet haben. Mit dem Bus ging es raus in die Wildnis und dann wurde ein Spaziergang von etwa einem Kilometer eingelegt. Dass dies für Zweitklässler eine abstrakt weite Entfernung ist, dürfte jedem klar sein. Jeder der Begleitpersonen kriegte nun seinen persönlichen Sack Flöhe zugewiesen und so hatte ich für die nächsten fünf Stunden darauf zu achten, dass sich die zwölf Schüler der orangen Gruppe nicht an Disteln, Steinen, liegengelassenem Abfall, sich selbst und Ameisen oder anderen gefährlichen Tieren verletzten. Was sich leichter anhört als es ist:

„Hey, was ist da vorne los? Auseinander!“ – „Es ist ja nicht meine Schuld, dass ich ihn geschlagen habe!“

Wer so bestechend argumentiert hat natürlich auch kein Problem schnurstracks aufgrund meiner vorangegangenen Warnung in ein pieksiges Klettenfeld zu marschieren oder die Pinkelpause ausgerechnet an dem Busch einzulegen, unter dessen Blätterdach grade ein Mitschüler Zuflucht vorm Regen sucht. Hachja. Good Times.

Was andere Neuigkeiten angeht kann ich vermelden, dass ich nun endlich von mir behaupten kann mal eine unserer Diskos hier aufgesucht zu haben. Eigentlich wollten wir nun mit unseren Praktikanten bechern gehen, die dann irgendwie Fußballkumpels wiedertrafen, die wiederum andere Jungs kannten und so landeten wir dann zuerst in insgesamt drei Bars mit anschließendem Besuch der Dusk, besagter Disko halt. Ich ziehe drei Lehren aus dieser Nacht:

  1. Wenn ich blond und weiblich wäre, würde ich mir entweder a) ein Dutzend wohlüberlegte Alibis zurechtlegen, mit der ich beim mit Sicherheit auftretenden Bedarf unerwünschte Casanovas abfertigen kann b) ein richtig dickes Fell zulegen um alles eiskalt abblitzen zu lassen (präferierte Methode der Latinas) c) mir die Haare färben.
  2. Die Musik in den Diskotheken ist so laut, damit die Leute alle schnell taub werden und dann, wenn sie die Musik nicht mehr hören, ihren Aufenthalt genießen können.
  3. Am Mittwoch gibts asado, also Gegrilltes! Marc und Niklas haben solange mit ihren persönlichen Fußballkünsten angegeben bis der Fehdehandschuh hingeworfen wurde: Gewinnen wir die Partie am Mittwoch, kriegen wir eine Kuh von ihnen gebraten, verlieren wir hingegen, kommen wir für die Kost auf. Da meine Stärken eher in nicht-fußballerischen Gegenden liegen, frage ich mich zum Einen wie in aller Welt ich da reingeraten bin und zum Anderen, wo ich eine Kuh herkriege. Wir werden sehen.

Soweit von mir, viva Perón und so.

Am Ende grüßt der Pelikan noch alle, die ihn kennen.





Ich war noch niemals in Bariloche

7 03 2010

… sagten jedenfalls meine Eltern, bevor sie mich besuchen kamen. Vorgestern sind sie wieder abgeflogen. Es war schön mit euch und ihr habt definitiv das beste Wetter des Jahres erwischt, es ist nämlich schon etwas kühler geworden. Dafür kommt ihr jetzt auch mit einem Sonnenbrand heim, um den euch jeder beneiden wird!

Absolut und komplett willkürlich und auf keinen Fall chronologische Schlaglichter auf die letzten zwei Wochen:

Meine Eltern kommen an. Das bedeutet natürlich viel Wiedersehensfreude und lange Unterhaltungen, aber auch dass ich endlich mal all die Restaurants ausprobieren kann, die ich mir bisher nicht leisten konnte. Außerdem verbessere ich zusehends meine Fähigkeiten als Fremdenführer und Dolmetscher. Wenn das mal nichts ist. Wir beschließen, übers Wochenende nach Valdivia in Chile zu fahren. In der Nacht vor unserer Abfahrt wacht Mama auf, weil sie im dritten Stock die Auswirkungen des Erdbebens deutlich heftiger spürt als ich, der im Keller einfach alles verschläft. Da ich keine Zeitung habe und meine Angewohnheit nie Fernsehen zu gucken auch hier beibehalten habe, sind wir schon eine ganze Zeit lang unterwegs als Lotte uns die SMS mit der Nachricht von Chiles großem Beben schickt. An der Grenze angekommen, werden wir direkt wieder abgewiesen; es gebe auf der anderen Seite weder Strom, Wasser, Benzin noch sonstigen Nachschub und alle, die keine dringenden Geschäfte in Chile zu erledigen hätten (wie z.B. Verwandte besuchen) mögen sich wieder trollen.

Tatsächlich lässt es sich am Strand ganz gut aushalten.

Mama und ich beim Ausgucken

Die neuen Chaos²-Praktikanten kommen an. Marc und Niklas aus Ludwigsburg sind erstaunlicherweise ein halbe Stunde zu früh am Busbahnhof und warten damit schon etwas länger, als wir sie dort abholen und in die von uns (bzw. Lotte) gemakelte Wohnung verfrachten. Dem zuvor gegangen war ein regelrechter Marathon an Preisauskünften und Wohnungsbesichtigungen, bis schließlich Lotte den entscheidenden Tip von unserer eigenen Vermieterin erhielt. Nun haben die beiden jedenfalls eine schöne große Wohnung in bester Lage mit Seeblick für einen wirklich erschwinglichen Preis. Außerdem haben wir unserer Mentorin Regi einiges an Arbeit abge- indem wir ihre Einweisung in die Stadt übernommen haben. Inzwischen stehen sie trotz ihres Spanischkenntnismangels ziemlich sicher auf eigenen Beinen und erfreuen sich bester Gesundheit (noch). Wer wissen will, was die beiden die Tage über so treiben, dem sei ein Besuch ihres Blogs ans Herz gelegt (aus pekuniären Gründen beim Blog von Marcs Band abgelegt).

Schnee! Schnee!!! WOAH! KRANKER SCHEISS!

Papa und ich beschließen, eine Wanderung hoch bis zum refugio Frey zu unternehmen, einer Art Berghütte. Leider ist der Weg, den wir uns anhand der Karte ausgesucht haben, nicht existent und deshalb wandern wir drei Stunden lang entweder über Schotter oder kniehohes Gras in einem Winkel von 45°. Berg is a bitch. Dafür ist die Aussicht nachher bestechend und außerdem seh ich endlich mal wieder ein bisschen Schnee! Was gehtn? Schnee!!!

Die Ohrenkneiferplage bei mir weitet sich aus – jetzt seh ich sie auch schon im Supermarkt, an Hauswänden, in meinem Bett, in meinem Mate schwimmen sie rum, sie folgen mir aufs Klo und in die Dusche und nisten sich an den unpraktischsten Stellen ein (zum Beispiel Pullover oder Unterhosen). Gnaaaa. Wenn das so weiter geht, kauf ich mir einen Frosch *croak*.

Alles was klein und schwarz ist kneift Ohren.

Langsam kommt Bewegung in die Visumsangelegenheiten, was sehr erfreulich ist. Die deutsche Botschaft hat uns mittlerweile via Lukas ihre Unterstützung zugesichert und die Kopfstelle rotiert auch schon. Dumm nur, dass unser Visum nur bis zum dreizehnten gilt. Also entweder wir sind am Freitag in Buenos Aires um unser Visum verlängern zu lassen (eher unwahrscheinlich) oder die örtliche Ausländerbehörde beschließt plötzlich dass sie doch für unser Visum zuständig ist (ziemlich unwahrscheinlich).

Lotte und ich haben gemeinsam den argentinischen Anwärter auf den Auslandsoscar geguckt und befanden ihn trotz einiger Sprachschwierigkeiten für unterhaltsam und nachdenklich. „El secreto de sus ojos“ nach dem fast

Wir kommen von rechts. Es war eher anstrengend.

gleichnamigen Buch ist auf jeden Fall das Geld wert gewesen, schon allein für die schönen Schimpfworte, die ich dabei gelernt habe – anders als andere bemüh ich mich darum jetzt nicht so sehr 😀 Mein Lieblingscharakter ist auf jeden Fall der Trinker, allein schon wegen der kreativen Art und Weise wie er sich am Telefon meldet; ich war da leider nie so derart krass drauf.

Papa in voller Montur

Und natürlich vieles mehr. Aber das sind Geschichten fürs Lagerfeuer.





Fundstück der Woche

7 03 2010

Ich habe einen sehr guten Freund der oft sagen wir mal… scheissarrogant wirkt. Weiterhin dachte, in Sachen Arroganz wäre eben jener Freund das Ende der Fahnenstange.

Bis ich auf das heutige Fundstück stieß. Der Brief der Blöd-Redaktion an den griechischen Premierminister stellt mich vor eine knallharte Entscheidung: Soll ich lieber lachen oder gleich weinen?

Ich wunder mich ja über vieles nicht mehr so arg, aber jetzt weiß ich, wie wir Deutschen es geschafft haben, im Ausland als arrogant zu gelten.

Nachtrag 20:34 Uhr: Inzwischen hat sich auch Bildblog der Sache angenommen und verweist auf den Blog des Deutschgriechen Michalis Pantelouris, der es nicht länger aushält.








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