Eine Minute

14. Oktober 2009
von Lukas Arenz

Eine Minute.

Eine Minute, die ich brauchte, um mich zu vergewissern, dass mein überfüllter Rucksack tatsächlich auch meine Kamera enthielt.

Eine Minute, dir mir fehlte, um in den richtigen Zug einzusteigen, der mich zur geplanten Zeit in die Innenstadt bringen sollte.

Eine Minute, eine böse Denunzantin, die die Zeit gegen mich aufbringen sollte.

Eine Minute, die mich zwang auf den nächsten Zug zu warten.

Eine Minute, die mir in der Innenstadt den Eindruck vermittelte nur noch mit dem Taxi rechtzeitig zum Busbahnhof zu kommen und mich nicht in die Metro einsteigen ließ.

Eine Minute für zehn Meter in einer durch den Feierabendverkehr und eine dumme Demonstration vollkommen verstopften Stadt.

Eine Minute vom Taxi in die Metro.

Eine verdammte Minute, die mich plötzlich in Panik versetzte, mich dazu brachte mit dem Denken aufzuhören und andere Leute nach dem Weg zu fragen. Eine schlechte Idee.

Eine Minute, eine böse Verschwörerin, die mich auf dem Bahnsteig genau die Person fragen ließ, die selbst keine Ahnung hatte und mich in die falsche Richtung schickte.

Eine Minute, um eine sechsspurige Hauptstraße zu überqueren, um auf den anderen Bahnsteig zu kommen.

Eine Minute, bis ich feststellte, dass ich in die falsche Richtung fuhr.

Eine Minute, um erneut die Staße zu wechseln.

Eine Minute, die mir noch blieb um zum Busbahnhof zu kommen. Ich hatte den Weg von fünf Minuten vor mir.

Eine Minute, in der ich den Weg von zehn Minuten rannte.

Zwei Minuten, die mir letztendlich fehlten. Es war alles schief gegangen, was schief hätte gehen können und ich stand allein an Bussteig 42. Mein Bus, der mich zur Península Valdés, zu vier Tagen atemberaubender Natur gefahren hätte, war ohne mich losgefahren.

Dies ist keine lustige Geschichte, keine dieser „Toll, ich bin im Ausland und erlebe jeden Tag spannende Abenteuer“-Geschichten. Es ist eine Erzählung von Anstrengung, Ausdauer und Enttäuschung. Sie handelt von einer Erfahrung der negativen, harten und bitteren Art. Ein Erleben einer Gigastadt, einer tödliche Rush-Hour und tausender Menschen im Verkehr. Nicht jeder würde diese Erfahrung aufschreiben, auch ich habe lange überlegt. Doch sie gehört dazu, geanauso wie die positiven Erlebnisse. Es würde etwas fehlen. Das Ganze wäre nicht komplett.

Es ist die Geschichte von Bussteig 42.

Mein Bus war abgefahren. Ohne mich. Meine Mitreisenden Boris und Sylvia hatten ehrenhafter Weise bis zum Schluss versucht den Busfahrer am Losfahren zu hindern. Vergeblich. Hier stand ich nun alleine. Der letzte Funken Hoffnung, der mir geblieben war, erlosch. Und wenn die Hoffnung geflohen ist, dann bleibt nur noch

Vezweiflung

2 Kommentare
  1. Profilbild
    14. Oktober 2009

    Uaaah. Wie ätzend. Zum Glück(?) steht mir eine solche beschissene Erfahrung noch bevor. Dir trotzdem alles Gute und dass die vier Tage, die du ansonsten jetzt außerhalb der Stadt verbringen würdest, nicht ganz umsonst sind.

  2. 14. Oktober 2009
    Annette permalink

    Always just in time….
    Hat dieses Mal wohl nicht geklappt……………………

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