Tür zum Schmerz
Schützen heißt nicht
Mauer aufbauen
Schützen heißt
Rückzug
Still
Und ohne Beschluss
In ein verriegeltes Versteck
Hinter dieser Türe
Gibt’s kein Ego
Kein Lob, kein Schmerz
Nur Taubheit
Die Seele
Weit entfernt, tief verborgen
Unangreifbar
Jedes Mal eine Errungenschaft
Wenn das Ich dorthin verschwindet
Doch dieses Mal
Zerbrach der Riegel
Zum ersten Mal
Ohne
Verschluss
Der Fallschirmsprung
I.
Eigentlich fühlt sich das Fallen
Nicht nach Freiheit an
Der Flug nicht nach Rausch
Zu schnell
Trifft man auf den Boden
Erschüttert
Betäubt
II.
Das Bodenlose:
Kaum zu erkennen
Schon als der Atem verschwindet
Im Geschwindigkeitswahn
Und das Bewusstsein verfliegt
Kündigt sie sich an
Die Härte des Asphalts
III.
Der Fallschirm selbst:
(Sofern er vorhanden)
Zwei einfache Hände
Die sich behutsam
Um die Schultern legen
Tragen
Und dämpfen
IV.
Am Boden:
Steht die Zeit still
Das Gehör ist benebelt
Reset.
Und beruhigend ist nur
Dass man einmal am Boden
Nicht noch tiefer fällt
Narbe
Ich fand heraus
dass die neue Narbe
ganz gut
in die Lachfalte passt
Das Kätzchen
Schmiegt sein Köpfchen in die Kuhle meiner Hand
Ungeduldig, fast begierig
Als wollt es sich verbuddeln
Immer tiefer ins Gewölbe
Und schaut mir plötzlich in die Augen
Ein paar Sekunden lang
Als es unerwartet
Eine Träne abbekommt
Stille
Jedes Vogelgezwitscher Jedes Kräuseln des Windes Jedes Miauen Jeder Gedanke dreifach so laut Jedes Atmen doppelt so hörbar Jedes Außeratemsein ein Segen Jedes Gefühl unmittelbar Sprengt die Stille, füllt den Raum Stößt auf Resonanz Auf die Katze, die Großmutter, den Vater Hingabe Ans Dasein
Lilagefärbter Beerenjoghurt
Gestern habe ich mir diesen komischen lila gefärbten Beerenjogurt gekauft, der in meinen letzten Urlauben tagtäglich auf eurem Frühstückstisch stand. Er schien den frisch gepressten Möhrensaft von früher in seinem Stellenwert zu ersetzen. Oftmals aßt du nur diesen Joghurt, beschmiertest unfreiwillig das Tischset und dein Gesicht, eines lilafarbener als das andere. Ich schielte zu dir rüber, zu deiner Joghurtzunge und deinem Joghurtspeichel, der in deinen Mundwinkeln aussah wie die Schwimmhäute einer Ente. Die leicht verdauliche Flüssigkeit war eine letzte karge Gewohnheit, die du annahmst. Sie gruselte mich. Und jetzt, Opa, jetzt habe ich mir tatsächlich diesen lila gefärbten Beerenjoghurt zugelegt. Das ganze volle Glas stopfe ich mit Haferflocken und Nüssen in mich rein. So eine eklige Scheiße, denke ich kopfschüttelnd, und schlucke weiter.
Vole vole
Vole, vole, mon enfant
Vole légèrement à travers ta vie
Comme un petit oiseau qui découvre ses ailes
Laisse-toi emporter
Par un vent très léger
Et en platant,
Soigne toute ta douleur
Embrasse ton cœur
Quand il pique
Embrasse ton corps
Par un tendre doudou
Si jamais t’es seul
Dans l’air
L’ange et le diable
Quand tu me demandes
Si ta pote elle me plaît plus –
Jeanne,
Aux lèvres rouges, aux cheveux noirs,
des yeux qui ignorent mon regard
Une dirigeante à lassitude
Un certain esprit sans motif
– j’ai peur
et je te dis :
C’est ta personnalité que je préfère,
en faisant des énumérations
pour gagner en raison
puisqu’il est raisonnable
de choisir l’ange au lieu du diable
Die Kraft der Angst
Die Kraft der Angst
Wenn ich keine Angst (vorm Tod) mehr hätte,
Würd ich sterben (paradoxerweise)
Ja, ich würd mit meinem Surfboard auf die raue See rauspaddeln, hyperventilierend und berauscht vom Anblick der Brandung, der Wassermasse, würde erregt weiter paddeln, bis mir bei einem Tauchgang irgendwann die Luft ausginge, ich unter Normalnull um Atem ringe, und stürbe.
Wenn ich keine Angst mehr hätte, hätt ich dann noch Adrenalin?
Würd ich dann überhaupt noch in die Wellen ziehn? Oder wär mir das alles viel zu schöde? Viel zu lahm?
Und Mut? Hätt ich dann noch Mut?
~ Mut heißt nicht keine Angst zu haben, singt Sarah Lesch, sim, sim, Mut heißt nur trotzdem zu springen. ~
Ohne Angst gäb es kein Trotzdem mehr.
Stolz wohldenn, den gäb es trotzdem noch. Auch ohne Trotzdem.
Ohne Verlustangst, wüsst ich da noch um den Wert der Dinge? Der Liebe?