Was ein Drama, Baby!

Ganz leibhaftig hab ich es vor Augen, das nach Tagen und Nächten ersehnte Gewitter. Und wie es prasselt und prasselt. Und fegt und fegt. Und, oh Hölle, wo bist du, du. Der Teufel? Land unter, das Dorf, die Felder. Dein Grauen. Über mich. Und wer nicht wagt, der nicht gewinnt. So du, Gewitter, brauch ich dich. Und es prasselt und prasselt und schüttet sich nieder.

Erst die plötzlich vor mir auftauchenden Bremslichter holen mich wieder zurück auf die Autobahn. Gehupe. Schweiß. Stau, steht bevor. Noch ist es ruhig, friedlich. Die Sonne erglüht über dem Armaturenbrett. Wind ist da. Meine 150 h/km kommen mir gähnend langsam vor. 60! Stau! blinkt ein automatisches Warnschild auf. Sonne, immer noch. Seelenruhig fließt der Verkehr immer weiter gen Osten, nichtsahnend von einer dunkelblauen Wand geschoben, derer ich mir im Rückspiegel gewahr werde. Oh, du saftig, korpulentes Gewitter, komm hole mich doch ein, lache ich lauter und lauter, übertöne die exotische Radiomusik, afrikanische Klänge. Trompeten, Oboe, ein wilder Haufen Blasinstrumente wirbelt Wind auf. Und dieser die gelben Blätter, die mir über den grauen Asphalt entgegen schießen. Frech und unschuldig das Ende des Sommers einläuten. Herbst? Geschwind. Auf Sommer wieder Wolken blühn. Und Himmel hellblau, vor mir, tiefdunkel hab ich dich in meinem Nacken. Musik, Musik, die ich nicht versteh. „Don’t know where we’re goin“, ist die einzige Zeile, die ich vermag zu entziffern. Ich wipe von einer Pobacke auf die andere. Was ein Drama, Baby! Wie im Theater.

Noch einmal höre ich den ghanaischen Song, sitze mit offenen Türen in der Terassentür und sehe mich satt, an dem Gewitter, das jetzt endlich zuschlägt. Sich dann beruhigt. Das Schauspiel genießt die Ruhe nach dem tosenden Applaus. Was will man mehr, denkt sich das Gewitter. Und zieht von dannen.

 

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