81 Tage in Santiago de Chile

162 Tage bin ich in Chile, also nach 81 Tagen ist die Hälfte der Zeit vorbei – und heute ist Tag 81 (da hilft es sehr, dass ich Mathematik studiert habe).

Als wäre es gestern gewesen, kann ich mich noch daran erinnern, wie ich meine Sachen gepackt habe, mit meinen Eltern Richtung Flughafen gefahren bin, Mona getroffen habe und wir gemeinsam ins Flugzeug gestiegen sind. Und die Zeit davor – Abgabe meiner Meisterarbeit, Abschiedsfeier mit meinen Freunden, Vorbereitungsseminar… Ich kann es nicht wirklich beschreiben; irgendwie fühlt es sich so an als sei es gestern gewesen, aber irgendwie auch wieder so fern. Damals in Indien war ich 71 Tage, komische Vorstellung, dass diese Zeit theoretisch schon vorbei wäre. Ich habe schon hier das Gefühl, dass die Zeit fliegt. Ich bin doch erst gestern angekommen!

Ich habe hier gute Freunde gefunden – einerseits die anderen kulturweit-Freiwilligen und andere Deutsche, andererseits jedoch auch Südamerikaner. Eine gute Gelegenheit mein Spanisch zu verbessern, aber da die meisten von ihnen doch Englisch oder Deutsch reden, erwische ich mich leider viel zu oft dabei, eine der beiden Sprachen zu sprechen. Sechs Monate lerne ich jetzt ungefähr Spanisch und dafür finde ich mich aber doch schon recht gut. Im Alltag komme ich ganz gut zurecht und, da mir sowieso gesagt wurde, dass man jedes Spanisch verstehen kann, wenn man die Chilenen versteht, bin ich doch recht optimistisch. Allerdings gibt es auch genug Situationen, wo ich die Menschen nur angucken kann wie ein Auto, was manchmal zu Verzweiflung meinerseits führt, vor allem bei meiner Vermieterin (gleichzeitig Mitbewohnerin). Und spreche ich mal Spanisch, passiert es auch nicht unbedingt selten, dass man mich nicht versteht, was noch frustrierender ist. Bei all den Protesten, Veränderungen etc., die hier gerade in Chile und ganz Südamerika passieren, gibt es natürlich auch viel in den Medien zu berichten. Die Artikel sind jedoch meist nur auf Spanisch zu finden. Trotzdem versuche ich, nicht aufzugeben und mich durch den Sprachendschungel zu kämpfen.

Heute ist der 3. Dezember, es ist Sommer und es wird heute bis zu 31 Grad geben. Einen Balkon haben wir zuhause leider nicht, aber ich kann mein Fenster weit öffnen und genieße so die Luft. Durch die weniger oder eben gar nicht vorhandenene Isolierung kommt die Wärme von draußen auch fast komplett in meinem Zimmer an. Abends kühlt es jedoch immer noch ein wenig ab, sodass es dann nicht ganz so warm ist. Weihnachtsstimmung kommt so aber absolut nicht auf. Mir war gar nicht erst bewusst, dass Sonntag der erste Advent war und ich habe auch fast vergessen, mein erstes Türchen zu öffnen und auch heute erst wieder bei der Arbeit dran gedacht. Adventskalender kennen sie hier gar nicht, aber in einem Supermarkt gab es zumindest Schokoladenadventskalender (die Schokolade ist leider nicht so die leckerste). Generell gibt es in diesem Supermarkt viele deutsche Produkte. So muss ich nicht auf deutsches Brot verzichten, es gibt z.B. auch Gewürzgurken von Knorr, Lebkuchengewürz oder auch Spekulatius. Und ganz ganz viel Weihnachtsdeko; davon wird man echt erschlagen:

Auch ich habe mir Weihnachtsdeko zugelegt und einen kleinen kitschigen Weihnachtsbaum gekauft, der mich jetzt jeden Tag daran erinnert, dass bald Weihnachten ist. Was ich an Weihnachten mache, ist noch etwas unsicher. Auf jeden Fall wollen wir mit ein paar Leuten hier gemeinsam feiern, aber in welchem Rahmen steht noch nicht fest. Zudem muss ich am nächsten Morgen sowieso früh aufstehen oder vielleicht auch gar nicht schlafen, da am nächsten Tag  um 5:45 Uhr ein Flug ansteht. Allerdings ist auch das noch nicht sicher, da der Flug nach Bolivien gehen soll und die Situation dort ist, milde ausgedrückt, auch nicht gerade die Tollste. Allerdings hab ich bisher auch leider noch nicht so wirklich die Medien verfolgt, da auch hier das Meiste nur in Spanisch zu finden ist. Ich werde jetzt einfach mal abwarten, was die Zeit noch so bringt und ob wir unsere Reise antreten können.

Die letzten Wochenenden habe ich in Santiago verbracht und mal hier die Zeit genossen und viel mit Freunden unternommen. Ein Wochenende habe ich z.B. Santiagos Nachtleben kennengelernt und war in zwei Clubs feiern sowie auf einem Geburtstag und letztes Wochenende war ich auf der Persa BioBio, noch auf einem anderen Markt in Los Dominicos und habe noch ein/zwei andere Bars kennengelernt. Ich habe unter der Woche auch nochmal Sille und Ruby getroffen, die mit mir im Spanischkurs waren und mit Mona Plätzchen gebacken und Empanadas gemacht (wirklich sehr sehr lecker!). Alles in allem ist meine Zeit hier wirklich ein voller Erfolg und ich bin unglaublich dankbar, dass ich diese Chance habe, hier zu leben. Die letzten 81 Tage vergingen wie im Flug und ich freue mich schon darauf, was die nächsten 81 Tage noch so bringen. Es stehen einige Reisen an und wenn alles gut läuft, bekomme ich noch Besuch, worauf ich mich sehr freue! Damals in Indien hat dies leider zeitlich nicht geklappt und ich würde mich sehr freuen, jetzt mal jemandem meine „Hood“ zeigen zu können. Ich werde jetzt mal noch ein wenig was aus meiner Zeit hier zeigen und einige Fotos hochladen. Hasta luego und ich würde mich mal über Kommentare oder eine WhatsApp Nachricht freuen, damit ich weiß, wer sich hier so alles rumtreibt 🙂