Ausflug nach Valparaíso

An unserem ersten richtigen Wochenende hier, bzw. am Samstag den 21. September, hatten Mona, Inken und ich einen Ausflug geplant. Und zwar sollte dieser ins ca. 1,5 Stunden entfernte Valparaíso gehen, im Volksmund auch Valpo genannt. Wie es die deutsche Pünktlichkeit verlangt, trafen wir uns um 8:10 Uhr an der Metrohaltestelle Universidad de Santiago, um gemeinsam zum unserem Bus zu gehen, der erst eine halbe Stunde später abfuhr. Auch, wenn es so langsam aber sicher wärmer wird, ist es morgens noch ziemlich kalt und so warteten wir im Kalten bis unser Bus endlich bereitstand. Gegen 10 Uhr kamen wir dann in Valparaíso an und erkundeten die Stadt erstmal auf eigene Faust. Die Sporteinheit war auf jeden Fall gesichert, da die Stadt an einem Hügel liegt und wir bergauf und bergab liefen. Empfohlen wurde im Reiseführer z.B. der Parque Cultural de Valparaíso, gebaut aus einem alten Gefängnis, in dem regelmäßig Theater und Ausstellungen gezeigt werden. Hier habe ich auch meinen neuen besten Freund gefunden. Leider wollte er nicht mit mir mitkommen, aber ich werde ihn auf jeden Fall noch einmal besuchen!
Auf dem Weg dorthin, sind wir einem wunderbaren kleinen Platz mit bunten Mauern begegnet und haben Einiges an Street Art gesehen.

In Valpo steht auch eines der Häuser von Pablo Neruda, ein bereits verstorbener chilenischer Dichter und Schriftsteller. Da dies bereits etwas höher in der Stadt lag, hatte man von hier einen herrlichen Ausblick über die Stadt und konnte sogar das Meer sehen.

Im Anschluss haben wir noch eine Free Walking Tour gemacht, wo wir noch sehr viel mehr schöne Aus- und Anblicke hatten.

Als Abschluss haben wir uns noch in ein Restaurant begeben, welches mir empfohlen wurde. Es ist wohl für sein „Chorrillana“ bekannt. Dies ist ein Gericht aus Pommes, Ei und Fleisch. Ich hätte mich da reinknien können – es war wirklich sehr sehr gut und ich glaube, ich werde es irgendwann mal nachkochen 🙂

 

Der Flug und die Ankunft in Santiago

Nach ca. zwei Stunden Autofahrt sind wir endlich am Frankfurter Flughafen angekommen und ich war ungewöhnlich ruhig. Mir war zu diesem Zeitpunkt zwar im Kopf bewusst, dass es bald los ging und ich dann erstmal für mehr als fünf Monate aus Deutschland weg war, jedoch hatte der Rest meines Körpers dies noch nicht ganz realisiert. So sind ich und meine Eltern vom Parkhaus zum Terminal, wo ich dann auf Mona und ihre Familie stieß. Mona ist eine andere Freiwillige, die auch ihren Freiwilligendienst in Santiago macht. Jedoch bleibt sie 12 Monate und ist an einer Schule vor Ort.

So wie die deutsche Pünktlichkeit es will, waren wir zu früh dran um unser Gepäck abzugeben und somit hieß es warten. Diese ca. 45 Minuten waren merkwürdig. Irgendwie wusste man nicht mehr so wirklich etwas zu reden, hat aber dennoch ein wenig Small Talk gehalten, da so gar nichts reden irgendwie auch nicht ging. Aber die Zeit verging doch recht schnell und so konnten Mona und ich bald unser Gepäck zum Schalter bringen. Ich atmete noch auf, da es glücklicherweise weniger als die erlaubten 23 Kilo waren. Auch, wenn die Kofferwaage zuhause auch dies gezeigt hatte, traue ich dem Braten nicht so ganz.

Endlich geht es los

Damit waren die Koffer verstaut und jetzt hieß es wirklich Abschied nehmen. Abschied von dem letzten Fünkchen, was mich noch mit Deutschland verband. Es flossen ein paar kleine Tränchen und damit der Abschied nicht noch schwerer fiel, machten Mona und ich uns auf schnellem Weg zur Sicherheitskontrolle. Weg waren meine Eltern dann auch – schon etwas komisch muss ich gestehen – aber die Vorfreude überwog. Die Sicherheitskontrolle verlief reibungslos und nach ein wenig bummeln im Duty Free Bereich, ging es dann auch schon los. Zunächst ein 2:45 h langer Flug nach Madrid und von dort weiter nach Santiago. Unser Flug ging über Nacht und wir konnten glücklicherweise auch etwas Schlaf bekommen. Mein Essgewohnheiten zerstörend gab es jedoch erstmal um 1 Uhr Abendessen, parallel schauten wir einen Film, da wir uns das Filmeangebot nicht entgehen lassen wollten. Es war auch das erste Mal, dass ich so richtig verschnaufen konnte, innerhalb der letzten 12 Tage, aber auch seit ca. 2 Jahren. Das ganze Masterstudium lang ging alles Schlag auf Schlag. Angefangen sogar noch mit meiner Bachelorarbeit damals, hatte ich danach gefühlt ununterbrochen zu tun. Jede Semesterferien Hausarbeiten, im Semester Matheübungsblätter oder auch Klausuren und bis zum 12.9., also kurz vor meiner Ausreise war ich auch noch mit Masterarbeit und einer letzten Hausarbeit beschäftigt.

Etwas verwirrt, da die Zeitverschiebung doch keine sechs, sondern nur fünf Stunden beträgt, kamen wir nach etwa insgesamt 18 Stunden in Santiago an. Eine Stunde mussten wir dann noch am Einreiseschalter anstehen – noch eine Hürde war geschafft. Unsere Koffer waren schneller als wir und standen mutterseelenallein am Gepäckband. Nachdem wir sie eingesammelt hatten, hieß es nochmal am Zoll anstehen, aber dann war es endlich geschafft – Santiago ich komme!

Das Vorbereitungsseminar

Dies ist nun mein erster Blogeintrag – ganz schön spannend. Vor allem, wo ich auch nicht weiß, wer diesen Blog so verfolgt. Aber schön, dass du da bist! 🙂

Zusätzlich zur Beschreibung des Vorbereitungsseminars, hole ich noch etwas aus und erzähle, wie ich zu dem Freiwilligendienst kam.

Nachdem ich nun sechs Jahre Englisch und Mathematik auf Lehramt studiert habe, wollte ich noch einmal die große weite Welt sehen. Zudem war ich 2017 schon für ein Praktikum in Indien gewesen und seitdem hat mich das Fernweh gepackt. So habe ich mich Ende 2018 für kulturweit, den Freiwilligendienst der Deutschen UNESCO-Kommission und gefördert durch das Auswärtige Amt, beworben. Dass ich tatsächlich auch genommen werde, hat mich sehr gefreut und so entschied ich mich im April 2019 meinen Platz am Goethe Institut in Santiago de Chile anzunehmen. Eigentlich soll man gewisse Spanisch-Kenntnisse mitbringen, die ich leider nicht habe, aber „optimistisch bleiben“ dachte ich mir und so wollte ich mich der Herausforderung stellen. Mit dem neuen Semester habe ich als Vorbereitung einen Spanisch-Kurs gemacht, damit ich wenigstens un poco español spreche.

Die Zeit ab April verlief wie im Flug. Ich war mitten im Abschluss meines Studiums und schrieb meine Masterarbeit und es kam mir daher recht gelegen, dass mir eine ehemalige Praktikantin ihr altes Zimmer in Santiago anbot. Wohnen würde ich mit einer Chilenin zusammen, die nur Spanisch spricht – das kann ja heiter werden. (Kleiner Spoiler: mit Händen und Füßen und meinen geringen Spanisch-Kenntnissen sowie ihren geringen Englisch-Kenntnissen klappt die Kommunikation ganz gut). Es gab noch einige Fristen einzuhalten. Ich sollte einige Unterlagen bei kulturweit einreichen (danke übrigens an kulturweit für die hervorragende Übersicht, was wann wie wo vorliegen sollte), Flüge buchen und musste mein Visum beantragen. Das war ziemlich nervenaufreibend und ging leider nicht so schnell, wie ich es mir erhofft hatte. Gott sei Dank hatte ich es aber dann Anfang August in der Hand und so konnte meiner Reise nichts mehr im Wege stehen. Kleine Nervenzusammenbrüche gab es noch beim Ausräumen meines Zimmers in meiner wunderschönen Heimat der letzten sechs Jahre Bonn und der Fertigstellung meiner Arbeit. Gott sei Dank wurde aber alles – bis auf eine Hausarbeit – fristgerecht fertig 🙂
Ende August hieß es dann schon Abschied nehmen von einem Großteil meiner Freunde auf einer kleinen Abschiedsparty. Es war ein sehr schöner Abend und ich habe mich gefreut, nochmal alle wiederzusehen und mit ihnen zu feiern. Auch von meiner Schwester musste ich mich kurz darauf für die nächsten sechs Monate verabschieden. Ich vermisse euch alle schon jetzt ganz doll!

Dann hieß es am 1. September schon zum ersten Mal Abschied nehmen zum zehntägigen Vorbereitungsseminar am Werbellinsee bei Berlin. 5:17 Uhr in der Früh ging mein Zug – wie ich doch frühes Aufstehen liebe! Nach einer ca. sechsstündigen Zugfahrt rollten wir in den Berliner Hauptbahnhof ein und ich traf auch schon einige Mitfreiwillige, die ich, dank einer bereits zugesendeten Teilnehmerliste schon im Vorfeld kontaktiert hatte. Danach ging es in die Busse, mit ca. 270 anderen Freiwilligen, alle gespannt darauf, was die nächste Zeit so mit sich bringt.

Untergebracht waren wir in Zweier- und Dreierzimmern. Ich hatte Glück und habe mit Sofia ein Zweierzimmer ergattert, richtig groß und eines der wenigen mit schniekem Balkon. Los ging es aber zunächst mal mit einer allgemeinen Begrüßung, gefolgt von einer Seminareinheit, der sogenannten Homezone. Die Homezone war eine feste Gruppe, bei mir aus 13 Freiwilligen, mit der man sich so gut wie jeden Tag traf und über Wünsche, Vorfreude, Sorgen und Ängste bezüglich des anstehenden Freiwilligendienstes austauschte. Es tat gut zu hören, dass ich nicht alleine war mit meinen Gedanken über die bevorstehende Zeit. Und auch nicht die einzige, die nicht so wirklich bis kein Spanisch spricht. Wir haben aber auch viel über Diskriminierung und Rassismus, Interkulturalität und andere Themen gelernt. Danke schonmal an Laurens, unseren Teamer, der die zehn Tage so wunderbar gestaltet hat.


Meine Homezone

Es gab aber nicht nur die Homezone. Untermalt wurde das Programm noch mit den Partnertagen, wo wir mehr über das Goethe Institut erfuhren und Workshops zu verschiedenen Themen, die im Freiwilligendienst eine Rolle spielen. So gab es z.B. einen Themenblock zu „Persönlichen Grenzen und Beziehungen im Freiwilligendienst“.


Themen aus der Homezone

Mein Highlight war aber der Ausflug nach Berlin, wo wir zunächst im Auswärtigen Amt begrüßt wurden und danach noch ein wenig Freizeit in Berlin verbringen konnten.

Nach den typischen Tourisachen wie Brandenburger Tor oder Bundestag, genossen wir das gute Wetter und haben noch etwas Proviant für die Abendverpflegung eingekauft.


Berliner Dom bei schönstem Wetter

Baden im See bei ca. 20 Grad Außentemperatur durfte auch nicht fehlen.


Sonnenuntergang am Werbellinsee

Am letzten Abend des Vorbereitungsseminars gab es die legendäre kulturweit-Abschiedsparty, auf der viel getanzt und gequatscht wurde.

So hieß es dann am Dienstag, den 10.09., schon wieder Abschied nehmen, von all den Leuten, die man in den vergangenen zehn Tagen ins Herz geschlossen hatte. Einige von ihnen sehe ich Gott sei Dank des Öfteren, da sie auch in Santiago wohnen und alle aus meiner Homezone beim Zwischenseminar Ende November, worauf ich mich schon ziemlich freue. Wir verbrachten den Nachmittag noch gemeinsam in einer Bar an der Spree, bis alle so langsam in die Züge stiegen und Richtung Heimat fuhren. Nach wieder 6 Std. Fahrt kam auch ich nachts um 1 Uhr ziemlich erschöpft von den letzten 10 Tagen zuhause an und bereitete mich mit einer Mütze Schlaf auf die letzten zweieinhalb Tage in der Heimat vor.