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Zuhause zieht hin und wieder um

Donnerstag 18.07.2024. Fast wie eine kleine Zeitreise spielt sich der Tag heute ab. Ich sitze völlig übermüdet an einem Busbahnhof irgendwo zwischen Paris und Frankfurt. Das Irgendwo ist Brüssel. Warum man da umsteigen muss, um in die Olympia-Hochburg-2024 zu gelangen bleibt mir immer noch ein Rätsel, genauso wie die Tatsache, dass die komplette Fahrt über 13 Stunden dauert.
Das Szenario gleicht sehr meiner Art zu reisen vor drei Jahren. In Rumänien, drum herum und seitdem weiterhin. Mit einem viel zu schweren Rucksack auf dem Rücken und neben (in meinen Augen!) guten Snacks, sprudelnden Abenteuergeist im Bauch. Quasi alles gleich? Irgendwie schon und gleichzeitig so gar nicht. Seit dem FSJ mit Kulturweit ist ziemlich viel passiert. Sich selbst treu bleibend, ist man ja immer noch der gleiche Mensch und trotzdem völlig gewandelt. Gewachsen, gestrahlt, hin und wieder geschrumpft und auch einfach mal fälschlicherweise der Mottenlampe hinterher. Seit der Zeit in Brasov hat sich meine Welt ziemlich auf den Kopf gestellt. Meine Ziele und Wünsche wurden an manchen Stellen von der Realität überrumpelt, haben an anderen einfach Vollgas gegeben. Die Mischung aus beidem hat mich jedenfalls um zwölf Uhr nachts an den frankfurter Busbahnhof, in einen quietschgrünen, randvollen Reisebus gebracht, mit zwei Urgestalten an Busfahrern, auf dem Weg nach Brüssel.

Eigentlich liegt meine Wahlheimat Innsbruck noch einen Tick weiter südlich. Hier wurde nach einem Jahr Studium auch meine Bewerbung für die Zeit im Ausland angenommen. Die Bewerbung für die weite Welt war für mich eine logische Konsequenz aus Geographie und europäischer Ethnologie, um meine Horizonte auf die Probe zu stellen.
Also zurück nach Brüssel:
Der Abenteuergeist in meinem Bauch gerät ein bisschen ins Stocken, freudiges Sprudeln verwandelt sich in Gedankenspiralen und sackt ab. Innsbruck, mein Zuhause, erneut aufgeben? Alles aufgebaute, vertraute, geliebte erstmal zurücklassen? Tief durchatmen und nach dem 807er Bus suchen. Umstieg nach Paris.

Als ich vor einigen Wochen erfahren habe, dass mein Semester in Valdivia klappen würde, bin ich kaum noch zurück in mein Häuschen gekommen, vor lauter Vorfreude. Mein Spanisch wieder rauspoliert traf ich ein paar Vorkehrungen. Anreise? Puh schwierig. Containerschiff? Möglich, nur die vielen Wochen Vorlauf werden unmöglich. Segelschiff? Nicht bezahlbar. Zug? Leider zig Kilometer Atlantik im Weg. Was jetzt klingt wie eine Rechtfertigung, ist auch eine. Vor allem vor mir selbst. Die für mich beste Variante: einen einzigen durchgehenden Flug, die restlichen Strecken auf dem Landweg. Scheinbar, meine Recherchen haben ergeben, dass Flugzeuge wohl mit Abstand am meisten Kerosin bei Start und Landung verbrauchen. Sobald die Reisehöhe erreicht ist, geht die Rechnung zwar nicht auf null, ist aber einfach weniger relevant.

Von allen europäischen Ländern bieten in meinem Zeitraum allerdings nur Fluggesellschaften von Paris oder Madrid direkte Verbindungen an. Madrid mit Zug oder Bus ist ein fieser Ritt. Bestimmt eine traumhafte Strecke, doch etwas zu weit um nicht mal Zeit dort zu verbringen. Paris? Viel besser! Olympische Spiele 2024? Mist. Okay aber egal wird schon gehen.

Bei der Ankunft in der Hauptstadt Frankreichs tummeln sich überall in den türkisenen Leibchen der Spiele angezogene Menschen und scheinen wichtige Dinge zu tun, AthletInnen zu begrüßen und Wege zu weisen. Auch einfach witzig zu beobachten und ohne Komplikationen für mich. Bis zu diesem Punkt.

 

Nach gerade mal 11 Stunden Umstiegszeit zum Flug nach Santiago de Chile, in der ich jeden Gang des Terminals drei Mal abspaziert und alle Plakate, Produkte und Ecken inspiziert hatte, begann das Boarding.
Mega spannend mal wieder in einem startenden Flugzeug zu sitzen. Unser Flug der Letzte des Tages und wir verlassen das glitzernde Paris. Völlig gefesselt folge ich der Welt unter uns. Als wir Frankreich und Spanien hinter uns lassen, wirft der Mond einen langen Lichtkegel auf den Ozean, macht Boote, Schiffe und große Wasserflächen sichtbar, taucht alles in ein mystisches Licht. Ich will hier wirklich nichts romantisieren, aber ich war extrem begeistert. Nach neun Stunden Flug durch die Nacht, überqueren wir Sinop sowie dunkle Peripherie Brasiliens. Höfe und kleine Orte wirken in der Dunkelheit wie auseinander getriebene Boote im Meer, als würden sich die Sterne auf der riesigen Fläche spiegeln. Beim Passieren des bolivianischen Hochlandes erscheinen mir die Lichter näher als zuvor, alles ist ein wenig dunkler, der Horizont beginnt sich langsam in einem schwachen rot einzufärben. Allmählich holt uns die Sonne wieder ein, als sich der Kurs nach Süden einstellt und wir uns der Hauptstadt Chiles nähern.

Noch knapp zwei Stunden. Dann heißt es erstmal wieder ankommen. Ich bin sehr aufgeregt, was die kommende Zeit bringen wird. Nach ein paar Tagen in Santiago plane ich nach Valdivia runterzufahren und mein neues Zuhause für die kommenden fünf Monate kennen zu lernen. Ende Juli startet auch schon das Semester an der Universidad Austral de Chile.

Den Blog nun weiterzuführen, kommt vor allem daher, weil ich glaube, dass mich vor allem die Zeit mit Kulturweit hier hergebracht hat. Die Erfahrungen, scheinbar schwerelos ankommen zu können und die Verbundenheit zu Menschen, Orten und Realitäten, unabhängig vom konkreten Ort. Mit der Erfahrung in Brasov wurde mein Wunsch nochmal längere Zeit im Ausland leben zu können potenziert. Nun gut und hier bin ich nun. Seit einigen Monaten inzwischen in Chile angekommen und noch immer kann ich nicht ganz bereifen, was mir diese Zeit bereits alles geschenkt hat.

Den originalen Text hatte ich tatsächlich noch im Flugzeug auf dem Weg nach Santiago verfasst. Danach wollte ich aber dennoch abwarten mit dem Hochladen, war mir irgendwie unsicher, ob ich den Blog weiterführen möchte. Doch jetzt fühlt es sich doch gut an, einige Erinnerungen und Erlebnisse hier festzuhalten und so meine Zeit aus Rumänien, mit meiner Studienzeit in Chile verschmelzen lassen zu können, um später nochmal aus einem anderen Blickwinkel darauf zurückschauen zu können.

Also, auf ein neues und mit vielen Eindrücken aus Santiago de Chile, nach fünf phantastischen Tagen des Ankommens, und Wartens auf meinen verloren gegangenen Koffer, auf das Verschwinden der Müdigkeit der Zeitumstellung, des Genießens der Kühle der Luft, der warmen Offenheit meiner Gastgeberin und der tausenden neuer Eindrücke.

Die ersten Zeilen dieses neuen Abschnitts sind mindestens genauso konfus wie meine anfänglichen Gedanken und Bedenken des Auslandssemesters, doch alles was kam und inzwischen auch noch kommen wird, hielt und hält mit jedem Tag neue Überraschungen und Geschenke bereit. Inzwischen auch das Gefühl ein weiteres Zuhause gefunden und fest in mein Herz geschlossen zu haben. Das zieht wohl zu gewissen Teilen immer mit mir um. Vielleicht auch eine beruhigende Erkenntnis.

Das hell erleuchtete Bulgarien

~ 29.05-01.06.2021

Still rollt der Zug über die Gleise, entlang an Feldern voller Klatschmohn und Gänseblümchen, kleinen Ortschaften und großen Industrieanlagen. Im Zug sitzen Anna, Laura (beide Freiwillige aus Bukarest), Nora (eine Freiwillige aus Hateg), Jojo und ich. Wir sind auf dem Weg nach Ruse, der bulgarischen Grenzstadt, um von dort aus nach Veliko Tarnovo zu fahren. Eine kleine Reise ins schöne Bulgarien.

Auch wenn uns der Wetterbericht schlechte Prognosen voraussagte, gingen wir voller Elan an die Sache heran. Mit Kyrillischübungen und Snacks verflog die Zugfahrt förmlich, wodurch wir kaum die Zeit bekamen, uns vor der bevorstehenden Coronatestkontrolle zu fürchten. Mit nicht ganz validen Dokumenten, die sich aus einer unangeglichenen Impfsituation zwischen den Ländern ergaben, machten uns die Grenzbeamten zunächst ziemlich viel Stress und wünschten uns kurz darauf herzlich Willkommen in Bulgarien.

Tourifoto oder Ablenkungsmanöver, zum Schutz vor einem aufdringlichen Taxifahrer? Das liegt im Auge des Betrachters…

Erstmal ein Picknick auf der Verkehrsinsel neben einem zwielichtigen Fitnessstudio. Eine Käsepackung wird von Ameisen belagert, während wir die Sonnenstrahlen auffangen, die zwischen den Häuserwänden durchfallen. Der Verkehr rauscht vorüber und wir diskutieren über die Farbschattierungen von Nashörnern.

Ganz schlau sind wir nicht aus dem Busplan geworden, der die Weiterfahrt nach Tarnowo anzeigt. Der Herr hinter dem Schalter hatte noch versucht mit mehr Gestik, als Inhalt die Uhrzeit und den Ort darzustellen, an dem wir losfahren würden, was uns zuletzt pünktlich zum Gleis brachte. Der Bus, ein Van, schon gut gefüllt mit unserem Grüppchen, ließ dann noch Luft für zwei weitere Passagiere und eine Frau mit silber glänzender Handtasche. Sicherheitshalber erhielten wir trotzdem für jedes unserer Gepäckstücke einen Aufkleber, dass wir dieses beim Ausstieg auch sicherlich wiederfinden konnten.

Die Fahrt ging über Landstraßen und vorbei an schönen Bergen. Schnell erreichten wir unser Ziel, wo unsere Gruppe um einen weiteren Freiwilligen erweitert wurde.

Die Aussicht von unserer Unterkunft. Wir wohnten im 2OG bei einem alten Ehepaar, in einer Seitenstraße mit Blick auf die grünen Hügel und Schluchten der Stadt.

Die Straßen von Tarnowo waren für mich wie aus dem Bilderbuch. Viele Pflastersteine, Häuser aus größtenteils Holz, ein Flusslauf im Tal der Stadt, ein märchenhafter Wald im Umland und der Duft von Baniza-Ständen an den Straßenecken.

Wir schlenderten durch die Straßen, lernten unheimlich viel über die bulgarische Geschichte auf einer Freewalking-Tour durch die Innenstadt und besuchten die touristischen Highlights Tarnowos. Die Stadt ist als erste Hauptstadt Bulgariens sehr geschichtsträchtig und noch heute findet man viele Überbleibsel des vergangenen Machtzentrums. Das Herz bildet die Festung, umflossen von der Jantra. Bei Nacht verwandeln sich die steinernen Mauern in die Projektionsfläche für eine einmalige Lichter- und Soundshow. Präsentiert wird der Geschichtsverlauf, von der Übernahme der osmanischen Herrscher, bis zur Gegenwart des zwanzigste Jahrhunderts.

Beeindruckt von den vielen Farben und Effekten, ließen wir unseren ersten Abend in Stadtzentrum mit Kartenspielen ausklingen.

Noch heute ist die Stadt außerdem Zentrum für Kunst und Kultur, was sich in der Vielzahl von Läden unterschiedlicher KünstlerInnen widerspiegelte, die entlang der Straßen und Seitengassen verschiedenes Handwerk verkauften.

Eingebettet in das rege Treiben der Fußgängerzone, eine kleine Töpferei, voller filigran geschwungener Muster, eine Goldschmiedin mit Ohrringen in Form von Katzenpfoten und dazu einzelne Worte auf bulgarisch, die ich aufschnappen konnte.

Ein weiteres Highlight stellt die Kathedrale über der Festung dar. Im vornherein wurde mir schon mehrfach berichtet, dass diese Kirche anders sei, als alle, die ich bisher kennengelernt hatte. So richtig erklären konnte das Phänomen zwar keiner, doch zunächst bezweifelte ich das, als ich die Kirche von außen sah.

Großer Turm, steinerne Mauern und massives Kirchenschiff. Erstmal nichts besonders. Der Eingang war ein Bisschen schwer zu finden, dafür war die Stimmung überwältigend. Irgendwas zwischen Beklemmung und Erleichterung, Angst und Geborgenheit. Anstelle von klassischen Kirchenmalerein, moderne Darstellungen der christlichen Geschichten im stark herunter gebrochenen Stil. Untermalt wurde die Situation noch von einer tiefen, etwas bedrohlichen Hintergrundmusik.

Orthodoxe Ikonen mal anders dargestellt.

Dann doch froh wieder draußen sein zu können, empfing uns das angekündigte Regenwetter mit einem Lächeln und wir ließen unseren Besuch in Bulgarien ganz entspannt in der Gruppe ausklingen. Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir Bukarest zuletzt wieder in einem Minibus, gemeinsam mit vielen witzigen Geschichten aus Bulgarien.

Essen wie Gott in Rumänien

Ist es nicht jedes Mal aufregend? Man kommt in ein neues Land und es gibt so unglaublich viel neues zu entdecken! Neben sämtlichen touristischen Attraktionen, Naturschauspielen und Kultur natürlich auch das wichtigste von allem:

Die Kulinarik

Jedes Land hat seine Besonderheiten und Spezialitäten, wenn es ums Essen geht. So auch Rumänien. In den meisten traditionellen Restaurants stehen Sarmale mit Polenta ganz oben auf der Liste. Also kleine mit Hackfleisch gefüllte Krautrouladen zu denen es Maisbrei gibt. Daneben sind Mici, Hackfleischbällchen in Form von Sarmale ohne Kraut auch sehr weit vorne im Rennen. Natürlich nicht zu vergessen, all das Grillgut, den Käse und den, vom ungarischen EInfluss kommenden Goulasch und ganz wichtig… moment!

Das ist ja alles schön und gut, aber was wenn man nach Rumänien kommt, offen für die Kultur und Traditionen sein will, aber eine pflanzliche Ernährung bevorzugt? Das sieht ja jetzt erstmal nicht so rosig aus, oder?

Also die top-Traditionsgerichte sind jetzt alles andere als explizit vegan, aber wenn man ein Bisschen unter die erste Schicht der Kultur-Zwiebel (wir bleiben heute mal bei kulinarischen Metaphern) schaut, kann man dennoch einiges finden. Hier meine heißesten Empfehlungen und gute Restaurants, die man als VegetarierIn nicht verpassen sollte.

Zunächst gibt es einige Dinge, die sowieso schon per se vegan sind, auch wenn sie nicht als das deklariert werden. Unter anderem:

  1. Covrigs cu susan/ mac/ semințe
  2. Polenta (abhängig vom Restaurant)
  3. Fasole
  4. Zacusca
  5. Salată de Vinete
  6. Plăcintă cu cartofi, vărză, mere, ciuperci
  7. Galuste cu prune

Zu 1.: Über Covrigs habe ich in der Vergangenheit schon mal geschrieben. Das sind die Hefekringel, die es an so gut wie jeder Straßenecke gibt. Die kann man mit Sesam (susan), Mohn (mac) oder auch mit Kürbis- oder Sonnenblumenkernen (semințe) bekommen. Da muss man nur aufpassen, dass man keine erwischt, die noch mit Käse überbacken sind, oder die berüchtigten Covridogs, in denen nach dem Prinzip des Hot Dogs noch eine Crenvurștii versteckt wird. Ansonsten kann man sich einmal wild durch das Programm schlemmen. Auch zu empfehlen sind die Süßen Variationen der Covrigs, die wahlweise mit Vanille, Schokolade oder Früchten gefüllt sind. Da lohnt sich allerdings nochmal einen Blick auf die Inhaltsstoffe, die meistens mit aushängen, wenn man ganz sicher gehen möchte.

https://patiseria-pierre.ro/magazin/simigerie/covrigi/covrig-traditional-cu-susan/

Zu 2.: Polenta. Das für mich inzwischen ultimativ rumänische Gericht. Hierfür wird Maisgrieß mit Wasser übergossen und langsam quellen gelassen, bis genug Wasser absorbiert wurde, dass es durch ist, aber zeitgleich noch in Form bringbar ist. Kein leichtes Unterfangen, wenn man nicht geübt ist, wie ich selber erfahren musste!

Zu 3.-5.: Meine geheimen Lieblinge Rumäniens. Die Brotaufstriche! Überall wo man ist gibt es einen Laden der sicher eine Zacusca oder Fasole im Angebot hat. Ersteres ist ein Aufstrich aus eingemachtem Gemüse, meistens gemischt aus Paprika, Auberginen, Karotten, Tomaten und Pilzen, der hin und wieder pikante Abwandlungen erfährt, wenn man auf ein Pfefferkorn beißt. Fasole hingegen ist etwas milder. Aus weißen Bohnen wird eine  Creme gemixt, die oft mit karamellisierten Zwiebeln serviert wird und auf, in meinen Augen, fast jedes Gericht passt. Der Salată de Vinete ist hingegen etwas spezieller. Aus gegarten Auberginen wird hier ein Püree hergestellt, das mit Zwiebeln und Öl zu einer dichten Paste angerührt wird, die wie die vorherigen auf Brote gegessen werden kann. Ich liebs, kenne aber auch gegenteilige Stimmen.

https://jamilacuisine.ro/zacusca-cu-fasole-reteta-video/

Zu 6.: Hach Plăcintă, da läuft mir glatt das Wasser im Mund zusammen. Der Begriff bedeutet aber eigentlich erstmal alles und nichts. EIne Plăcintă kann jede Form von Kuchen oder Teilchen sein, oder auch ein Teigfladen mit unterschiedlichen Füllungen. Als Kuchen gibt es typischerweise gedeckte Apfelkuchen mit sehr viel Zimt und  Walnüssen (auch oft vegan!) oder Strudel mit diversen Füllungen. Als Teigfladen erhält man Plăcintă mit Kartoffelbrei, Sauerkraut oder Pilzen, die alle ein Fest darstellen. Diese können dann entweder aus frittiertem Teig bestehen oder gebackene Fladen sein, die auch mit süßer Füllung existieren, wie z.B. mit Vanille, Karamell oder Obst. Alles sehr lecker!

https://kashewar.com/en/recipes/placinta-potatoes

Zu 7.: Da machen wir doch auch gleich nochmal süß weiter: Pflaumenknödel! Eigentlich eher ungarisch/österreichisch, hat sich dieses Dessert zum Glück auch in Transsilvanien auf die Speisekarten geschlichen. Ich wüsste nicht, was ich die letzten 11 Monate ohne sie gemacht hätte. Dabei handelt es sich um gedämpfte Griesbällchen, die eine Pflaume umhüllen und in krossen Semmelbröseln gewälzt wurden. Keine zuckersüße Nachspeise und vielleicht gerade deshalb sehr weit oben auf meiner Favoritenliste!

https://www.youtube.com/watch?v=prDTOymIx9c

Ich habe noch mehr gute Nachrichten! In so gut wie jedem Café hat man sehr gute Chancen, eine vegane Milchalternative für den Kaffee oder Tee zu bekommen. Einfach nach einer lapte vegetal fragen und meist wird ein breites Angebot an allem präsentiert.

Des weiteren kann man jeder Zeit in Restaurants nach veganen Gerichten fragen. Viele der traditionellen Gaststätten werden sogar eine extra Karte mit ausschließlich veganen Speisen haben, die mit de post gekennzeichnet sind. Durch den Fastenmonat zum orthodoxen Ostern ernährt sich jährlich ein Großteil der gläubigen RumänInnen fast ausschließlich pflanzlich, wodurch sich viele Restaurants der Nachfrage angepasst haben.

Wenn alle Stricke reißen hat man überall eigentlich die Option sich ein Gericht auch selber zusammen zu stellen. Auf der letzten Seite kann man verschiedenes Gemüse, Beilagen und Soßen finden, aus denen man wählen kann. Dazu noch eine generelle Empfehlung wenn man im Restaurant ist:

  • die hausgemachten Limonaden
  • Knoblauchsauce (muss aber dezent dosiert werden…)

So jetzt habe ich so viel über gute Restaurants geschrieben, nun auch noch ein paar Empfehlungen:

In Brasov

  • delicious Raw (Café mit vielen guten Kuchen, Kombucha und auch Takeaway-Tagesgerichten)
  • Maurer for life (vegane Kantine im Stadtteil Bartolomeu, die wirklich sehr zu empfehlen ist!)
  • Simone (modernes Restaurant, das sich an einen Fahrradladen anschließt. Immer gut von StudentInnen besucht)
  • Pilvax (Ungarisch/transsilvanisches Restaurant in der Innenstadt, mit vielen vegetarischen Optionen)
  • Salatbox
  • LaCeaun (ähnlich wie Pilvax)
  • kleine Straßenverkäufe (Fornetti, Luca, Petru)

In Timișoara :

  • BioFresh (sehr gutes, veganes Restaurant im Zentrum)

In Sibiu:

  • Kulinarium (viele gute vegane Optionen und traditionelle Gerichte)
  • Crama Sibiana

So genug von all den Restaurants und dem guten rumänischen Essen. Falls du in Rumänien unterwegs bist und  -egal wie du dich gerne erfährst- mal hungrig durch die Gegend irrst, war das hoffentlich eine kleine Inspiration, für Neuentdeckungen.

Also genieß die Vielfalt und Besonderheiten Rumäniens mit allen Sinnen und poftă bună!

Mit Wanderstöcken im Konzert

~ 19.06.2021-26.06.2021

Das Grün der Bäume im Wald der Zinne ist so satt wie noch nie zuvor. Der Sommer scheint sich mit jedem Tag übertreffen zu wollen und die nahezu zwei Wochen mit kontinuierlichem Regen haben wohl sehr dazu beigetragen.

Perfekte Wanderbedingungen! Noch etwas schlammig, aber das wird mit jedem Tag weniger. Zu der Überzeugung kamen auch Nicole und Henning, als sie nach Brașov reisten, um mit mir gemeinsam diverse Wanderungen zu planen. Zum Einlaufen erstmal wieder auf die Zinne. Bärenwarnungen kommen inzwischen fast täglich, wir sehen aber nur Mäuse, die Zuflucht vor den letzten großen Tropfen bei Schauern suchen. Der Blick auf die Umgegend und die Stadt wirkt durch die tiefhängenden, grauen Wolken fast schon mystisch. Der Abstieg ist rutschig, aber mit der nötigen Portion Humor geht das schon.

Nächster Tag und schon geht es höher hinaus: Brașov – Poiana Brașov. Ca. 3,5h Fußweg über Wurzeln und Bäche. Die größte Gefahr geht auf der Strecke hier wohl nicht von wilden Tieren, sondern von Mountainbikern aus, die mit ihrer Geschwindigkeit Jagd auf Wanderer machen. Manche der dünnen Trampelpfade hatten sich in tiefe Seen verwandelt, in denen eine handvoll Frösche ihre Runden drehten und erschrocken weg schwammen, als wir knöcheltief einsanken. Hier und da sahen wir Wildschweinspuren und Tierexkremente, die wir Zoologen nicht zuordnen konnten und wollten. Unsere Recherche am Vorabend, zum optimalen Schutz vor Bärenangriffen, hatte uns die Lust dazu ein bisschen genommen.

Generell kann man sagen, dass alle potentiellen Schutzmaßnahmen einem erstmal ein Gefühl von Sicherheit vermitteln sollen. Im Fall der Fälle kann man das Bärenglöckchen zwar noch werfen, das hält einen 600kg Apparat dann aber auch nicht mehr vom Angriff ab. Unser ultimativer Schutz?

Laute Diskussionen über gesellschaftspolitische Themen und, ob die Menschheit nun vor der industriellen Revolution glücklicher war. Das liegt wohl nicht so im Interessengebiet der Tiere. Doch wenn man sich im Wald befindet und genug Lärm macht, stehen die Chancen auch ziemlich schlecht, einem Bären über den Weg zu laufen, da sich dieser vorher schon davon macht und nur nicht überrascht werden will. Trifft man doch mal einen an, wird in den allermeisten Fällen auch nichts passieren, weil der gegenseitige Respekt doch zu groß ist. An einer Kreuzung wird der Weg nach Poiana Brașov ein bisschen unübersichtlich, da auf einmal drei Wege abkreuzen und die Markierungen undeutlich werden. Immer geradeaus und dem blauen Dreieck folgen. Irgendwie sollte man ankommen. Zur Belohnung gibts in Poiana Langoș- und Kürtösstände.

DIe langsame Steigerung des Schwierigkeitsgrades motivierte uns dann dazu, eine fortgeschrittene Wanderung für Montag auszuwählen. Von Bușteni aus hoch auf 2,5t Meter zu der Gesteinsformation Babel. Zwar sind wir nicht die erfahrensten Wanderer, doch zugetraut hatten wir uns das alle male. Nur ein Wenig irritierend war es dann, als uns drei top ausgestattete Wanderer sagten, dass sie für sich eine leichtere Route ausgewählt hatten, da sie kein passendes Equipment für die richtige Tour hatten. Naja, wir dachten erstmal, dass wir schauen wollten, wie weit wir kommen würden und starteten die Tour.

Zusammengenommen stellten wir den perfekten Wanderer. Zwei drittel gute Schuhe, Kappen, einen guten Rucksack und jeder Menge Wanderlieder auf den Lippen. Auf jede*n alleine gesehenn machten wir einfach das Beste daraus. Langsam kamen wir immer höher und erklommen die stellenweise 80% Steigung mit gegenseitiger Unterstützung. Je weiter wir kamen, umso mehr veränderte sich auch die Flora um uns herum. Es wurde kälter und während wir im Tal noch einen dichten Nadelwald um uns herum hatten, wich dieser Farnen und Büschen in den Gipfeln. Überraschenderweise lagen noch riesige Schnee- und Eisfelder auf unserem Weg und wir mussten einige von ihnen  sehr vorsichtig kreuzen, um unserem Weg folgen zu können. Ein anderer Wanderer aus Brasov kam uns für die letzten 300 Höhenmeter zur Hilfe, als die schwierigsten Strecken noch bevor standen und er uns mit Stöcken und Eispickel heil über die Eisfelder brachte und wertvolle Tipps fürs Alpine Wandern gab.

Nicole, Henning und ich, als wir glücklich am Bergplateau ankamen. Hinter und verläuft die Schlucht, durch die man nach oben aufsteigen kann.

Oben angekommen waren wir völlig erschöpft. Mein persönlicher Tipp an dieser Stelle: Informiere dich ganz genau, wann die Gondeln in einem Wandergebiet fahren. Egal,  ob du planst damit zu fahren oder nicht. Wir  hatten ursprünglich auch überlegt, die Strecke hoch und runter zu laufen, was ich für mich gesprochen, gegen Schluss auf keinen Fall mehr geschafft hätte. Da hatten wir wir noch ein weiteres Mal unverschämtes Glück, da die Gondel außerplanmäßig an diesem Tag fuhr, da Feiertag war und wir die letzte Abfahrt erreichten.

Genau zu der Zeit zog der Himmel auch zu und wir waren froh im Trockenen der Bergstation warten zu können. Das Ticket für die Gondel war zwar nicht ganz günstig, doch die Fahrt war es wert. Mit ein Bisschen dem Gefühl in einer großen Achterbahn zu sein, fielen wir stellenweise förmlich ins Tal, aus dem wir gekommen waren.

Doch für Wehmut blieb gar keine Zeit, da ich keine volle Woche später erneut im Bucegi war, diesmal mit Jojo und meiner Mutter, die zu Besuch war. Wir fuhren mit der Gondel bis zur Station von Babele und Wanderten einmal quer über das Plateau, um zum Hero´s Cross zu kommen. Dabei handelt es sich um ein gigantisches metallenes Kreuz, das auf viele Kilometer Entfernung schon gut sichtbar ist und diesen Abschnitt der Karpaten markiert.

Ohne einen aufziehenden Sturm hatten wir dieses Mal auch genug Zeit, um uns die Gesteinsformationen genauer anzusehen. Babele erinnert von einem  bestimmten Winkel an die ägyptische Sphinx. Kein Wunder, denn nach einer Legende soll diese in Rumänien auch das Original sein. Die Ägypter kamen eines schönen Tages über das schwarze Meer bis ins Innere des Landes zum Bucegi. Nachdem sie ihn erklommen hatten, fanden sie die geformten Felsen und ließen sich dazu inspirieren, etwas vergleichbares in Ägypten zu errichten, um die Götter gütig zu stimmen. Über die Wahrhaftigkeit dieser Geschichte lässt sich streiten…

Das Profil der Sphinx ist hier schon ganz leicht zu erkennen, sogar die Augen kann man ganz gut sehen.

Was gab es noch zu sehen?

  • Ein energiespendender Pilz
  • Konrad Adenauer´s Profil
  • Kleine Ufo-Formationen

Mit noch mehr Fantasie gibt es bestimmt noch einiges mehr zu entdecken. Bis zum Kreuz wandert man weitere 1,5-2h und wird zwischendurch mit dem umwerfenden Blick auf das Gebirge und die Wasserfälle der Schluchten belohnt.

Zurück in Brasov sollte auch Kultur nicht zu kurz für uns kommen, weshalb wir uns Tickets für die gerade wieder eröffnende Philharmonie geholt hatten. In einer rumänisch-österreichischen Kooperation hörten wir ausgewählte Stücke von Beethoven und konnten es endlich mal wieder genießen, in einem richtigen Konzert zu sein.

Warum der Blog nun mit Wanderstöcken im Konzert heißt?

Ich war noch so inspiriert, von unserem Helfer im Bucegi, dass ich mir selber Wanderstöcke zulegte. Leider war keine Zeit mehr, sie vor dem Konzert nach Hause zu bringen, wodurch wir die schnellen Klavierklänge einfach zusammen mit dem Paar Wanderstöcke zu unseren Füßen genossen.

 

Zwischen Häuserschluchten und Tischtennisplatten

~20.05.2021-24.05.2021

Wie lange ist es jetzt her? Seit Anfang Februar auch schon wieder fast drei Monate. Verrückt, wie viel seit dem passiert ist. Deshalb freute ich mich umso mehr, als ich die Tür der großen, bukarester WG öffnete und mir neben all den Bewohnern auch Karla entgegen strahlte.

Da sich die Einreiseregeln zwischen Bulgarien und Rumänien inzwischen ein bisschen gelockert hatten, trafen wir uns auf etwa halbem Weg in Bukarest für ein entspanntes, gemeinsames Wochenende mit Sightseeing. Nach einer ersten Bartour mit den anderen am Donnerstagabend  nutzten wir die frühen Morgenstunden, am Freitag, um in die Stadt los zu ziehen.

Nach fast acht Monaten in Rumänien habe ich unsere Hauptstadt bisher noch nie wirklich besichtigt. Meine Eindrücke beschränkten sich auf mehrere Taxifahrten zu Bushaltestellen (alles bei Nacht), eine kleine Führung bei der ich die ganzen Eindrücke gar nicht richtig verarbeiten konnte und auf die Bahnhofsgegend, in der man beim Gara de Nord ankommt. Dementsprechend hatten weder Karla noch ich eine besonders gute Orientierung, als wir uns mit einer Frühstücksplăcintă in der Hand, glatt zwischen den vielen, verwinkelten Straßen verleifen und immer wieder falsch abbogen.

Der Piața Unirii mit erfrischendem Springbrunnen. Im Hintergrund prangern die Namen großer Unternehmen, wie u.a. Coca Cola, Borsec (eine lokale Wassermarke) und Auchan.

Nach einiger Zeit, durch wunderschöne Seitenstraßen, schafften wir es ins Zentrum zum Piața Unirii. Schon vor hunderten Jahren verkauften Händler hier ihre Wahren, im Dreh und Angelkreuz der Stadt. Heute prangern die Logos der Unternehmensgiganten auf den ehemals kommunistischen Bauten, die den zentralen Park säumen. Ein riesiger Brunnen lädt bei praller Sonne und Hitze zum Sitzen auf dessen Rand ein. Zumindest so lange, bis das Sicherheitspersonal in Vollmontur (inklusive Schlagstöcken) anrückt, um die Fontäne zu verteidigen. Nachdem wir Kräfte im Schatten getankt hatten, liefen wir weiter. Die Calea Victoriei, auch als Champs Elysee Bukarests bekannt, hinauf und plötzlich taten sich die Häuser auf und wir standen vor dem größten Regierungsgebäude, das ich je gesehen habe.

Gar nicht so unwahrscheinlich, da der Parlamentspalast als größtes Gebäude dieser Art, nach Washington gilt und symbolisch für Stärke, Triumph und Macht gebaut wurde. Der damalige, kommunistische Machthaber Ceausescu initiierte dessen Bau 1984 und ließ dafür auf der heutigen Fläche zahlreiche Häuser, Kirchen und Kultureinrichtungen wegreißen. Er selbst hat den fertigen Palast nie erlebt, da ihn die Revolution und seine Exekution einholten, dafür all die Politiker, die nach der Umwandlung in den Regierungssitz Rumäniens hier tagten. 2008 wurde das Gebäude beispielsweise auch für eine parlamentarische NATO-Versammlung genutzt, weshalb thematische Räume noch immer bestehen.

Sogar ein Konzertsaal findet sich im Parlamentspalast wieder, der mit seinem gigantischen Kronleuchter prahlt, in den bis zu fünf ArbeiterInnen auf einmal passen, um ihn zu reinigen und zu warten.

Zum Bau des Palastes wurden, bis auf wenige Ausnahmen, nur Materialien aus Rumänien verwendet und zwischen 200 und 700 ArchitektInnen waren daran beteiligt. Die Leitung des Projekts erhielt eine junge Architektin mit gerade mal 29 Jahren.

Vom Balkon aus hatten wir einen ungetrübten Blick über die Stadt. Etwas, das wir lange gesucht haben, da die Mehrheit der Häuser im Zentrum Bukarests eine ähnliche Höhe hat und wir nie die Stadt überblicke konnten.

Wie in einer Filmszene erstreckt sich die riesige Allee vom Palast aus wie eine Schlucht durch die massiven Häuserwände.

Dementsprechend waren wir sehr glücklich, als wir an einem anderen, langen Besichtigungstag, eine geöffnete Musikschule fanden, die im obersten Stockwerk neben einer großen Fensterfront ein paar Klappstühle aufgestellt hatte, was uns zu einer Pause und Flucht vor der brütende Hitze auf der Straße einlud.

Eine schöne Rast im Schatten, mit guter musikalischen Beschallung, einem tollen Blick. Das ist Karlas und mein persönlicher Geheimtipp geworden, auch wenn wir beide nicht mehr wirklich den genauen Ort lokalisieren könnten.

Des weiteren wanderten wir durch die dichte Kirchen und Klosterlandschaft der Großstadt und entdeckten die ein oder andere, in einem Hinterhof versteckte Oase der Ruhe.

Die prächtigen und historischen Wandmalereien hatten wir so zentral in einer kleinen Kirche nicht erwartet. Von einer Mitarbeiterin, die einem anderen Touristen sehr engagiert half, das beste Fotomotive zu finden, wurden uns noch ein Paar Einzelheiten rund um die Ikonen im Innenraum erklärt. Anstelle von den klassischen Bildern stand hier z.B. eine metallene Platte mit Edelsteinen aus, von denen jeder eine:n Heilige:n, bzw. ein bestimmtes Attribut symbolisierte, das bei Berührung die positiven Eigenschaften überträgt.

Insgesamt ist Bukarest ungemein vielfältig. Am Anfang ist es mir schwer gefallen, mich in der Sektoraufteilung der Stadt zurecht zu finden, mich in zwischen den lärmenden Autos, den Momenten der Ruhe am Fluss und den wunderschönen Häusern, nicht zu verlieren. Doch diese Fülle an Kontrasten habe ich wirklich lieb gewonnen, über die Tage an denen wir die verwinkelten Straßen erkundeten.

Die Stadt bebt förmlich vor lauter Energie und unzähligen unterschiedlichen EInflüssen. Mit den bukarester Freiwilligen erkundeten wir abends die Bars und sie zeigten uns die schönsten Flecken in den vielzähligen Parks. Der Cișmigiu-Park, einer der größten und mit der älteste im Zentrum, lockte uns und andere Jugendliche der Gegend, mit seiner schönen, versteckten Tischtennisplatte an.

Leider habe ich gemerkt, wie ungeübt ich beim Tischtennisspielen geworden bin und ich musste über viele Runden mit den anderen erst wieder fit gemacht werden.

Das Netz des öffentlichen Nahverkehrs ist, für touristische Zwecke nicht wirklich gut ausgebaut, weshalb wir uns, zu unserem Glück, sehr viel fußläufig erschlossen. Dadurch entdeckten wir den ein oder anderen schönen Ort und stießen auf einen super guten Langoș-Laden, den wir daraufhin regelmäßig besuchten, um uns durch die Karte zu schlemmten und ein kleines Café, das portugiesische Pasteis de Nata verkauft.

Diese überdachte Passage hat mich mit ihren Ausmaßen an eine große Version des Gans in Oradea erinnert, den ich einige Wochen zuvor besucht habe. Auch wenn dieser in Bukarest vermutlich ein Stück älter ist.

An meinem letzten Tag in Bukarest besuchte ich außerdem mit zwei weiteren Freiwilligen, das nationale Kunstmuseum, das über drei Stockwerke zahlreiche Werke, berühmter, rumänische Künstler zeigte. Für mich stellte sich etwas überraschend, der mittelalterliche Teil, als besonders sehenswert heraus, in der faszinierende Ikonen, Teppiche und viele weitere, historisch wichtige Artefakte ausgestellt wurden.

Letztlich war es ganz gut, dass ich Bukarest bisher noch noch nicht besucht hatte und zusammen mit Karla auf Entdeckungstour gehen konnte. Über die Tage haben wir ungemein viel gesehen, erlebt und zusammen gelacht, was mir jetzt immer als positives Bild von der Stadt in Erinnerung bleiben wird. Die Kontraste zwischen alter Architektur, aus der gläserne hochglanz Fassaden empor wachsen, die sich an alte Kirchen anreihen, zwischen gepflasterten Straßen und filigranen Statuen, haben mich sehr beeindruckt. Die Ansammlung von spannenden Museen, verborgenen Second-Hand-Läden und süßen Eckkneipen, findet sich genauso wie die zahlreichen grünen Lungen der Stadt wieder.

Was haben wir noch gelernt, während des Aufenthalts in der Hauptstadt?

Wenn ein Gebäude besonders groß und prachtvoll erscheint, stehen die Chancen gut, dass es sich um eine der großen Banken handelt. WIr wurden immer wieder überrascht, wie oft es tatsächlich zutraf.

Was könnte das wohl nur sein?

Ein Rudel E-Scooter auf dem Weg zum Stadion

~ 16.06.2021-18.06.2021

Was ist der klassische Beweis, dass man vom Glück verfolgt wird? Wahrscheinlich wenn einem ein Schornsteinfeger die Hand reicht, man gleich darauf eine dreifarbige Katze und ein vierblättriges Kleeblatt sieht und am gleichen Tag noch im Lotto gewinnt. Next Level ist dann, wenn der klapprige Schornsteinfeger einem nicht nur die Hand schüttelt, sondern auch noch eine Drahtborste aus seinem Besen bricht, sie einem überreicht und in gebrochenem Englisch Glück, Gesundheit und co. wünscht.

Zwar ist mir ersteres nicht passiert, doch um einen Draht reicher bin ich schonmal geworden, als ich vor kurzem aus meiner Haustür getreten bin und plötzlich von einem alten, staubigen Herren überrascht wurde, der einer Freundin und mir die Glücksbringer schenkte.

Just an diesem Tag lösten sich noch das Problem mit meinem fehlerhaft ausgestellten Impfzertifikat, das mir schon so einige Nerven gekostet hatte, mein Lieblingsladen hatte wieder frischen Sanddorn im Angebot und Klara aus Oradea schenkte Jojo und mir zwei Tickets für das EM-Spiel in Bukarest. Moment, das EM-Spiel in Bukarest?

Exakt. Wir konnten unser Glück wirklich kaum fassen. Schnell fassten wir den Entschluss also Mittwochnachmittag nach Bukarest zu fahren, unsere Arbeit online zu erledigen (der Unterricht ist bei mir momentan sowieso immer noch nicht in Präsenz), um am Donnerstag ins Stadion gehen zu können.

Samuel aus Sebeș reiste auch noch von Mittwoch auf Donnerstag an, da er die dritte freie Karte von Klara bekommen hatte. Somit machten wir uns um die Mittagszeit, auf den Weg in Richtung Arena Națională. Am Piața Romană stiegen wir in die Tram ein, jeder noch eine Spinatplacintă vorher am snacken und tuckerten los.

Das Spiel war heute die Ukraine und der EM-Debütant Nord-Mazedonien. Eigentlich schon nach einem Blick auf die Spielprognosen, die die ukrainische Mannschaft favorisierten, spätestens aber, als uns dutzende nord-mazedonische Fans begegneten, die richtig Stimmung verbreiteten, war uns klar, dass wir NM unterstützen mussten! Wenn schon nicht mit rot-gelben Farben, dann mit Klatschen und Rufen im Stadion.

Nach einigen Minuten erreichten wir eine Haltestelle und eine etwas ältere rumänische Mitfahrerin begann wild auf uns einzureden und wollte uns klar machen, dass hier die Haltestelle für das Spiel war. Etwas verwirrt stiegen wir aus. Komischerweise bewegte sich kein anderer der Fußballfans aus dem Zug und mit steigendem Zweifel an der Reliabilität der Dame, sahen wir die Tram wegfahren. Ein Blick auf Googlemaps bestätigte unsere Vorahnung: noch 3km bis zur Arena. Okay. Kurz durchatmen und die Optionen checken. Eventuell hatten wir uns sowieso ein Bisschen spät auf den Weg gemacht, was den Fußweg praktisch ausschloss. Die nächste Tram oder ein Bus würde viel zu lange dauern und Uber und Taxis waren defacto unmöglich zu bekommen mit dem Verkehrsaufkommen.

Wie durch ein Wunder taten sich in einer Seitenstraße drei geparkte E-Scooter auf, alle voll geladen, als hätten sie nur auf uns gewartet. Los ging es. In Rudelformation zischten wir die Straße runter. Samuel navigierte uns durch den Häuserjungel und wir fuhren kreuz und quer, durch kleine Parks, auf Gehwegen, über Straßen und an Baustellen vorbei. Irgendwann konnten wir anhand des steigenden Lautstärkepegels sichergehen, dass es nicht mehr weit bis zum Stadion war und ließen die Roller zurück.

Dann ging doch echt alles reibungslos. Mit online-Ticket, Impfzertifikat und Perso kamen wir problemlos durch die Kontrollen. Schon waren wir im Stadion! Fürs Gefühl gabs feinstes alkoholfreies Bier und Wasser und wir machten es uns auf unseren Plätzen gemütlich. Auch wenn ich bisher kein besonders aktiver Fußballfan gewesen bin, hat mich das Spiel gefesselt. NM war leider tatsächlich die unterlegene Mannschaft, doch die Ukrainer machten auch Fehler, wodurch es zuletzt auf ein 1:2 hinauslief. Wir konnten sogar zwei 11m, ein Tor, das leider im Abseits geschossen wurde und super viel Aktion beim Spiel beobachten. Dadurch wurde die Stimmung im Stadion zwischen den verschiedenen Fanblocks noch aufgeheizter und jeder fieberte für die eigene Mannschaft mit. Nach dem Spiel trafen wir uns mit Luca und Fynn aus Bukarest, die in einem anderen Teil gesessen haben und zogen noch weiter um das gute Spiel zu feiern und beim Publicviewing die restlichen Spiele des Tages zu sehen.

Die Enlaufzeremonie zu Beginn des Spiels: das gelbe T-Shirt stand für die Urkainische, das rote für die n-mazedonische Mannschaft.

Jojo, Samuel und ich, bevor das Spiel gestartet hat, während sich die Teams hinter uns auf dem Feld noch warm gemacht haben.

Dabei fanden wir doch tatsächlich das kühle Bier von Fynn im hohen Gras wieder, das er vorher versteckt hatte, wurden frei in die U-Bahn geschleust und genossen die gut aufgeladene Stimmung, die nach dem Spiel von den anwesenden Fans getragen, durch das LipscaniViertel vibrierte.

Spät am Abend kamen wir zurück in die Bukarester WG und fuhren gleich darauf am nächsten Morgen mit dem ersten Zug um 6 Uhr zurück nach Brașov um hier wieder in den Alltag einzusteigen.

Der Blick auf die Zugstrecke von Bukarest nach Brasov, etwa auf der Höhe Sinaias.

So eine Ansammlung von glücklichen Zufällen erlebt man wirklich nicht alle Tage und irgendwie rede ich mir ein, dass meine Schornsteinfegerbegegnung sicherlich dazu beigetragen hat.

So fühlt sich die Freiheit an

~ 14.05.2021-16.05.2021

Wie beinahe alle anderen Reisen in Rumänien beginnt auch dieser Ausflug von uns am Bahnhof in Brașov. Luca kam gerade noch pünktlich die Treppen zum Gleis hochgehechtet, an dem Jojo und ich schon auf den Zug warteten, da konnten wir praktisch direkt einsteigen.

Im Abteil ging es in Richtung Westen Rumäniens. Die Zeit vertrieben wir uns mit unzähligen Runden Skat, extrem guten Snacks (die Granny Smith Äpfel waren durchaus eine schöne Wiederentdeckung) und der siebenbürgischen Landschaft, die draußen vorbei zog. In die gleiche Zugstrecke habe ich mich schon damals auf dem Weg nach Sighișoara verliebt und war auch jetzt wieder von den vielen Kontrasten und der Natur ganz gebannt.

Die Zugfahrt im Abteil fühlt sich an, als sitze man im Hogwartsexpress. Wie in jedem Zug hört man das Rattern während der Fahrt vergleichsweise laut, inzwischen würde ich behaupten angenehm laut, die Vorhänge vor den Abteilen lassen sich zuziehen und im 30 Minuten Takt läuft ein Bahnmitarbeiter durch die Gänge und bietet Kaffee und Snickers zu Wucherpreisen an. Ein bisschen wie in der deutschen Bahn.

Ziemlich müde und im Dunkeln erreichten wir Deva. Sehr eindrücklich strahlte der Mond über der erleuchteten Festung über der Stadt und begrüßt uns. Irgendwie schafften wir es, uns ein Taxi zu bestellen, und trotz überschrittener Sperrstunde nicht von der Polizei aufgegabelt zu werden. Diese kann schnell ungemütlich werden, wenn es um die Sperrstunden geht, auch wenn ihre Bezeichnung auf rumänisch noch so niedlich klingen mag, als Politiştii. 

Also standen wir zuletzt etwas gestresst vor einer Häuserreihe, unsicher, welcher Eingang Joenas sei, die hier in Deva ebenfalls an einer Schule eingesetzt ist und hielten etwas besorgt nach der Polizeistation ausschau. Es wäre einfach zu ärgerlich gewesen, an diesem Abend noch erwischt zu werden, da die Sperrstunde, dank sinkender Corona-Fallzahlen, ab dem nächsten Tag aufgehoben werden sollte. Doch alles klappt noch ohne Zwischenfälle und wir kamen bei Joena an.

Nächster morgen, ich wachte in aller Frühe auf und sah als erstes die wunderschöne Plattenbauromantik vom Wohnzimmer aus. Uns gegenüber Anwohner, die ihre erste Tasse Kaffee auf dem Balkon genossen. Sehr guter Start in den Tag. Verträumt wollte ich ich es ihnen eigentlich gleich tun und etwas Musik hören, musste dann aber geschockt feststellen, dass die Bauchtasche, in der ich meine Wertsachen (also alles von Geldbeutel, über Schlüssel und Kopfhörer) aufbewahre nicht mehr auffindbar war. Kurz stellte ich alle Taschen von mir auf den Kopf, doch keine Spur. Dann traf es mich wie ein Blitz. In der Nacht beim Warten vor dem Haus hatten wir unser Gepäck kurz auf der Bank vor einem der Blöcke abgestellt. Wie von der Tarantel gestochen rannte ich aus der Wohnung, alle Stockwerke runter, raus auf die Straße und um mehrere Hecken. Ungläubig erreichte ich die Bank von gestern und konnte mein Glück kaum fassen. Die Tasche lag noch immer unberührt dort, alle Kreditkarten, das Bargeld, das ich ausnahmsweise mal besaß und meine Kopfhörer waren noch da! Wenn die Ausgangssperre für eine Sache gut gewesen ist, dann wohl dafür, dass nachts echt niemand auf der Straße war… Noch ganz schön aufgekratzt kam ich in die Wohnung. Nun war auch nicht mehr an entspannte Balkonstimmung, geschweige denn weiterschlafen, für mich zu denken.

Also verließ ich wieder das Haus und schlenderte ein Bisschen durch Deva, auch unter dem alten Namen Diemrich bekannt. In einem Laden wollte ich mir einen Apfel kaufen, hatte allerdings nur meine Kreditkarte dabei, weshalb der Verkäufer ähnlich ungläubig schaute, wie ich an dem morgen bei der Bank, als er die umgerechnet 8 Cent in das Kartenlesegerät eintippte und mir mein Stressessen kopfschüttelnd überreichte.

Zurück bei Joena frühstückten wir alle zusammen sehr ausgiebig und brachen dann für einen Snackkauf zu Lidl auf. Unser Plan: Eine Wanderung ins benachbarte Simeria, in den Botanischen Garten und auf den Măgura Uroiului, eine kleine, rumänische Version des Tafelbergs in Kapstadt.

Wir wollten das gute Wetter und unsere morgentliche Motivation noch nutzen, die 13km Weg zu bewältigen. Klassischerweise begegneten wir natürlich jeder Menge wütender Straßenhunde, zwei Schäfern, die sich freudig mit uns, auf der hälfte der Strecke unterhielten und nicht glauben konnten, dass wir zu Fuß unterwegs waren. Außerdem sahen wir viele Schafe, Hühner und erreichten unsere erste Etappe, den Botanischen Garten in Simeria. Von außen erschien dieser noch sehr unbedeutend und klein, von ihnen war er dafür umso größer. Läd an einen Ecken zum Rasten und Schlendern über verträumte Brücken und an kleinen Seen ein und erinnert an anderen, mit steinernen Statuen, an den Garten der Medusa. Wir nutzen den Park für eine ausgiebige Hummus und Brotpause, bevor wir gut gestärkt weiter zogen.

Verwunschen wie in einem Märchen.

Zum Tagesanfang hatten wir noch nicht mit der Intensität der Sonne gerechnet und nicht genug Wasser eingepackt. Leider konnten wir auch an keiner Stelle in Simeria einen Laden finden, der uns welches verkauft hätte. Somit wurden wir praktisch magisch angezogen, als wir die Schrift Campingplatz und deutsches Forum entdeckten. Und tatsächlich, die Besitzerin war so lieb und verkaufte und zwei große Flaschen Wasser und unterhielt sich eine Weile glücklich mit uns. Seit die Pandemie begonnen hat, waren wohl auch nicht mehr so viele Leute aus Deutschland vorbei gekommen…

Unser finales Ziel war nun auch schon zum Greifen nah und der letzte Aufstieg am Berg ging sehr schnell. Oben angekommen war klar, dass sich der Weg sicherlich für diese Aussicht gelohnt hatte. Westlich von uns konnten wir Deva und die Festungsanlage auf dem Berg ausmachen, im Südosten zeichnete sich das Panorama der Karpaten ab, was alles vom wechselnden Licht- und Schattenspiel der Sonne und Wolken gezeichnet wurde. Wir legten und auf die Wiese, umgeben von duftenden Kräutern und Blumen, genossen den Moment und ruhten uns von der vergangenen Wanderung aus.

Ein richtig freier Moment hier oben auf dem Berg, das Panorama zu Füßen, nach der langen Wanderung.

Nach dem Abstieg, war unsere Lust zurück nach Simeria zu laufen verschwindend gering, weshalb wir daraufhin per Taxi zurück nach Deva fuhren und den Abend mit einer guten Runde Seccomate ausklingen ließen.

Am nächsten Tag stand eine Stadtrundgang durch das schöne Diemrich an. Zwar wurden wir von Regen begleitet, aber das Zentrum und die Festung waren sehr sehenswert und den schlimmsten Regen saßen wir in einem Café mit Getränken und Wizard aus.

Das Kulturzentrum Devas, das aktuell in ein Impfzentrum umgewandelt wurde und den Hauptplatz der Stadt markiert.

In Deva ist man immer gut vor Regen geschützt.

Das Stadtbild ist geprägt von sehr vielen Plattenbauten, durchzogen von grünen Ecken und hin und wieder alten Prachtvillen. Die Festung ist eine sehr gut erhaltene Ruine, in der schon der bayerische König vor langer Zeit festgehalten wurde. Dem schlechten Wetter trotzten auch die Schaulustigen und Mitglieder des Mittelaltervereins, die sich in den Festungsmauern getroffen hatten und das Schießen mit Pfeil und Bogen in entsprechenden Kostümen zelebrierten. Alles in allem war Deva wunderschön und die Natur der Umgebung sehr gut zum Wandern und der Blick auf Berge einmalig.

Am Abend stiegen wir daraufhin wieder an Devas Bahnhof in den Zug ein und nach etwa sechs Stunden im Bahnhof in Brașov, zuhause wieder aus.

Seeluft über dem Monument

~ 30.04.2021-04.05.2021

Der Zug rollt gemächlich durch ein Industriegebiet. Kräne reihen sich an den Gleisen und stehen Spalier. Ich strecke meinen Kopf aus dem Fenster und atme tief durch. Seeluft. Die gleiche, die ich vor mehr als drei Monaten schon mal gerochen habe. Es ruckelt noch einige Male und schon halten wir.

Die Abfahrt aus София zum Sonnenaufgang und dem untergehenden Mond.

Der Bahnhof von Varna begrüßt uns unter strahlendem Sonnenschein. Es ist definitiv auch um einiges wärmer, als vor einigen Wochen in Sulina. Zunächst checken Elias und ich in unserem AirBnB ein, wonach wir den Park auskundschaften. Die gigantische, kommunistische Statue steht immer noch, genauso wie die Skulptur des tauchenden Paars. Schön, dass sich gewissermaßen nichts geändert hat. Der Weg zu Billa ist auch immernoch der Gleiche.

In der nationalen Kunstgalerie Sofias sind auch total viele Statuen ausgestellt. Etwas, das die Bulgaren wohl irgendwie drauf haben, da die Figuren, fand ich, immer sehr flüssig und sanft aussahen.

Daraufhin die ersten Schritte am Strand, neben der untergehenden Sonne. Die Schuhe füllen sich sofort zur Hälfte mit Sand. Also barfuß weiter. Das Wasser ist eiskalt, die Algendecke wie ein dicker Teppich. Möwen schreien und unsere Zugfahrt ist anstrengend gewesen. Der erste Tag des orthodoxen Osterns hat sämtliche Bewohner Sofias in Richtung Meer getrieben und mit uns in einen Zug gesetzt. Ohne Reservierung noch einen Platz zu finden war dadurch schon abenteuerlich. Aber egal, auf dem Gang neben den Abteilen zu stehen und die Gedanken vom Fahrtwind durchpusten zu lassen ist sowieso schöner.

Ein Paar Tage die Nähe des Meeres genießen, dazwischen einen kurzen Ausflug nach Shumen zum Impfen und und wieder zurück nach Hause. Soweit der Plan. Eigentlich hätten wir es auch schon vorher wissen können und uns die Aufregung sparen können. Natürlich ging der Plan nicht auf.

Wir kommen in Shumen an, keine Impfdosis mehr, dafür 30°C Außentemperatur. Nächster Versuch am darauffolgenden Morgen. Ein Freund von Karla, Soner, nimmt uns lieberweise auf und zeigt uns die Stadt nochmal aus seiner Perspektive. Neuer Plan: ein Spaziergang zum Monument, nicht-Verirren im Irrwald, Kaffe trinken in sämtlichen Stadtcafés und typisch bulgarisches Essen kochen.

Das Monument, dessen Löwe über dem schönen Shumen tront. Die Windstärke weicht hier oben, genauso wie vor Karla Haus, jedes Mal um mindesten 4 Stärken, vom Rest der Stadt ab.

Der Irrgarten im Wald über den Dächern Shumens. Wenn man ihn erstmal durchquert hat, ist der Ausblick über die Ebene wunderschön.

Am nächsten Morgen klappt die Impfung wieder nicht. Wir stehen etwas ratlos, in aller Frühe, im windigen Schumen und fahren dann einfach zurück nach Varna. Man kann sein Glück ja nicht erzwingen. Noch ein wunderschöner Tag im Park, am Meer und in den Straßen der Stadt zwischen römischen Ausgrabungsstätten und Häusern im Jugendstil. Egal wo wir uns an diesem Tag befinden, immer kommt eine deutschsprachige Gruppe Studenten vorbei. Woher diese plötzliche Ansammlung rührt, ist abschießend nicht klar.

Die traumhafte Architektur Varnas zeichnet sich durch eine Mischung aus wunderschönen Villen, im Umbau und Renoviert und alten Ausgrabungsstätten, sowie einer Hand voll orthodoxer Kirchen aus.

Der letzte Tag schreit auch nochmal nach Schwimmen im schwarzen Meer. Jetzt wären eigentlich die heißen Temperaturen aus Shumen angenehm, aber das Vorhaben steht dennoch. Die 11°C Wassertemperatur tuen dann trotzdem ein Bisschen weh.

Wie die Zeit hier schon wieder verflogen ist. Knappe 13h Zugfahrt braucht es noch, um wieder in Brașov zu landen, wieder in Rumänien. Auch schön, ankommen und zuhause zu sein, wobei Bulgarien durchaus ein Teil davon geworden ist.

Zu spät kommen, ist gut für die Gesundheit

~19.04.2021-30.04.2021

Soweit zumindest die Philosophie der Bulgaren. Ein Motto das ich nicht unterschreiben würde, wenn ich um kurz vor vier Uhr nachts, mein Taxi in Bukarest storniert bekomme, das ich eigentlich gebraucht hätte, um meinen Bus nach Bulgarien zu erreichen. Da kann mein Stresslevel schon mal um so 470% steigen. Dass das noch so gut für die Gesundheit ist, bezweifle ich. Nun ja letztlich erreichte ich die Bushaltestelle noch pünktlich genug, um mitgenommen zu werden und steckte den Kopf nicht in den Sand. Auf der zweistündigen Fahrt bis Ruse hatte ich auch erstmal genug Zeit, mich von dem vergangenen Schrecken zu erholen und auf Sofia zu freuen.

Da die Osterferien in Rumänien verlängert wurden, hatte ich die Möglichkeit, meine Arbeit im Homeoffice zu erledigen und nochmal zurück nach Bulgarien zu reisen. Die Strecke zwischen Ruse und Sofia kam mir inzwischen schon total bekannt vor, was meine Vorfreude auf die Stadt, die anderen Freiwilligen und die Zeit vor Ort ganz besonders steigerte. Erstmal angekommen wurde ich zwar von schlechtem Wetter begrüßt, fühlte mich jedoch sofort wieder pudelwohl. In den darauffolgenden Tagen konnte ich die Stadt dann ganz in gelassen weiter erkunden.

Die Ausstellung von Andrey Daniel in der Nähe des Theaters fand ich extrem spannend mit sehr vielen inspirierenden Werken.

Bei einer Freewalking-Tour im Zentrum erklärte unser Guide, dass der bulgarische Zar in den 1920er Jahren einem Anschlag auf sein Leben während eines Gottesdienstes nur entging, weil er typisch bulgarisch war. Bedeutet, er kam eben zu spät. Daraufhin entstand das Sprichwort, dass zu spät kommen gut für die Gesundheit sei, was mir nach der Nacht in Bukarest nur noch ein müdes Lachen entlockte. Außerdem schieben die Bulgaren typischerweise gerne Aufgaben vor sich her. Diese Eigenschaft soll wohl dazu beigetragen haben, dass während des zweiten Weltkrieges keine jüdischen Bürger des Landes deportiert wurden.

Ich habe das Gefühl, über die Tage in София einen noch viel intensiveren Einblick in die bulgarische Kultur erhalten zu haben, als während meines letzten Besuches. Der Löwe, der als Wahrzeichen des Landes an jeder Ecke und auf den Geldscheinen zu finden ist, repräsentiert die Stärke und Wehrhaftigkeit der Bulgaren. Zwar ist der Löwe hin und wieder etwas deformiert, weil die wenigsten Bildhauer der vergangenen Jahrhunderte so ein Tier in echt gesehen hatten, doch das Symbol ist schön.

Im nationalen Kunstmuseum habe ich so viele Bilder aus Plovdiv gesehen, dass ich riesige Lust bekommen habe, die Stadt kennenzulernen und an einem freien Tag mit Elias hingefahren bin. Einige der anderen Freiwilligen hatten mir vorher schon von dieser, als der schönsten Stadt Bulgariens berichtet, wobei ich immer nur dachte, naja, das sagt man ja irgendwie bei jedem Dorf mit Altstadt. Doch diesmal war ich echt platt.

Wenn das nicht spannend aussieht? Die farbigen Häuser und steilen Straßen sind heute auch immernoch so zu finden.

Neben all der schönen Kunst zu den hübschesten Flecken Bulgariens, wird in der Gallerie auch die triste Geschichte des Landes abgedeckt, mit Werken aus der Zeit des Sozialismus und der Weltkriege.

Auf angeblich sieben Hügeln erbaut erreicht man Plovdiv und betritt eine neue Welt. Überall schimmert der alte, römische Charme durch, der von einer 6000 jährigen Geschichte zeugt und Plovdiv neben der schönsten auch zur ältesten Stadt Europas macht. Die Sonne entschied sich an dem Tag einen Sommervorgeschmack zu geben, was ich mit verbrannten Schultern und zu wenig eingepacktem Wasser quittierte.

Das römische Theater in Plovdiv wurde laut Schätzungen zwischen 116 und 117 nach Chr. erbaut und ist heute immer noch sehr beeindruckend.

Eine von vielen steilen Gassen, die zur Handwerks- und Kunststraße führt.

Über Pflastersteine, Antiquitätenläden und Parks schlenderten wir durch die Stadt. In einem Geschäft fand ich Postkarten des letzten Jahrhunderts, die aus dem damaligen dritten Reich nach Bulgarien geschickt wurden. Leider alles auf kyrillisch. Auf einem der vielen Hügel machten wir bei alten Mauerruinen Halt. Einmal schnell nachgezählt kamen wir tatsächlich nur auf drei statt sieben Bergen, doch der Ausblick auf die Stadt war trotzdem wunderschön.

Im Museum zur Vereinigung Bulgariens bekamen wir einen Querschnitt der letzten großen geschichtlichen Veränderungen des Landes präsentiert, das sich erst im 19ten Jahrhundert in seiner heutigen Struktur abschließend zusammensetzte. Vorher waren die Grenzen flüssig und bezogen auf der einen Seite ab und an Rumänien, Mazedonien und Teile der Türkei mit ein, verloren aber andererseits auch immer wieder Gebiete. Plovdiv, früher unter dem Namen Philippopolis, als Hauptstadt Ostromeliens bekannt, ist heute außerdem für die große kulturelle Dichte berühmt. Ein buntes Viertel schließt sich dem nächste an. An allen freien Hauswänden gibt es große, farbenfrohe Graffiti, die Straßen sind von blühenden Bäumen gesäumt und ein Kunstmuseum reiht sich ans andere.

Das ist leider kein öffentliches Schwimmbad, sondern nur der Stadtpark. Etwas enttäuschend, weil uns nach diesem sonnigen Tag in der Stadt eine Abkühlung gut getan hätte. Die Abendstunden waren dennoch traumhaft, mit der langsam untergehenden Sonne.

Zurück in Sofia sammelten sich weitere Highlights.

Mit Bele, einer anderen Freiwilligen und ihrem Freund Max, wanderten wir bei phantastischem Wetter zu den Boyana-Wasserfällen am Vitosha, dem pendant zur Zinne in Brașov. Oben lag zum Teil noch Schnee und das tauende Eis schwemmte die dünnen Pfade davon. Bei den Kletterpartien, auf der Suche nach festem Grund, hatten wir unseren Spaß und spielten eine ziemlich schwere Runde Wer bin ich?, bevor wir an den Wasserfällen eine Picknickpause einlegten. Max wagte sich für eine Dusche unter den eiskalten Wasserstrom, woraufhin wir beim Weitergehen an einem sonnigen Aussichtspunkt stoppten und uns aufwärmten.

Die Bulgarienflagge steht hier selbstverständlich auch wieder in voller Pracht und eignet sich besonders gut für Erinnerungsfotos.

Wieder am Fuße des Berges waren wir alle ziemlich erschöpft, machten aber noch einen Abstecher zum Boyanakloster. Dank der mittelalterlichen bulgarisch-orthodoxen Fresken, als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet, bekamen wir exakte 10 Minuten, von einer winzigen, gelben Eieruhr abgemessen, um die kleine Kirche zu besichtigen. Die Wandmalereien waren wirklich sehr faszinierend und unheimlich gut erhalten. Selbst die Gesichtsausdrücke der vergangenen Herrscher und Regenten des Landes waren zumeist sehr gut erkennbar.

Ein kleiner Ausschnitt aus der Klosterkirche, mit den schönen Fresken.

Auch in Sofia schaffte ich es jetzt mal in eine Synagoge, wobei mir zugleich der Eintritt in die vielen Moscheen verwehrt blieb, da zu der Zeit der Fastenmonat Ramadan lief.

Dafür lohnte sich die bunte und reich verzierte Synagoge umso mehr und hinterließ einen bleibenden Eindruck bei mir.

Manchmal muss man in Sofia ein bisschen suchen, um die versteckten Orte zu finden, wie zum Beispiel diese, von Wohnblogs umgebene Kirche.

Auch sehr lohnenswert empfand ich den Blick auf Sofia von oben. Bei der Wanderung am Vitosha, der sich auf dem folgenden Bild am rechten Rand erstreckt, konnten wir schon etwas von der Stadt erkennen, doch direkt aus dem Zentrum ging das natürlich noch besser. Während es gewitterte und zahllose Blitze auf die Häuser niedergingen, konnten wir das Schauspiel ganz gelassen von oben beobachten. Eine richtig gute Mischung, aus Naturschauspiel und Großstadt.

Bei dem guten Wetter, verbrachten wir auch so viel Zeit wie möglich im Park, zum lesen oder uns mit Freunden treffen.

Sofia wirkt für mich, durch das sehr geordnete Zentrum auch gar nicht so groß und vergleichsweise übersichtlich. Alles ist gut zu Fuß erreichbar, die Häuser sind sehr schön restauriert und der bulgarische Flair kommt dennoch überall durch. Ich habe mich glaube ich echt noch mehr in die Stadt verliebt, über die vergangen Tage hier. Ich genieße es, zu wissen, wo ich lang muss, um von a nach b zu gelangen, dass die Besitzer des kleinen Cafés an der Ecke schon wissen, was ich gerne möchte und dass ich höllisch aufpassen muss, auf dem Bürgersteig nicht einfach in eines, der vielen, tiefen Schlaglöcher zu fallen.

Bei diesem tollen Wetter bleibt einem auch kaum etwas anderes übrig, als die Sonne zu genießen.

Am Nachmittag meines letzten Tages in София passierten dann noch einige witzige Zufälle. Als wir gerade in einer kleinen Gruppe auf der Wiese im Dr. Garden lagen und Spiele spielten, kam ein Mann zu uns rüber und erklärte ganz fasziniert, dass wir aussahen, wie ein Kunstwerk. Er selbst sei Fotograf und es würde ihn in den Fingern jucken, Bilder von uns zu machen. Kein Thema, wann bekommt man schonmal die Chance zu professioneller Kunst zu werden?

Ein wahres Meisterwerk der Kunstgeschichte.

Der nächste ließ auch nicht lang auf sich warten. Keine zehn Minuten später erklärte uns ein ziemlich verloren wirkender Bulgare, dass er sich dringend bei jemandem entschuldigen müsse und unsere Hilfe benötige. Er hatte Plakate, das passende Outfit und Blumen im Gepäck und wir mussten uns nur noch dekorativ um ihn herum arrangieren.

Ich kann garnicht sagen, welches Bild ich lieber mag, aber beide Fotos, die an diesem Nachmittag im Park entstanden sind, kann man eigentlich schon repräsentativ für die vergangenen zwei Wochen in Bulgarien sehen.

Mit einer Zugfahrt am folgenden Morgen, endete mein Aufenthalt in der Hauptstadt Bulgariens schon wieder viel zu schnell, doch zumindest ging es vorerst nicht nach Rumänien zurück, sondern weiter, in das schöne Varna am schwarzen Meer.

20 Stunden im Zug und eine Höhlenexpedition

~15.04.2021-18.04.2021

Zitat des Ausflugs: ,,Spaziergang auf Hügel auf Suche nach Höhle“ (Eine wundervolle doppelte Alliteration)

Șuncuiuș. Man weiß, dass man womöglich die japanische Adaption eines ungarischen Gulasches auf der Speisekarte entdeckt hat, oder es das richtige, rumänische Dorf ist, um seine Wanderung zu beginnen. Auf uns traf eher letzteres zu, als Nicole, Klara (beide als Freiwillige in Oradea eingesetzt), Jojo und ich mit dem langsamsten Regio Rumäniens, am gefühlt kleinsten Bahnhof des Landes ankamen.

Beim durchstreifen des winzigen Ortes, konnte ich meine Begeisterung über die ganzen typischen Besonderheiten der Gegend schwer in Zaum halten. Frei herumlaufende Hühner. Ein zugewachsener Brunnen. Eine alte Dame, die messerschärfend vor ihrem Haus sitzt und uns Fremde misstrauisch beäugt. Noch mehr Hühner und jede Menge kleiner, bunter Häuser. Hin und wieder bellt ein verunsicherter Haus- und Hütehund.

Meine Romantisierung lag zum einen an der tatsächlichen Schönheit der Gegend, zum anderen Wahrscheinlich an meiner sich nachziehenden Übermüdung der letzten Tage. Nachdem wir von unserem weiten Trip aus dem Donaudelta zurückgekehrt waren, hatten wir eine (sehr) kurze Verschnaufpause in Brașov, woraufhin wir in der Nacht vom 15. auf den 16. April wieder mit gepackten Sachen im Zug saßen. Unser Ziel: Oradea.

Die rund 200.000 Einwohner Stadt liegt im Westen des Landes, nahe der ungarischen Grenze. Die Fahrt dauerte knapp zehn Stunden, bis wir am nächsten Morgen am Bahnhof ankamen. Zur Begrüßung des Tages erst mal eine Plăcintă, die sich aus der Gegend hier als besonders gut erwies. Daran schlossen wir auf unserem Weg zu Nicoles Wohnung eine Runde Yoga im Bishop Schlauch Lőrinc Park an, der in diesen frühen Morgenstunden noch wie ausgestorben war, um unsere zusammengestauchten Knochen von der Nacht im Zug zu entspannen.

Unsere Begleiter in abgestufter Größe, während wir die Zeit für etwas Bewegung nutzten.

Die Fassade des Palatul Episkopal, von lauter blühenden Kirschbäumen gesäumt.

Bei Nicole angekommen, war die Freude über unser Wiedersehen erstmal sehr groß und es gab bei einer guten Tasse Kaffee jede Menge zu erzählen. Daraufhin begannen Johanna und ich einen Spaziergang durch die Innenstadt. Auch hier, so viel zu entdecken. Die Stadt wieder unvergleichbar mit allen anderen Städten, die ich bisher besucht habe. Der Crișul Repede teilt sie in zwei ziemlich gleich große Teile. In der Innenstadt wird der Fluss unter einer modernen Brücke gestaut und verbindet die beiden getrennten Altstadtkerne miteinander.

Auf der einen Seite erreichten wir den prächtigen Marktplatz der Stadt. Mehrere dutzend Gebäude im Jugendstil reihen sich hier aneinander, eins schöner als das andere. Die Mondkirche zeigt, ähnlich wie der Stundturm in Sighișoara, den Besuchern die aktuelle Mondphase an. Von innen ist es eine klassisch orthodoxe Kirche, in einem immer noch barocken Stil. Daneben reihten sich noch jede Menge weitere Kirchen, orthodox und katholisch, sowie eine Synagoge an den Piața Unirii an.

Letztere besuchten wir ganz begeistert. Seit mindestens vier Monaten versuchen wir nun schon in jede vorhandene Synagoge zu gelangen, wohin wir auch kommen. Allerdings haben diese immer geschlossen oder sind nicht für Besucher zugänglich. Dieser Fluch hat sich nun in Oradea wohl verflüchtigt.

Das riesige Bauwerk wird seit den 90er Jahren nicht mehr für religiöse Rituale genutzt und dient als Ausstellungshalle für Künstler. Blickt man nach oben erwartet einen riesige Kuppel, die man auch schon von Außen auf lange Entfernung erkennen kann. Der Raum ist lichtdurchflutet und die Farben rot, blau und gelb dominieren, alle in Pastelltönen. Wir waren ganz alleine und konnten jedes Stockwerk in aller Ruhe erkunden. Danach entdeckten wir noch eines der wichtigsten Wahrzeichen Oradeas: Die Einkaufspassage zum Schwarzen Adler.

Überdacht kann man hier ganz entspannt durch Läden bummeln, selbst wenn draußen gerade die Welt am untergehen ist. Bevor wir uns mit Nicole und Klara trafen besichtigten wir noch eine Hand voll weiterer Kirchen und die sternförmig angelegte Festung.

Wer kann den schwarzen Adler finden?

Daraufhin hatten wir noch genug Zeit, um durch die zweite Hälfte der Stadt zu laufen, das große Theater, wunderschöne Straßen und die wichtigsten Dichter und Denker der Gegend zu sehen.

Die großen Denker(Innen) des Landes

Zum Abschluss unserer Entdeckungstour gingen wir auf den nächsten Hügel über der Stadt, bevor wir unseren ersten Tag in Oradea in aller Ruhe zu viert ausklingen ließen.

Unsere Wanderung am nächsten Tag zwang uns, vergleichsweise früh aufzustehen, um den Zug in Richtung Cluj bekommen zu können. Wir schmierten uns ein paar gute Kulturweitbrote (also klassisch mit Hummus) und packten unsere Rucksäcke mit Snacks voll. Denn wenn wir eins gelernt haben, dann dass die meisten Wanderungen nur so gut sind, wie ihr Picknick. Von Șuncuiuș starteten wir die Tour und liefen entlang des Crișul Repede durch steile Felsklippen, entlang waghalsiger Hängebrücken, bis zur Höhle Unguru Mare.

Das Wasser am Fluss war eiskalt und die rostige Brücke schaukelte sehr verdächtig, als wir sie überquerten, um zum Eingang zu gelangen. Nicht sehr vertrauenserweckend. Doch das Bisschen Aufregung war es wert. Die Höhle zog sich tief ins Innere des Felsen. Von der Decke hingen Stalaktiten, dick wie Baumstämme und Wasser tropfte im Takt auf den Boden. Wir mussten uns zum Teil mit unseren Handys den Weg ausleuchten, um bei den unebenen Steinen nicht hinzufallen. Sehr faszinierend waren auch die Bäche, die sich durch die Steine gefräst hatten und übergittert begehbar gemacht wurden.

Im Hintergrund ist der Eingang zur Höhle zu sehen. Der Fluss zieht ganz unbeeindruckt daran vorbei.

Wer könnte das nur alles sein?

Nach unserem Picknick wollten wir in eine weitere Höhle. Suchten diese schlauerweise auf einem Berg. Scheiterten und kehrten nach Șuncuiuș zurück. Sehr viel Zeit blieb auch garnicht mehr und wir fuhren nach Oradea, von wo aus Johanna und ich unsere Sachen packten, die besten selbstgemachten Burger probieren durften und mit dem Zug zurück nach Brașov fuhren. Mit im Gepäck nun wieder die Erinnerung an ganz viel gemeinsames Lachen und das wunderschöne Oradea.