Ein Junge lag in seinem Bett und versuchte einzuschlafen. Das Flurlicht leuchtete durch die angelehnte Zimmertür. Er spürte es auf seinen Liedern. Nicht so, dass es ihn störte. Es wärmte. Um einzuschlafen, zählte er Schäfchen, dachte an ein schwarzes Loch, das rotierte, fuhr über die Hügel der Raufasertapete. Half alles nicht.
Plötzlich ertönte Musik im Treppenhaus. Wo kam sie her? Träumte er? Er schlug die Augen auf. Das vertraute Licht im Spalt. Kraftvolle Musik direkt unter ihm. Kein Traum. War das Disko? Eine Disko im eigenen Haus?
Er stand auf und tapste die Treppe runter. Mit jeder Stufe kam er dem Bass näher. Kalt waren die Flurfliesen unter seinen nackten Füßen. Die Musik kam zweifelsfrei aus dem Wohnzimmer. Laut. Kraftvoll. Rhythmisch. Viele Begriffe, mit denen er nichts anzufangen wusste. Er zögerte. Wer hatte die Musik angemacht? War jemand außer ihm und seinen Eltern im Haus? Er fasste seinen Mut und griff an die Klinke.
Alles war dunkel. Im Kaminofen brannte Feuer. Es leuchtete orange, gelb und rot. Der Bass war voll zu hören. Eine Schallplatte drehte ihre Runden. She’s an easy lover, She’ll get a hold on you believe it, She’s like no other, Before you know it you’ll be on your knees. Sein Vater stand in der Mitte des Wohnzimmers. Die Beine angewinkelt, die Finger gespreizt, den Kopf im Nacken. Er sang aus vollem Herzen. Was der Junge sah, verstörte ihn. Sein Vater bemerkte ihn und tanzte weiter. Der Junge trat ein und setzte sich vor den Kaminofen. So musste Disko sein.
Illustration: Freya Lina Knauer