Rückblick 3: Die Top 10

Folgend einer Idee von Linus und mir („Was ist deine Top-Liste der Städte in Belarus?“) schreibe ich hier noch meine persönliche Top-10-Liste der belarussischen Städte auf und erkläre, was man zu den Städten wissen sollte. Vorteil: ich habe in meiner Zeit in Belarus genau zehn Städte besucht… ;) Also bleibt niemand außen vor.

Die Bewertung ist rein subjektiv, und es ist auch gut möglich, dass sich meine Einschätzung bei einem neuen Besuch ändern würde.

Nummer 10: Барановичи

Baranowitschi ist vor allem so weit unten in der Liste, weil ich ein bisschen auf die Verhältnisse geschaut habe. Soll heißen: dafür, wie groß die Stadt ist, gibt es dort ziemlich wenig zu sehen und zu tun. Das ist zumindest mein oberflächlicher Eindruck. Trotzdem lohnt es sich, Baranowitschi zu besuchen, vor allem wegen der Bibliothek. Das kulturelle Angebot dort, vor allem im Bereich Fremdsprachen (Kurse, AGs, Aktionen, Projekte…) ist einfach beeindruckend.

Blick in die Bibliothek

Nummer 8: Дубровно und Барань

Dubrowna und Baranj sind jeweils Kleinstädte, die in Deutschland nicht mal als Städte zählen würden (etwa 12.000 und etwa 8.000 Einwohner). Das macht sie aber auch sympathisch. Dubrowna mit seinen „sieben Wundern“ hat mir gut gefallen, genauso die Schule dort; und Baranj muss im Sommer wirklich toll sein, einfach ein schöner Ort, was die Natur darum herum angeht. Beide Städte sind von Orscha aus gut zu erreichen.

Das leider sehr verfallene „Schloss“ in Dubrowna

Nummer 7: Шклов

In Schklow war ich nur einmal, habe aber einen guten Eindruck mitgenommen. Die Stadt ist übersichtlich, hat aber ein paar schöne Ecken. Sie wirkt ordentlich, was man sich mit den häufigen Besuchen des Präsidenten erklärt (Lukaschenka ist in einem Ort relativ nah geboren).

Das Rathaus in Schklow

Nummer 6: Молодечно

Maladjetschna zeigt teilweise sehr schön die sowjetische Stadtplanung. Vom Bahnhof aus geht es quasi in gerader Linie durch die Fußgängerzone zum Leninplatz und von dort aus weiter zum Park mit Weltkriegsdenkmal. Ich kenne die Stadt nicht gut, aber Linus, meinem Kollegen, scheint es in „Molly“ zu gefallen. Die Stadt ist anscheinend ein wichtiges kulturelles Zentrum mit unterschiedlichen Einrichtungen, darunter der Bibliothek; außerdem gibt es viele Läden, insbesondere für Essen (vor allem in der „street-food-street“). Molly ist von Minsk aus gut zu erreichen (Zugstrecke Minsk-Vilnius oder Verbindung mit Marschrutki). Was aber fehlt: ein Fluss. Landschaftlich ist Molly nicht gerade ein Highlight.

Der ziemlich große und ziemlich leere Leninplatz in „Molly“

Nummer 5: Полоцк

Das nördlich von Witebsk gelegene Polozk gilt als älteste Stadt des Landes. Hier steht die mächtige Sophienkathedrale (mit Orgel!), in der oft Konzerte stattfinden, es gibt einige Museen (die ich leider nicht kenne) und hier liegt das geografische Zentrum Europas. (Dort stehen mehrere Zertifikate, es muss also stimmen.) In Polozk gibt es außerdem eine Art Park-Straße, die unheimlich lang ist und mir schon beim ersten Besuch sehr gefallen hat. Man erreicht Polozk von Witebsk oder auch von Maladjetschna aus.

Blick auf die Orgel der Sophienkathedrale

Nummer 4: Орша

Wenn ich überlege, gibt es in meiner Einsatzstadt doch sehr viel zu sehen und zu machen, und mir hat es dort auch einfach so gut gefallen. Das Jesuitenkolleg im Zentrum, einige restaurierte Gebäude (Mühle, Kirche, Feuerwehr) sowie die Ufer von Dnjepr und Arschiza (mit dem Stadtpark) werten das Stadtpanorama sehr auf. Dazu gibt es einen Prospekt (проспект текстильщиков), viele verschiedene Cafés und die historisch wichtige Gedenkstätte Katjuscha. Orscha ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt des Eisenbahnverkehrs und daher gut zu erreichen; in der Stadt selbst findet man sich mit etwas Übung gut zurecht, auch wenn die Stadt am Anfang vielleicht groß wirkt.

Das ehemalige Jesuitenkollegium Blick auf den Dnjepr Der ProspektBlick auf Fluss und Park

Nummer 2: Могилёв und Витебск

An dieser Stelle war ich etwas zwiegespalten, führe die beiden Großstädte Magiljow und Witebsk aber jetzt zusammen auf. In Magiljow war mein zweiter Eindruck deutlich besser als der erste; in Witebsk war es umgekehrt. Die Städte liegen jeweils im Norden (Witebsk) bzw. Süden (Magiljow) von Orscha, sind die Regionalhauptstädte und damit gut zu erreichen. Ein Stück weit sind die Städte ähnlich: In beiden Städten gibt es viele Einkaufsmöglichkeiten, und man merkt, dass es sich um historische Städte handelt. In Magiljow merkt man meiner Meinung nach den „administrativen Aspekt“  stärker (Magiljow hätte früher Hauptstadt werden sollen, wurde es aber dann nicht), während man sich auch sehr um die Erhaltung der Stadtgeschichte bemüht; in Witebsk scheint mir der kulturelle Aspekt stärker zu sein –  es gibt auffällig viele Museen und Gallerien. Beide Städte sind schön, Magiljow durch die tolle Fußgängerzone (in Belarus keine Selbstverständlichkeit!), Witebsk durch das Panorama mit Fluss, Brücke, Kirchen und so weiter, plus der (verhältnismäßig) schöne Bahnhof. Beide Städte haben für mich ein bestimmtes Flair, einen bestimmten Eindruck hinterlassen, den ich hier schlecht wiedergeben kann. Jedenfalls war ich gerne dort und empfehle, die Städte zumindest einmal für einen Tag zu besuchen, wenn man die Möglichkeit hat.

Witebsk Regierungsgebäude in Magiljow

Nummer 1: Минск

Wenn ich ganz weit zurück an meinen ersten Eindruck von Minsk denke, war das ein sehr gutes Bild: viel Grün, breite Straßen, wenig Chaos. Wie grün die Stadt ist, sollte ich hier noch einmal hervorheben. Es gibt viele Parkanlagen und besonders das Ufer des Flusses, der Swislatsch, ist sehr schön. Dazu kommt eine große Portion  monumentale Sowjetarchitektur. Die Stadt ist insgesamt noch übersichtlich, da man sich sehr gut am Unabhängigkeitsprospekt (праспект незалежнасцi) orientieren kann, an dem die meisten Sehenswürdigkeiten liegen. Die öffentlichen Verkehrsmitteln sind dank der sehr unkomplizierten U-Bahn ziemlich gut ausgebaut. Und vom (Bus-)Bahnhof aus kommt man landesweit quasi überall hin.

 

Плошча незалежнасцi (Unabhängigkeitsplatz)

Swislatsch-Ufer

In Minsk findet man zudem weitaus mehr kulturelle Angebote als irgendwo sonst in Belarus. Eine Fülle von Theatern, Konzerthäusern, dazu einige Museen… alles in Belarus ist ein Stück weit auf Minsk ausgerichtet, und das merkt man. Es gibt die meisten Restaurants und Cafés, die tendenziell auch moderner sind, und viele Einkaufsmöglichkeiten. Und wenn man auf Nachtleben aus ist, ist man auch gut versorgt.

Statue vor der Nationalbibliothek

Prospekt, Blick auf das KGB-Gebäude (links)

Die Auswahl der Fotos ist jeweils nur sehr begrenzt. Etwas mehr findet sich in den jeweiligen Blogeinträgen.

Challenge an Linus: Stelle am Ende deines ganzen Jahres auch so eine Liste zusammen! ;)

Ansonsten bin ich gespannt, wann ich wieder in Belarus sein werde, um meine Liste zu aktualisieren. До свидания!