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Cementerio: Begraben hinter Fenstern

Beerdigung auf Spanisch und auch in La Paz heißt entierro. Das ist ein Wort, das in die Irre führt, weil hier kein Sarg seinen Weg in die Erde findet. Auf dem cementerio werden für die Toten noch richtige Häuser gebaut, aus Beton. Will man seine Angehörigen besuchen, kann man sich auf dem Plan am Eingang schlau machen, wie man zum Häuserblock 23 in der Straße J findet. Mit einer Leiter kann man bis in die dritte Etage hinaufsteigen, die Grabpflege ist also eine wackelige Angelegenheit. Hinter quadratischen Fensterscheiben drapiert man dann Plastikblumen, außerdem Coca-Cola-Flaschen und Schokoladenbonbons, Dinge, die der oder die Tote zu Lebzeiten gerne konsumiert hat. Und ein Foto aus jungen Jahren, auf dem er oder sie glücklich aussieht.

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Irgendwie schön bunt ist es hinter dem Fensterchen, wenn man daran vorbeiläuft und reinschaut an einem Samstagnachmittag (window-shopping, ein älteres Ehepaar guckt böse, natürlich). Außerdem muss es ein schönes Gefühl sein, dass der Mensch, den man da besucht und der mal in einem Haus in einer Straße gelebt hat, das nun wieder tut. Das macht ihn fast wieder ein bisschen lebendig.

Keine schöne Vorstellung für mich allerdings, wie ein Brathähnchen in eine Röhre geschoben zu werden, sobald meine sterblichen Überreste in einem Sarg verstaut sind. Dann links und rechts und oben und unten Beton, der Zersetzungsprozess muss ewig dauern. Ich möchte in die Erde, bitte, oder auch darunter. Wie schön, dass das Wort Beerdigung im Deutschen (noch) keine Finte ist.

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