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Api para Alemania – Api für Deutschland!

Api ist bolivianisch-andines Nationalgetränk. Man begegnet ihm und seinen Konsumenten in La Paz an jeder Straßenecke. Wie man sich den knallsüßen Mehlsirup in der heimischen Küche zubereitet um ihn anschließend der deutschen Öffentlichkeit zugänglich zu machen, erklärt dieser Rezept-Geburtstagstext.

Für Johanna zum 20. Geburtstag – ¡Feliz Cumpleaños, Mamita!

Dieser Api! Man möchte in ihm baden wie Kleopetra einst in Milch, eine ganze Wanne voll purpurnem süßen Gebräu, sich darin ersäufen oder zumindest drin liegen bleiben bis es Abend wird. In Bolivien trinkt man Api nämlich schon morgens, am besten bevor die Sonne aufgeht und es noch so richtig nächtlich kalt ist im Andengebiet. Wenn man dann mit klappernden Zähnen von einer casera an der Straßenecke so ein Plastiktüttchen mit Strohhalm drin entgegennimmt, einem der heiße Brei in den Bauch hinuterwabbert und einem der Zucker ins Gehirn hochschießt, dann hat man das ultimative Api-Erlebnis.

Aber auch wenn man gerade ungeduscht aus dem warmen Bettchen an den Frühstückstisch gewankt ist oder just ein 3-Gänge-Menü für mindestens 6 Personen zubreitet hat, schmeckt Api fantastisch.

Api besteht eigentlich nur aus Masimehl, Zucker, Zimt und Waßer. Das hört sich vielleicht ein bisschen langweilig an, bedeutet aber im Umkehrschluss, dass man ihn superleicht selbst zubereiten kann. Vorausgesetzt natürlich man befindet sich in Bolivien, denn um einen Api morado zuzubereiten, braucht man nunmal lilanen Mais, und der ist in Deutschland schwer zu kriegen. In La Paz hingegen bekommt man lila Maismehlpulver auf dem Mercado Rodrigues sozusagen hinterhergeschmissen, 10 Bolivianos, umgerechnet 1,30 Euro, kostet das libra (0,45 kg). Für all diejenigen, die im Besitz eines solchen Libras sind, habe ich einer mürrischen Maktdame das folgende Rezept abgerungen (und mich mit Internetrecherchen seiner Richtigkeit vergewissert).

Api mochado paceño – Lila La Paz-Api

  • 15 Taßen Wasser (ca. 3 Liter)
  • 2 Taßen lila Maismehlpulver
  • 2 Stangen Zimt
  • Zucker in rauen Mengen

Zubereitung:

  1. Maismehlpulver mit 5 Taßen kaltem Wasser verquirlen, also rühren, bis es kein einziges Klümpchen mehr gibt und mindestens ein paar Stunden, besser aber über Nacht stehen lassen.
  2. Am Tag der Zubereitung das restliche Wasser in einem Topf mit den zwei Zimtstangen aufkochen und vom Herd nehmen.
  3. Das Maismehlpluvergemisch sieben und dann nach und nach und unter ständigem Rüheren mit dem gekochten Zimt-Waßer vermengen. Cuidado: Das ganze sollte eher Trink – als Essqualität aufweisen!
  4. Ordentlich Zucker dazu, zwischendrin abschmecken. Es MUSS verdammt süß sein!
  5. Außerdem kann man in Schritt 2 ein bis zwei Gewürznelken mit aufkochen, dann schmeckt das ganze sehr weihnachtlich.

Weihnachtlich, damit wären wir beim Thema. Api schmeckt für den deutschen Gaumen (den ich nicht verleugnen kann) schon ziemlich nach Vorweihnachtszeit. Würde man sich nicht gerade inmitten von hupenden, schimpfenden, grüßenden, mapfenden und vor sich hin pfeifenden Paceños befinden, würde man sicherlich nach einem Tannenbaum Ausschau halten.

Lichterketten, Krippenspiel, Geigenkinder, das würde sich wirklich gut mit Api vertragen. Man stelle sich eine deutsche Api-Weihnachtsmarkt-Version vor, für die Kleinen ohne, für die Großen wohl eher mit Alkohol. Das Lila-Maismehlproblem lässt sich umgehen – Api blanco, der weiße Api, kommt dem lilanen hermano geschmacklich sehr nahe, lässt sich aber besser mit allen möglichen anderen Geschmäckern kombinieren.

Und weißes Maismehlpulver, beispielweise der Marke Alnatura, führt die deutsche Drogeriemarktkette dm.

Api blanco navideño – Weißer Weihnachts-Api

  • 2 Tassen Alnatura-Maismehlpulver
  • 15 Taßen Wasser (ca. 3 Liter)
  • 2 Stangen Zimt
  • 2 Gewürznelken
  • Zucker in rauen Mengen
  • Wahlweise
    • Zitronensaft / Zitronenschale
    • Oragensaft / Orangenschale
    • Ananassaft / Ananasschale
    • 6-8 cl irgendeines Likörs: Amaretto, Baileys, Kaffeelikör, Johannisbeerlikör, Eierlikör

Zubereitung:

  1. Weißes Maismehlpulver mit 5 Taßen kaltem Wasser verquirlen, also wieder einmal rühren, bis es kein einziges Klümpchen mehr gibt und mindestens ein paar Stunden, besser aber über Nacht stehen lassen.
  2. Kinder-Api: Am Tag der Zubereitung Zitronensaft / Zitronenschale bzw. den Saft / die Schale einer anderen Frucht zur Maismehlmischung geben und weitere zwei bis drei Stunden ruhen laßen
  3. Beschwippster Api: Am Tag der Zubereitung irgendeinen Likör unterrühren (nicht zwei) – vermutlich nicht mehr als 8 cl en todo, das entspricht dann 1 cl pro Portion – und weitere zwei bis drei Stunden ruhen lassen
  4. Das restliche Wasser in einem Topf mit den zwei Zimtstangen und den zwei Gewürznelken aufkochen und vom Herd nehmen
  5. Das Maismehlpulvergemisch sieben und dann nach und nach und unter ständigem Rüheren mit dem gekochten Zimt-Gewürznelken-Wasser vermengen. Und wieder: Das ganze sollte eher Trink – als Essqualität aufweisen!
  6. Ordentlich Zucker dazu, zwischendrin abschmecken.

Weitere praktische Hinweise für den Straßenverkauf:

Api muß heiß serviert werden. Entweder muß das ganze also zurück auf den Herd und köcheln, was die Anschaffung eines Gaskochers erfordert, oder aber man bedient sich an Mamas qualitativ hochwertiger Thermoskannensammlung. Dann muss man sich nur noch warm anziehen, eine Weihnachts-CD aufs Handy laden und sich mit mindestens zehn geschirrspültauglichen Tassen auf die Straße setzen. Wichtig ist der Zeitpunkt, ideal sind die Wochenenden des 2., 3. und 4. Advent (2015). Auch die Wahl des Standortes ist nicht unwesentlich, der Verkauf muss in einer deutschen Stadt (vorzugsweise Konstanz, denkbar ist aber auch eine andere deutsche Universitätsstadt mit psychologischer Fakultät) in der Fußgängerzone stattfinden. Die bürokratische Hürde ist zu bewältigen: Für den Verkauf auf einem Weihnachtsmarkt muss man sich nach § 14 GewO lediglich an den Marktmeister wenden.

Beachtet man diese Hinweise, deutet alles darauf hin, dass die deutsche Markteinführung des Weißen Weihnachts-Apis ein voller Erfolg sein wird.

Zusatzinformation:

Api trinkt sich besonders lecker mit buñelos oder pasteles, llauchas oder empañadas de queso. Was es mit diesen gehaltvollen Leckereien auf sich hat und wie man sie den deutschen Api-Konsumenten künftig zugänglich machen können wird, wird bald,  spätestens aber am 28. Juni 2016 diskutiert.

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