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Uyuni-Tour: 3 Tage Salz und Wasser

Wir halten mit knirschenden Reifen. Vor uns: Eine Insel mit Kakteen. In die andere Richtung, soweit das Auge reicht, eine schneeweiße Ebene, eine Salzkruste, dick genug, um Jeeps, Motorräder und ganze Horden trampelnder, kaugummikauender Touristen zu tragen. Hier kann man Fotos schießen, die aussehen, als ob man von einem Dinosaurier gejagt wird. Manche verbringes dafür ganze Stunden bäuchlings im Salz. Salar, heißt diese Salzseewüste, aus der nahegelegenen Stadt Uyuni starten die Touren, auch unsere. Uyuni war früher einmal nur eine Zugstation, jetzt stehen die Wagons etwas außerhalb der Stadt neben den stillgelegten Gleisen, ein Abenteuerspielplatz für diejenigen, die von weiter herkommen.

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Wenn die Sonne untergeht, wird es kalt in Bolivien, in der Salzwüste wird es eisig. Unser Jeep fliegt nur so über die Schlaglöcher, wir lassen den Salar hinter uns, der flimmert im Licht des Mondes und wirft Schatten auf, eine Fatamorgana unter umgekehrten Vorzeichen. Die Fensterscheiben beschlagen von innen, wir hören Panflöten und Coldplay, unser Guide findet, das passt zum Ambiente. Er ist ein kleiner Mann mit freundlichen Falten aus Uyuni, der ununterbrochen Cocablätter kaut, drei erwachsene Kinder hat und gut kochen kann. Später im Hostel sorgt er dafür, dass wir eine heiße Dusche und Tee bekommen. Am morgen will er früh los, noch vor Sonnenaufgang, vor den anderen Gruppen in Hostel.

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Um kurz nach 6 Uhr sehen wir die Sonne über der Wüste aufgehen, gold-orangene Strahlen, Lebensspender. Unser Atem gefiert nicht mehr. Wir fahren weiter, Vulkanpanorama jetzt, die meisten sind nicht mehr aktiv, auf einem hat Evo Morales mal Fußball gespielt um der Fifa zu zeigen, dass Worldcups auch an ungewöhnlichen Orten stattfinden können. Wenig später passieren wir ein ganzes Feld von Lavagestein, riesige Brocken, die der Berg da einst ausgespuckt hat. Einsame Vacuñas stehen am Strassenrand und kauen an trockenen Sträuchern. Sie brauchen kaum Wasser, wie fast alles hier.

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Wasser gibt es dann aber doch, und zwar in allen Farben. Die Laguna Colorada tut einem schon fast in den Augen weh, das Wasser schimmert grün-blau-gelb-rot, über hundert blassrosa Flamingos stacksen darin herum, am Ufer campieren faule Lamas mit bunten Zöpfen. Wir essen mittag mit Ausblick und dem Geschnatter der Vögel in den Ohren, bevor wir weiterfahren zur Laguna Verde, die eigentlich türkis ist und atemberaubend schön. Auf der Wasseroberfläche spiegelt sich der Berg, der sich hinter der Lagune erhebt.  Zwei arme Irre fahren Fahrrad über die Huckelpiste daneben, der Wind scheint sie jeden Moment vom Sattel zu heben, die Sonne knallt ihnen auf die Stirn, hier oben verbrennt die Haut sofort.

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Diese Landschaft ist nicht für Menschen gemacht, denke ich beim Anblick der sich abstrampelnden Radtouristen. Sie trotzt ihnen, wo sie kann, zeigt nur stolz ihre raue Schönheit. Hier ist die Natur noch Herrscherin über den Menschen, hier ist die Welt noch in Ordnung. Und auch wenn ich eine Stunde später das heiße Bad in einem eindeutig von Menschen angefertigten steinernen Schwimmbecken ausgesprochen angenehm finde, ist es schön zu wissen, dass dieses Fleckchen Erde existiert.

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