Nico Vargas

„Vor Gott sind wir alle gleich“

„Lustrame!“ (dt. Putz mir die Schuhe!), sagt ein Mann zu Nico Vargas und stellt den Fuß auf seine Schuhputzkiste. Nico Vargas greift nach der Bürste und der braunen Schuhcreme und beginnt mit der Arbeit. Schuhe putzen ist in Bolivien eine alles andere als angesehen Tätigkeit, die Straßenarbeiter gelten als drogensüchtig und gewalttätig. Darum verbergen die meisten Schuhputzer ihr Gesicht mit einer Sturmhaube. Nico Vargas mag seinen Job. Als lustrabotas, sagt er, sei er unabhängig und frei.

„Für mich hat der Papst bei seinem Besuch in La Paz ziemlich gut zusammengefasst, was Plurinationalität ist: Vor Gott sind wir alle gleich. Seit Evo Morales Präsident ist, sind wir auch vor dem Gesetz gleich. Das hat die bolivianische Gesellschaft verändert: Früher konnten wir Indígenas nicht im selben Restaurant zu Mittag essen wie die Weißen, konnten nicht mit einem weißen Mädchen ausgehen. Heute kannst du mit jeder ausgehen, die mit dir ausgehen will und mit den Weißen beim Mittagessen am selben Tisch sitzen. Aber wir stehen noch am Anfang, die Plurinationalität ist ein Prozess. Wir können jetzt nicht die Hände in den Schoss legen, sondern müssen uns als Gesellschaft weiterentwickeln. Die Gewalt gegen Frauen ist ein großes Thema hier in Bolivien, es gibt Prügel und Vergewaltigungen. Gott sieht, wie wir uns verhalten, und er kann das nicht gut finden.“

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