Renán Estenssoro

„Das sind alles andere als goldene Zeiten für den bolivianischen Journalismus“

Renán Estenssoro sitzt in seinem Büro unterm Dach, darüber fehlen nur wenige Meter zur andinen Sonne, weshalb es ca. 30 Grad hat. Esténssoro, im blütenweißen Hemd und ohne eine Schweißperle auf der Stirn, hämmert Emails in seine Tastatur. Er ist Leiter der „Fundación para el Periodismo“ (dt. „Stiftung für den Journalismus“), die sich u.a. für Meinungs- und Pressefreiheit in Bolivien einsetzt. Für das Interview über Plurinationalität dreht sich Estenssoro einmal schwungvoll im Sessel, das Aufnahmegerät läuft. „ Auf Spanisch, bitte“, sagt er, obwohl sein Deutsch tadellos ist.

„Einige in Einklang mit der Plurinationalität erlassenen Gesetze beschneiden die Meinungs- und Pressefreiheit in Bolivien. Das 2010 verabschiedete Anti-Diskriminierungsgesetz (Gesetz N° 045 gegen Rassismus und jede Form von Diskrimination) beispielsweise verbietet es, sich despektierlich über andere Völker und Nationen zu äußern. Insbesondere Medien bewegen sich mit diesem Gesetz auf dünnem Eis, weshalb sich die bolivianische Presse zu heiklen Themen auch kaum äußert. Ein gutes Beispiel dafür, wie die aktuelle Regierung mit kritischem Journalismus umgeht, ist der Fall Amalia Pando* –  an dieser Kollegin soll ein Exempel statuiert werden. Man kann tatsächlich sagen:  Das sind gerade alles andere als goldene Zeiten für den bolivianischen Journalismus.“

*Amalia Pando, Redakteurin des bolivianischen Radiosenders ERBOL, wird des Rassismus bezichtigt, weil sie einen Interviewpartner dazu provoziert haben soll, eine indigene Abgeordnete des bolivianischen Parlaments als „eselsgesichtig“ zu bezeichnen. Aufgrund des Drucks von Seiten der Regierung hat sie Mitte August angekündigt,  ihre Stelle bei ERBOL aufzuge

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