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Deathroad – zum Sterben schoen

Mit dem Minibus fahren wir Richtung Nordosten und dann raus aus La Paz. Schon dehnen sich die Anfaenge der Yungas vor uns aus, gruen-schimmernde Huegellandschaft, am Strassenrand haben sie Huetten gebaut, direkt neben ihren kleinen Staenden, an denen sie Popcorn und Prepaid-Handykarten verkaufen. Wir sind gut drauf, machen Fotos, der Fahrer stellt das Radio an, das Programm wiederholt sich im 10-Minuten-Takt und wir koennen fast immer mitsingen. Es sind noch ein paar Typen mitgekommen, von denen wir zuerst dachten, sie seien Israelis, sind sie aber nicht, sondern libanesisch/franzoesisch/amerikanisch, und so reden sie auch. Sie wollen lieber House hoeren, reichen Kekse rum, fragen nach Sonnencreme. Wir halten an einem See: der La Cumbre Pass, die Typen springen raus und gehen pinkeln. Hier beginnt unsere Tour, der „Deathroad-Survivor“-Trip, so jedenfalls steht es schon jetzt auf unseren T-Shirts.

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Boliviens Deathroad, el camino de la muerte, ist tatsaechlich ein abewitztiger Transportweg, wenn man bedenkt, dass hier Links- und Gegenverkehr herrscht. Er fuehrt von La Paz nach Coroico, einem feucht-warmen Touristenest mitten im selva tropical. Knapp 3500 Hoehenmeter Unterschied sind das, die man so in einem Bus, besser aber auf einem Mountainbike und in Ganzkoerpermontur zuruecklegt. Rechts erhebt sich eindrucksvolle Vegetation, Wasserfälle rieseln über Felsvorsprünge auf unsere Köpfe herab. Links gehts runter, aber wie, was einen der Libanesen/Franzosen/Amerikaner allerdings nicht davon abhaelt, mich zu überholen. Seinen Arm ziert bereits eine Mullbinde, weil er sich bei dem Versuch, auf dem Hinterrad zu fahren, den Ellenbogen aufgeschlagen hat.

Es macht Spaß. Ich schaue viel in die Landschaft und muss entsprechend viel bremsen, sehe die letzte orangene Weste um eine Kurve flitzen, sehe ein blau-gruenes Meer vor mir, auf das die Wolken Schatten werfen. Mit jedem Meter Richtung Coroico wird es wärmer. Wir halten an, um unsere Pullis auszuziehen, unsere langen Hosen, Schals und Handschuhe. Bananenstauden jetzt, rote Blumen und Farne, alle möglichen Insekten finden Gefallen an unseren Unterschenkeln. An einer Ecke lassen wir die Beine baumeln, es geht hier ein paar hundert Meter runter, ich werfe einen Blick in den Abgrund und sehe nichts als gruene weiche Weite. Es kommt mir direkt gemuetlich vor.

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Nach fuenf Stunden Fahrt kommen wir unten an, kaufen Paceña und werden ein bisschen betrunken. Im Minibus auf der Fahrt zurueck nach La Paz kauen wir Cocablaetter, hoeren Radio, es wird dunkel. Der Typ mit der Mullbinde will zu einer Apotheke, wegen seines Ellenbogens, kauft stattdessen 2 Literflaschen vorgemixten Kuba Libre und verteilt grosszuegig Plastikbecher. Wir biegen auf die Routa Nueva ab, die La Paz und Coroico seit einigen Jahren verbindet, und ploetzlich sehen wir nur noch Leitblanken und gar nichts mehr vom bolivianischen Amazonasauslaeufer und seiner riskanten Wegfuehrung. Aber ein T-Shirt haben wir, auf dem steht, dass wir die Deathroad ueberlebt haben. Was fuer ein Abenteuer.

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