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Mal wieder in La Paz

26.12.15

Nach Weihnachten am Titicaca-See stand Silvester in La Paz als nächstes Ziel auf unserer Liste. Für alle, die noch nicht in La Paz waren und die Möglichkeit hätten, dort hin zu fahren, nehmt euch die Zeit, es ist eine einzigartige Stadt.

Aus dem Nebel tauchen die ersten Häuser der „Stadt in den Bergen“ auf. Nicht im Tal, in den Bergen. Sie ist über die Jahre über den Rand des Talkessels hinaus, nach oben, gewachsen. In den nächsten Tagen werden wir hier bei Freunden und in Hostels leben. Die Stadt ist besonders, ja einzigartig, aber nichts für mich. Nicht, weil ich schlechte Erfahrungen dort gemacht hätte, im Gegenteil, meine letzten Besuche in La Paz waren sehr schön. IMG_1551Sondern weil ich die Straßen nicht mag. Überfüllt mit Bussen und Menschen. Überall Stände und Geschrei. Dazu eine atem(be)raubenden Steigung und stinkende Abgase.
Mit der Höhe von 3000m habe ich grundsätzlich kein Problem. Ein Glück, denn das Koka, was man dagegen kaut, schmeckt mir nicht. Die Taxifahrer mit ihren dicken Backen tun mir leid. IMG_1466Sie kauen es, wie der Security-Mensch an meiner Schule, gegen den Hunger, gegen die Langeweile und gegen die Müdigkeit. Es wirkt nicht gegen die Alltäglichkeit, gegen die Aufgaben und ihre Löcher.

IMG_0248Eine Fahrt mit den Telefericos ist etwas besonderes. Hoch mit dem roten Teleferico, dann ein längerer Spaziergang über die Märkte von El Alto, bis zur gelben Station. Von dort fährt man lange über die Stadt, etwas mehr als eine viertel Stunde. Dann umsteigen in den grünen Teleferico und in einen anderen Stadtteil. Und das alles für etwas weniger als 2€ pro Person.
Besonders gelungen ist die Fahrt natürlich, wenn man den Sonnenuntergang abpasst, und danach die überall angehenden Lichter am Berg bewundert. Dafür empfiehlt es sich um etwa 17.30 hoch zu fahren und dann mit einem Sammeltaxi (Trufi) durch El Alto zu fahren.

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Dreizehn Sekunden von der Nacht in La Paz.

Aber gut, kommen wir endlich, wie angeteasert im ersten Satz, zu Silvester.

31.12.15

Wir liefen 2 Stunden durch La Paz um einen geeigneten Club für den Abend zu finden. Es dauerte eine Weile, bis wir überhaupt einen Ort zum Tanzen und Trinken gefunden hatten. Naja. Der nächste. Hui, viel Eintritt. Der nächste. Achso, keine Happy Hour? Der nächste. Viel Eintritt und keine Happy Hour? Verdammt.

Als wir um 17 Uhr unsere Suche enttäuscht an einem der vielen Hamburguesa-Ständen beendeten, wurden wir angequatscht. Drei Männer, alle im Anzug, fragten ob wir nicht mit ihnen Whisky/Cola im Haus trinken wollten. Zugegeben, der eine hatte nur einen Trainingsanzug an, aber wer könnte bestreiten, dass es ein Anzug war? Mit unseren drei Flaschen Kohlberg (Rotwein) ging es also ohne lang zu fackeln zum Trainingsanzug nach Hause. Schon im Taxi fing es lustig an, sodass der Taxifahrer so guckte, als würde er gerne mitkommen. Um 19 Uhr waren die Flaschen leer und wir voll. Sehr leckerer Chivas Regal 18, aber die Cola – die war zum Glück aus.

Gut lustig wurde dann getanzt. Aus dem Ghettoblaster ertönt traditionelle Tanzmusik. Saya, Morenada, Caporales und haste nicht gesehen. Äh, gehört. Also tanzen, tanzen, tanzen.
Kurz vor Mitternacht dann wieder in der Innenstadt. Verlieren uns kurz, ich überlege ins Bett zu gehen. Ich bin in eine Bar gestolpert, die wir vorher ausgecheckt hatten. Der Raum war fast leer, etwa 20 Bolivianer stehen in einem Kreis, es werden Sektgläser verteilt. Greife natürlich zu und umarme fremde Menschen, als die Raketen draußen knallen. Verabschiede mich freundlich und bedanke mich für das Gläschen. Das Feuerwerk sehe ich kaum, es ist nichts los auf einer der größten Straßen von La Paz. Komisch. Dann, kurz nach Mitternacht, treffe ich Christoph wieder. Er wartet auf seine Freundin und ich habe Hunger. Wir gehen gemeinsam in einen Club, der zwar Eintritt kostet, aber eine Happy Hour hat und sind die ersten Gäste. Alle anderen sind noch zu Hause und feiern mit ihrer Familie. Um halb zwei ist der Laden aber voll und die erste der drei Livebands beginnt zu spielen. Die Happy Hour beginnt um 4, vorher wäre es auch für mich nicht nötig gewesen. Ich werde gefragt, ob nicht eine gute Freundin mit mir tanzen könne. Klaro, ich helfe gern 🙂
silvesterWir tanzen die ganze Nacht zu zweit und trinken den guten Abuelo Ron mit zu wenig Cola. Die dritte Liveband ist nur noch laut und geht um 6 nach Hause. Um halb acht, wurden wir dann auch rausgeworfen. Das neue Jahr ist hell, sehr hell.
Torkel leicht zertanzt aber glücklich in mein Hostelbett. Gute Nacht!

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Achterbahn

Dieser Beitrag ist nur für Leute, die sich stärker für mein Leben hier interessieren. Er ist lang und reflektierend, nicht unbedingt unterhaltsam. Also, überlegt euch, ob ihr ihn lesen wollt. Wenn ihr etwas nicht versteht antworte ich gerne darauf. Er enthält Beobachtungen und Erfahrungen, ich habe versucht möglichst wenig zu Bewerten. Gliederung: Die Schule, Das Kollegium, Fragen, Selbstreflexion.

Für die einen die Kurzfassung: Es geht mir gut, ich habe eine interessante Arbeitsstelle. Mit meiner Position als Deutsch-Experte komme ich klar, auch wenn mich das Unterrichten und die Sprache anfangs sehr überfordert haben. Im Februar geht die Schule wieder los und ich freue mich nach zwei Monaten Sommerferien und Reisen sehr darauf.

IMG_1363-002Einleitung

Durch die Reise habe ich Abstand von meiner Arbeit bekommen und habe Zeit gefunden um zu reflektieren, wie es momentan hier (für mich) läuft. Auch das ruhige Seminar hat mir die Chance zum Austausch gegeben und ich konnte meine Rolle auch in den kulturweit-Kontext nochmal neu einordnen. Das hat mir am Anfang sehr gefehlt, weil ich ankam, und das gemacht habe, was gebraucht wurde. Ohne nach links und rechts zu gucken, einfach durch. Manchmal war das so, wenn ich mal sehr überfordert war mit der Situation in der Klasse. Wenn eine Stunde ungeplant oder gegen meinen Plan verlaufen ist und ich mir nicht sicher war, wie ich dazu stehe, weil ich weiter gehetzt bin zur nächsten Stunde. Und dann gibt es die Tage, an denen ich viel herum sitze, mit meinem PC am Schreibtisch. Keine Motivation habe im Unterricht zu assistieren oder dabei zu sitzen. Keine Lust habe, die Nachhilfestunden vorzubereiten. Sondern da sitze, manchmal auch ohne Nachzudenken, manchmal auch mit Gedanken über die Situation hier und die Situation, die kommen wird, wenn ich wieder in Deutschland bin.

Aber soweit ist es noch lange nicht, ich habe noch satte acht Monate, auf die ich mich freue. Sehr freue.
Genug der Einleitung, ich fang‘ jetzt mal strukturiert an.

Die Schule

IMG_0911Das Colegio Aléman Frederico Froebel ist eine private Bildungseinrichtung in Cochabamba. Wenn ich mit Taxifahrern spreche und erzähle, wo ich arbeiten, kommt meistens diesselbe Reaktion: Ja, das ist eine der besten Schulen hier. Es gab mal eine andere, katholische Privatschule, die auch einen sehr guten Ruf hatte, aber dann ist der Orden mit seinem Geld wieder aus der Stadt verschwunden.
Das schmeichelt mir natürlich, Lob über meine Arbeitsstelle zu hören. Ein guter Ruf ist immer was wert. Aber genau das ist es: Das Geld, was es vielleicht wert ist, können sich nicht viele Eltern für ihre Kinder leisten. 150$ kostet ein Schulmonat pro Kind, wenn ich richtig informiert bin. Ab dem dritten Kind bezahlt man nicht mehr für weitere Schulanmeldungen.
Die Schule ist unübersichtlich, viele Sachen laufen aus meinem Blickwinkel kreuz und quer. Einige Sachen laufen hier anders, als ich sie mir vorstelle, aber das ist nicht schlimm. Es wird viel getanzt und geübt für Aufführungen. Der Sport ist auch sehr wichtig, das belegt zumindest die goldene Ehrung- und Pokalwand im Eingangsbereich der Schule.

Unser Kollegium

IMG_1580Die Lehrer an der Schule sind mir bisher durch die Bank weg positiv begegnet. Ich bin ja ein bunter Hund, also kennt man mich mittlerweile, und ich habe noch keine schlechte Erfahrung mit den Lehrern gemacht. Viele finde ich sehr nett, gegen einige habe ich schon im Futsal gewonnen (gut, gegen die Mehrheit habe ich leider auch schon verloren), und alle schauen mich interessiert, aber auch mit Respekt an, wenn ich beispielsweise draußen Unterricht gebe.
Das Deutsch-Kollegium ist in einem anderen Lehrerzimmer untergebracht, nahe dem Gang der Deutsch-Lehrräume. In fünf Klassenzimmern wird täglich Deutsch unterrichtet und mit meiner Chefin und mir sind wir 7 „Lehrer“. In Anführungszeichen, weil meines Wissens nur zwei von Ihnen wirklich Lehramt studiert haben. Vielleicht kommen bald noch neue Praktikant*innen dazu, es gibt Bewerbungen von deutschen Studenten.
IMG_1589So wie es momentan ist, gefällt mir die Situation ganz gut. Ich komme mit eigentlich allen gut aus, biete meine Hilfe an und habe gute Gespräche in den Pausen. Für meine Reise habe ich von einem Lehrer ein Erich Kästner-Buch geschenkt bekommen, was ich immer in der Jackentasche hatte (also, auch mal in der Hand, sonst wäre das mit dem Lesen so schwierig geworden). Ich gehe also täglich gerne in dieses Lehrerzimmer 🙂

Beobachten und Fragen

IMG_1530Warum die Kinder hier Deutsch lernen? Ich verstehe es nicht ganz. Das überall erklärte Ziel „Studieren in Deutschland“ ist in meinen Augen nur schwerlich zu erreichen. Gut, es mag Ausnahmen geben – Muttersprachler oder sehr fleißige Schülerinnen und Schüler.
Warum ist es nicht so einfach zu erreichen? Für internationale Studiengänge an deutschen Universitäten wird kein deutsches Sprachdiplom (DSD) gefordert. In Ordnung, aber wie sieht es mit den anderen Studiengängen aus?
Um eine Hochschulberechtigung zu erlange, braucht man ein Zeugnis, dem Abitur gleichwertig. An großen Auslandsschulen wie in La Paz, wird das DSD II angeboten und abgeprüft. In Cochabamba ist es seit einem Jahr möglich das DSD I – Zertifikat zu erwerben. Das entspricht in etwa dem Niveau B1. Um an einer Uni zu studieren, braucht man aber B2/C1.

Zur Erinnerung, wem die Buchstaben gerade nichts sagen: Es gibt drei Niveaustufen im Fremdsprachen-Bereich: „A bescheinigt Kenntnisse für die elementare Sprachverwendung, B für eine selbstständige Sprachverwendung und C für eine kompetente Sprachverwendung.

Quelle: http://www.kmk.org/bildung-schule/auslandsschulwesen/deutsches-sprachdiplom.html

LogoIn diesem Jahr haben 22 der 70 Prüflinge die Prüfung zu B1 bestanden.
Die anderen sind auf dem Niveau A2, was nach einer Schulausbildung mit dem einzigen Fremdsprachenunterricht im Fach Deutsch, an unseren Standards nicht viel ist. Wir legen in unseren Abiturprüfungen nach derselben Zeit Fremdsprachenunterricht im Fach Englisch mit B2/C1 ab.
An der Schule war die Freude groß, dass 22 der 70 B1 bestanden haben. Wenn ich richtig rechne, sind das knapp über zweidrittel der Schüler, die nicht bestanden haben. Oder anders gesagt, etwa jeder dritte hat bestanden.
Und es gibt also Schüler, die nach so vielen Jahren die Schule ohne DSD I verlassen, was den Titel „Colegio Aléman“ im ganzen relativiert.

Selbstreflexion der Rolle

Als Freiwilliger habe ich ein breitgefächertes Aufgabenspektrum in der Einsatzstelle. Unterrichten gehört offiziell nicht dazu. Ich habe, wenn man es Unterricht nennen mag, von Anfang an Unterricht gegeben. Auch weil ich wollte, aber größtenteils weil „Not am Mann“ war.
Von weiter weg betrachtet laufe ich im normalen Trott mit, ich habe noch keine eigenen Projekte verwirklicht, sondern bin eingesprungen, wenn ich gebraucht wurde. Habe Stunden übernommen und im Buch weitergearbeitet, einen Film gesehen oder neue Themen (Kultur, Grammatik) in die Zeit gepackt.
Der Unterricht hat sich in etwa im Gleichschritt mit der Sprache verbessert. Die Abhängigkeit von meiner eigenen Sprachkompetenz ist doof. Es ist ungewohnt anstrengend deutsche Grammatik zu erklären, aber in einer Fremdsprache ist das noch ungewohnter und anstrengender. Mir fehlen die manchmal Worte, obwohl ich viele Sätze aus den anderen Unterrichten mitgenommen habe. Das Unterrichten alleine wäre wahrscheinlich schon ausreichend Grund für meine momentane Überforderung 🙂 Aber ich versuche es gelassen zu nehmen, wenn etwas nicht klappt. Und es klappt öfter mal nicht. Das habe ich gelernt: Nicht an die Perfektion oder Patentlösungen glauben. Und Herauszufinden, was mir in solchen Momenten hilft. Manchmal gehe ich aber auch triumphierend grinsend aus dem Klassenzimmer und klopfe mir innerlich selbst ein wenig auf die Schulter. Unterrichten bringt mir Spaß und ich werde besser darin. Vor allem strukturierter, was den Stoff und die Methoden angeht. Das ist schön zu merken.
In meinem Unterricht ist Vieles anders, im Vergleich zu den alltäglichen Deutschstunden. Ich bringe viel Motivation und Mut mit ins Klassenzimmer, das überrascht die Jugendlichen. Und ich lächle mehr und mache manchmal sogar Witze. Manchmal aber nur für mich selbst, aber immerhin war es in meinem Kopf dann lustig 🙂
Anfangs habe ich versucht auf den netten Kumpel zu tun. Doch im letzten Unterrichtsmonat vor den Sommerferien kam die Klausurenphase und mir eins bewusst: Es geht um Noten, leider. Und es bringt ihnen wahrscheinlich nicht viel, wenn ich über die Tische tanze und vorne meine eigene Musik anmache. Und vielleicht untergräbt es die Stellung der vorne-stehenden-Person im Allgmeinen. Ich will schließlich auch etwas vermitteln und ernst genommen werden. Trotzdem bin ich immer noch davon überzeugt, dass man mit Spaß besser lernt als mit Angst. Kein Aber. Ich werde respektiert, nicht wegen meinem Alter oder meiner Stellung, sondern weil ich mehr über Deutsch weiß als sie. Was ich meine: Ich bin im Zweifel nur 2 Jahre älter als meine ältesten Schüler. Und ich vergebe keine Noten, mit denen gedroht werden könnte. Ich bin in der Position des Helfers und Ansprechpartners, wenn man nicht direkt zum Lehrer gehen will. Hausaufgaben mache ich aber natürlich nicht 🙂
Es ist gut, dass es meine Stelle an der Schule gibt. Und es ist auch gut, dass ich auf dieser Stelle bin, ich will das nicht jedem zumuten um ehrlich zu sein. Dafür werde ich mich auch am Ende meiner Zeit hier stark machen, weil ich die Überforderung am Anfang einfach viel zu krass fand.

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Sonniges www – Weihnachten weit weg

4 Wochen Peru enden im letzten Beitrag, ab jetzt reise ich in Bolivien.

Nach dem *hier Adjektiv einsetzen* Grenzübergang zu Bolivien, sind wir also in Copacabana gelandet. Nein, nicht Brasilien, ich sagte ja Grenzübergang Bolivien. Angekommen, gibt uns eine nette Frau für 3€ die Nacht ein Bett (+warme Dusche) und wir kochen frittierte Süsskartoffeln mit Mayo und Zwiebeln.

IMG_1123Am Weihnachtsmorgen frühstücken wir Avocado-Brötchen und packen unsere Sachen für die Insel. Das erste Boot bringt uns rüber zur Isla del Sol. Dort angekommen geniessen wir die Sonne und die Natur zu 100%. Vielleicht hätten 90% auch schon gereicht, denn wir holen uns an Weihnachten den übelsten Sonnenbrand, den wir seit Langem hatten. Den ganzen Tag waren wir draussen und wanderten von Süd nach Nord und wieder zurück. IMG_1235Abwechselnd bestaunen wir die bolivianische und die peruanische Seite des Sees. Riesige Aussicht, einmal mit den 6000ern von La Paz und leichten Wolken zur Rechten. Auf der anderen Seite das in der Sonne blinzelnde Puno. Blauer Himmel, glitzernde Wellen, weisse Strände und selbst auf einem hohen Berg (4000m): Insgesamt ein toller Tag, an den man sich auch ohne diesen fiesen Sonnenbrand erinnert hätte.
Dann wird es dunkel und der Sonnenuntergang malt den Himmel an. Schnell wird es kalt und die Aussicht verschwindet. Zum Abendessen gibt es wohlverdiente und wohlschmeckende Forelle (Trucha) mit einem bolivianischen Wein.

Das war also Weihnachten weit weg.

Mir hat es gefallen, Christoph auch. Wir haben wenig Zeit gehabt etwas zu vermissen und eine schöne Wanderung gehabt.IMG_1247IMG_1291
Aber nächstes Jahr darf es für mich auch gerne wieder zu Hause sein.

Jetzt fahren wir nach La Paz, um dort in den Yungas (Regenwaldgebiet) zu wandern. Das wird anders, mit weniger Sonne, aber auch schön. Ich freue mich drauf (besonders, wenn der Sonnenbrand verschwunden ist).

 

Liebe Grüsse von der Sonneninsel wünscht
Lukas the Rednose Reindeeir 🙂

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 Tschau 🙂

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Das Dilemma auf dem Titicacasee

IMG_1071Interessant waren die Islas flotantes – die schwimmenden Inseln auf dem Titicacasee.
Eine etwa 900 Jahre alte Kultur, die bis heute weiter besteht. Die Mitglieder dieser Kultur sprechen Aymara und bewohnen die aus Schilf selbstgebauten Inseln mit ihren Familien. Sie nennen sich Uros – einige von ihnen empfangen heute Touristen und erklären ihre Tradition, andere leben weit ab von dieser Welt. Wir haben natürlich erstere besucht, obwohl zweitere wohl viel spannender gewesen wären.

IMG_1045Alfonso, der Insel-Präsident begrüsst uns auf Aymara in seinem kleinen Dorf. Er erklärt, wie sie die Inseln bauen und instandhalten. Er ist sichtlich stolz, die Tradition seiner Vorfahren zu leben. Eine Insel zu bauen ist sehr schwierig und langwierig, sagt er. Es müssen viele Schilfschichten aufeinander gestapelt werden, immer gekreuzt kommt Schicht für Schicht auf das schwimmende Fundament. Das Schilf kann man essen, zumindestens den weissen, unteren Teil und so probieren wir die spontan angebotene Mahlzeit. Gar nicht mal so schlecht, macht sicherlich auch satt, eben auch etwas basico dieses Gericht 🙂
IMG_1052Alfonso guckt betrübt, als er erzählt, dass die Jüngeren oft den Wunsch haben, die Inseln zu verlassen. Er könne es aber verstehen, er sorge sich auch um das Geld. Wenn die Jugendlichen sehen, wie Gleichaltrige in Puno ihr Leben gestalten, kommt schnell die Frage nach den eigenen Möglichkeiten auf. Nur verständlich, doch vom Fischfang und der Vogeljagd lässt sich keine vernünftige (Uni-)Ausbildung auf dem Land finanzieren, so lautet das Dilemma.
Fun Fact am Ende, damit es nicht ganz so traurig endet: Die Inselbewohner müssen, wenn sie mal müssen zum Festland fahren. Auf den Inseln gibt es nämlich keine Toiletten.

Schwimmende Einkaufsläden versorgen die vielen kleinen Inseln

Schwimmende Einkaufsläden versorgen die vielen kleinen Inseln, Schokoriegel hatten sie auch sehr leckere

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Die Show von Puno

Puno, ist wie im Reiseführer beschrieben, keine Touristenhochburg wie Cusco oder Arequipa. Das liegt sowohl an den Inkas als auch an den Spaniern.
Keine imposanten, riesigen Steinstätten mit mystischem Charakter, wie in Cusco und Umgebung. Keine überdimensionierten Plätze mit der weissen Architektur der Erobere, wie in Arequipa.
IMG_1089Sondern einfach nur eine peruanische Seestadt, die mich an Cochabamba erinnert. Touristen nutzen es meistens zur Durchreise zur Halbinsel Copacabana auf der bolivianischen Seite, und so ist es sehr einheimisch in den Strassen. Ein Grund mehr, hier länger zu bleiben für mich.

Die Situation: Ein ruhiges Hostel in der Innenstadt. In der Küche versammelt sich die ganze Familie mit grossen Augen, als wäre schon Weihnachten. Dabei hatte ich nur ein Omlette zum Abendessen machen wollen (muy basico, aber macht satt). Ich glaube, all zu oft haben sie einen Mann noch nicht an den Herdplatten gesehen. Nun gut. Let the show begin. Als ich sie bemerke, lege ich den Löffel beiseite und werfe die Gemüsepfanne in die Luft. Nach ein paar Umrührversuchen sage ich mir, du machst das so lange, bis etwas daneben geht. Mache es etwas zu lange und die Familie verliert beinahe ihr Interesse an der Vorführung. Doch dann das grandiose Finale: Triumphierend giesse ich das Ei aus 30cm Höhe ein. Schnell bekomme ich den geforderten Applaus und man wirft sich Blicke zu, als würde es jetzt an der Zeit sein zu gehen. Abends kommt Christoph und wir tanzen mit den Kindern, während wir zu Musik abspülen.
Ein denkwürdiger Auftritt des Europäers, aber das soll mich nicht stören.
Bald kommt schließlich der Zirkus in die Stadt.

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Tourismus trifft auf Tradition

Reiseblog #5 
In der Nähe von Cusco, 17/12/15
IMG_0521Wir sind unterwegs mit einem Pass, welcher den Eintritt zu kleineren Inka-Stätten mit einem Guide ermöglicht. 130 Soles kostet er, nicht gerade wenig, etwa fünf Hostelnächte. Die Stopps sind so geplant, dass die örtlichen Märkte mit ihrem farbenfrohen Kunsthandwerk von uns profitieren, ich vermute eine Absprache, kann es aber niemanden anlasten. Sie sind gefüllt mit Ohrringen, bunten Tüchern, selbstgestrickten Lamapullis und Schals, mystischen Quarzen, bestickte oder bemalte Leinwände und vielem Mehr.

Ich aber habe genug von den „amigo, amigo“-Rufen der Verkäufer*innen und ausserdem Hunger. Also suche ich nach Empanadas und lasse den Einkaufsrummel hinter mir. Ich finde ein Haus am Fluss vor der Ortschaft und trete hungrig ein. Vor der Brücke steht ein Schild, das mich glücklich macht: Hay Empandas!
Hinter der Brücke treffe ich auf Juliana, sie ist klein, Mitte 40 und lebt in diesem Haus mit ihren vier Kindern. Sie verkaufe hier vier Sorten, alle mit Quinoa gebacken und gefüllt von süss bis herzhaft. Fabelhaft, denke ich und fange an zu probieren. Sie lacht über mein Gesicht, als ich den mit Fricasee im Mund habe, ich hatte die Schärfe erst bei dem Exemplar „picante“ erwartet..
Wir kommen ins Gespräch, so gut das mit meinem castellano eben zulässt, es scheint ihr recht zu sein. „Normalerweise“, beginnt sie, „muss ich keine Empanadas verkaufen, ich bin Bäuerin. Nichts ist einfach im Moment, es fehlt der Regen hier“. Ich bin froh, dass ich mich nicht lange vorstellen muss oder eine Frage formulieren muss und höre zu. Sie wirft ihr Gesicht in Falten, „Es hätte schon den ganzen Dezember regnen müssen, aber es ist einfach nur trocken“, nein, ob das mit El Niño zusammenhänge, wisse sie jetzt auch nicht. Dann deutet sie auf den flackernden Ofen, „Hier backe ich die Empanadas aus unserem Quinoa mit meinen Söhnen und Töchtern.“ Ihr Mann habe eine Arbeit auf dem Bau in Cusco gefunden. In der Stadt werde immer gebaut. „Wenn der Regen kommt, ist er wieder da, dann können wir unser Land bewirtschaften. Dann kann ich das tun, was ich gerne tue. Tourismus ist anstrengender als Landwirtschaft. Weil man viel daran verdienen kann, versuchen viele ihr Glück als Touranbieter, Schmuckverkäufer oder als Bedienung in einem neueröffnenten Restaurant.“ Ich zeige auf meinen Lama-Pulli, den ich zwei Dörfer weiter in einem schwachen Moment bei 40% Preisnachlass gekauft habe. Sie nickt und sagt, die Gewinnspanne sei sehr hoch, bei solchen Podukten, besonders wenn sie von Hand gefertigt wurden. Es wundere sie nicht, dass der Verkäufer soweit runtergehen konnte mit dem Preis. Die Touristen kümmere es nicht, ob sie 200 Soles oder 120 Soles ausgeben. Dass man von den 80 Soles mindestens 6 Mal ein Menu (sopita, segundo, refresco) in einem Restaurant essen kann, bemerkten viele nicht. Sie würden nur denken: 54,50€ für einen selbstgestrickten Pullover aus Baby-Alpaka ist ein guter Preis, günstiger als Kaschmir-Pullover bei Zalando. So oder so ähnlich ist es bei mir angekommen, als sie ihre spanischen Sätze auf die Reise zu meinen Ohren schickte.
Die Kinder haben gerade Sommerferien und helfen ihrer Mutter beim Backen und Verkaufen. Aber auf dem Feld könnten sie ihr viel mehr helfen, auch deswegen erwartet sie den Regen. „Bald ist es vielleicht schon zu spät für eine gute Ernte.“ Ob sie schon für den Regen gebetet habe, frage ich. Sie schaut mich böse an und schüttelt den Kopf, was habe ich den für eine Vorstellung von ihrer Kultur. Sie hat natürlich Recht, ich habe keine Ahnung von der Kultur der Menschen in den Anden.

Aber nun habe ich einen Einblick erhalten und sie lächelt wieder, wie könnte ich auch, nach drei Monaten in Lateinamerika, sagt sie versöhnlich. Ich kaufe noch einen Empanada für den Weg und setze mich wieder in den Bus zur nächsten Inkastätte. Wie die Anderen. Und weg bin ich, verschwunden aus Julianas Welt, aber mit einem Teil davon im Gepäck zu anderen Orten.

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¿Weihnachten und Machu Picchu?

Reiseblog #4

DSC_0965DSC_0913Moin, einen Tag nach Machu Picchu lassen wir es langsam angehen. Unsere Beine sind ordentlich am Schlottern, da wir auf der Tour, ehrlich gesagt glücklicherweise, auf Busse und Züge verzichtet hatten. Dafür tauchten wir eben so richtig in den verregneten Weg zu Machu Picchu ein. Ja, eintauchen, im wahrsten Sinne des Wortes. Naja, im Regenwald zur Regenzeit darf es schonmal regnen 🙂 Im feucht-schwülen bis nass-kalten Klima um Machu Picchu herum, war man einfach durchgehend sowohl Aussen als auch Innen nass. Und jetzt ist also in ein paar Tagen Weihnachten.

DSC_0898DSC_0726Gut, an diesem Relaxidaxi\Chillimilli\Lockerflocker-Tag sitze ich also bei Weihnachtsmusik und Zimttee im Hostel, eingewickelt in einen dicken Alpaca-Schal. Ich darf mir abwechselnd mit einem Kanadier Weihnachts- oder Rockssongs in der Lobby wünschen und es ist wirklich kalt. Vielleicht gönne ich mir später noch eine der vielen Massage-Angebote, oder gehe ins Museum – fest steht: Heute passiert nicht mehr viel.. In Richtung Fest der Besinnlichkeit erstmal ein wenig auf die Bremse treten und der Entschleunigung huldigen 🙂 Nicht hetzen, nicht Touri-Orten hinterherlaufen und die Entspannung auf dieser spanenden Reise zulassen. Das Hier und Jetzt in Peru geniessen. „Produktiv und effizient sein“ liegt mir momentan ferner denn je, falls es mir jemals wirklich nahe lag. Ich wünsche mir „Zeit ist Geld“ von Irie Révoltés und lehne mich zurück, der Kanadier fängt an zum Beat zu stampfen, ich singe mit.

Sascha Lobo schrieb zu Weihnachten 2014 bei SPON: „Beschleunigungskritik ohne Kapitalismuskritik ist Quark.“ Angesichts des durch und durch auf den Tourismus auslegten Ortes Aguas Caliente und viele Teile des sehr schönen Cuscos, kann ich da momentan gut zustimmen. Die peruanischen Präsidentschaftswahlen stehen nächstes Jahr an, und der aussichtsreichste Kandidat (Bewertung des Hostel-Mitarbeiters der unsere Musikwünsche annimmt) hat das Ziel, den Tourismus in Peru zu verfünffachen. Viele Menschen, auf unserer Route durch Peru, leben vom Tourismus und werden dieser Forderung zustimmen, meint Carlos. Hm, und das vor dem Hintergrund, dass die Umgebung von Machu Picchu durch seine Besucher, jährlich etwa 12cm absackt.

Quelle; http://bit.ly/1mdSl08

Christiane und ich vor Machu Picchu 🙂 (Quelle; http://bit.ly/1mdSl08)

Machu Picchu ist übrigens keineswegs die grösste oder früher populärste Inka-Stätte. Wobei ich der Atmosphäre des Ortes nichts absprechen möchte. Sie ist nur besonders gut mit Bussen und Zügen innerhalb weniger Stunden zu besichtigen – auch das machte es wahrscheinlich zu einem der neuen Weltwunder. Dabei gibt es auch noch Choquequirao, um einiges verborgener und grösser, jedoch nur durch eine Fünf-Tages-Wanderung zu erreichen.

In weniger als einer Woche ist  Weihnachten und es fühlt sich das erste Mal auch so an.
Bald treffe ich meinen Mitbewohner Christoph und wir werden auf der Isla del Sol (Titicacasee) Weihnachten verbringen. So ist zumindestens der Plan 🙂
In diesem Sinne eine schöne Vorweihnachtszeit.
Mit liebsten Grüssen aus Cusco,
Lukas

 

Ach herrje, jetzt hätte ich fast die Werbung vergessen.. Peruanischen Pilsen!
Endlich ein Bier nach meinem Durst, 1100ml Pilsen. Einmal auftanken bitte.
Es beginnt mit Bier und endet mit Bier. Dazwischen war schöne Landschaft, stimmt 🙂
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Colca Canyon, Peru

Blogbeitrag #4

IMG_13281Sonne auf den Bergen, hab gut geschlafen heute Nacht. Draussen sind die Berge, die Sterne verschwinden langsam. Es ist vier Uhr morgens im Colca Canyon. Es gibt im Leben viele Zeiten, das hier sind die Guten. Ich schnapp mir meine Wanderschuhe und auf geht’s in den tiefsten Canyon der Welt. Ja, sogar tiefer als der Grand Canyon.

Es ist Tag drei unserer Wanderung und ich bin noch etwas müde. Nach dem Aufstieg von etwa 1500 Höhenmetern wird es ein leckeres Frühstück auf etwa 4500 Metern geben. Aber erstmal soll es nun da hoch gehen. Wenn es wirklich so steil ist, wie es gestern beim Abstieg aussah, dann wird es verdammt anstrengend bis zum Fühstück..

IMG_1495IMG_13241 IMG_13371IMG_13141Die letzten Tage bestanden aus Cruz del Condores, dem Abstieg in die Mitte des Canyons, dem 12km langen Trek durch den Canyon und dem heute anstehenden Aufstieg zurück nach Cabanaconde. Die Bilder sind von einem französischen Familie, die eine Reise um die Welt macht. Sie haben etwa die Hälfte noch vor sich und ihren Blog mit mehr Bildern von der Wanderungen findet ihr hier: http://allolemonde1.com/2015/12/canyon-de-colca/
Um 4.30, vor dem Sonnenaufgang starten wir unsere letzte Etappe. Es sind etwa 4 Stunden angegeben, wir schaffen es in unter zwei Stunden. Unser Team besteht aus einem französischem Familienvater (Alliteration nicht beabsichtigt), einem schnellen Iren, einem wander-erfahrenen Finnen und mir. Wir ziehen los, mit unseren Rucksäcken auf dem Rücken und der Trinkflasche vor dem Bauch. Der Weg ist sehr steil, ich bin nur mit einem Mini-Frühstück, bestehend aus drei Power-Riegeln und etwas Schokolade, losgelaufen und bereue meine Abneigung gegenüber den Bananen.
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Auf unserem Weg sehen wir die Sonne aufgehen und geniessen den Ausblick über die Oase, in der wir die letzte Nacht geschlafen haben. Die Oase liegt in mitten des Colca Canyons und ist ein paradiesisch grüner Fleck zwischen den kargen Bergen. Hier wächst mehr als nur staubige Kakteen und ein paar Gräser. Hier gibt es Fruchtbäume und Fane, die vom Pool gut anzusehen sind. Unwirklich, aber ziemlich perfekt, um nach einer langen Tour die Beine schaukeln zu lassen.
Die erste Nacht haben wir nahe eines Flusses in recht rustikalen Hütten verbracht und wurden regional bekocht. Dann konnten wir noch Kakteen und süsse Früchte probieren. Da ist einmal die Agave, aus der in Mexiko der Tequila gewonnen wird, und auch Aloe Vera, ein Kaktus, der nach dem hier überall angebotenem Geflügel schmeckt. Die Früchte sind fremd und lecker, sodass wir wieder Energie für den Rest des Weges tanken konnten.

IMG_1510Ich stehe oben und fühl mich frei, und das beste ist, das Mädchen aus Bogota ist auch dabei.

#imgartenvongettis

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Oase des Glücks

Reiseblog #3

IMG_0243Nach weiteren Tagen in Lima sind wir im Paradies gelandet. Nämlich in der Nähe von Ica. Wie schön es hier ist, hat kein Reiseführer beschreiben können. Das Gute ist: Sie haben es auch nicht versucht. Also gibt es keine großen Hotels und Anlagen hier, sondern die Oase gehört ganz den Backpackern! Die letzten zwei Nächte haben wir bei einer Oase mitten in der Wüste verbracht. Umgeben von hohen Sandbergen und blauem Himmel liegt dieser romantische Ort. Wie in einem Traum. Wir liegen am Pool, entspannen, treffen tolle Menschen aus Kolumbien und Schweden und erkunden gemeinsam den Nationalpark Paracas. IMG_0368Eine Halbinsel an der Pazifikküste mit geschützter Natur. Im Boot ging es die Küste entlang, während Robben und Seelöwen uns begleiteten. Süße Pinguine, bei deren Anblick jedermanns Stimme eine Oktave übersprung, oder lautes Möwengekreische und viele tieffliegende Pelikane waren zu erleben. Toll und komplett anders eine Stunde weiter in der Wüste.IMG_0364IMG_0379

Spontan ließ sich noch ein Ausflug zum ältesten Weingut Lateinamerikas 20min entfernt organisieren. Die kostenlose Führung bestand aus Theorie und Praxis, sodass wir uns durch das Rotwein- und Pisco-Sortiment probieren konnten. Mensch, wurden wir lustig. Also auch ein guter Tag. Danach sind wir lecker Fisch essen gegangen, dazu mehr Wein, was den Tag für mich noch lustiger gemacht hat.
Liebe grüße aus dem peruanischen Paradies. Macht es gut – ich geh dann mal in die Wüste. Hoffentlich verbrennt es mich nicht 🙂

IMG_0380 Wunderschön, Peace out 😉IMG_0376IMG_0263

 

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Ein neues Gesicht von Lima

Reiseblog #2

IMG_0075Lima steht oft als die Hauptstadtmetropole am Meer dar. Das ist sehr einfach, denn es gibt wirklich schöne Ecken und einen gehobenen Lebensstandard, verglichen mit Bolivien, aber auch dem Rest von Peru. Viele Menschen laufen mit Markenlogos und angesagten Haarschnitten durch die Clubs und Kunstausstellung und spielen mit im Spiel des „Sehen und Gesehen werden“.
IMG_0172Auch der Straßenverkehr mag ungeordnet zu erscheinen, dennoch fahren die grossen Busse nach Zeitplänen an den Einkaufszentren und Kirchen vorbei. Hübsche Villen und grosse Plätze säumen die Alleen. In der Mitte der Avenidas gibt es einen auffällig gepflegten Grünstreifen mit Palmen, Blumenmosaiken und Denkmälern.
Im restaurierten Zentrum erstrahlt Lima – früher „Ciudad de los Reyes“ (Stadt der Könige) – in altem Glanz. So wie in seinen besten Zeiten, als es in Lima die erste Universität, das erste Theater und die erste Druckerei Südamerikas gab.

Doch worüber unser Reiseführer kein Wort verliert:
Die Lomas, die grünen Hügel von Lima.
Ein schwieriges Feld.

Unweit des Künstlerviertels Barranco und dem Touristeneck Miraflores geht es hoch in die Lomas. An schönen Tagen könne man wunderbar über Lima sehen, erklärt Alois, einst ein Allgäuer Bauernsohn. Mit ihm werfen wir Fragen nach Gerechtigkeit und Armut auf. Er zeigt uns Ränder von Lima.
Nicht die geografischen, aber die sozialen Ränder.

IMG_0028Seit Jahren gibt es Akteure, die das fehlende Raumverteilungskonzept Perus ausnutzen und sich öffentlichen Raum zu Eigen machen. Dafür leben sie in Banden organisiert fünf Jahre in einfachen Wellblechbaracken. Denn nach fünf Jahren wird dieses Land im Grundbuch auf sie umgetragen. So entsteht Stück für Stück der Stadtteil Villa Maria. Sehr einfache Verhältnisse und komplexe Bandenstrukturen lassen auch die Polizei zurück schrecken und so entsteht ein neues Gesicht von Lima. Das Armenviertel ist abgetrennt durch eine kalte, graue Mauer, damit auf der anderen Seite die Haarschnitte und Markenlogos spazieren können.

IMG_0054Ein spannendes Thema, denn soziale Ungerechtigkeit herrscht vor und wenige am Plaza de Armas oder den schönen Lichtfontänen interessieren sich dafür. „Lima ist ja so eine sichere und schöne Stadt, alles so toll und westlich hier“, lese ich in Webforen.
Aber hier eine andere Geschichte, nicht westlich, sondern düster. Auf den neu erworbenen Grundstücken werden Häuser gebaut und anschließend verkauft. Nach weiteren fünf Jahren ohne Wasser- und Stromversorgung im Matsch der Berge ist ein weiteres Grundstück bereit zur Bebauung.

IMG_0047 Die Lomas selbst sind ein sehr schöner, natürlicher Ort, meist nebelverhangen. Mit wunderschönen weißen Schmetterlingen auf bunten Wildblumen und Fanen ist es das grüne Herz Limas – abseits von Grünstreifen und Parks. Deswegen werden auch Rufe nach dem Titel UNESCO Weltkulturerbe laut, verhallen aber schnell im Angesicht der unaufhaltsamen Ausdehnung von Villa Maria.IMG_0041

 

Ich habe nur einen sehr kurzen Ausflug dorthin gemacht und möchte betonen, dass das Thema viel komplexer ist, als in diesem Beitrag abgebildet werden könnte. Die Informationen sind aus Gesprächen mit Alois, Eva und Martin. Ich finde das Thema sehr interessant und ich wollte es in meinem Blog erwähnen und zum Nachdenken und Informieren anregen.

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