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500 Wörter über meine erste Zeit

IMG_9634Cochabamba, Bolivien.

Ich bereite Nachhilfestunden vor. Ich lese die Deutschlernbücher. Ich hospitiere im Unterricht. Ich gebe Vertretungsunterricht. Ich erkläre die Possessivartikel im Dativ. Lasse Diktate schreiben, gebe noch mehr Vertretungsunterricht, tausche mit dem Praktikanten Josef Ideen aus, singe Lieder, male Tafelbilder, gebe mir Mühe, habe keine Ahnung, lerne viel. Wahrscheinlich noch mehr als ich dachte. Wahrscheinlich mehr als die Meisten an dieser Schule.

Soweit zu meiner Arbeitsstelle.
Mein Leben in Cochabamba hat gerade erst angefangen.

Die Chefin der Deutschlehrer hat mich vom Flughafen abgeholt und zu meinem Vermieter gebracht. Sie ist sympathisch und wird die nächsten Tage viel zu tun haben. Denn es sind die Deutsch-Sprachdiplom-Prüfungen (DSD I) – und das zum ersten Mal an der Schule. Deswegen habe ich in den ersten Tagen viel Vertretungsunterricht geben müssen. Hui, Überforderung trifft Spaß!

Ich wohne zusammen mit Dennis, einem netten Typ, der irgendwie fast alles macht. Beispielsweise spanisch sprechen. Tja, damit fange ich jetzt also auch an. Ich spreche viel deutsch hier. Das ist auf der einen Seite gut, weil ich das eben kann, auf der anderen Seite aber auch schlecht, weil ich das eben kann.

Auf der Arbeit lerne ich viele neue Wörter: Necesitas ayuda?, No lo entiendo, Copiar.
In meinem Privatleben lerne ich andere Worte: borracha, A la isquena por favor.
Richtig, ich fahre hier Trufi, Sammeltaxen, die auf undurchschaubaren Routen durch die Stadt fahren.

Blick aus einem Trufi - ganz schön was los auf den Straßen

Blick aus einem Trufi – ganz schön was los auf den Straßen

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Nein, das sind nicht Christoph und Mila, aber Bier und eine Bar 🙂

Und richtig, ich trinke ganz gerne mal ein Bier. Oder auch ein zweites. Großes Bier ist in der Bar insgesamt billiger als kleines Bier. Also trinke ich aus großen Flaschen. Mathematik war ja  noch nie so meins. Tja und borracha ist das nette Wort für rotzekackevoll.
Ich esse auf der Straße, Saltenas und Reis mit Geflügel. Und wir kochen auch manchmal selbst. Ohja, und mein Magen spielt verrückt. Hefetabletten helfen.
Apropos Hefetabletten: Ich wohne auch mit Christoph und Mila zusammen. Sie arbeiten über weltwärts in einem Kindergarten für die ärmeren Familien in der Innenstadt. Es gibt in hier recht viele deutsche Freiwillige, aber ich bin sehr froh, dass ich mit den beiden zusammen wohne.
IMG_9625Gestern haben wir einen Geburtstag gefeiert, mit Pizza und Rotwein. Und verbranntem Kuchen  🙂 Nein, kein hektisches bei Facebook Nachsehen, nicht meinen Geburtstag.

In den ersten Tagen musste ich viel arbeiten. Ich bin von 8 – 15.30 in der Schule und kann glücklicherweise mit dem Schulbus fahren. Am zweiten Tag bin ich gefragt worden, ob ich nicht Fußball spiele. Ich sagte: Gerne, aber schlecht. Das Motto gilt glaube ich für meine gesamte neue Mannschaft. Schön, mal wieder Sport zu machen. In 2500m Höhe. Schön anstrengend.

Die Kinder nennen mich Profe oder Lukas und ich nenne sie Chicas y Chicos. Wenn es schlecht läuft auch mal Kinners. Kann ja schließlich nicht immer gut sein, so eine Unterrichtsstunde. Kennt man ja.

Ich lerne viel, ich genieße viel, ich vermisse wenig. Also meine Familie und Franzi und ein paar von euch anderen schon. Aber ansonsten fehlt mir hier nicht viel.

Heute gehen wir wandern 🙂

Euer Lukas

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