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Über Rassismus.

Als Christoph Kolumbus das erste Mal amerikanischen Boden betritt, leitet er damit eine Ära der Kolonisierung ein, deren Ergebnis die brutale Plünderung der kolonisierten Territorien, Genozide und der Sklavenhandel sein wird. Die Trennung und Hierarchisierung der Menschen nach ‚Rassen‘ ist die Ideologie, die dem Kolonialismus zugrunde liegt und aus dem Blickwinkel der Kolonisatoren seine grausamen Folgen „rechtfertigte“.

Einführung Schritt für Schritt

mr-bean-6Der Begriff „Rassismus“ besteht aus dem Wort “Rasse”, welches seit dem 15. Jahrhundert in Europa benutzt wird. Es geht hier im ersten Schritt um phänotypische, also äusserliche Merkmale. Beispielsweise werden Hautfarbe, Grösse, Gewicht oder Ohrengrösse “bedeutungsgeschwängert”. Später wird Trägern des Merkmales eine kulturelle Komponente hinzugefügt, die sie nun unverwechselbar klassifiziert und neben den körperlichen Merkmalen erkennbar macht. Damit wird nun der Gruppe der Klein-Ohrigen beispielsweise generell Gastfreundlichkeit und Lockerheit unterstellt. Das wir dann kulturelles Merkmal aller Anhänger der Gruppe gesehen.

Soziale Mechanismen, schlimme Folgen

Das bedeutet, es gab nie eine wissenschaftliche Grundlage für die Aufteilung der Menschen in „Rassen“. Das Thema wurde zwar in der neueren Genforschung nochmals aufgenommen, es konnte aber schnell gezeigt werden, dass es nicht möglich ist, Menschen nach der Häufigkeit des Auftretens einer bestimmten Genkombination einzuteilen. Die Unterschiede innerhalb einer als genetisch gleich definierten Gruppe sind genauso groß, wie die Unterschiede zwischen zwei als genetisch unterschiedlich definierten Gruppen. Diese Tatsachen bedeuten allerdings nicht, dass es keinen Rassismus gibt, sondern nur, dass er nicht auf biologischen Fakten beruht.

Das ist doch rassistisch!

Auf dem Vorbereitungsseminar von kulturweit wurde die Theorie von Kalpaka (1990) verbreitet, dass es wichtig ist, von wem eine “Rasse” definiert werde. Wird es von Priviligierten, beispielsweise weissen Freiwilligen definiert, so ist es Rassismus. Eine solche Definition der betroffenen Gruppe hilft zwar nicht unbedingt zur Aufbrechung von Stereotypen, aber da die unterpriviligierte Gruppe nicht die Macht hat, die Bezeichnung der stärkeren Gruppe zu ändern, kann es nicht als Rassismus bezeichnet werden. Ich stimme dem Ansatz grundsätzlich zu, habe ihn aber in der Praxis noch nicht erlebt. Sollte mich aber jemand aus einer potenziell unterpriviligierten Gruppe daraufhinweisen, etwas sei für sie aus meinem Mund rassistisch oder in diesem Sinne verletzend, werde ich nicht mit ihr diskutieren, sondern mich entschuldigen. Als jemand, der niemals Opfer von Rassismus geworden ist, noch dazu viele Türen nach und nach geöffnet bekommen hat, sehe ich kein Recht, mich einer solchen Beschuldigung zu widersetzen. Auch wenn ich in Bolivien als Gringo bezeichnet werde, ist das für mich nicht als Rassismus, allerhöchsten ist es eine Art von Diskriminierung, die ebenfalls auf Vorurteilen aufbaut, aber in einer globalen Welt mit ihren Herrschafts- und Machtverhältnissen für mich recht verständlich ist.

Weiterentwicklung und unsere Position

Nach dem zweiten Weltkrieg und dem damit einher gehenden Genozid an Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma wurde der Begriff ‚Rasse‘ diskreditiert. Das bedeutet allerdings nicht, dass es Rassismus seitdem nicht mehr gibt, im Gegenteil, er offenbart sich meistens, indem explizit auf eine bestimme „Ethnie“ oder „Kultur“ einer Person hingewiesen wird.

Nach der Hochzeit des Kolonialismus, nein – nicht die im Standesamt oder in der Kirche, sondern der besonders aktiven Ära des Kolonialismus, nach dieser jedenfalls wird nicht mehr von unterschiedlichen „Rassen“ gesprochen, sondern also von Kulturen. Von Unterschieden, von Unvereinbarkeiten und Stereotypen.

// Wir, als Menschen, die zwischen den Kulturen ein halbes oder ganzes Jahr verbringen // Wir, die den Begriff „Transkulturalität geschätzte 50-Mal auf unseren Seminaren hören // Wir, die kulturweit-Freiwilligen und Alumnis sollten den Neorassisten von AfD, FPÖ, Geert Wilders aus den Niederlanden und Marine le Pen und ihrem rechten Front National entschieden entgegentreten.

Ein Zitat zum Schluss

„Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Wortes Rasse, bleibt aber bloß ein Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch.“

Theodor W. Adorno

Kolumbus nicht glorifizieren 😉 Position auch in Deutschland reflektiert einnehmen und überlegen, wie man eigene Erfahrungen teilt.

Teile des Beitrags sind aus folgenden Beiträgen entsprungen: http://www.whitecharity.de/wp-content/uploads/Konrad.pdf und http://content.ub.hu-berlin.de/monographs/toc/ethnologie/BV025907546.pdf

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